Aktuelles
Tom Schmidt: Alles anders – Eine Biografie des Coronavirus
Andras Müllner: Alles Anders
ALLES ANDERS
Das Coronvirus ist in dieser Zeit sehr schwer zu ertragen und was uns jetzt glücklich machen würde wird uns auch noch weggenommen.
All diese negativen Sachen machen uns das Leben schwer aber wir dürfen nicht aufgeben und wir dürfen immer nur die positiven Seiten der Pandemie sehen, weil nur so können wir es besiegen.
Zum Beispiel kann ich länger schlafen wenn ich im Distanzunterricht bin. Oder ich kann gemütlich frühstücken. Und nicht nur im Distanzunterricht sondern auch allgemein. Ich kann mehr Zeit mit meinen Eltern verbringen, habe mehr Zeit für meine Freunde, kann viel mehr im Freien sein.
Vor dem Coronavirus konnte ich das nicht so oft machen. Mir fehlte einfach die Zeit dazu.
Morgens war bei uns ein totaler Strees, weil jeder zu seiner Arbeit
musste und niemand Zeit hatte zu frühstücken. Nach der Schule ging ich in die Betreuung weil meine Eltern noch arbeiteten.
Dort angekommen gab es Mittagessen. Nach dem Mittagessen durften wir
15 Minuten spielen. Dann kamen die Hausaufgaben. Ich saß meistens von
12:00 Uhr bis 15:00 Uhr an den Hausaufgaben weil wir immer so viele auf hatten. Dann hatte ich noch 2 Stunden Zeit zum Spielen weil ich um 16:30 Uhr nach Hause musste. Der Weg von der Betreuung zu uns hatte ungefähr 20 Minuten gedauert. Das war ganz schön anstrengend.
Als ich Zuhause angekommen war, war ich ganz schön erschöpft. Dann musste ich auch noch die Lernwörter üben. Als das fertig war half ich meiner Mutter beim Abräumen des Tisches. Dann war es auch schon 15:30 Uhr und ich hatte dann keine Lust mehr mich mit jemanden zu treffen. So ging es meistens jeden Tag...
Aber jetzt zur Zeiten des Coronavirus war es ganz anders. Meine Eltern waren im Home office und ich im Home schooling. Ich hatte viel mehr Zeit mit meinen Eltern zu spielen oder im Garten zu sein.
Und das Beste war: Ich habe in Pfungstadt-Hahn mit meinen Eltern ein Baumhaus gebaut. Das haben wir innerhalb nur einer Woche geschafft!
Wenn das Coronavirus nicht da wäre, hätte ich nicht mal die Idee dazu gehabt so etwas zu bauen.
Das Coronavirus hat mir die Möglichkeit gegeben meine Eltern und mich selbst besser kennen zu lernen. Ich konnte es mir ansehen, was meine Eltern an ihrer Arbeitsstelle machten. Und das Coronavirus hat mir gezeigt wie mühsam es ist einen ganzen Arbeitstag zu arbeiten. Deshalb weiß ich jetzt auch meisten weshalb meine Eltern gestresst sind und kann sie in Ruhe lassen.
Die Pandemie hat mir geholfen meine Verbindungen zu verstärken.
Zum Beispiel habe ich mich mit meinem Freund Jason jeden Tag getroffen.
Davor hätte ich nicht mal im Traum gedacht!
Also das Coronavirus ist nicht nur schlecht sondern kann auch sehr positiv sein ☺
Salam Srour: Die schnelle Flucht
DIE SCHNELLE FLUCHT
Ich sitze im Zimmer, auf meinem Bett und kann nichts tun. Manchmal frage ich mich echt ob ich diesen Fehler lieber hätte nicht machen sollen. Jetzt sitze ich auf jeden Fall fest und kann nicht raus. Aber Fehler klingt irgendwie FALSCH, vielleicht ist das ja auch der Grund wieso Fehler eben FALSCH sind. Gut ich möchte mich erst mal vorstellen: Leila Adawi ich lebe in Syrien bzw. in Damaskus und bin 11 Jahre alt. Es sind momentan Ferien, deswegen gehe ich auch nicht zur Schule und habe Hausarrest. Wieso wohl grübelt mal mit mir... STOP hört auf damit, natürlich weiß ich was ich getan habe wer vergisst den sowas. Also ich habe noch drei Geschwister die 12-jährige Lana und die 4-jährige Layan außerdem der 4-Monate alte Luqman, alle mit L ich weiß, egal kommen wir mal zum Punkt: Lana war zu der Zeit bei einer Freundin lernen und meine Eltern waren bei Freunden und nahmen meinen kleinen Bruder mit. Mich und meine 4-jährige Schwester wollten sie ja auch mitnehmen aber ich hatte keine Lust dorthin zugehen die Leute hatten vier Kinder die alle unter vier Jahren waren, ein super Platz für eine elf-jährige also sagte ich, dass ich zuhause bleiben wollte und da meine kleine Schwester gerade einen Mittagsschlaf hielt sollte sie mit mir zu Hause bleiben. Na toll dann musste ich also doch noch Babysitterin spielen. Aber glücklicherweise nicht für fünf Kinder sondern nur eines außerdem war meine Schwester nicht so schlimm ganz im Gegenteil sie benahm sich sehr erwachsen das lag vielleicht daran, dass sie so große Geschwister hatte es war also nicht so schlimm. Wir blieben dann zuhause. Zehn Minuten später wachte Layan auch schon auf und das gerade indem moment indem ich eine spannende stelle in meinem buch erreichte, ach alles halb so wild ich stand auf und ging zu ihr ins Zimmer da ich sie ja spielen hörte sie saß da auf dem Boden und spielte mit ihren Figuren ich atmete erleichtert auf, dass sie nichts schlimmes getan hatte. Als sie mich dann bemerkte rief sie froh: ,,Lass uns die Wasserballons holen und mit ihnen spielen!