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Aktuelles

etwas, das sich wie aus einem anderen leben anfühlt  

 

wenn ich nach hause komme, ist die luft in meinem zimmer dünner. vor allem dann, wenn die musik mich nicht mehr so berührt, wie sie es gestern getan hat und meinen kopf gedanken füllen, die ich noch nicht ganz begreifen kann, weil ich es mir noch leisten kann, nicht nach ihnen zu greifen.  

das haar, das sonnenstrahlen einzufangen schien ist kürzer. die locken haben sich aus dem strengen zopf gelöst und ihr gesicht umrahmt jetzt ein pony, das immer da zu sein schien. ich weiß gar nicht mehr, wie sie ohne aussah.  

seine blicke sind abweisender, wenn er geht, dreht er sich noch immer nicht um und die distanz zu manchen menschen wird von erinnerungen gefüllt, die nicht schön genug sind, um sie zu  überbrücken, aber ich, wenn ich zurückblicke trotzdem noch in ein warmes licht tauche.  

meine nostalgie ist von einer tragischeren schönheit und dort wo sie ein lächeln in mein gesicht gezaubert hat, füllt sie meine augen nun mit tränen. 

meine ängste sind andere, von denen meine wünsche manchmal gar nicht zu unterscheiden sind, und wenn ich nach der schule nach hause komme, atme ich erleichtert aus, aber ich merke, dass die luft in meinem zimmer dünner ist. vorallem wenn mich die musik nicht mehr so berührt, wie sie es gestern getan hat, ich nicht nach den gedanken greifen will, die versuchen meine zukunft zu illustrieren und mich, mit einem klos im hals, an das erinnere, was mal war.  

alles ist anders und hebt sich von dem was mal war ab. langsam, schleichend. so dass ich es zuerst nicht bemerke, bis ich plötzlich die augen aufschlage und mich im vorgestern nicht wiedererkenne, weil mich ihre musik nicht mehr berührt und die gefühle und gesichter, die meine welt füllen, nun andere sind. 

Alles anders 

Plötzlich war alles anders. 

Als du langsam immer mehr und mehr vergessen hast.  

Da wurde aus „du bist meine Enkelin“, „sind Sie meine Ärztin?“. 

Du warst die Oma, die jedes nur erdenkbare Gedicht auswendig konnte, die Oma die uns Kindern die russische Literatur beibrachte, schließlich warst du Lehrerin und wolltest dein Wissen unbedingt weitergeben. 

Doch dann kam der Sommer 2019. Hätte ich nur gewusst, dass es unser letztes Treffen ist, hätte ich wohl einiges anders gemacht... 

Wir sprachen miteinander und es war alles anders, du hast mich kaum erkannt, aufgrund deiner Demenz.  

Diese gottverdammte Demenz. 

Die Krankheit schritt fort und damit auch du. 

 

Doch einem bliebst du für immer treu, bis zu deinem letzten Tag; deinen Händen. 

Diese Hände die mich in meine Wange gekniffen haben, wenn wir uns sahen. Diese Hände, die meine gehalten haben - Sie strahlen solch eine Wärme aus. 

Es ist die Wärme, welche ich bis heute in meinem Herzen trage.  

 

Wie gerne ich dir meine Erfolge in Russisch zeigen will. 

Ich weiß ganz genau, wie sehr du dich freuen würdest, denn du hast das erreicht was du so sehr wolltest: 

Ich habe meine Muttersprache beibehalten.  

Du hast mir so sehr in meinem Leben weiter geholfen und mich so vielen Dingen gelehrt. Deswegen will ich einfach nur zum Telefon greifen und dir alles Neue aus meinem Leben erzählen. Ich will dich wieder lachen und strahlen sehen. 

 

Doch seit dem 26.10.2020 ist alles anders. 

Du bist nicht mehr da, doch deine Hände sind noch immer in meinen Erinnerungen - DU bist in meinen Erinnerungen und dein Lächeln ist auf alle Ewigkeit in meinem Kopf eingebrannt. 

Es ist zwar nun alles anders, aber du bleibst gleich.  

Du bist und bleibst die gute Laune Oma. Du bist und bleibst die Oma, die jeden mit offenen Armen empfängt und jeden willkommen heißt. 

Klar ist jetzt alles anders, aber meine Liebe zu dir bleibt für immer gleich. 

Zur gleichen Zeit   

Wie jeden Abend saß Maia an ihrem Fenster. Schon im Pyjama, in eine Decke gekuschelt und eine Tasse Tee in der Hand, sah sie in den Nachthimmel, der sich über die Hochhäuser streckte. Sie hoffte, dieses Mal die Sterne strahlen zu sehen, doch wie üblich wurde sie enttäuscht. Die Lichter der Stadt überstrahlten die Sterne bei weitem und das einzige, was sie hell und klar am Himmel sah, war der Mond. Manchmal wünschte sie sich, an einem anderen Ort zu leben. Sie wusste nicht, wohin sie gehen würde, wenn sie die Möglichkeit hätte. Doch dort, wo auch immer es war, sollte die Nacht dunkel bleiben. Dann könnte sie jede Nacht rausgehen und die Sterne zählen.  

Maia konnte schon vor ihrem inneren Auge die leuchtenden Lichter am Himmel sehen. Sie trank einen Schluck Tee und war ganz in ihre kleine Wunschwelt versunken, bis sie ein lautes Hupen zusammenzucken ließ. Wo auch immer dieser Ort war, dort sollte es ruhig sein, stellte sie fest. So leise, dass man sogar die Blätter im Wind rascheln hören konnte. Und es wäre toll, wenn man jeden kennen würde, dachte sie weiter. Wenn man sich mit jedem unterhalten könnte, jeder einen fragt, wie es einem geht, was man so macht. Maia seufzte.  

So einen Ort gab es wahrscheinlich heutzutage nicht mehr. Überall fuhren Autos und sie kannte ja nicht einmal die Namen ihrer NachbarnSie seufzte noch einmal und sah wieder in den Himmel. Wie zu erwarten war, konnte sie immer noch nur wenige Sterne sehen. Sie trank noch einen Schluck Tee.  

Sie wollte gerade aufstehen und ins Bett gehen, da sah sie am Himmel eine Sternschnuppe aufblitzen. Sie leuchtete viel heller als die restlichen Sterne und strahlte heller als die grellen Lichter der Stadt, war jedoch nach einer Sekunde wieder verschwunden. „ Eine Sternschnuppe…“, flüsterte Maia. Sie grinste. Sie schloss die Augen ganz fest und wünschte sich etwas: Sie wünschte sich, an einen Ort zu kommen, der so anders war als dieser. Einen Ort, von dem sie hier nur träumen konnte. Sie öffnete die Augen und ließ ihren Blick über die Hochhäuser gleiten. Dann wandte sich ab und ging ins Bett. 

 

Zur gleichen Zeit, an einem anderen, weitentfernten Ort, saß Cecilia auf dem Dach ihres Hauses und starrte in den Himmel hinauf. Eigentlich durfte sie das nicht, da sie runterfallen könnte, doch das war ihr egal. Cecilia strich ihre Haare zurück, seufzte und blickte über die Dächer des kleinen Dorfes, das sie ihr Zuhause nannte. Es war ein so kleines Dorf, dass es fast auf keiner Karte verzeichnet war. Immer wenn Reisende sich dorthin verirrten, waren sie ganz überrascht und blieben ein paar Tage, um die Ruhe dort zu genießen. Die Ruhe, die Cecilia kaum noch aushalten konnte.  

Oft überlegte sie, wie es wäre, wenn sie heimlich den Reisenden folgen würde. Oft stellte sie sich vor, wie sie in einer großen Stadt ankommen würde, all die neuen Gesichter, die sie sehen könnte. Ein Ort an dem niemand sie kannte, an dem jeder sie in Ruhe lassen würde. Das klang wie ein unerreichbarer Traum. Sie blickte wieder zu den Sternen. Sie waren so klar und hell, als wäre jeder ein eigener Mond. Ob sie von überall gleich aussahen? Ob jemand in einer großen Stadt auf die gleiche Sterne sah?    

