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Grummelnd und noch immer müde stützte sich der Murmeltiger auf seine Vorderbeine und hielt eine Pfote über seine Augen, um zu sehen was ihn so blendete. Es war Winter und der Murmeltiger war gerade erst eingeschlafen, der Sonnenaufgang konnte es also nicht sein. Genervt versuchte er etwas zu erkennen, doch er sah nichts, so sehr wurde er vom hellen Licht geblendet. Er dachte sich: Hoffentlich ist das nur ein blöder Traum und ich wache gleich wieder auf. Daraufhin ließ er sich gleich wieder in sein Grasbett fallen.

Das nächste, das ihn weckte war ein Geruch. Die Augen hatte er zwar noch fest verschlossen doch die kleine Nase des Murmeltigers zog einen verbrannten Mief ein. Keine Sekunde später war das Tier wach. Noch verärgerter als vorher zwang er sich aus seinem gemütlichen Bett und schlurfte gähnend zum Eingang seiner Höhle, um zu sehen, was ihn aus seinem Schlaf gerissen hatte. Er brauchte nicht lange, um die Augen weit aufzureißen und hellwach zu sein. Vor seiner Höhle hatte sich ein riesiges Feuer ausgebreitet.

Er war wie gelähmt. So etwas hatte der Murmeltiger noch nie zuvor gesehen. Er drehte langsam den Kopf, in der Hoffnung dass noch nicht alles um ihn herum verbrannt war. Doch um ihn herum waren nur verkohlte Bäume mit leeren Ästen zu sehen. Er brauchte eine Weile, um zu verstehen, dass er schleunigst verschwinden musste, um nicht wie die Hälfte seines geliebten Waldes zu enden.

Doch der Abschied fiel ihm schwer. Er schaute auf sein gemütliches Bett, in welchem er so viele schöne warme Nächte verbracht hatte. Er wusste, dass seine ganze Höhle vom Feuer zerstört werden würde, und das machte ihn unendlich traurig. Doch er musste verschwinden. Er rannte ein letztes Mal in die Höhle, um sich das kleine Täschchen mit seinem Lieblingsfenchel zu schnappen, rannte wieder vor seine Höhle und drehte sich hektisch in alle Richtungen.

Er erkannte die Lichtung, die noch vom hellen Mondlicht beleuchtet wurde. Mit schnellen Schritten lief er mit dem Feuer auf die Lichtung zu. Keine zwei Meter trennten ihn von der heißen lodernden Wand. Der Murmeltiger war es nicht gewohnt schnell zu laufen, das und die Wärme des Feuers sorgten dafür, dass er schon nach wenigen Minuten außer Puste war.

Doch die Lichtung war noch lange nicht erreicht! Er merkte wie schwer ihm das Atmen fiel und wie seine Schritte langsamer wurden. Er biss seine scharfen Zähne zusammen und beschleunigte wieder. Doch schon kurze Zeit später musste er stehen bleiben. Er bekam keine Luft mehr. Ihm wurde schwindelig und er merkte wie die Flammen immer höher wurden. Er spürte die Hitze auf seinem Fell und hatte das Gefühl, er würde von den immer höher werdenden Flammen umschlossen.

Keuchend drehte er sich im Kreis, versuchte einen Ausweg zu finden, doch es war zu spät. Ihm wurde schwarz vor Augen und er ließ sich erschöpft auf die Erde fallen.

 

,,Haaalllllooooo! Hörst du mich?“ fragte eine laute Stimme.

,,Lass ihn Jonald, der ist doch eh schon tot.“ meinte eine andere.

Langsam öffnete der Murmeltiger seine Augen. Er nahm erst verschwommene Umrisse von zwei Gestalten wahr. Als er merkte, dass es sich um zwei Bergziegen handelte, riss er die Augen weit auf, stützte sich auf und rutschte erschrocken so weit wie möglich weg von ihnen.

Als wäre das nicht genug, war er so weit nach hinten gerutscht, dass er mit den Vorderbeinen rudernd ins Wasser fiel. Augenblicklich versank er im eiskalten Wasser. Obwohl der Murmeltieger ein guter Schwimmer war, hasste er es zu schwimmen und es ärgerte ihn, dass er jetzt dazu gezwungen war. Außerdem fand er das Wasser viel zu kalt.

Sobald er das Ufer unter seinen kleinen Tatzen spürte, zog er sich fluchend aus dem Wasser und rannte erstmal fünf Runden um den See, um auch ja jeden Tropfen Wasser von seinem Fell zu bekommen.

Als das erledigt war, blieb er wütend vor den Ziegen stehen, welche ihn erschrocken ansahen. Er stemmte demonstrativ die Hände in die Seiten und schnauzte die zwei Bergziegen grimmig an: ,,Was macht ihr in meinem Wald? Das hier ist mein Revier und ich möchte hier keine anderen Tiere sehen, und schon gar nicht solche blöden weißen Zicken wie euch! Verschwindet!“

,,Wie bitte?“ fragte die eine Ziege. ,,Also erstens bist du hier in unserem Revier. Zweitens haben wir dir dein Leben gerettet du undankbares…….äh…...Jonald, was für ein Tier ist das eigentlich?“

Jonald musterte den Murmeltiger und runzelte fragend die Stirn.

Das machte diesen nur noch wütender: ,,Äh Hallo, ich bin ein Murmeltier, das sieht man ja wohl!“ Und bevor die Ziegen antworten konnten hatte er sich auch schon umgedreht und war mit großen Schritten davongestampft.

Jonald sah ihm verwundert nach. ,,Komisch, ich hätte schwören können, dass er ein Tiger ist.

Auch sein Freund musste lachen. „Ja, so ein Temperament habe ich bei einem Murmeltier noch nie gesehen.“

Der Murmeltiger suchte sich beleidigt eine neue Höhle und verbrachte dort den Rest seines Winterschlafes ohne weitere Störung.

Meine Schritte hallten über den Waldboden. Der Wind wirbelte die vielen Blätter durch die Luft, während ich den breiten Waldweg entlang eilte. Ich wurde immer schneller.

Ich versuchte möglichst gleichmäßig zu atmen, was mir unglaublich schwer fiel.

Immerzu wandte ich mich nach hinten um und stellte dabei erleichtert fest, dass niemand zu sehen war.

Der Wald schien dunkel und düster und meine Schritte klangen übernatürlich laut in der Stille. Ich keuchte. Allein die frischen und herbstlichen Farben der Blätter, die auf dem sandigen Boden verteilt lagen, lösten die erdrückende Stimmung. Grüne, rote, gelbe.

Ich hatte mich über die Bedeutung dieser Farben informiert: die Farbe Grün steht für Gift, Rot für Feuer oder Glut und Gelb für den Optimismus…

Ganz genau, bleib optimistisch, dachte ich. Es sind schöne Farben.

Doch während die Farben einerseits Wärme und Schutz versprachen, raschelten die Blätter laut, als wollten sie mich verraten. Meine Schritte wurden hektischer.

Ich wusste, mir blieb nicht mehr viel Zeit.

Ich legte einen Sprint ein. Hauptsache fort, bloß weg von hier. Ich lief und lief, so schnell mich meine Beine trugen. Nein, dachte ich, die Zeit darf noch nicht um sein, ich muss noch weiterkommen…

Dann vibrierte meine Uhr. Ich blieb stehen und sah keuchend auf das Display. „Vier Kilometer“, flüsterte ich.