“ ,,Das geht doch nicht wir können nicht mit ihnen im Haus spielen, nur in einem Garten und der ist nun mal nicht so nah, also nein!“ antwortete ich ernst und dann geschah es auch schon, ich hatte vergessen zu erwähnen, dass meine Schwester sehr nun ja was soll ich sagen, ach ihr erfahrt es jetzt eh sie schmiss sich auf den Boden und begann mit stampfen und hämmern: ,,Du bist gemein sooo gemein ich mag dich nicht!“ ,,Komm schonn beruhige dich bitte.“ sie hörte aber nicht auf sondern ihr Geschrei und Gehämmere wurde stärker, ich gab auf: ,,Na gut dann füllen wir sie halt mit Wasser auf und überlegen dann weiter“ sie hörte wie auf Kommando auf zu weinen stand auf rannte in ihr Zimmer und holte die Tüte von den Wasserballons und gab sie mir mit strahlenden Gesicht:,,Los gehts!“ echt jetzt noch gespielter hätte es ja nicht aussehen können zumindest füllte ich sie mit Wasser und das sah wirklich Hammer aus es war zwar das zweite Mal indem ich so etwas sah aber es sieht einfach cool aus, wenn man so etwas sieht. Ich hatte die Ballons schon mit Wasser gefüllt und tat sie in einen großen Eimer als Layan sich auch schon einen schnappte und ihn nach mir warf ,,He hör auf damit das ist nicht lustig“ kaum hatte ich das gesagt landete noch eine Wasserbombe in meinem Gesicht, ich wurde wütend und warf zurück Layan nahm die Wasserbombe aber auch nicht einfach so an sie wieder eine zu mir sodass eine Schlacht begann die Gründe:Layan wollte Spaß haben und ich wollte mich rächen die Schlacht ging schnell zuende bis nur noch ich die letzte Bombe hatte und geschickt auf meine Schwester zielte die jetzt aus irgend einem Grund anfing zu weinen und genau indem Moment kamen unsere Eltern rein ins Haus. Warum ich Ärger bekam und bestraft wurde klang auf dem ersten Blick gar nicht falsch sie sahen nämlich folgendes: da meine Schwester nicht so gut zielen konnte war ich nicht so nass im gegensatz zu ihr das ganze Wohnzimmer war voller Wasserballonresten und ich zielte indem Moment ja noch immer auf meine Schwester die weinend und durchnässt auf dem boden lag. Die ersten worte die mein vater sagte waren ,,Leila geh auf dein zimmer!“ ,,Aber Papa...“ rief ich unsicher. ,,Kein aber geh auf dein Zimmer du hast Hausarrest für zwei Tage lang“ enttäuscht und wütend stapfte ich in mein Zimmer erschöpft ließ ich mich auf mein Bett plumpsen und jetzt kommen wir zur Stelle am Anfang wieder, da wo ich auf meinem Bett sitze und Hausarrest habe, da schaue ich zum Fenster rüber und sehe einige Menschen die eine Demonstration beginnen wollten oder so etwas und es fing an laute stimmen dröhnten durch die Stadt: DIE BÜRGER DIE WOLLEN DIE REGIERUNG NICHT MEHR!!!“ es kamen immer mehr Menschen auf den Balkon um diese Demonstration anzusehen selbst ihre Famillie schaute aus dem Fenster, schloss es aber schnell wieder ihr Vater kam, kurz danach, zu ihr ins Zimmer gestürzt:,, Pack deine Sachen diese Demonstration wird unser Leben verändern, sagte er, dies wird unsere letzte nacht hier sein!“ waren seine letzten Worte bevor er die Tür hinter sich schloss. Ich bekam große Angst und hörte schon das schlagen meines Herzens mit zitternden Händen holte ich meinen Koffer aus dem Schrank und begann meine Sachen zu packen. Als ich am Abend ins Wohnzimmer kam telefonierte meine Mutter mit meiner Schwester sie sollte bei ihrer Freundin übernachten. Ich verstand nichts mehr, was sollte der ganze auffuhr nur? Ich fragte Mama was passiert sei und wieso diese Demonstration unser Leben verändern wird und wieso ihre Schwester aufeinmal bei ihrer Freundin übernachten sollte ihre Mutter nahm sie in den Arm:,, So wie wir die Regierung kennen wird sie nicht locker lassen und sie wird diese Demonstration stoppen, auf