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Endlich ging das Leben wieder aufwärts für Joseph Karl Lehmert. Er bereute einige Dinge in seinem Leben, aber ganz besonders eines: Vor sieben Jahren hätte er die Chance gehabt, sein ganzes Leben komplett umzukrempeln und besser zu machen, doch sein blödes 21-jähriges Selbst verbockte alles.

Kurz nach seinem 21. Geburtstag traf er einen netten Kerl in einer Bar. Sie saßen am Tresen, tranken Bier und schauten sich einen Zeittriathlon im Fernsehen an. Die Aufgaben in diesem Jahr waren höchst interessant: Eine Historical-Engineering Herausforderung, bei der man eine stabile Monarchie stürzen sollte, mit nichts anderem als Online-Apps. Danach eine Reise 2000 Jahre in die Zukunft, um zu überprüfen, ob die Bevölkerung dieser Zeitlinie noch existierte oder sich ausgelöscht hatte.

Letztlich musste man noch eine Sonde finden, die die Veranstalter in einer unbekannten Zeitlinie versteckt hatten und diese zurückbringen. Wie erwartet gewann Lorren Marshall den Triathlon, welcher mit seiner Glanzleistung in Historical-Engineering und seiner hochmodernen Zeitmaschine Stunden vor der Konkurrenz fertig war. Der Mann drehte sich zu Joseph und flüsterte: "Hey, Junge willst du mal einen Tipp hören? Beim nächsten Triathlon solltest du gut was auf Tamara Kissing setzen."

Tamara war bisher nicht besonders erfolgreich gewesen und lag auch dieses Mal mehrere Stunden hinter dem Durchschnitt und fast einen ganzen Tag hinter Lorren. Jospeh traute dem Mann nicht und fragte ungläubig: "Wieso, bisher war sie nicht besonders gut, warum sollte sie das nächste Mal besser sein?" Der Mann grinste und meinte: "Ich bin Ingenieur bei General Electrics, und ich kann dir garantieren, dass wir eine sehr spezielle Überraschung für sie haben.

Sie ist ein exzellenter Chrononaut und Navigator und mit der Zeitmaschine, die wir für sie entworfen haben, kann sie bis zu 200 Annos pro Stunde zurücklegen!" Joseph starrte den Mann ungläubig an. Endlich fand er seine Worte wieder und fragte zitternd: "200 Annos pro Stunde? Selbst die modernsten Militärmaschinen schaffen gerade mal um die hundert! Das wäre eine wahnsinnige Steigerung!" Der Mann war im Begriff zu gehen und drehte sich noch einmal um, um zu antworten: "Du hast mein Wort, der nächste Triathlon wird alles bisher Gekannte umstoßen! Und bedenke bloß, all das Geld nicht sofort zu verprassen." Der Mann zwinkerte und verließ die Bar.

Joseph konnte es nicht fassen. Dieser Zustand zog sich immer weiter hin, bis er ein halbes Jahr später vor dem Wettbüro stand. Zweifel plagten ihn: Sollte er diesem Fremden vertrauen, den er seitdem nicht mehr gesehen hatte oder sollte er kein Risiko eingehen und es einfach sein lassen? Er ging in das Wettbüro und stand schon am Schalter, als die Zweifel ihn zu sehr verunsicherten und er sich auf der Stelle umdrehte und ging. Zur Überraschung aller gewann Tamara Kissing eine Woche später den Zeittriathlon von Neapel. Wer hätte denn auch damit rechnen können, dass sie eine vollkommen neuartige Zeitmaschine hatte, mit der sie über 200 Annos pro Stunde zurücklegen konnte? An diesem Abend lag Joseph betrunken im Bett und heulte sich in den Schlaf.

Doch er war nicht jemand, der einfach aufgab. Noch am nächsten Tag schmiedete er einen Plan. Nachdem er mehrere Jahre Chrononautik an der Akademie für Zeitwissenschaften in München studiert hatte und seine Zeit dort in einer unbeschreiblich kleinen Wohnung verbracht hatte, war es endlich so weit. Er hatte sich ein wahrhaftiges Stück Freiheit geleistet. Er wohnte zwar immer noch in der kleinsten Wohnung der Welt und ernährte sich zu 60 Prozent von osteurasischen Fertignudeln, aber er war mit dem Studium fertig und begann die erste Phase seines Plans: Der Beschaffung einer eigenen Zeitlinie.

Joseph besetzte monatelang den Zentralrechner der Akademie und sah sich bis zum Umfallen viele Zeitlinien an, wertete Daten aus, stellte Berechnungen an und nahm Messungen vor. Aber egal wie viele Zeitlinien er auch beobachtete, er konnte nie diese eine richtige finden. Er suchte nach einer bestimmten Version dieser Welt, die praktisch bis auf das Haar seiner eigenen glich und sich nur in einem für ihn völlig belanglosen Teil unterschied. Er suchte nach einer zweiten Version von sich selbst: gleiches Aussehen, gleiche Denkweise, gleiche Vergangenheit!

Josephs Plan war eigentlich ganz simpel. Alles was er dazu brauchte, war eine haargleiche Version seiner Welt, die Sportergebnisse der letzten Jahre und etwas schauspielerisches Talent. Die letzten beiden Dinge hatte er schon, aber die Zeitlinie schien sich immer vor ihm zu verstecken. Es gab immer ein Problem, die Zeitlinie war in einem zu wichtigen Punkt anders, stand unter Schutz, oder war ganz einfach schon gekauft.