Sie fing an die Sterne zu zählen… Doch sie kam nicht weit, denn eine Stimme durchbrach die Stille: „CECILIA! Wo steckst du wieder?! Komm sofort aus deinem Versteck!“ Sie zuckte zusammen. Ihre Mutter klang ziemlich wütend. Sie sollte sich beeilen, bevor ihre Mutter sie auf dem Dach fand. 

Cecilia warf noch einen letzten Blick in den Himmel. So konnte sie gerade noch sehen, wie eine Sternschnuppe den Himmel überquerte. Sie lächelte. Sie schloss die Augen und wünschte sich etwas. Sie wünschte sich, an einen Ort zu kommen, der so anders war als dieser. Ein Ort, von dem sie hier nur träumen konnte. Ohne sich noch mal umzudrehen, kletterte sie in der Dunkelheit der Nacht und ging ins Bett. 

 

 

 

Von den gläsernen Mauern der Existenz 

 

Wie Mauern aus Glas. Wie durch einen Schleier nehme ich die Welt um mich herum wahr. Ich bin nicht lebendig. Doch ich gehöre auch nicht zu den Toten. Mein Herz schlägt gegen meinen Brustkorb; in meinem Körper. In einer Hülle, die nach außen hin versucht, es allen und jedem recht zu machen. Einer leeren Hülle, die gelernt hat, selbst zu handeln.  

 

Blicke ich in den Spiegel, lächelt sie mich an. Höre ich einen Witz, lacht sie. Sehe ich etwas Unglaubliches, staunt sie. Schaltet jemand Musik ein, entspannt sie sich. Doch das bin nicht ich. All die Gefühle erreichen nicht mein Inneres. Sie schwimmen auf einer Oberfläche, die widerspiegelt, was andere in ihr sehen wollen. Einer Oberfläche, die über all die Jahre alles, was sie gesehen hat, aufgesogen hat, um es im richtigen Moment wieder freizulassen. Um sich ihrer Umgebung anzupassen. Und um all den Erwartungen gerecht zu werden, die wie Steine in ihr versinken und sich zu einem großen Klumpen ansammeln.  

Jener Klumpen scheint mein Handeln zu bestimmen; meine Persönlichkeit und mein Aussehen wandelbar wie die Haut eines Chamäleons zu machen.  

 

Wie eine Decke überzieht mich die Angst, nicht akzeptiert zu werden. Wie eine Decke, die jeden Versuch meines Inneren, es selbst zu sein, erstickt. Aber auch wie eine Löschdecke, die das brennende Feuer der Entmutigung verhindert, das, wenn es in einem erst entflammt ist, nicht aufhören will zu brennen. Mein Körper kommt mir vor wie ein Schutzmechanismus. Die Eisschicht, die mein Inneres und all die Emotionen umgibt, soll diese nicht völlig ausschalten, sondern lediglich schützen. Schützen vor der Verbitterung, dem Schmerz, den die Welt für alle, die sich nicht dagegen zu wehren wissen, bereithält. Dem Schmerz, der existiert, wie Freude und Glück existieren. Wie er immer existieren wird, da das eine nicht ohne das andere vorhanden sein kann. Wie die Nacht nicht ohne den Tag, wie Dunkelheit nicht ohne Licht da ist. Kennen wir das eine nicht, können wir das andere nicht missen. Doch haben wir erst beide Seiten kennengelernt, wird es immer eine geben, die wir bevorzugen. Nicht immer können wir wählen. Ist man erst zu weit auf die eine Seite vorgedrungen, kann es nur allzu schwer werden, wieder zurück zu finden. Die meisten von uns pendeln zwischen den Welten der Empfindungen hin und her. Mal sind sie auf der der Freude, mal auf der der Angst, mal auf der der Wut. Merken sie, warum sie dort sind oder warum sie nicht dort sein sollten, dauert es nicht lange, bis sie sie wieder verlassen. Dann sind Hoffnung und Erkenntnis wie ein Licht, das sie leitet. 

 

Doch ich habe aufgehört zu pendeln. Mein Inneres ist auf einer Welt des Kummers, der Einsamkeit, der Angst, des Schattens und des Gefangenseins geblieben. Zu lange verweilte ich dort. Die Hülle meiner selbst ist weitergezogen. Sie wechselt hin und her, zieht mit den anderen mit, tut, als wäre der Zweck ihres Daseins damit erfüllt. Als wäre sie zufrieden damit, immer zu einer neuen Welt zu hetzen. Immer so zu tun, als sei alles in Ordnung; als wüsste sie immer genau, was sie täte; als würde sie nie Fehler machen; als wäre alles perfekt. 

 

Ist es vielleicht das, was wir müssen? Müssen wir immer perfekt sein? Müssen wir immer alles richtig machen und muss immer alles in Ordnung sein? Müssen wir wachsen und blühen und das, obwohl wir doch wie eine Blume sind, der das Wasser entzogen wurde? Der Regen, der uns gedeihen lässt, bringt wie selbstverständlich all die Finsternis und Kälte mit sich. Stellt uns immer vor die Herausforderung, die am schwersten zu überwinden ist, uns aber am meisten wachsen lässt. Die Art von Regen, die in die Haut einzudringen scheint, um dort ihre unsichtbaren Spuren zu hinterlassen. Spuren, die in unserem tiefsten Innern immer ein Zentrum aus all den negativen Gefühlen bilden werden, die wir versuchen täglich auszublenden. Die sich gegenseitig nähren und anzuschwellen drohen, wie das Meer bei Flut. Bei einer Flut, die einzig und allein die Ebbe zu stoppen vermag. Die Ebbe, die all die dunklen Gedanken mit sich trägt und ins offene Meer hinausspült, wo sie schließlich schwer wie Blei zu Boden sinken und dortbleiben, bis man sie neu an Land fischt. 

 

Viel zu oft habe ich meine Angelrute ausgeworfen; habe sie wieder eingeholt. Habe Erinnerungen an längst vergangene Tage hervorgeholt, um nicht zu vergessen. Denn das Vergessen ist es nicht, was ich will. Ich will mich erinnern können, an all die düsteren Zeiten. Lediglich der Schmerz, den diese Erinnerungen mit sich bringen, soll sich nicht mehr wie unlösbare Algen in meinem Fang verheddern. Es mag sein, dass ich verloren habe. Verloren gegen meine innere Stimme, meine Dämonen. Doch ich habe gelernt. Damals wusste ich es noch nicht, doch nun weiß ich, dass alles nur darauf hinausläuft die eigenen Fehler zu erkennen. Um die eigene Schwäche und Verletzlichkeit zu wissen, die uns zwar angreifbar, aber lebendig macht. Ich weiß, dass es darum geht, vom Boden aufzustehen, auch wenn eine unsichtbare Last dich zu Boden zu drücken scheint.  

 

Manchmal ist es sinnvoll, alte Mauern einzureißen, um neue zu bauen; alte Bücher zu schließen, um neue zu beginnen. All die Zeit war ich gefangen. Zwar konnte ich mich bewegen und gehen, wohin ich wollte, doch es war, als wäre ich umgeben von einer Mauer. Einer gläsernen Mauer, durch die ich sehen, aber nicht fühlen konnte. Die alles von mir abtrennte, was ich brauchte. Nicht die überlebensnotwendigen Dinge, nicht die materiellen. Die lebensnotwendigen, die man nicht sehen kann, von denen man aber weiß, dass sie dort sind. Die, die einem ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, einen aufgeregten Schluckauf verursachen, die Finger gespannt kribbeln lassen. Die, die die Zeit stillstehen lassen, sodass der Augenblick, und sei er noch so kurz, nie zu enden scheint. Die, die keinen Weg durch das Glas finden können. 