ihre art eben, das heißt wenn die Bürger nicht hören wollen müssen sie fühlen deshalb gehen wir, nun ja, bevor die bürger fühlen müssen und deine Schwester soll nicht aus dem Haus ihrer freundin weil wir Angst haben die Regierung handelt schneller als gedacht, ach du musst jetzt wirklich schlafen wir brechen morgen ganz früh auf“,,Heißt das wir kommen nie wieder zurück, ich sehe meine freunde nicht mehr und all das wegen einer blöden Demonstration“ ,,Leila hör jetzt auf damit, du sollst jetzt wirklich schlafen“ Ich ging auf mein zimmer na super dies war meine letzte Nacht hier ich saß hier fest konnte mich nicht von wenigstens einer meiner freunde verabschieden imgegensatz zu meiner Schwester! Ach ich glaube ich nahm das nicht ernst genug was dachte ich da bloß in solchen Umständen denkt man doch nicht an so was... Am nächsten Morgen war ich direkt putzmunter und wusste was wir heute machen würden, wir brechen heute auf, meine Mutter bereitete Brote vor außerdem hatte sie Reis gemacht und viel Obst und Gemüse hatte sie auch eingepackt am wichtigsten nicht zu vergessen eine menge an Wasser die für fünf Tage mindestens reichte Papa hatte einen 9-sitzer Auto bestellt indem er gerade seinen Koffer und auch Mamas einstaute. So neu sah das Auto nicht gerade aus aber genüged Platz hatte es trotzdem als alles gepackt war sagte Mama zu mir:,,Geh und wecke deine kleine Schwester auf damit wir los fahren können“ als sie dann auch wach war sagte Mama zu ihr:,, weißt du wo wir jetzt hingehen wir gehen an einen schönen Ort ja sie drehte sich ein letztes mal zurück zum Haus und ihr kullerte eine Träne über die Wange: Lebwoh du schönes Schloss!“ konnte ich sie flüstern hören bevor sie in das Auto stieg und die Tür hinter sich zu machte als wir los fuhren drehte ich mich noch einmal um und schaute vom Rückfenster wie unser Haus kleiner und keiner wurde und ich spürte eine Träne und noch eine dann kamen ganz viele ich drehte mich wieder um und begann zu weinen ich fragte Mama schluchzend: ,,Werden wir hier je wider zurückkehren?
Leila,Leila antworte mir ich blickte ins Gesicht meiner Freundin Sandra komm wir haben nur noch eine halbe Stunde Zeit für die Geschichte“ ,,Hä“ machte ich ,,Du hast wohl doch nur geträumt“, kicherte sie nein ich habe nicht geträumt ich habe mich erinnert ich blickte aus dem fenster und dachte damals wurde:
ALLES ANDERS
Juliette Wesarg: Der der nicht wusste wer er war
Grummelnd und noch immer müde stützte sich der Murmeltiger auf seine Vorderbeine und hielt eine Pfote über seine Augen, um zu sehen was ihn so blendete. Es war Winter und der Murmeltiger war gerade erst eingeschlafen, der Sonnenaufgang konnte es also nicht sein. Genervt versuchte er etwas zu erkennen, doch er sah nichts, so sehr wurde er vom hellen Licht geblendet. Er dachte sich: Hoffentlich ist das nur ein blöder Traum und ich wache gleich wieder auf. Daraufhin ließ er sich gleich wieder in sein Grasbett fallen.
Das nächste, das ihn weckte war ein Geruch. Die Augen hatte er zwar noch fest verschlossen doch die kleine Nase des Murmeltigers zog einen verbrannten Mief ein. Keine Sekunde später war das Tier wach. Noch verärgerter als vorher zwang er sich aus seinem gemütlichen Bett und schlurfte gähnend zum Eingang seiner Höhle, um zu sehen, was ihn aus seinem Schlaf gerissen hatte. Er brauchte nicht lange, um die Augen weit aufzureißen und hellwach zu sein. Vor seiner Höhle hatte sich ein riesiges Feuer ausgebreitet.
Er war wie gelähmt. So etwas hatte der Murmeltiger noch nie zuvor gesehen. Er drehte langsam den Kopf, in der Hoffnung dass noch nicht alles um ihn herum verbrannt war. Doch um ihn herum waren nur verkohlte Bäume mit leeren Ästen zu sehen. Er brauchte eine Weile, um zu verstehen, dass er schleunigst verschwinden musste, um nicht wie die Hälfte seines geliebten Waldes zu enden.
Doch der Abschied fiel ihm schwer. Er schaute auf sein gemütliches Bett, in welchem er so viele schöne warme Nächte verbracht hatte. Er wusste, dass seine ganze Höhle vom Feuer zerstört werden würde, und das machte ihn unendlich traurig. Doch er musste verschwinden. Er rannte ein letztes Mal in die Höhle, um sich das kleine Täschchen mit seinem Lieblingsfenchel zu schnappen, rannte wieder vor seine Höhle und drehte sich hektisch in alle Richtungen.