Doch eines Tages fand er sie endlich. Er hätte vor Freude fast geschrien. Sie war perfekt. Genau so wie seine, mit nur einem Unterschied: seine Eltern hatten ihn in dieser Zeitlinie nicht Joseph Karl Lehmert, sondern Joseph Johann Lehmert genannt. Und das Beste: Sie war noch nicht verkauft. Joseph kaufte kurzerhand die Zeitlinie mit dem wenigen Geld, das er hatte und machte sich für seine Reise ins Glück fertig.

Zwei Monate später stand er im Hangar des BAMZ und inspizierte seine Zeitmaschine, die er lieblich 'B.Z.M Felix I' nannte. Was von außen aussah wie sein alter Carice Mk-V war innen komplett umgebaut. Der Motorraum wurde von einer modernen Batterie mit Kompaktgenerator eingenommen, weshalb auch eine leichte Wölbung in der normalerweise glatten Motorhaube zu erkennen war. Das Dach bestand aus anderen Materialien, um einen faradayschen Käfig aus dem Auto zu machen. Das Herzstück war allerdings unter dem Wagen angebracht, ein Lockheed-Martin TDU-38 Zeitantrieb.

Nicht, dass dieser besonders gut wäre, er brachte gerade mal 5 Annos pro Stunde und konnte auch nicht viel mehr als 2 Tonnen bewegen. Um in ein Land vor unserer Zeit zu reisen, war er nicht unbedingt geeignet, aber für Joseph's Zwecke war er vollkommen ausreichend. Joseph nahm die Felix I und machte sich zum Start bereit. Auf der Plattform war es laut und heiß, aber das war nicht der einzige Grund, warum Joseph ins Schwitzen kam. Nach einer halben Ewigkeit knackte endlich das Radio und eine Stimme schnarrte: "Felix I, Sie sind zum Start autorisiert.

Ihre Rückkehrzeit ist der 21.6.12089 Menschlicher Existenzrechnung um 19:42 und 37 Sekunden." Als ob ich je zurückkomme, dachte er sich, als er den Sicherungsmechanismus löste und den Starthebel ganz durchdrückte. Der Generator heulte auf und das ganze Auto begann zu summen und zu vibrieren bis die Außenwelt dunkel wurde, letztendlich komplett verschwand und Joseph in der absoluten Dunkelheit des Nullraums zurückließ.

Nun bereitete er sich auf die Ausführung der zweiten Phase des Plans vor, er verkleidete sich, um dann an dem Abend, an dem er den besten Tipp der Welt ignoriert hatte, einige Dinge zu verbessern. Danach würde er in die Zukunft dieser Zeitlinie reisen und dort sein alternatives Ich ersetzen, welches die Wette eingereicht und einen Riesenhaufen Geld gewonnen hatte. Ein perfekter Plan. Joseph setzte gerade das Maskierungsset ein, das er mitgebracht hatte, damit ihn sein Doppelgänger nicht erkennen konnte, als auch schon ein Signal durch den Wagen tönte und die baldige Ankunft verkündete. Ein leichtes Grinsen legte sich auf Josephs Wangen, die zweite Phase war fast eingeleitet.

Zwei Stunden später stand er vor einer Bar, die ihm nur allzu gut bekannt war, obwohl er sie technisch noch nie zuvor gesehen hatte. Drinnen saß ein junger Mann, den Joseph sonst nur aus dem Spiegel kannte. Nervös betrachtete er seine Uhr, eigentlich sollte der Mann von General Electrics jeden Moment hier, wenn nicht sogar schon längst in der Bar sein. Ganz ruhig, dachte er sich, ich warte noch zehn Minuten, bis dann muss der Kerl ja mal auftauchen. Er tauchte nicht auf. Zehn Minuten später stand Joseph total nervös vor dem Lokal und war von Zweifeln gepackt. Existierte der Mann überhaupt hier?

Gab es vielleicht einen Unterschied zu Josephs originaler Zeitlinie, die er nicht beachtet hatte? Schmerzhaft schlichen die Minuten dahin, mit jeder wurde Joseph banger. Am Ende hatte er den schlimmsten Gedanken überhaupt: Was, wenn meine Anwesenheit hier die Zeitlinie verändert hat? Wenn ich etwas nicht bedacht habe und der Mann nicht kommt, weil ich an der Bar stehe? Vielleicht habe ich mit meinem Wagen aus Versehen eine Verzögerung kreiert, egal wie klein, die ihn davon abhält, herzukommen?!

Joseph riss sich am Riemen und traf eine Entscheidung. Wenn der General Electrics Mann nicht kam, musste Joseph eben selbst seinen Doppelgänger dazu bringen, die Wette einzureichen.

Er beruhigte sich selbst, konzentrierte sich und betrat dann vollkommen gelassen die Bar.