 

Reiße ich die Mauer ein, kostet dies keine Kraft.  

Es kostet unendliche Überwindung und den Schmerz, den die dahinter lauernde Leere verursacht. Das Wissen, dass dort nichts ist, was auf einen wartet. Nichts bleibt. Hinter jeder Ecke, in jedem Winkel wartet nichts als die unendliche Leere. 

Es ist ein Neuanfang. Man verabschiedet das Alte, um dem Neuen Platz zu machen, löst sich von alten Erinnerungen, um neue Erlebnisse zu solchen zu machen. Alte Wunden werden endgültig verschlossen und werden zu Narben, die nur noch zeigen, wie viel Schmerz man einst erlitten hat. Wie viel man ertragen hat, um zu dem zu werden, was man heute ist.  

 

Ein Mensch, der mit sich selbst im Reinen ist, wird nicht so geboren. Er entscheidet selbst, ob und wann es an der Zeit ist, etwas zu ändern. Manchmal geschehen jene Veränderungen unbewusst, manchmal ist es ein Kampf. Man lässt niemanden etwas spüren von dem Sturm, der in einem tobt. Will nicht als schwach oder ängstlich gelten. Will nicht bemitleidet werden. Es soll bloß jemand da sein, der versteht. Der hinter einem steht und auch bleibt, wenn die Sonne mal hinter Wolken verschwindet; wenn es mal regnet und der Schirm nicht aufgeht. Der dich einfach nur wissen lässt, dass er da ist. Dass du nicht allein bist, auch wenn du deine Mauer schließlich einreißt. Du baust etwas Neues und er steht neben dir, um dir über die Schulter zu schauen und dich zu motivieren; nicht aufzugeben. Weiterzumachen, auch wenn Steine in der Erde schlummern, in die du gräbst. 

 

Auch heute noch bin ich dankbar für diese Zeit, in der mir im Stillen Hoffnung gegeben wurde; in der ich erkannt habe. Sie war das Licht, das mein von ihrer leeren Hülle verlassenes Inneres befreite. Befreite von der Welt, auf der es zurückgelassen wurde, weil seine Last zu groß war. Weil es leichter war, ohne es weiter zu machen; ohne das Gewicht, die Last meines Inneren, das die eine Hälfte der Waage nach unten drückte. Doch fehlte die eine Seite der Waage, gab es gleichzeitig keine Waage mehr, also nichts, was im Gleichgewicht sein könnte. Es herrschte ein stetes Ungleichgewicht, das nichts auszugleichen vermochte.  

 

Nicht umsonst gibt es in Märchen immer Gut und Böse. Nur so kommt es zu einem glücklichen Ende. Der Drache wird von einem Helden besiegt und die Prinzessin wird gerettet. Im wahren Leben ist alles dieselbe Person. Der Drache schlummert tief in einem, bis er alles zu verschlingen und ins Chaos zu stürzen droht. Die Prinzessin steht für das Fünkchen Hoffnung, das noch in uns steckt, das aber vom Drachen gefangen gehalten und tyrannisiert wird. Der Held kommt und befreit die Hoffnung. Natürlich wird hier niemand getötet, wie in all den Geschichten, doch man schließt Frieden mit den inneren Dämonen. Man braucht einen Helden, der alles wieder in Ordnung bringt. Und nachdem man vom König geschubst wurde, dem Jemand, der einem den Glauben an sich selbst verleiht, wird man selbst zu diesem Helden. Man zieht aus und befreit sich aus den Klauen der eigenen Person. Zurück kommt man verändert, doch ist man auch weiser geworden. 

 

Ich weiß nun, dass ich selbst bestimme, was andere von und in mir sehen. Ich bin mir im Klaren darüber, dass ich ich selbst sein kann. Ich muss nicht allen gefallen, muss es nicht allen recht machen, wird es doch immer Personen geben, die mich nicht so akzeptieren, wie ich bin. Es ist mir möglich, meine Emotionen und Gefühle zu kontrollieren, doch eingesperrt habe ich sie nie wieder. Sie sind ein Teil von mir; sie machen mich aus. Ich habe aufgehört mich aus mir selbst auszusperren. Seither hat sich mein Leben um hundertachtzig Grad gedreht. Ich genieße jeden einzelnen Tag, als könne es mein Letzter sein. Ich finde wieder mehr Zeit für die Personen und Dinge, die ich liebe; mehr Zeit für meine Hobbies. Ich atme freier. Doch ich denke nicht weniger. Ich weiß nun jedoch, wie ich meine Gedanken sanft lenken kann, wie sie nicht mehr völlig frei und durcheinander durch meinen Kopf schwirren. Ich habe keine Angst mehr vor ihnen. Sie sind meine treuen Begleiter geworden, die Zusammenhänge erkennen und mein Leben kommentieren. Ich habe gelernt, nicht mehr in mein dunkles Loch zu fallen. Keinen Teil von mir auf einer der dunklen hoffnungslosen Welten zurückzulassen. Keine Mauern mehr um mich zu bauen.  

 

Wie Mauern aus Glas. Der Schleier ist von meinen Augen gefallen. Nach langer Zeit bin ich wieder durch und durch lebendig. Die Mauer sperrt mich nicht mehr ein. Sie trennt mich lediglich von der Dunkelheit. Ich kann die Schatten sehen und ihnen friedlich zuwinken. Durch meine gläserne Mauer. 

Wenn ich zurück denke frage ich mich, wann es begonnen hat. Wann die Pandemie anfing, wann sie enden wird. Wie lange dauert sie schon? Ein Jahr? Länger? 

 

Ein normaler Schultag stand an, oder besser gesagt, der normale Schultag, so wie er vor der Pandemie aussah. Wir hatten eine Klassenleiterstunde, und hin und wieder wurde getuschelt. Uns wurde erzählt, dass ein Virus seinen Weg zu uns gefunden hatte. Zu reisen wurde nicht empfohlen, das Virus sollte sich nicht weiter ausbreiten können. An diesem Tag erfuhren wir, dass unsere Klassenfahrt höchstwahrscheinlich abgesagt werden musste. Wir waren sehr betrübt, da eine Klassenfahrt immer etwas Besonderes ist. Auch um unseren „Lese“-Tag war es geschehen. Wenn ich zurückdenke ist dies keine so große Sache mehr. 

Nach und nach wurden immer mehr Regeln eingeführt, von denen ich niemals gedacht hätte, sie erleben zu müssen. Plötzlich wurde die Schule geschlossen, alle Schüler blieben zu Hause und mussten auch ihre Aufgaben zu Hause erledigen. Diese Erfahrung brachte für mich nur einen guten Punkt mit sich. Plötzlich schätzte ich die Schule viel mehr. 

Draußen wurden nun Masken getragen, Läden wurden geschlossen, Sportvereine wurden dicht gemacht. Nur das Allernötigste blieb. Und selbst davon gab es nicht genug. Menschen bekamen Angst. Wo viele gegenwärtig über Hamsterkäufe von Nudeln und Klopapier lachen, fürchteten und fürchten sich andere. Alle nehmen die Situation in der wir uns befinden anders wahr. Für mich ist diese ein Verlust: Ich sehe weder Freunde, Lehrer, noch Verwandte. Es gibt keine Schulaufgaben mehr, es gibt nur noch Hausaufgaben. 

Für meine Schwester ist es nicht richtig verständlich. Sie wird dieses Jahr in die Schule kommen...oder eigentlich sollte dies der Fall sein, ob, wie und wann, weiß ich es auch nicht mehr... 