Er erkannte die Lichtung, die noch vom hellen Mondlicht beleuchtet wurde. Mit schnellen Schritten lief er mit dem Feuer auf die Lichtung zu. Keine zwei Meter trennten ihn von der heißen lodernden Wand. Der Murmeltiger war es nicht gewohnt schnell zu laufen, das und die Wärme des Feuers sorgten dafür, dass er schon nach wenigen Minuten außer Puste war.
Doch die Lichtung war noch lange nicht erreicht! Er merkte wie schwer ihm das Atmen fiel und wie seine Schritte langsamer wurden. Er biss seine scharfen Zähne zusammen und beschleunigte wieder. Doch schon kurze Zeit später musste er stehen bleiben. Er bekam keine Luft mehr. Ihm wurde schwindelig und er merkte wie die Flammen immer höher wurden. Er spürte die Hitze auf seinem Fell und hatte das Gefühl, er würde von den immer höher werdenden Flammen umschlossen.
Keuchend drehte er sich im Kreis, versuchte einen Ausweg zu finden, doch es war zu spät. Ihm wurde schwarz vor Augen und er ließ sich erschöpft auf die Erde fallen.
,,Haaalllllooooo! Hörst du mich?“ fragte eine laute Stimme.
,,Lass ihn Jonald, der ist doch eh schon tot.“ meinte eine andere.
Langsam öffnete der Murmeltiger seine Augen. Er nahm erst verschwommene Umrisse von zwei Gestalten wahr. Als er merkte, dass es sich um zwei Bergziegen handelte, riss er die Augen weit auf, stützte sich auf und rutschte erschrocken so weit wie möglich weg von ihnen.
Als wäre das nicht genug, war er so weit nach hinten gerutscht, dass er mit den Vorderbeinen rudernd ins Wasser fiel. Augenblicklich versank er im eiskalten Wasser. Obwohl der Murmeltieger ein guter Schwimmer war, hasste er es zu schwimmen und es ärgerte ihn, dass er jetzt dazu gezwungen war. Außerdem fand er das Wasser viel zu kalt.
Sobald er das Ufer unter seinen kleinen Tatzen spürte, zog er sich fluchend aus dem Wasser und rannte erstmal fünf Runden um den See, um auch ja jeden Tropfen Wasser von seinem Fell zu bekommen.
Als das erledigt war, blieb er wütend vor den Ziegen stehen, welche ihn erschrocken ansahen. Er stemmte demonstrativ die Hände in die Seiten und schnauzte die zwei Bergziegen grimmig an: ,,Was macht ihr in meinem Wald? Das hier ist mein Revier und ich möchte hier keine anderen Tiere sehen, und schon gar nicht solche blöden weißen Zicken wie euch! Verschwindet!“
,,Wie bitte?“ fragte die eine Ziege. ,,Also erstens bist du hier in unserem Revier. Zweitens haben wir dir dein Leben gerettet du undankbares…….äh…...Jonald, was für ein Tier ist das eigentlich?“
Jonald musterte den Murmeltiger und runzelte fragend die Stirn.
Das machte diesen nur noch wütender: ,,Äh Hallo, ich bin ein Murmeltier, das sieht man ja wohl!“ Und bevor die Ziegen antworten konnten hatte er sich auch schon umgedreht und war mit großen Schritten davongestampft.
Jonald sah ihm verwundert nach. ,,Komisch, ich hätte schwören können, dass er ein Tiger ist.
Auch sein Freund musste lachen. „Ja, so ein Temperament habe ich bei einem Murmeltier noch nie gesehen.“
Der Murmeltiger suchte sich beleidigt eine neue Höhle und verbrachte dort den Rest seines Winterschlafes ohne weitere Störung.
Lilly Gacenbiller: Schneller
Meine Schritte hallten über den Waldboden. Der Wind wirbelte die vielen Blätter durch die Luft, während ich den breiten Waldweg entlang eilte. Ich wurde immer schneller.
Ich versuchte möglichst gleichmäßig zu atmen, was mir unglaublich schwer fiel.
Immerzu wandte ich mich nach hinten um und stellte dabei erleichtert fest, dass niemand zu sehen war.
Der Wald schien dunkel und düster und meine Schritte klangen übernatürlich laut in der Stille. Ich keuchte. Allein die frischen und herbstlichen Farben der Blätter, die auf dem sandigen Boden verteilt lagen, lösten die erdrückende Stimmung. Grüne, rote, gelbe.
Ich hatte mich über die Bedeutung dieser Farben informiert: die Farbe Grün steht für Gift, Rot für Feuer oder Glut und Gelb für den Optimismus…
Ganz genau, bleib optimistisch, dachte ich. Es sind schöne Farben.
Doch während die Farben einerseits Wärme und Schutz versprachen, raschelten die Blätter laut, als wollten sie mich verraten. Meine Schritte wurden hektischer.
Ich wusste, mir blieb nicht mehr viel Zeit.
Ich legte einen Sprint ein. Hauptsache fort, bloß weg von hier. Ich lief und lief, so schnell mich meine Beine trugen. Nein, dachte ich, die Zeit darf noch nicht um sein, ich muss noch weiterkommen…
Dann vibrierte meine Uhr. Ich blieb stehen und sah keuchend auf das Display. „Vier Kilometer“, flüsterte ich.