Joseph ging zum Tresen, wo sein Doppelgänger entspannt ein Bier trank und den Zeittriathlon von Kapstadt im Fernsehen beobachtete. Joseph trat an den Tresen und fragte: "Junger Mann, ist hier noch ein Platz frei?" Sein junges Spiegelbild drehte sich um und nickte: "Ja klar, setzen sie sich." Joseph atmete durch und bestellte sich ebenfalls ein Bier. "Ah, der Zeittriathlon von Kapstadt," brummte er, "wer, denkst du, wird gewinnen? Ich tippe ja auf Marshall, der hat bisher auch nicht enttäuscht." Der junge Joseph seufzte und antwortete: "Ja, wahrscheinlich, zu schade auch, ich würde gerne mal etwas von den Neuzugängen sehen. Wenigstens ein bisschen Abwechslung dann und wann wäre doch mal nett. Aber wir sehen die Ergebnisse ja in drei Minuten."

Sie tranken beide einen Schluck Bier, bevor Joseph sich mit gelangweiltem Ton beschwerte: "Der kann sich halt all die gute Ausrüstung leisten mit seiner Kohle." Er unterschlug zwar, dass Lorren Marshall ein genialer Historical-Engineer war, aber er hatte sein junges Ich zu einem Gespräch motiviert. Die beiden diskutierten freundlich den Rest des Abends, bis Joseph beschloss, dass es Zeit zu gehen war, um die Zeitlinie nicht zu lange mit seiner Existenz zu verändern.

Er drehte sich zum jungen Joseph um und flüsterte: "Hey Junge, willst du mal einen Tipp hören? Beim nächsten Triathlon solltest du gut was auf Tamara Kissing setzen." Der junge Joseph reagierte ungläubig: "Wieso, bisher war sie nicht besonders gut, warum sollte sie das nächste Mal besser sein?" Joseph grinste und log: Ich bin Ingenieur bei General Electrics, und ich kann dir garantieren, dass wir eine sehr spezielle Überraschung für sie haben. Sie ist ein exzellenter Chrononaut und Navigator und mit der Zeitmaschine, die wir für sie entworfen haben, kann sie bis zu 200 Annos pro Stunde zurücklegen!"

Der junge Joseph saß ungläubig da, während Joseph sich zum Gehen aufmachte. Sein junges Ich fragte ihn noch einmal ungläubig und Joseph antwortete: "Du hast mein Wort, der nächste Triathlon wird alles bisher Gekannte umwerfen!" Er wollte schon gehen, als er eben schnell noch eine fixe Idee hatte. Er musste sicherstellen, dass das Geld auch noch da war, wenn er wieder kommen würde. Darum warf er schnell noch ein: " Und bedenke bloß all das Geld nicht sofort zu verprassen." Er zwinkerte und ging. Sein Plan war fast fertig. Jetzt musste er nur noch in die Zukunft dieser Zeitlinie und er wäre für immer glücklich und zufrieden.

Endlich ging das Leben wieder aufwärts für Joseph Johann Lehmert. Er bereute einige Dinge in seinem Leben, aber ganz besonders eines: Vor sieben Jahren hätte er die Chance gehabt, sein ganzes Leben komplett umzukrempeln und besser zu machen, doch sein blödes einundzwanzigjähriges Selbst verbockte alles. Hätte er doch nur damals auf den Kerl von General Electrics gehört. Aber jetzt hatte er einen Plan, er würde zu dem Abend zurückkehren und einige Dinge richtigstellen. Er hatte eine Zeitlinie gekauft, die genau so war, wie seine. Nur dass seine Eltern ihn dort Joseph Karl Lehmert genannt hatten.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Julius Emmeluth (Q4)

Diebisch' Elster
hat mir glänzend Glück gestohlen,
welches – zugegebenermaßen –
ich, nicht gänzlich unverhohlen,
gebrütet.

Habe daran getüftelt, es behütet.
Doch es war des Vogels Freiheit geschuldet,
welche undankbar keinen Aufschub duldet.

Oh, unmenschliche Tück'!
Gedrängt gehen wir auf vorgepflasterten Straßen;
und es geht auf wie die Sonn',
ab wie ein reißender Bach.
Gleichwohl geht es nie zurück.

Oh, du diebische Elster,
dreh der Zeit entgegen!
Kannst du mir mein kleines Glück
nicht doch noch wiedergeben?

©2018 SchreibKunst-Blog/ Clara Witt (?)

Mein Name ist Mary Read und morgen schon werde ich enttarnt. Mein Geheimnis wird entdeckt und ich werde ausgestoßen und bestraft. Morgen schon - nicht unbedingt dieses Morgen, sondern ein Morgen: Wenn nicht morgen, dann übermorgen oder überübermorgen. Was machen schon ein paar Tage?

Genauso gut könnte ich weglaufen. Ganz weit weg, irgendwo hin, wo mich niemand kennt. Ich könnte mir ein neues Leben aufbauen und mein altes vergessen. So, wie es mich schon morgen vergessen würde. Ich könnte einen kleinen Laden aufmachen. Nichts Großes, nur gut genug, um über die Runden zu kommen und friedlich zu leben. Ich würde eine gute Partie finden und eine Familie gründen. Es wäre nicht das Leben meiner Träume, aber sicher und angenehm. Aber so etwas war noch nie etwas für mich:

Als mein Halbbruder starb, kleidete mich meine Mutter wie ihn, damit wir weiterhin finanziell von meinen Großeltern unterstützt werden. Ich fühlte mich unwohl. Eine Frau in Männerkleidern? Was würde passieren, wenn die Leute das herausbekommen? Würde ich aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden? Verbannt? Oder Schlimmeres?