Da sie bald ein Schulkind seien wird, wurde ihr eine Art kleine Hausaufgabe gegeben, die sie freudig bearbeitet hatte. Hausaufgaben findet sie nämlich super! Die Aufgabe bestand aus einer Frage. „Wie geht es dir mit dem Corona-Virus? Male etwas dazu!“ Am Ende zeigte sie mir ihr Werk. Sie hatte einen Daumen, der nach oben zeigte und einen lächelnden Smiley gemalt. 

Für sie hat sich nicht viel verändert. Sie geht in den Kindergarten, da beide meiner Elternteile arbeiten gehen müssen. Nur die Masken sind neu und sie ist kein großer Fan vom gründlichen Händewaschen. 

Im Moment haben es viele schwer. Auf einer Seite im Internet hatte ich einen Artikel zum Schulunterricht gelesen, wie Eltern, Lehrer und Schüler nun zurecht kommen müssen. Unterhalb des Textes fand ich Unmengen von Kommentaren. Eltern, Lehrer, Schüler,… Alle beschwerten sich über den jeweils anderen. Teilweise wurden Kommentare ziemlich respektlos oder verletzend. Alles verläuft stressig, jeder ist überfordert und kein Ende ist in Sicht. Dabei sollten wir doch genau jetzt probieren uns möglichst zusammenzureißen. Die Lage ist schwer genug. Und selbst hier kenne ich nur meine Sicht der Dinge. Unglaublich viele Menschen sind gestorben. 

Es kommt mir unwirklich vor. Unwirklich. Unverständlich. 

Anders. 

 

 

Das Tagebuch 

Eintrag 1: Der Anfang 

,, Krrkr… Test: 1,2,3. Ja, jetzt sollte man mich hören. Ich bin Franz Müller. Heute ist der 26. Dezember 2019. Das ist der Beginn meiner Einträge, die ich während des Jahres fortführen werde. Das war eine spontane Idee, die mir irgendwie mal eingefallen ist, und so setze ich sie endlich in die Tat um. Ich musste lange auf ein Aufnahmegerät sparen, aber kommen wir jetzt zum Thema. Heute war ich mit meiner Mutter Ski fahren, da gerade jetzt Winterferien sind und meine Familie oft verreist. Hier gelten schon die Sicherheitsregeln vor dem Virus, also 2 Meter Abstand und Maske auf. Nach dem Skifahren gingen wir zum Hotel, in dem wir wohnten. Mir wurde plötzlich übel und ich musste brechen. Es waren nur noch ein paar Tage vor Neujahr, und jetzt passierte sowas. Ich fühlte mich nach einer Zeit besser, stehe aber noch wackelig auf den Beinen. Heute ist der letzte Tag vor der Abfahrt nach Hause, weshalb ich ein bisschen unmotiviert bin. Unmotiviert bin ich nicht nur deswegen, sondern weil ich dann auch in die Schule muss. Ich werde darüber nachdenken, wie sich das neue Jahr gestalten wird... ‘‘ 

Eintrag 4: Die Stille vor dem Sturm 

,, Krrrrkrk... Eintrag 4: Heute ist der 15. Januar 2020. Ich löschte ausversehen Eintrag 2 und 3, weshalb ich mit dem 4. anfange. Meine Eltern und ich feierten Neujahr mit meinen Großeltern, und es wurde ordentlich auf vielen Straßen mit Feuerwerkskörpern gefeiert. Heute war ich draußen und bewunderte den weißen Schnee, der nicht so oft in Deutschland fiel. Langsam steigen die Virus-Ansteckungs-Zahlen, weshalb auch somit sich die Lage zuspitzt, da mehr Sicherheitsverschärfungen eingeführt werden. Draußen sieht man nicht mehr spielende, in Gruppen versammelte Kinder, oh nein, sowas gibt es nicht mehr auf Erden: Man sieht ein leeres, graues Ödland. Manche Kinder lassen sich blicken, ihre Gesichter sind aber voll mit Masken überzogen. Treffen mit Freunden, das kann man ganz vergessen. In den Nachrichten wird über virtuellen Unterricht nachgedacht. Wie das sein wird? … ‘‘ 

Eintrag 8: Die Einsamkeit 

,, Krkr… Eintrag 8: Heute ist der 24. Februar 2020. Ich beschloss, dass ich nur die wichtigsten Einträge zusammenfasse und vorstelle. Seit mehreren Tagen verwendet meine Schule das virtuelle Klassenzimmer. Es ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, man sollte aber damit klarkommen. Die Virus-Ansteckungs-Zahlen steigen nicht mehr so rasch in Deutschland, dafür aber in anderen verschiedenen Länder. Langsam fühle ich mich wie in einer Apokalypse, was meine Lust an den Einträgen erhöht. Am schlimmsten finde ich aber die Einsamkeit: Man kann sich wegen den Verschärfungen der Sicherheitsregeln wenig treffen, und da die Schulen geschlossen sind, kann man sich auch nicht dort treffen und miteinander reden. Langsam wird es zu Hause langweilig … ‘‘ 

Eintrag 17: Die Feier 

,,Krrrrk… Eintrag 17: Heute ist der 27. März. Heute hat meine Familie mit meinen Verwandten die Silberhochzeit meiner Großeltern gefeiert. Das hat Spaß gemacht und dabei eine Abwechslung ins Leben gebracht. Meine Großeltern waren sehr traurig gewesen, da meine Familie und meine Cousins und Cousinen, Tante und Onkel mit einbeziehend, angeblich wegen dem Virus nicht kommen konnten: was sie aber nicht wussten war, dass für kurze Zeit eine Lockerung eingeführt wurde, die das Treffen von mehreren Personen erlaubte. Meine Großmutter hatte vor Freude geweint, als wir kamen. Wir selbst waren auch alle glücklich unsere Verwandten wiederzusehen. Wir hatten zum Spaß einen Brautschleier für meine Oma mitgenommen, den sie dann anzog… ‘‘  

 

Eintrag 24: Die Langeweile  

,, Krkrkrrk… Eintrag 24: Heute ist schon der 13. April 2020. Langsam sieht und fühlt man das wiedererwachen der Pflanzen. Ich selbst weiß nicht mehr, was ich sagen kann: diese Langeweile plagt mich zu Tode. Und diese andauernd gleiche Routine des Lebens! Aufstehen, essen, Hausaufgaben machen, wieder essen, ein Buch lesen, vielleicht fernsehen, und noch mal essen, und zum Schluss schlafen. Und ich glaube nicht, dass es nur so mir geht. Da ich jetzt nichts mehr zu sagen habe, breche ich diesen Eintrag ab … ‘‘   

Eintrag 30: Willkommen in der Hölle! 

,, Krrrkr… Eintrag 30: Heute ist der 21. Juli 2020. Um die letzten 3 Monate kurzzufassen: Verschärfungen, Langeweile, noch mehr Verschärfungen, und … hatte ich schon Verschärfungen? Ja ich weiß, mein Humor ist grottenschlecht, aber er wird und kann sich auch nicht verbessern, wenn ich  mit niemanden reden kann. Sollte ich mit mir selbst reden? Dann würde ich doch verrückt werden!? Mich wundert es noch, dass ich es nicht bin, obwohl ich in eine dumme Blechbüchse mit Mikrofon und Aufnahmegerät quatsche. Alles draußen in der Innenstadt ist bis auf weiteres wie Produktenmärkte geschlossen. Wie werde ich jetzt Klavier üben? Und wie werde ich ins Schwimmbad gehen können? Das sind unerklärliche Fragen, die mich noch einige Tage beschäftigen werden... ‘‘ 

Eintrag ???  