Katharina Watzel: Malufandrohms Rat
Der riesige Baum, eingemümmelt im dicken, reinen Weiß, das geädert ist mit dunkelbraunen Strichen, thront majestätisch im Licht der blendenden Morgensonne. Die Luft ist kalt und schmeckt kühl nach süßlichem Schnee, der auf der Erde ruht wie eine Decke. Der Himmel, makellos blau, wird nach hinten hin immer heller, bis er, ganz in weiß, hinter den Bergen verschwindet, auf denen eine verschleiernde Nebelwolke liegt.
"Was mag sich wohl dahinter verbergen", fragte sich der junge Rotfuchs Foral, als er, wie jeden Morgen, auf Nahrungssuche bei der großen, von allen Tieren verehrten Glückseiche stehen blieb, um sich wie jeden Morgen die selbe Frage zu stellen. An diesem perfekten Tag jedoch hielt er länger inne als gewöhnlich.
"Gibt es dort auch Rotfüchse? So gerne würde ich mal welche sehen", dachte er, während er verträumt mit der Pfote Muster in den festen Schnee unter ihm schabte. "Was spräche dagegen, sich dort mal umzuschauen?", schweiften seine Gedanken weiter. Genussvoll und voller Abenteuerlust sog Foral die frische Luft ein - Kalt! Diese Kälte brachte ihn wieder zu Sinnen. "Wer weiß, ob ich jemals an diesen Ort zurückkommen werde, den ich so liebe?", bedachte er sorgenvoll.
Sehnsüchtig streckte er sich, um einen besseren Blick auf das Tal zu erhaschen. Er wollte ja hinunter wandern, aber gleichzeitig sein Zuhause nicht verlassen. Geheimnisvolle Schatten tanzten hinter dem Nebel. So gern würde er herausfinden, was es mit ihnen auf sich hatte. Er seufzte gequält. "Wenn ich hierbleibe, werde ich unglücklich, wenn ich weggehe, vermisse ich den Baum...", dachte er verdrossen.
"Nanu", ertönte auf einmal eine Stimme, die eindeutig die des weisen Uhus Malufandrohm war, der sein Heim in der Glückseiche hatte. "Du schaust so traurig aus!"
Foral drehte seinen Kopf nach Malufandrohm, als er schwerfällig zu ihm hinüber glitt und träge blinzelte. "Vielleicht kann ich dir ja helfen?", bot er an.
"Könntest du mir vielleicht einen Rat geben, was ich tun soll?", seufzte Foral und wies mit der Schnauze in das Tal, das sich vor ihnen auftat. Der Uhu kannte die Probleme von allen Tieren in der Gegend, denn wer eines hatte, ging damit zu Malufandrohm, damit er ihnen weiterhelfen konnte.
Er schmunzelte, als er ebenfalls nach unten schaute. "Das musst du dir schon selbst überlegen", fand er. "aber du solltest nicht zu lange warten. Sonst wird es zu spät, und du wirst du zu alt, und dann hast du keine Wahl mehr. Wenn es daran liegt, dass du diesen Ort so liebst, dann sollst du wissen, dass es Gefängnisse gibt, die nur deswegen Gefängnisse sind, weil man gar nicht mehr hinaus will. Wenn es daran liegt, dass du Dinge entdecken willst, dann sage ich dir, dass es manchmal besser ist, wenn man etwas nicht weiß"
Nachdenklich schaute Foral in die Mayemo-Berge. "Mayemo" bedeutete "Sehnsucht" in der alten Sprache der Adler, und "Geheimnis" in der alten Sprache der Schwalben.
Plötzlich bemerkte er, dass Malufandrohm nicht mehr neben ihm saß. Die Sonne ging schon auf den Mittag zu, stellte er außerdem fest, als sein Magen laut knurrte. Dann ging er weiter auf Nahrungssuche.
Ella Ziegert: Der Baum, der Leben verspricht
Der Schnee von letzter Nacht knirscht laut unter meinen Füßen, als ich über die verkrustete Oberfläche laufe. Es kommt mir vor, als würde ich etwas Verbotenes tun, während die Stille um mich herum das Geräusch meiner Schritte tausendfach verstärkt. Mir wird klar, dass ich vollkommen allein bin an diesem unbekannten Ort.
Ich schaue in die Ferne, um die vor mir liegenden Täler genauer anzuschauen, deren Schnee und Nebel im Sonnenschein glitzern. Um sie herum versperren große Tannen und zwischen ihnen einige Laubbäume den Blick an weiter entfernte Orte. Es scheint als würde die Zeit stillstehen und eine riesige unsichtbare Glocke alle Geräusche der Außenwelt schlucken, während der Baum direkt vor mir immer größer wird.
Nach einigen Schritten stehe ich direkt vor der gewaltigen Buche, deren Äste mit feinem Pulverschnee bedeckt sind. Unzählige Geschichten und Mythen ranken sich um sie. In meinem Stamm kennt man sie als Lebensbaum. Doch eines haben alle Erzählungen gemeinsam: Sie sprechen von einem uralten Baum, älter als die Zeit. Ich merke, wie mir langsam kalt wird, doch ich bin zu fasziniert, um diesen Ort zu verlassen. Ich bin der Buche nun so nahe, dass ich nur meine Hand ausstrecken muss, um sie zu berühren. Doch etwas hält mich zurück; eine innere Stimme, die mir rät, diesen gewaltigen und mächtigen Baum nicht anzufassen. Ich habe Angst, ich könne den Zauber dieses Ortes zerbrechen wie einen Spiegel – in tausende kleiner Scherben, die zusammen nie wieder etwas so Vollkommenes ergeben würden.