Ich beschloss, nicht daran zu denken, sondern mich darum zu kümmern, dass es nie so weit kommen würde. Ich musste mich besser anpassen, weniger auffallen, ähnlicher sein. Sooft ich nur konnte, studierte ich die Männer. Wie sie reden, laufen und essen. Mit der Zeit wurde ich immer besser darin, sie nachzuahmen und schon bald begann ich, mich in Männerkleidern wohler zu fühlen als in denen einer Frau. Ich durfte trinken, fluchen und kämpfen wie es mir beliebte. Ich durfte alles machen, was ich als Frau nie hätte machen dürften. Es fühlte sich an, als ob mir die Welt zu Füßen läge. Ich weiß, dass das nicht stimmt. Für Außenstehende war ich nur ein junger Mann, der gut mit einem Degen umgehen kann, aber für mich war ich König(in) meines eigenen Lebens.

Schon bald wurde mir die Tätigkeit als Laufbursche langweilig. Ich wollte in die Ferne, aufregende Abenteuer erleben und große Kämpfe kämpfen. Die Sorte heroischer Kämpfe, die Generationen später zu Geschichten und irgendwann zu Sagen und Legenden werden. Und als Mann durfte ich all das auch. Also blieb ich im Männerkostüm und meldete mich beim Heer von Flandern. Schnell stieg ich auf, ich wurde für meine Tapferkeit und Degenführung bewundert, doch ich wusste, dass ich auch genauso schnell und tief abstürzen könnte, jederzeit.

Dort traf ich Max, Max Studevend. Wir verliebten uns ineinander und er drängte mich dazu, ihn zu heiraten und aus dem Herr auszusteigen, solange ich es noch konnte. Wir gründeten ein eigenes kleines Gasthaus, das „Die drei Hufeisen“ (De Drie Hoefijzers). Ich trug nach vielen Jahren wieder Röcke und Kleider. Ich wusste nicht mehr, wie sich das Tragen eines Kleides und das Verhalten einer Frau anfühlt, zu lange hatte ich es verdrängt. Eine Zeit lang lebten wir ruhig und sicher und zusammen.

Doch als er dann starb, veränderte sich alles: Der damals so laute und belebte Gasthof, in dem gelacht, gewettet, geflucht und getrunken wurde, war tot, ermordet von der Stille und Taubheit, die mich überall hin verfolgten und denen ich, egal was ich tat und wie sehr ich mir wünschte, sie würden verschwinden, nicht entrinnen konnte. Sie wurden zu ständigen Begleitern meines Lebens: Sie verdarben jedes Essen und vertrieben jede Kundschaft und Freunde.

Ach, wenn er doch da wäre, er könnte mir sagen, ob ich das Schiff betreten soll, oder nicht. Ob ich mich wieder hinauf aufs Meer hinaus wagen soll, oder nicht. Ob ich es nochmal mit dem Glück versuchen soll, oder nicht. Und der Liebe. Aber das ist er nicht. Da bin nur ich. Allein.

Ja, ich war glücklich. Aber nicht wegen des Gasthauses, sondern seinetwegen. Aber er wird nicht wiederkommen, nie wieder. Dafür aber ich, das alte ich, das flucht und kämpft und trinkt und kein Blatt vor den Mund nimmt. Das nichts hören will von Stricken und am Kamin sitzen. Es will nach draußen, in die echte Welt, in die Gefahr, aufs Meer.

„Name?“, fragt der Junge und ruft mich so aus meinen Gedanken, zurück in die Realität. Er wirkt nervös und sehr darauf erpicht, alles richtig zu machen. Er ist viel zu jung, um auf dem Schiff mitzufahren, höchstens 14 oder 15. Als ich nicht sofort antworte, blickt er von seiner Liste auf. Seine Augen sind gerötet von der Seeluft und schwer von Müdigkeit und doch sehe ich da ein schwaches Funkeln. Vorfreude? Hoffnung? Er hofft wohl auch auf einen Neuanfang. Ich muss lächeln. „Milan Read“. Er tritt zur Seite, um mich durchzulassen. Ich zögere.

Wenn ich jetzt das Schiff betrete, gibt es kein zurück. Und wenn dann irgendwie herauskommt, dass ich gar kein Mann, sondern eine verkleidete Frau bin, die sich angemaßt hat, auf der Albatros mitzufahren, … Gott weiß, was dann mit mir geschieht.

Und doch betrete ich das Schiff.

Ich weiß nicht, wieso, vielleicht ist es die Sehnsucht nach dem Abenteuer. Oder dem Meer. Oder schlicht dem, was ich als Frau nie haben könnte. Ich weiß nur, dass ich meine Entscheidung sicher bereuen werde, wenn meine wahre Identität aufgedeckt wird. Aber das, das ist ja erst Morgen.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Carla Trapp (9d)

Wenn Ihr schon hier sitzt, dann hört Euch doch noch diese Story an.
Sie beginnt im Gestern, in der Vergangenheit irgendwann.
Es geht um ein Mädchen, sie war munter und sozial,
hatte Spaß am Leben und hatte echt Potenzial.
Auf jeden Fall was den Sport angeht,
denn das war alles für sie, was zählt.

Doch dann hat das Schicksal ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Echt mies! Es hat sie regelrecht ausgelacht.
Einfach so wurde ihr das Leben... okay zumindest das wofür sie lebt, genommen
und seit diesem Moment hat sie versucht ihrem Leid zu entkommen.
Ihre Träume vom frei und erfolgreich sein, zerplatzten wie Seifenblasen
und zersprangen in klitzekleine Scherben wie die von kaputten Vasen.