,, Krkrkrkkk... Ich habe irgendwie die Übersicht über die Einträge verloren, aber heute ist der 20. Oktober 2020. Ich verlor nicht nur das, sondern auch jegliches Zeitgefühl. Jeder Tag ist derselbe, jede Beschäftigung ist dieselbe. Es wird darüber gesprochen, dass es ein paar Lockerungen in den Sicherheitsregeln geben wird. Meine Familie und ich werden höchstwahrscheinlich nicht im Dezember Skifahren gehen. Ich kann nicht beschreiben, wie es mir geht: Es ist so, als ob man in einer Zeitschleife steckt, wo alles immer gleich ist, aber mit jedem Mal immer schlimmer und schlimmer… ‘‘  

Eintrag 1X 

,, Krkrk… Eintrag 1X: Heute ist der 5. Januar 2021. Wie schon gesagt, hatte ich die Übersicht über die Einträge verloren, weshalb ich neu mit 1X anfange. Feiern konnte ich dieses Jahr nicht, und erst jetzt erinnere ich mich, dass ich nichts von Ostern letztes Jahr mitgekriegt habe. Es wurden Lockerungen eingeführt, die direkt nach ein paar Wochen wieder Verschärft wurden, da die Ansteckungs-Zahlen stiegen. Zum Glück kann ich zum Klavierunterricht kommen. Schwimmen darf ich aber trotzdem noch nicht…‘‘ 

Eintrag 2X 

,, Krkk… Eintrag 2X: Heute ist der 14. Februar 2021. Ich minimierte meine Einträge aufs Minimum, da ich langsam durch das Aufnahmegerät verrückt wurde. Die Ansteckungs-Zahlen fielen, weshalb Lockerrungen herbeigerufen wurden, und ich somit endlich Schwimmen gehen konnte. Ich fühlte, wie meine Lebensenergie wieder aufgefüllt wurde. Durch meine Hobbys bekam ich langsam ein Taktgefühl meines Lebens. Die Politiker sprechen über eine Wiedereröffnung der Schulen. Ich bin schon gespannt… ‘‘ 

Eintrag 3X 

,, Krkrrk… Eintrag 3X: Heute ist der 28. März 2021. Es wurde bekannt gegeben, dass die Schulen nach den Osterferien wieder öffnen. Ich selbst bin wieder zu sich gekommen und fühle mich viel besser als vor einigen Monaten. Langsam steigen die Ansteckungs-Zahlen, aber es wurden Impfstoffe hergestellt, die Menschen vor dem Virus schützen sollen. Ich mache mir nichts draus, da ich selbst unter 18 Jahren bin und deswegen auch nicht geimpft werden kann. Dieses und letztes Jahr habe ich mir ganz anders vorgestellt. Langsam verändere ich meine Meinung vor zwei Jahren: Ich will in die Schule! Hoffentlich war das heute mein letzter Eintrag. Wir werden sehen … ‘‘ 

 

Postskriptum 

Dieser Text basiert auf echte Geschehnisse aus der realen Welt. Die Daten des Datums können von realen Geschehnissen abweichen und nicht übereinstimmen.    

 

I moved from India to Germany with my family in October 2019. I can't believe, it's already almost 1 1/2 years since then!
When I sit down to think, what was different for me, the answer is very clear - Everything! For one, I have grown from a 9-year-old to an 11-year-old! Moving to double digits is certainly a big change and an achievement! Apart from this, there were certainly many more things that were different. Let me start with my physical activities! To start with I can say that I started walking here a lot more than what I was doing earlier! Walk to the tram stop, catch the tram, then again walk to school and repeat the same every day, sometimes even 2 times a day! Besides, I also played sport in the evening or sometimes went for a run in a park nearby. But one may ask what is exciting about it!
Well, nothing! The exciting thing comes now! I learned Canoeing! In India, I had a chance to try it out once when we were on a holiday. But here, I started learning it! Quite honestly, I didn't even know that it was a real sport till I started exploring new boats, different waters to canoe on, and many more things! It was super fun learning something new. Just before the summer holidays of 2020 got over, my family and I did a canoe trip with our trainer on the Rhein river! it was super exciting and adventurous!
I am a school-going child. So it's but natural that ill talk about my school experiences too! As soon as I came to Germany, my parents started looking for a school for me. I was hoping that they would take some time to find a school for me so that I would get some time to relax at home. But in just 2 weeks, I started going to school! I was in 4th grade then, so I joined a Grundschule. On the first day, I was nervous as well as excited! But it all vanished on the very first day! I made a few friends in school and had fun with them. My teacher was also very kind, which made it easy for me to adjust to a new school, in a new country with new classmates!
While I was gearing up for my new life, the corona pandemic was taking over the world. It had an impact on my life too! Soon we were in lockdown. And now started a series of all-new experiences- online classes, exercise at home, learning some crafts, reading a lot more books than usual, solving puzzles and riddles, and doing DIY projects! I had never imagined I could do so much at home! One more thing that requires to be mentioned - The Mask! Yeah, I wore a mask also for the first time in 2020!
Despite the Corona Pandemic and lockdowns, life has not been boring at all! Thankfully, before the lockdown started, my family and I managed a couple of trips in Germany and around! I already have seen the Christmas markets of Nuremberg, the Important monuments of Berlin, the port in Hamburg, the Palace and its beautiful gardens at Heidelberg, and the beautiful castles and valleys along the river Rhine!
Life might have been dull and boring for some during this time, but not for me! I was always having fun because for me, everything was new and everything was different.

2020 was a lot. For some reason, 2020 was thought of some special year. And for the most part of it, it was but it came with a lot of hardship as well. 2020 took and gave many opportunities. COVID helped me experience many new things. There were some moments where I was so grateful and happy for my family and there were other moments where I wish that I could just walk out of the house away
from them.
January 2020. New Years Eve was a holiday of excitement for us that year. Usually we were very excited for New Years but my family and I had big exciting things to look forward to in the year of 2020. My siblings were graduating, I was finishing up 6th, and my dad was retiring from the Army after almost 21 long years. 2020 was going to be our golden year. It was going to be a fun year we had many things to look forward to. My siblings’ prom, their graduation ceremony, my father’s
retirement ceremony, family visiting, parties, fun memories that were going to be made. It didn’t hit me that my brothers were going to be leaving me till after we got the letter that my brother was accepted into Norwich.
My parents were so happy, and my mom scared me. I thought that something bad happened. She opened the letter and read it and gasped and said, “Oh my gosh”. When she said, “Look” and gave the letter to my dad and then my dad read it. They just looked at each other and hugged so tight and started to cry. My mom cried more than my dad that day. I was so proud. And my other brother also got into Norwich. Norwich is the oldest military school in America. And both my brothers got
accepted. It was super cool. But last minute my oldest brother decided that the discipline of that College was not for him and that he didn’t want to go to Norwich. He said that he wanted to go a university in San Antonio.
And my sister’s original plan was to come live out here in Germany with my grandparents and study over here. She wants to work with special needs kids, she really loves to help them and to working with them. So I was going to be alone. It was definitely a sad thought to think about. Then COVID hit. It didn’t really affect anything in my life, at first. Then a couple weeks later my school district closed my
school and my siblings’ high school. We were excited because it was like a long weekend. Then we found out that we still had to do school but online. It was hard to adjust to doing school online but it became easier day by day. We started to find a loophole in our schoolwork. We realized that if we stay up all night doing work and getting ahead we could spend the rest of the morning sleeping and just relaxing.
So that’s what we started to do. We would do all of our work and then at night we would stay up doing some extra work. It was hard for me because I didn’t want to stay up doing work, I wanted to stay up on the phone with my friends. But then after our country finally got a grasp of COVID things started to open up again. School ended in May and in that month was when my parents told me that we were
moving. In that moment my world just kinda stopped. I didn’t know how to react. After about a minute of just sitting there, the thought of leaving really hit me. I was overwhelmed by tears, anger, and sadness.
So our journey to Texas started end of July of 2020. The move wasn’t as smooth as we expected.
With my father just being retired his pay wasn’t going through right away so we weren’t able to buy a home. So we decided to stay with our grandparents in Odessa Texas. We were only supposed to stay for a couple weeks. But what was supposed to be a couple weeks turned into 6 months. I was grateful for my grandmother giving us a place to stay because the whole situation was very stressful for both of my parents. As we were adjusting to our new environment and everything was looking good my mom dropped two bombs. She told me that she is pregnant and because she was pregnant at her age we were moving to Germany. But that was not all, my parents thought a separation would be good for them because they were not doing to good for a while. I was really hoping that they weren’t divorcing. I am really glad to say that it is not completely over. My dad is missing all of us and working harder than he ever has to get us back home. As much I love Germany, America is my home and can’t wait to go back.
I think what i missed the most though is my family being together. It doesn’t matter to me where we are as long as we are together. But if I had it my way I’d prefer we being all together in America.
‘Everything Different’ is a phrase that I’ve heard a lot. It’s a phrase that has also taught me a lot. It has taught me that everything that is secure and safe doesn’t always stay the way that we want it to.
Coming from a military family I had to learn from very early on to be resilient because of the many changes we had to face. From my father moving us every three years to having to live without him every other year. I can say that yes everything different was in my life even before the pandemic hit. I believe that is why I was able to cope with it with a different outlook. I am not saying it was all sunshine but I learned to stay focused in the blessings that were still had around us. I had a lot of family time with my fathers family and now with my mothers family. I learned how to find joy in the most difficult situation because I realized that there is still a lot to be thankful for. We were never without a roof over our head nor without food in our bellies.
I learned not to take the most smallest freedom we have for granted. I learned to appreciate my family and each friendship I am making and most I learned to see how God’s blessing is still all around us even when everything around us seem like it is all falling apart.
With the right attitude I believe everything different can be something very beautiful. Just like building a house, with the right foundation it’ll last and give you a beautiful home but with the wrong foundation it’ll all fall through, it won’t last.
‘Everything Different’ means fear, being uncomfortable, having to change, but it also means being able to grow and being able to find appreciation in every little area in your life.