Und so verweile ich staunend und warte auf ein Zeichen der Götter, das mir sagt, was zu tun ist. Einige Zeit vergeht und ich merke, wie es immer kälter wird, bis sich die Wolken über mir auftun und dicke weiße Schneeflocken entlassen, die mir ein leichter Wind in die Haare weht. Dann erscheint auf einmal ein gleißend helles Licht, das durch die Wolkendecke bricht und den Baum vor mir zu purem Silber werden lässt.
Ein glänzendes Blatt fällt vor meine Füße, ich hebe es auf, verbeuge mich, um dem Baum und den Göttern für ihre Barmherzigkeit zu danken und mache mich mit bedächtigen Schritten auf den Heimweg, um meine Großmutter zu heilen.
Denn dieser Baum ist kein gewöhnlicher Baum. Er wird nur von jenen gefunden, die ihn finden wollen, um anderen zu helfen. Doch wird er gefunden, so besitzt jeder noch so kleine Teil von ihm eine Energie der Natur und Weisheit, die die Macht hat zu heilen.
Katharina Watzel: Die Wurmsel
Der Winter peitscht über das Land,
Die Wurmsel schaut geduldig gebannt
Am späten Morgen in den Osten,
Will Sonnenstrahlen kosten.
Ihr Bäuchlein knurrt; nichts ist darin,
die Hungersnot rafft sie dahin.
Die Federn überzieht ein frostiger Hauch:
Die Flügel, das Köpfchen, den wartenden Bauch.
Dann denkt sie: "Was bin ich für ein Narr!
Nahrung ist im Winter rar.
Doch bin ich nicht umsonst eine Wurmsel;
fress ich den Wurm, bin ich noch immer eine Amsel."
So tat sie's, Wurmsel wurde Amsel,
So, wie wir sie kennen, sitzt auf Zäunen und Ampeln.
Noch heute zwitschern sie sich zu,
Was Wurmsel tat; und sangen zu.
Maria Kirsch: Die Bank am See
Die Bank am See stand schon immer dort. Im Sommer saßen dort oft Mütter während ihre Kinder im Wasser spielten, Rentner, die sich ihre Zeit vertreiben wollten oder Jogger, die eine kleine Pause brauchten. Doch im Winter war dort niemand.
Niemand spürte den Schnee unter seinen Füßen knirschen. Niemand zerstörte die Stille der Natur, die der Winter über den Ort gelegt hatte. Niemand saß auf der kalten Bank und ließ sich sie Sonne ins Gesicht scheinen. Niemand atmete die reine und kalte Luft ein und stieß sie in einer Dampfwolke wieder aus. Niemand spürte den Schnee, der so kalt war, dass die Finger rot wurden wenn man ihn zu lange hielt. Niemand sah das Wunder der Natur.
Aber das war nicht schlimm. Denn ohne den Einfluss der Menschen wird die Natur und Magie dieses Ortes bis in alle Ewigkeit erhalten bleiben.
Appell an 7 Milliarden Menschen
Jeden Tag
Wenn fast 2 Milliarden Menschen aufstehen
Duschen und sich die Zähne putzen
Und aus dem Haus gehen
Fahren fast 2 Milliarden Menschen zur Arbeit
Mit Auto, Bus oder Bahn
Vielleicht fliegen manche auch in den Urlaub
Währenddessen
Kochen fast 2 Milliarden Menschen in der Küche
Zum Beispiel Krautsalat, Pommes oder Schnitzel
Und in Schweden vielleicht Fische
Und die restlichen fast 2 Milliarden Menschen
Die schlafen im warmen Haus
Behütet in unserer protzigen Welt
Jeden Tag
Nutzen wir
Wasser
Benzin
Und Gase
Plastik
Aus Erdöl
Metalle
Holz
Und Kohle
Jeden Tag
Essen wir
Gemüse
Und Obst
Meeresfrüchte
Und Fisch
Fleisch
Milch
Eier
Von Tieren
Jeden Tag
Beanspruchen wir
Licht
Strom
Und Wärme
Doch wer gab uns das Recht dazu?
Denn während wir
Immer mehr
Und mehr
Davon verbrauchen
Werden jeden Tag
82 Tausend Hektar
Wald abgeholzt
93 Millionen Liter
Erdöl gefördert
89 Milliarden Tonnen
CO2 ausgestoßen
123 Millionen
Tiere geschlachtet
Und weitere 300 Tausend
Meerestiere und Seevögel sterben
An den über 150 Millionen Tonnen
Plastik in den Meeren
Und jeden Tag
Werden weitere 575 Millionen
Plastiktüten produziert
Und es landen weitere 35 Tausend Tonnen
Plastik in unseren Meeren
Warum machen wir weiter damit?