Das war ihr alles viel zu viel und sie glaubte sie packt das nicht,
sie war verzweifelt und suchte das Ende vom Tunnel – das mit dem Licht.
Sie konnte es nicht finden, sie wusste nicht weiter
und immer wieder fragte sie sich: „Was ist wenn ich scheiter'?“
Im Gestern zu leben, war echt richtig daneben
und so oft dachte sie daran aufzugeben.

Und ja liebe Leute,
dann stand sie im Heute.
Sie wollte leben, im jetzt und now,
aber ihr Leben meinte nur so: „Mau mau!“
Sie war sich sicher, es spielte nicht mit fairen Karten,
aber ihr blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten.

Mit der Zeit wurde sie ungeduldig und fing an die Nerven zu verlieren.
Sie verstand nicht, warum nur musste ihr all das passieren?
Man versuchte sie aufzubauen, nach vorne blicken hieß es immer.
Trotz all der Versuche wurde vieles noch schlimmer.
Die anderen meinten, das wird schon wieder
und sangen ständig diese morgen-wird-alles-besser-Lieder.

Doch woher wollten sie das denn wissen?
Vielleicht ist Morgen auch nur beschissen.
Ja, das war jetzt nicht die feinste Ausdrucksweise,
aber ich schätze das beschreibt die Situation ansatzweise.
Das weiß ich nicht bloß, weil ich von der Story berichte,
nein, das weiß ich, weil ich das Mädchen bin von der Geschichte.

Und wie gesagt, ich hatte nicht die beste Zeit,
doch mittlerweile habe ich mich vom Schmerz und Leid befreit.
Ich gebe zu, das war alle andere als leicht,
aber hey, ich hab's geschafft, ich hab' das Morgen erreicht.
Und es stimmt, dass das Morgen dich in die richtige Richtung lenkt.
Ja, das Morgen steht auf ein Happy End!

©2018 SchreibKunst-Blog/ Elis Klein Spindola (Q2)

Wann ist das Ende von Heute
Mir wurde gesagt Morgen
Ich frage die Leute
Sie sagen mach dir keine Sorgen

Morgen ist ein Tag
Morgen ist eine Zeit
Morgen ist nicht mehr weit
Morgen ist ein Tag

Morgen ist der nächste Schritt
Morgen ist der nächste Tritt
Alle machen sich Sorgen
Aber genießt heute und nicht Morgen

Morgen ist ein Tag
Morgen ist eine Zeit
Morgen ist nicht mehr weit
Morgen ist ein Tag

Was passiert wohl morgen auf dieser Welt
Hast du ein wenig Geld?
Du bekommst es morgen zurück
Bist du verrückt!

©2018 SchreibKunst-Blog/ Joel Maasho (9b)

„Kind, denk an deine Zukunft“, „Denk an Morgen!“, das bekommen wir in unserem Alter oft zuhören. Wir sollen gute Noten schreiben um einen guten Beruf zu bekommen, wenn wir erwachsen sind. Wir sollen achtsam mit unserem Geld umgehen, damit wir später nicht verschwenderisch sind. Auch sollen wir natürlich auf unsere Gesundheit achten, damit wir später nicht ständig krank sind.

Aber jetzt kommt das Problem. „ Wann ist dieses Morgen?“ Wenn wir achtzehn sind? Nach dem Studium? Erst wenn wir einen festen Job haben? Oder doch erst wen wir Rentner sind?

Als Mutter oder Vater würde man wahrscheinlich sagen, dass „Morgen“ ist, wenn man einen festen Job hat. Wir würden, dann wahrscheinlich antworten, dass man dann sowieso keine Zeit mehr hat. Es ist ein bisschen wie mit dem Kinder kriegen in der heutigen Zeit. Bevor man einen festen Job hat ist es zu früh und wenn man arbeitet hat man keine Zeit mehr für ein Kind.

Ich würde sagen es gibt mehr als ein „Morgen“. Einens mit zwanzig und eines als Rentner.

Mit zwanzig macht mal all die Sachen, die man schon als Kind immer machen wollte. Zum Beispiel eine Weltreise oder wenn man schon immer mal Fallschirmspringen wollte, dann macht man das. Ich würde mich wahrscheinlich neu ausprobieren um zu schauen was mir wirklich Spaß macht, in dem ich eine Europareise mache.

Als Rentner macht man dann alle Sachen die man während der Berufszeit machen wollte. Das Problem dabei ist eigentlich, dass die Gefahr sehr hoch ist das man körperlich nicht mehr fit genug ist. Um dieses Problem zu lösen könnte man Leben als wer jeder Tag der letzte. Oder wer immer noch zeitliche Ziele braucht kann ja immer nur bis zu der nächsten Woche denken.

Aber ich glaube dieses „ Morgen“ muss jeder für sich selbst definieren. Man sollte dies aber auch dies nicht zu spät tun den es kann jeden Moment zu spät sein, indem man sich verletzt oder im schlimmsten Fall sogar stirbt.