How things are different

It is through the changes that we grow, become stronger and wiser. But the path is often difficult, challenging and painful.
Hello, my name is Jordan and this is my story:
It all happened when my mother got a new job in Germany. We were really happy that we were going to move from Macedonia to a completely new country. I was thinking about it all the time. I was really excited and my family was too. My mother should have moved on March and us on May. I couldn’t wait, I was thinking that I would find new friends and that the first months we would discover the city and to learn German and socialize... We would get a new home, my father would find a new job there and we would be very happy. I couldn’t stop thinking how everything was about to change. We were all waiting impatiently, filled our hearts with hope for a new beginning.
And – March 2020 came- and, none of this happened. Before I had even realized, a pandemic had started. My mother could not travel to Germany since the government proclaimed a state of emergency. Everything just shut down over night. Everything changed and everyone was lost. My school closed and my brother’s kindergarten as well. The airports were closed and we all were trapped, it felt like a home prison. My teachers had no idea how to finish the school year. The German embassy in Macedonia had closed for 3 months and with that all our hopes to be able to travel to Germany vanished. Everyone was afraid of the virus. I was very sad and confused, I couldn’t see my friends and go out. I could not see my grandmother who lived alone after my grandfather had died. It took us 2 months to see each other only at the doorstep. I am very close to her and I missed her terribly.
As time passed by, our hopes got more distant. My wish to start at a German school seemed unrealistic, I was sad. I started a new school year at the Macedonian school. The classes were online. Every day felt empty and the same. I would wake up early without any sleep, go to my laptop. I had nonstop classes until 12:30 and did assignments, completed the remaining schoolwork and the homework until 22:00, after that I was utterly tired. I developed some kind of insomnia- I would go to bed and wake up in the middle of the night, thinking, worrying, praying…
Then somehow, October came… and a glimpse of light brightened our lives. Finally, after 7 months we could move in Germany. I was excited and happy. We had already found an apartment and ordered everything we needed. I was still in my Macedonian school and it took some time to start in the German school, but it already felt much better. In my new home I felt like a piece of my heart grew back. It was a home, beautiful, warm – real home. Being here, there is one important feeling that describes my emotion- feeling safe.
Although I haven’t made new friends yet, I am happy that I will finally fulfill my hopes. Starting at the new German school was one of the best things that happened and I cannot wait to meet my new classmates.
So, right now, answering the question: ‘What is different, in one word,-Everything!. This past year I suffered, I struggled, I fought and got stronger. Once a wise man told me: Per aspera ad astra! And indeed, life has its strange paths, and it teaches us to be able to adapt, to improve, and to grow.

Alles Anders 

Das Alltagsleben ist        ein langes Einschlaflied. 

Die gleichen Tage sind es,        die wir wie Schafe zähln': 

Ein Tag gleicht dem nächsten,        das macht uns immer träger, 

bis wir, im Schlummer schon,        nur fern noch hörn' die Strophen. 

 

Doch unerwartet werden wir        von schiefen Noten aufgeweckt, 

Das Lied, das wir einst kannten,        erklingt in neuem Ton. 

So sind wir aus dem Schlaf geschreckt,        und stellen fest: alles anders. 

Was Teil des ewigen Liedes war,        ist nun anders, alles anders. 

 

Die Sonne scheint,        die Welt doch grau. 

Verträumt seh' ich        aus verleidetem Fenster, 

versuch verzweifelt,        mich zu erinnern, 

was vor Sommern        noch gewesen, 

wie mir das Eis        auf der Zunge zerschmolz, 

wie meine Freunde        sich noch mit mir trafen, 

was die Worte waren der Strophen,        bevor der neue Teil brach an. 

 

Der Lehrer spricht,        tat er es auch einst        gegen die redenden Schüler an, 

versucht er nun,        man glaubte es kaum,        die Stille zu übertönen. 

Elend gerahmt geht der Unterricht;        wie eine Fremdsprache üben wir:         "Inzidenzwert!  Mutationsgebiet!" 

und lernen die Worte von dieser Strophe. 

Übereinander liegen die Seiten,        im verhassten Viereck         wie auf dem Schreibtisch, 

sodass ich denke, flehentlich:        Wann kann ich wieder zur Schule gehn?        Einst war dieser  Wunsch absurd. 

 

Doch endlich, dann,       zum Abend hin, 

das Chaos wird        nun abgelöst 

von täglichen Versen        der Tagesschau, 

wo sie immer         das Selbe sagen. 

Doch ihr Gedudel        macht uns müde, 

unter dunkler        Musik versinken 

wir in düsteren Traum,        in schleichenden Schlaf. 

 

Sagte ich etwa:        alles anders? 

Die Tage sind nun        elendig gleich, 

gleicher noch        als vor dem Wandel, 

und in Albtraum verfallend        wünschen wir, 

dass das traurige Lied        wieder fröhlich wird. 

 

Da siechen wir nun        erschöpft vor uns hin, 

denn was uns Mensch macht,        ward uns genommen. 

Und trotzdem sind wir        noch immer Mensch, 

das hat sich nicht geändert. 

Es ist nicht alles anders. 