Wir sehen doch
Wie der Regenwald jeden Tag an Fläche verliert
Wie das Eis am Nordpol jeden Tag schmilzt
Wie das Ozonloch jeden Tag größer wird
Und wie Tierarten aussterben
Wir wachen jeden Morgen auf
Wir fahren jeden Tag zur Arbeit
Wir essen und wir schlafen
Wir machen jeden Tag das Gleiche
Und machen uns das Leben
So bequem wie möglich
Also appellieren wir an alle 7 Milliarden Menschen da draußen
Wenn ihr
morgen früh
Aufwacht
Dann
Macht
Etwas
Anders
Denn die Welt verdient es
Mit Vorsicht behandelt zu werden
Denn ohne sie gäbe es
Alle 7 Milliarden Menschen nicht
Denn die Welt ist
Fantastisch
Und ihre Ressourcen
Das Fantastischste
Was es gibt
Denn das ist alles
Was es gibt
.
©2019 SchreibKunst-Blog/ Lea Wallrabenstein (9d) & Sophie Schönrock (9d)
Es bleibt fantastisch
,,Da vorne ist noch etwas frei!”
Es war Valentinstag und nach dem Besuch im Kino beschlossen wir, den Tag mit Kaffee und Kuchen abzurunden. Emma nickte mir zu und Hand in Hand begaben wir uns zu einem freien Platz. Er befand sich relativ weit hinten, sodass man von dort aus einen guten Überblick auf das Cafe hatte. Zumindest, wenn man wie Emma an der Wand saß und nicht wie ich von ihrer liebreizenden Freundin dazu überredet worden war, der Aussicht den Rücken kehren zu müssen. ,,Eines Tages gebe ich nicht nach...”, murmelte ich. Sie drückte mir erneut einen Kuss auf die Wange. ,,Denke ich nicht.”
Ein verspieltes Zwinkern sorgte dafür, dass Pudding meine Knie ersetzte und plötzlich war ich froh, mich schon hingesetzt zu haben. Emma und ich waren schon lange gute Freundinnen gewesen, schon seit ich denken kann. Wir gingen zusammen in den Kindergarten, wurden derselben Grundschulklasse zugeteilt und belegten nun in der Oberstufe fast überall die selben Kurse. Vor zwei Jahren jedoch gestand Emma mir, dass sie mich als mehr als nur eine gute Freundin sah, dass sie sich in mich verliebt hätte. Ich empfand das gleiche für sie und so kam es, dass wir beide ein Paar wurden.
Das Mädchen meiner Träume blätterte nun also nachdenklich in der Kuchen-Karte und einmal mehr fiel mir auf wie hoffnungslos ich mich in sie verliebt hatte. Die Art, wie sie sich ihr blondes Haar hinter das Ohr klemmte, ihre Finger elegant mit einer der Seitenkanten der Karte spielten, während ihre Augen ein Angebot nach dem anderen überflogen, lösten Herzsprünge bei mir aus.
,,Amelie? Bist du noch da?” Ihre süße Stimme holte mich aus meiner Trance und ich schreckte leicht hoch. ,,Alles okay bei dir? Du wirkst abgelenkt.” Ich kratzte mich am Hinterkopf. ,,Ne, alles gut. Weißt du schon, was du willst?” Ungläubig zog sie eine Augenbraue hoch. Was auch immer sie dachte, sie entschied sich es nicht auszusprechen.
Dem Rot ihrer Wangen zu urteilen, hatte sie mein Starren jedoch bemerkt. ,,Das hier fand ich gut’’. Sie drehte die Karte zu mir um, sodass ich lesen konnte, was darauf stand. Es war ein kleiner Schokokuchen mit flüssigem Kern. Ein Valentinstag-Special nur für Paare. Ich nickte. ,,Zu schokoladigem sag’ ich nicht nein.” Sie murmelte etwas davon, wie gut sie mich ja kenne. Was sie genau sagte konnte ich aber nicht verstehen. Mir war generell aufgefallen, dass sie seit dem Film sehr ruhig geworden war, wo sie doch sonst immer so gesprächig veranlagt ist. Ihr nachdenklicher Blick war auf irgendeinen Punkt auf dem Tisch fixiert und in ihren Augen lag etwas, dass mir Sorge bereitete. Benennen konnte ich es aber nicht genau.
,,Hey, schau nicht so betrübt. Sag deiner Freundin was los ist.” Ich piekste sie leicht in die Wange, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen und sie gab mir ein leises Seufzen als Antwort. ,,Es ist der Film…” ,,Hat er dir nicht gefallen? Ich fand ihn nicht schlecht, auch wenn das Outfit des
Hauptcharakters viel zu eng war.” Sie schnaubte belustigt und legte ihre Hand auf meine. ,,Auch wenn du recht hast, das meinte ich nicht.” Sie lehnte sich nach vorne. ,,Hat es dich nicht gestört, dass der eine so früh gestorben ist? Du weißt schon, der mit der Brille.”
Angestrengt dachte ich nach.