©2018 SchreibKunst-Blog/ (Liz) Clara Drewelies (8f)

Es war ein sonniger Tag in meinem Heimatort Homs. Ich kam aus der Schule nach Hause und freute mich darauf, mit meinen Freunden Fußballspielen zu gehen. Wir hatten uns verabredet und so beeilte ich mich, mit meinen Eltern und Geschwistern zu Mittag zu essen. Mit meinen drei Brüdern und zwei Schwestern sind wir eine ziemlich große Familie, auch für syrische Verhältnisse. Ich bin der jüngste Sohn, meine beiden Schwestern sind aber noch jünger als ich. Beim Essen unterhielten wir uns über das morgige Hochzeitsfest meines ältesten Bruders. Wir planten die Feier und überlegten, wie der Ablauf sein würde. Nach dem Essen schnappte ich meinen Ball und machte mich auf den Weg zum nahe gelegenen Bolzplatz. Plötzlich wurde ich wach. Das konnte nicht echt sein, das war mir klar, es war nur ein Traum. Langsam sortierte ich meine Gedanken und überlegte, wo ich mich befand und was gerade passiert war. Ich war in Deutschland und nicht zu Hause in Syrien. Ich musste eingeschlafen sein.

Seit dem Hochzeitsfest meines Bruders vor vielen Jahren hat sich in meiner Heimat Homs viel verändert. Syrien ist im Krieg, Homs war zum Zeitpunkt meiner Flucht zerstört und wir hatten täglich Angst um unser Leben. An das Morgen dachte keiner. Das Schwierigste an der Flucht aus Syrien war der Abschied von meiner Familie. Aber ich weiß, dass sie nur das Beste für mich wollten. Mit einer Gruppe anderer Flüchtlinge bin ich dann über eine unwegsame und tagelang dauernde Route nach Deutschland gelangt. Das ist jetzt ungefähr ein Jahr her. Die erste Flüchtlingsunterkunft war überfüllt, mein Zimmer war klein und nichts erinnerte mich an unser Haus in Syrien.Alles war fremd und mir völlig unbekannt. Dennoch war ich aber nach all den Wochen der Flucht glücklich, ein Dach über dem Kopf zu haben.

Im Laufe der Flucht habe ich gemerkt, wie sich meine Wünsche und Hoffnungen verändert haben. In Syrien war mein sehnlichster Wunsch, dass der Krieg aufhört. Zu Beginn der Flucht hatte ich noch die Hoffnung, dass meine Eltern und Geschwister nachkommen. Später sah ich ein, dass das unmöglich ist. Ich bangte täglich darum, dass ich überlebe und nach Deutschland in Sicherheit komme. Schließlich blieb mir nur noch die Hoffnung, dass Morgen alles besser werden würde.

Es war kalt in Deutschland, nass und regnerisch, wie es wohl für einen Dezembertag üblich ist. Trotzdem war heute ein sehr schöner und wichtiger Tag für mich. Endlich konnte ich in den lang ersehnten Deutschkurs gehen. Eigentlich hat es ganz gut geklappt. Aber es war ja auch erst der erste Tag. Ich bin gespannt, wie es weitergeht, mache mir aber auch Sorgen, dass ich es nicht schaffe. Jedenfalls muss ich irgendwie Deutsch lernen. Andernfalls werde ich nie hier arbeiten und mich zurechtfinden können. Wären meine Eltern und Geschwister hier, wäre das sicher einfacher. Aber sie sind nicht hier. Ich bin getrennt von ihnen. Seit einem Jahr schon. Jeden Tag frage ich mich, wie es ihnen geht. Und ich wünsche mir, sie bald wiederzusehen. Aber so einfach wird das nicht. Denn ich bin in Deutschland – und sie in Syrien und noch immer ist dort Krieg.

Mit der Flucht habe ich praktisch alles verloren: meine Familie, meine Freunde und mein zu Hause, alles ist weg. Heute habe ich immerhin eine gute Unterkunft und bin sicher vor dem Krieg. Für die Zukunft habe ich noch viele Wünsche und Ziele. Mein größtes Ziel ist es, später hier arbeiten zu können und eine Wohnung zu besitzen. Außerdem möchte ich das Autofahren lernen. Meine größte Hoffnung ist es aber, meine Familie wiederzusehen. Ich hoffe, es geht ihnen gut. Wie gerne wäre ich jetzt in meinem Traum und wir könnten morgen das Hochzeitsfest meines Bruders feiern.

Aber jetzt muss ich es erst einmal hier schaffen. Morgen gehe ich wieder in den Deutschkurs.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Yann Hendrickx (8f)

Morgen.
Wie oft hat man es schon gesagt,
das Wort nicht hinterfragt?

Bis Morgen.
Ein Zeitpunkt, ein Treffen, ein Termin.
Wir sehen uns morgen.

Morgen,
wenn ein neuer Tag anbricht,
der Himmel in bunten Farben verspricht,
dass dieser Tag gut wird.
Dass „Morgen“ die Zukunft ist,
das Kommende.

Morgen.
Der Anbruch einer neuen Zeit,
die von Sorgen befreit oder
die einen unter Sorgen begräbt.

Morgen.
Die Vorstellung kann einem die Kehle zudrücken,
unerträglich sein, allgegenwärtig.
Oder das Ende des Tunnels schmücken.

Morgen.
Ein Lichtblick, oder die Tür, die vor einem zuschlägt?
Und ist unser „Heute“ nicht ein Blick durchs Schlüsselloch ebendieser Tür?
Ein Blick ins Morgen?
Ein Blick voll Hoffnung oder verschleiert von Sorgen?