ALLES ANDERS 

 

Hallo. Mein Name ist Mia und ich bin 13 Jahre alt. Bis vor einer Woche war noch alles anders. Ich lebte mit meinen Eltern in einer großen Stadt, hatte viele Freunde und man könnte sagen, wir waren reich. Früher war ich fast den ganzen Tag an unserem großen Pool, denn ich liebe es zu schwimmen. Ich habe auch schon unzählige Wettbewerbe gewonnen. Die Pokale, Urkunden und Medaillen stellte ich in dem kleinen Schrank neben meiner Zimmertür aus. Immer, wenn das Licht auf den Schrank fiel, glänzten die Preise noch mehr, als sie es sowieso schon taten, denn der Schrank stand direkt gegenüber von meiner Terrassentür. Da sie aus Glass war, durchströmte Tageslicht mein ganzes Zimmer. Ich hätte nicht einmal eine Lampe gebraucht. Abends war ich sowieso immer unten in unserem großen Wohnzimmer. Damals habe ich mir mit meinen Eltern Serien angeschaut und dann haben wir Karten gespielt. Meistens hat mein Vater gewonnen. Wir nannten ihn auch den Kartenkönig. Genauso wie ich, liebte er es, Partys zu feiern. Ich tanzte mit meinen Freunden in die Nacht hinein und mein Vater war meistens mit seinen Kollegen am Pool, während meine Mutter für uns kochte. Sie konnte sehr gut kochen und hatte mir schon viel beigebracht. Natürlich ging ich auch in die Schule. Es war eine Privatschule und die anderen Kinder stammten aus Familien, die genauso reich waren wie meine. Jeden Samstag und Sonntag wurde ich von jemand auf eine Party eingeladen. Meist war dort unsere ganze Klasse. Das ist alles etwas Besonderes was nicht jeder haben kann und ich lernte nie, die kleinen Dinge im Leben zu schätzen. Alles was ich hatte war für mich so selbstverständlich. Meine Eltern sagten mir zwar immer, wie toll es war, all das zu haben und so leben zu dürfen. Ihr denkt jetzt wahrscheinlich ich wäre undankbar, aber das ist nicht wirklich so. Ich war es nur so gewohnt. Ich kannte es einfach nicht anders. Meine beste Freundin dachte genauso wie ich, dass alles in unserem Leben normal ist. Ihr Name ist Melinda. Wir machten fast alles zusammen und auch unsere Eltern waren sehr gut befreundet. 

 

An einem heißen Sonntagmorgen wachte ich mit dem Geräusch lauter Stimmen auf. Irgendjemand schien sich zu streiten. Ich wusste nicht woher die Stimmen kamen und wer sich stritt. Es war mir aber auch eigentlich egal, denn an diesem Tag begannen die Sommerferien. Melinda und ich hatten schon Wochen vorher geplant, was wir alles machen wollten. Gut gelaunt ging ich also nach unten in unsere Küche. Normalerweise waren meine Eltern schon da und wir frühstückten alle gemeinsam, aber an diesem Tag war die Küche leer. Vielleicht schliefen meine Eltern noch. Ich ging noch einmal ins obere Stockwerk, in das große geräumige Schlafzimmer. Auch hier war niemand zu finden. Langsam machte ich mir Sorgen. Ich schaute aus dem Fenster. Und dort saß meine Mutter. Warum war sie im Garten und nicht in der Küche? Wo war mein Vater? Schnell rannte ich die Treppe runter und lief zu meiner Mutter. Irgendwie sah sie traurig, wütend und verstört zu gleich aus. Ich hatte sie so noch nie gesehen. Meine Mutter war eigentlich ein sehr glücklicher Mensch und hatte immer ein Lächeln im Gesicht. Ich ging zu ihr, aber sie reagierte nicht? „Mama?“, fragte ich. Sie gab keinen Ton von sich. Ab diesem Moment war mir klar, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. Ich machte mir Sorgen, dass meinem Vater etwas zugestoßen war. „Mama?“, fragte ich erneut. Sie gab immer noch keine Antwort. „Wo ist Papa?“, fragte ich mit leicht energischem Klang. „Bei der Arbeit.“, sagte sie knapp. Es fiel mir schwer, ihr zu glauben, denn irgendwie klang es so, als wäre es einfach nur eine schnelle Ausrede. Ich machte mir schon Sorgen, wollte mir aber den Tag nicht verderben. Also sagte ich meiner Mutter, dass ich jetzt zu Melinda ginge. Meine Mutter antwortete mit einem Nicken, wobei sie mich nicht ansah. Ich ging einfach los und machte mir keine Gedanken mehr, denn ich hatte mich so auf diesen Tag gefreut. Melinda wartete schon vor unserer Tür. „Wo warst du denn so lange?“, fragte sie. „Weiß nicht“, sagte ich leise und bemerkte, dass dies nicht die Antwort auf Melindas Frage war. „Wie meinst du das?“, fragte sie, „Alles ok Mia?“ „Jaja, ich bin nur etwas müde.“ antwortete ich ihr und fügte ein gespieltes Gähnen hinzu, dann brachen wir auf. Wir verbrachten den ganzen Tag im örtlichen Schwimmbad und im neuen Shoppingcenter. 

 

Spät am Abend kam ich nach Haus. Den Vorfall am Morgen hatte ich längst vergessen. Als ich unsere Wohnungstür öffnete erstarrte ich jedoch. In unserem großen Flur standen fünf Polizisten und mittendrin war meine Mutter. Sie weinte fürchterlich. Ein großer Polizist mit breiten Schultern, einer Glatze und einem Totenkopf Tattoo am rechten Arm sagte streng: „Bis Sonntag und keinen Tag länger haben sie verstanden!“ Es war keine Frage, sondern ein Befehl ich hörte es genau. Die Polizisten gingen und ich war alleine mit meiner Mutter. Ich brachte keinen Ton raus und ich sah ins Nichts. Alles kam mir so unecht vor. Ich dachte, es wäre ein Traum und versuchte aufzuwachen, aber natürlich geschah nichts, denn es war die Realität. Auch meine Mutter sagte nichts. Man hörte nur ihr leises Schluchzen. Minuten vergingen und keiner sagte etwas. In meinem Kopf begann sich alles zu drehen. Ich wusste nicht genau wie ich reagieren sollte. Mein größter Wunsch war, dass ich aus diesem Albtraum erwachen würde. Wäre es denn einer gewesen. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. „Ähm… Mama was war das?“, fragte ich fast lautlos. Sie antwortete nicht. Langsam wurde ich wütend. Ich wusste nicht mehr, wie ich mit der Situation umgehen sollte. „Warum antwortest du nicht? Und wo ist Papa?“, schrie ich sie an. Ich wusste mir einfach nicht mehr zu helfen. Endlich sagte meine Mutter etwas. Sie sah mich mit ihren tiefblauen Augen an. „Also Mia… das ist so… also, naja, weißt du… dein Vater…“, flüsterte sie so leise, dass ich sie kaum verstand. „Was ist mit Papa?“, fragte ich. Meine Mutter hielt den Atem an und sagte dann: „Mia dein Vater ist ein Verbrecher. Das ganze Geld, das wir haben hat dein Vater durch Drogenhandel verdient. Heute Morgen standen ein paar Polizisten vor der Tür und haben deinen Vater mitgenommen. Wir sind jetzt hoch verschuldet und das Geld wurde uns abgenommen. Was das Haus betrifft müssen wir bis Sonntag hier ausgezogen sein, da wir kein Geld mehr haben.“ Sie fing an zu weinen. Ich konnte es nicht fassen. Mein Mund stand offen und mir blieb die Spucke weg. Ich konnte es einfach nicht glauben. Dieser Mann, mein Vaterein Verbrecher? Einige Sekunden stand ich reglos da. Doch dann rannte ich in mein Zimmer und verkroch mich in meinem Bett. Ich verstand die Welt nicht mehr. Alles um mich herum stürzte ein und mein ganzes Leben zerfiel! Ich merkte nicht wie ich einschlief. 