,,Meinst du den, der sich als schwul geoutet hat?” Ich überlegte. ,,Naja, er hatte jetzt keine großartige Rolle im Film, da hat mich sein Tod eher mäßig mitgenommen.” ,,Aber genau das meine ich! Der Film hat so viel Werbung gemacht, dass sie ja so fortschrittlich seien und sogar einen schwulen Charakter eingebaut hätten.” Sie schüttelte den Kopf. ,,Stattdessen hatten wir ein laufendes Klischee, dass für die Geschichte völlig unnötig war und nach gefühlten zehn Minuten gestorben ist.” Ihre Stimme triefte vor bitterem Sarkasmus und ihr Ärger stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. Es tat weh sie so zu sehen, doch ich schwieg und ließ sie weiter sprechen.
,,Ist es zu viel verlangt die Sexualität von jemandem, der nicht Hetero ist, einfach mal nicht an die große Glocke zu hängen? Uns so zu behandeln, wie man es mit jedem Heteropaar macht? Wir sind doch auch nur gewöhnliche Menschen…” Ich drückte ihre Hand, vermied aber den Blickkontakt. Ich wusste einfach nicht, was ich dazu sagen sollte.
Zum Glück kam endlich ein Kellner an den Tisch, sodass wir unser Gespräch kurzzeitig pausieren mussten. ,,Was kann ich euch bringen?” Er sah gelangweilt aus, als würde er verzweifelt die Minuten bis zum Feierabend zählen. Emma ließ meine Hand los und bestellte sich einen Kaffee, während ich mich für eine heiße Schokolade entschied. Der Kellner schrieb sich alles mit einer solch monotonen Gestik auf, dass ich bei seinem Anblick selbst das Verlangen hatte zu gähnen. Als wir aber das Valentinstag-Special erwähnten, schüttelte er den Kopf. ,,Tut mir leid, aber das ist nur für Pärchen.”
Emma setzte sich etwas gerader hin. ,,Genau. Deshalb haben wir das auch bestellt.” Man konnte förmlich sehen, wie sich die Zahnräder in seinem Kopf drehten und es dauerte auch nicht lange bis er es endlich verstanden hatte. Er zog die Augenbrauen nach oben und seine Mundwinkel bewegten sich in dieselbe Richtung. ,,Aber natürlich meine Hübschen, ein Valentinstag-Special kommt sofort!” Er zwinkerte uns beiden zu, so wie man es von Typen aus schlechten Romanzen kennt und ich bemerkte wie Emma ihm genervt hinterher schaute. Ich nahm ihre Hand in meine und versuchte sie etwas zu trösten. ,,Ignorier es einfach.”
,,Aber stört es dich nicht?”. Sie entzog mir wieder ihre Hand und legte sie vor sich auf den Tisch. ,,Wäre einer von uns ein Junge gewesen, würde uns sowas nicht passieren. Warum kann man uns nicht behandeln, wie jeden anderen auch?” Zum wiederholten Mal seufzte sie. ,,Manchmal kann ich nicht anders als mir eine Welt vorzustellen, in welcher wir nicht behandelt werden wie irgendwelche Fantasiewesen; In welcher Menschen wie wir einfach das sind: Menschen.” Ich schüttelte den Kopf. ,,Emma, hör bitte auf damit. Freu dich doch lieber über das, was wir haben.”
Ich versuchte sie mit einem Lächeln zu trösten, doch sie ließ nur den Kopf hängen. Dieser Anblick brach mir fast das Herz. ,,Ich weiß. Aber es ist doch erlaubt, darüber zu fantasieren?” Ich schwieg. Wieder wusste ich nicht, was ich dazu sagen sollte. Ich wusste, was sie meinte, das tat ich wirklich. Nicht selten dachte ich genauso. Wieso ist es eine so große Sache, Gefühle für jemanden mit dem gleichen Geschlecht zu hegen? Warum kann ich meiner Familie nicht einfach stolz von meiner Freundin berichten? Wo ist das Problem, uns einmal nicht wie seltene Wesen, wie eine Attraktion zu behandeln?
Auch ich stellte mir nun eine Welt vor, in welcher wir sein dürfen, wer wir sind. In welcher wir nicht als unnatürlich angesehen werden, uns nicht dafür schämen müssen. Eine Welt, in welcher Hass und Scham keine natürliche Hürde im Lauf unseres Lebens darstellt und ich mochte diese Welt. Sie erfüllte mich mit Freude, mit Erleichterung und mit Freiheit und ich wünschte mir sie wäre Realität. Ich wünschte es mir so sehr.
Eine Kellnerin kam an unseren Tisch und stellte unsere Bestellungen unsanft auf dem Tisch ab, sodass etwas von Emmas Kaffee auf die Tischdecke schwappte. Die Kellnerin sah uns nicht an, wünschte uns nicht einen guten Appetit, fragte uns nicht, ob wir nicht noch einen Wunsch hätten, zeigte keine Anzeichen von Reue über die verschütteten Kaffee.
So sehr ich es mir also wünschte, mit Emma in einer solch fantastischen Welt, frei von jeglichen Gewichten der Schuld, des Schams und des Hasses zu leben, es würde immer dabei bleiben: Ein Wunsch. So fantastisch diese Realität wäre, es bleibt dabei.
Sie bleibt fantastisch.
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