Morgen.
Anfang oder Ende?

©2018 SchreibKunst-Blog/ Amelie Bellartz (8a)

Mia betritt schüchtern den Klassenraum. Sie setzt sich auf den einzig freien Stuhl, ganz vorne, direkt vor der Lehrerin. Hinter sich hört sie leises Geflüster, hier und dort ein leises „Streberin“.

Die Lehrerin teilt Arbeitsblätter aus. Kennlernbögen - gleich stürzt sich eine Horde von Mädchen auf sie, und sie stellen Ihr all die Fragen auf dem Arbeitsbogen. Doch die Antwort interessiert niemand - sie selbst kommt nicht zu Wort. Am Ende ist sie die einzige die nichts auf ihrem Blatt stehen hat.

So hat sie sich ihren ersten Schultag nicht vorgestellt.

Wehmütig erinnert sie sich an Zuhause. An ihre beste Freundin, und wie sie zusammen geweint hatten, als ihre Eltern entschlossen hatten nach Deutschland zu gehen - zurück in das Heimatland ihrer Mutter. Ein Land, in dem Mia selbst vor langer Zeit und auch nur ein Jahr gelebt hat, ein fremdes Land. Damals waren sie hiergeblieben, weil ihre Mutter krank wurde, und sie nicht zurückkonnten. Dieses Mal sind sie gekommen, um Arbeit zu finden. Wie sich die Kinder dabei fühlen, war vollkommen egal.

Traurig geht Mia in die Pause. Ein paar Jungs aus ihrer Klasse kommt auf sie zu, und als sie schüchtern „Guten Tag“ sagt, rufen die Jungen: „Guten Tag! Sie hat Guten Tag gesagt!“ „Morsche heißt das, vielleicht auch Moin!“. „Guten Tag! Die redet ja wie Astrid Lindgren!“ „Hey, Mädchen, kannste etwa kein Deutsch?“ „Ohh, jetzt ist sie beleidigt“ die Jungs gehen lachend weiter.

„Sind mir doch egal“, murmelt Mia leise, „und was haben sie gesagt? Morsche? Ernsthaft?“ ärgerlich geht sie weiter. Bald merkt sie, dass sie ganz allein auf dem Schulhof ist.

Mia wundert sich, wo alle Kinder sind ...weiterlesen "Morsche, Moin, Hä?"

Wir schreiben das Jahr 2049.In den letzten zehn Jahren wurde die Erde von Katastrophen heimgesucht und es gibt immer mehr Menschen, die wegen Krieg, Dürren, Fluten und dergleichen in schrecklicher Not sind. Morgen wird eine wichtige wissenschaftliche Konferenz zur Lösung dieser Probleme in Berlin stattfinden, die große Auswirkungen auf die Entwicklung der Menschheit haben könnte. Aus jedem Land werden die genialsten Wissenschaftler erscheinen. Ihr Ziel wird es sein durch Zusammenarbeit neue Ideen und Forschungserkenntnisse zur Bekämpfung der Krisen zu sammeln. Mit dabei ist auch eine sehr junge Forscherin, Dr. Marina Schall.

Marina Schall ist eine sehr engagierte Wissenschaftlerin und ist daher eine der Personen die Deutschland bei der Konferenz repräsentieren darf. Sie zeigte schon in ihrer Jugend großes Interesse an komplizierten Erfindungen aller Art und fiel immer durch großen Ideenreichtum auf. Sie wurde sehr erfolgreich. Vor einigen Jahren war ihr der Durchbruch gelungen, als sie mit ein paar anderen Wissenschaftlern aus anderen Ländern einen Teleporter erfand. Er wird nun an katastrophengefährdeten Orten eingesetzt um Menschen bei Gefahr in Sicherheit zu bringen.

An dem Tag vor der Konferenz reiste Marina nach Berlin. Sie war müde von ihren Forschungen, die sie teilweise tagelang wach gehalten hatten. Enttäuscht musste sie am Ende jedoch registrieren, dass all dies nichts nützte. Es war als fehlte der Wissenschaft ein kleiner Teil ohne den sie nicht vorankommen konnte. Es frustrierte sie über alle Maßen.

Es war tiefe Nacht, ungefähr zwei Uhr, als sie durch einen einsamen Park zu ihrem Hotel gehen wollte, als etwas Seltsames passierte. Langsam sah sie ein blendendes, grelles Licht die Wolken am Himmel erleuchten. Alle ihre Instinkte rieten ihr wegzulaufen, sich zu verstecken oder Hilfe zu holen. Doch ihr neugieriger Forschergeist übernahm die Führung, sodass sie unsicher zitternd stehen blieb. Das Licht wurde größer und nun erkannte sie eine runde Form. Daraufhin sah sie schnell blinkende gelbe und rote Lämpchen an den Seiten des jetzt riesenhaften Luftgefährtes blinken. Erstaunt erkannte sie was sie da beobachtete. Bei früheren Expeditionen hatten sie schon genug finden können um sich ein klares Bild davon zumachen. Jedoch übertraf das echte Transportmittel alle ihre Vorstellungen. Denn dieses wundersame Gefährt schien ein Ufo zu sein!

Plötzlich erschauderte sie und fühlte kurz darauf eine tiefe Schwärze in sich aufsteigen. Sie ließ ihre Tasche fallen, schwankte und fiel um. Das Letzte was sie spürte waren Hände, die sie in Richtung des Ufos trugen. Dann tauchte sie in eine tiefe Dunkelheit ein.