 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fing ich sofort an zu weinen. Erst jetzt konnte ich alles wirklich realisieren. Ich lief runter zu meiner Mutter. Sie blätterte in der Zeitung und suchte nach Jobs. Als sie mich sah umarmte sie mich. „Alles wird gut.“, flüsterte sie. Noch an diesem Tag packten wir unsere Sachen und meine Mutter zeigte mir unsere neue Wohnung. Sie befand sich in einem Hochhaus und hatte genau ein Zimmer. Ich konnte nicht glauben, dass es so etwas gibt. Bis jetzt hatte ich noch nie eine so kleine Wohnung gesehen. Alle meine Freunde hatten schließlich auch eine Villa. Natürlich konnte ich auch nicht mehr auf die Privatschule gehen. Jetzt gehe ich auf eine ganz normale Schule und die Kinder dort sind genauso nett wie auf der alten Schule. Ich bin sehr froh, dass meine Mutter immer zu mir hält. Sie ist die wichtigste Person in meinem Leben. Was meinen Vater angeht bin ich mir nicht sicher. Ich weiß nicht, ob er es für uns gemacht hat. Ich kann nicht verstehen, warum er nicht einfach einen normalen Job gemacht hat. Es wäre besser gewesen. Hätte er normal gearbeitet, wären wir zwar nicht reich gewesen, aber er wäre jetzt noch hier. Mein Leben ist jetzt nicht deshalb schlechter, weil ich nicht mehr auf eine teure Schule gehen kann, nicht mehr in einer Villa wohne, nicht jeden Tag eine Party feiern kann, nicht mehr in den Schwimmkurs gehe, sondern weil mein Vater im Gefängnis ist und nicht an meiner Seite stehen kann bei allem was ich tue! Reichtum ist nicht so viel wert wie Liebe. Mein Vater war der Mensch, auf den ich immer zählen konnte. Als ich Melinda davon erzählte, ging sie einfach und ließ mich allein. Ich hatte immer gedacht, wir wären richtige Freunde und nicht, dass es ihr nur ums Geld geht. Richtige Freunde sind solche, die einen bei allem unterstützen, egal wie reich oder wie arm man ist. So hat sich mein Leben komplett verändert und alles ist anders als vorher. Eins habe ich aber gelernt. Geld ist nicht alles! Was wirklich zählt, sind die Familie und die Freunde. Es ist beides sehr wichtig und ich würde alles tun, um meinen Vater und meine Freundin zurück zu bekommen. Das Geld ist mir egal!      

 

 

 

Ende                      

             

      

 

 

 

 

 

 

 

    

 

 

 

 

 

 

 

 

Alles anders (bei Luise) 

 

Eines Nachts wachte Luise auf. Alles war so ungewohnt. Um sie herum war nichts. Naja, soweit sie sehen konnte. Luise lag nur auf einer Matratze auf dem Boden. Neben ihrem Schlaflager stand ein Rollstuhl. Plötzlich erinnerte sie sich wieder. Sie war letzten Nachmittag aus dem Krankenhaus entlassen worden. Davor war das Leben schön gewesen, doch jetzt war sie gelähmt und saß im Rollstuhl. 

Noch vor einem Monat war Luise das glücklichste Kind unter der Sonne gewesen. Sie hatte in einem wunderschönen Haus mit ihren Eltern gelebt, hatte den süßesten Hund der Welt gehabt und die besten Freunde die sie sich nur wünschen konnte. Doch dann kam eine Nachricht die sie gar nicht hören wollte: „Luise, wir müssen dir etwas sagen…“, sagte ihre Mutter. Allein vom Ton her erkannte das Mädchen schon, dass es etwas Ernstes war. „Ja…“, antwortete sie zögerlich, „was ist denn?“. „Also es ist so“, druckste ihr Vater herum, „Machen wir es kurz.“ „Wir müssen umziehen.“, platzte Luises Mutter da heraus. Luise war schockiert: „Aber, aber das kann doch nicht sein. Ich will hier nicht weg…“. Ihre Mutter unterbrach sie: „Ja ich weiß, aber unser Geld wird knapp. Außerdem haben wir da schon eine Wohnung in Duisburg angefragt und auch zugesagt bekommen“. „Unser Haus ist auch schon verkauft“, fügte ihr Vater leise hinzu. Luise hatte Tränen in den Augen: „Wann…wann müssen wir denn weg?“. „Schon übermorgen“, meinte ihre Mutter traurig. „Nein!“, rief Luise. „Es tut uns so leid Luise“, sagte ihr Vater, „aber es ging nicht anders.“ „Wieso?“, fragte sie mit tränenerstickter Stimme. „Es war einfach nicht mehr bezahlbar. Alles wir zu teuer.“, versuchte Luises Mutter zu erklären. Luise hatte zwar schon tiefrot geweinte Augen aber sie sagte dennoch mit der festesten Stimme die sie aufbringen konnte: „Ich muss jetzt erstmal nachdenken und danach packen.“ Das „und danach packen“ wurde wieder von einem Tränenfluss übertönt. Schnell lief sie nach oben in ihr Zimmer. Dort warf sie sich auf ihr Bett und weinte bis es nicht mehr ging. Dann lag sie nur noch da. Irgendwann stand sie doch auf und ging zu ihrem Schrank um ihren Koffer zu packen. Zwei Tage später waren alle Kisten gepackt und der Möbeltransporter abgefahren. Nun stiegen sie alle ins Auto. Am vorherigen Tag war noch die Nachricht gekommen, dass keine Tiere im Haus erlaubt sind. Dadurch musste sich Luise auch noch von ihrem heiß und innig geliebtem Hund Mariechen, einem weißen Spitz, trennen. Sie hatte sich den ganzen restlichen Tag von ihren trösten lassen. Nun saß sie mit trauriger neben ihrem Hund auf der Rückbank ihres Busses und weinte immer noch. Als sie schließlich beim Tierheim ankamen, stieg Luise mit verweintem Gesicht aus. Widerstrebend ging sie in das Gebäude und kam erst zwanzig Minuten später wieder heraus. Dann fuhren sie weiter. Stunden verstrichen ohne das jemand etwas sagte. Ihre Mutter musste längst auf dem Beifahrersitz eingeschlafen sein. Luise sah aus dem Fenster. Plötzlich gab es einen fürchterlich lauten Knall. Dann wurde es vor Luises Augen schwarz. Ihr Vater war gegen eine Leitplanke und später gegen einen Baum geprallt. 

Als Luise ihre Augen wieder öffnete, wusste sie nicht wo sie war. Doch irgendwann erkannte sie wo sie war. Sie lag in einem Krankenhausbett! Sie konnte sich aber nicht erinnern warum. Doch, eine Erinnerung hatte sie: Und zwar an diesen fürchterlichen Knall. Dann kam eine Frau in ihr Zimmer. Sie stellte sich als Dr. Emely Flower, Oberärztin in dieser Station, vor. 

 

Sie meinte: „Hallo, du musst Luise van Steinspringer sein.“ „Ja die bin ich“, sagte Luise so als stünden hunderte Fragezeichen dahinter. „GV“, murmelte Dr. Flower vor sich hin. Luise verstand nicht recht: „GV? Was ist das denn?“. „Gehirnverlust“, meinte die Oberärztin sachlich. Luise wollte aufstehen doch ihre Beine reagierten nicht. „Du bist Querschnittsgelähmt“, sagte die Ärztin. „Aber…wie soll ich denn hier raus?“, fragte Luise verzweifelt. „Der Rollstuhl“, meinte Dr. Flower nur. Luise seufzte. „Naja, also gut. Ab ins Abenteuer.“, dachte sich Luise. 

Nun lag sie hier. Auf einer Matratze. Querschnittsgelähmt. Mal sehen wie es morgen in der neuen Schule weitergeht. Bei dem Gedanken drehte sich Luises Magen schon um. 

 

Mittlerweile hatte sie sich an den Rollstuhl gewöhnt. Und in der Schule gab es ja auch einen Fahrstuhl mit dem sie in die oberen Stockwerke gelangen konnte.  

Als sie nach der Schule nach Hause kam war sie überglücklich. Sie hätte nicht gedacht dass ihre neue Klasse so nett sein würde. Niemand hatte sie gehänselt obwohl sie im Rollstuhl saß. Mal sehen was in der nächsten Zeit passieren würde.