Marina schlug die Augen auf. Sie fühlte sich sehr wohl, gähnte und fragte sich verwundert, was mit ihr geschehen war.Plötzlich stürmten alle Ereignisse des Abends auf sie ein. Ruckartig setzte sie sich auf und sah sich um. Sie lag auf einem beigefarbenen Sofa in einem karg eingerichteten Raum, in der nur noch eine kleine Kommode und ein Tisch mit Stühlen waren. Sie stand auf und ging auf eine niedrige Tür zu, hinter der sich ein kleines, bequem eingerichtetes Badezimmer befand. Als Nächstes kam sie an ein großes Fenster, das durch hellgrüne Vorhänge verborgen war. Sie riss ihn zur Seite und blickte verblüfft auf die Landschaft, die sich ihr bot: Eine grüne Wiese erstreckte sich vor ihr und nur vereinzelt waren merkwürdig geformte silberne Häuser zu sehen. Dahinter bemerkte sie einen Wald mit Baumarten, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Außerdem glaubte sie den Blick auf einen Bach erhaschen zu können. Geschockt fragte sie sich, wo sie wohl sei und warum man sie entführt hatte. War sie auf einem anderen Planeten? Wer waren die Entführer? Wollten sie ihr Böses? ,,Nein!´´ ,beruhigte sie sich, ,,wenn sie mir irgendetwas hätten antun wollen, dann hätten sie das gleich gemacht und nicht am nächsten Tag.´´ Als sie sich umdrehte, wurde sie jedoch wieder erschreckt. Vor ihr lag plötzlich ein üppiges Frühstück auf dem Tisch. Sie war sich ganz sicher, niemanden gehört oder gesehen zu haben. Wie war so etwas möglich? Verwirrt inspizierte sie das Mahl. Sie kannte die Speisen. Nur einige dreieckige bunte Früchte hatte sie noch nie gesehen. Marina spürte einen stechenden Hunger, sie hatte seit dem letzten Morgen nichts mehr gegessen. Also entschloss sie sich das Frühstück anzurühren.

Nachdem sie den schlimmsten Hunger beseitigt hatte, ging sie vorsichtig auf die letzte Tür, die sie noch nicht inspiziert hatte, zu. Diese Tür musste theoretisch hinausführen. Mit der Erwartung, dass sie geschlossen sein würde, drückte sie beherzt auf die Klinke. Zu ihrer Überraschung öffnete sich die Tür lautlos. Gespannt und ein bisschen ängstlich lugte sie durch einen schmalen Spalt heraus auf ein geräumiges Zimmer, das wie eine Stube eingerichtet war. Auf einer Couch saßen eine Frau, deren Aussehen ihr irgendwie bekannt vorkam, und ein Mann und unterhielten sich. Über was, konnte Marina allerdings nicht verstehen, denn sobald sie sie gesehen hatte, verstummten die beiden und sahen auf als hätten sie ihre Blicke gespürt.

Für einen Moment war Marina unsicher, was sie tun sollte. Doch dann fühlte sie heiße Wellen der Wut durch sie hindurch strömen. Diese Empfindung gab ihr allen Mut den sie brauchte. Sich mühsam kontrollierend trat sie auf die beiden Personen zu, die gerade Luft holten um etwas zu sagen, doch Marina fing sofort an, mit vor Wut unterdrückter Stimme, zu sprechen: ,,Ich möchte sofort wissen, was hier los ist. Wie kommen Sie dazu, mich zu entführen? Was wollen Sie von mir?´´ Mit schriller Stimme, in die sich leise Verzweiflung schlich, ergänzte sie: ,,Ich verlange, dass Sie mich wieder freilassen und mir erklären, was das hier soll!´´ Die Frau trat einen Schritt auf sie zu und machte eine beruhigende Geste, doch Marina wich zurück. Was erwarteten diese Leute? Dass sie mit ihnen an den Tisch gehen und Kaffee trinken würde? Schaudernd dachte sie an das Gefährt, dass vermeintlich ein Ufo gewesen war. Wenn dem so war, hatte sie es hier vielleicht mit Außerirdischen zu tun. Nun sprach der Mann zu ihr: ,,Bitte, lassen Sie es uns erklären. Wir bedauern die unbequemen und erschreckenden Umstände mit denen Sie hierher gebracht wurden. Wenn Sie uns aber zuhören würden, könnten wir Ihnen für alles unsere Gründe erklären, Dr. Schall. Lassen Sie mich Ihnen bitte zuerst ein paar Fragen stellen. Sie sind doch zu diese Konferenz gegen Krisen in Berlin eingeladen worden, oder? Und -´´ ,,Wie kommen Sie dazu mir Fragen zu stellen? Und ja, ich war zu der Konferenz eingeladen, bis Sie dafür sorgten, dass ich sie verpasste! So, jetzt bin ich dran. Woher kennen Sie meinen Namen? Wo bin ich hier? Wer sind Sie? Warum haben Sie mich hierher gebracht und wann lassen Sie mich endlich gehen? Was wollen Sie von mir? Wieso habe ich ein Ufo gesehen? Sind wir auf einem anderen Planeten? Ist Ihnen -´´ ,,Warten Sie´´ ,mischte sich nun die Frau in unser Gespräch ein, ,,wir erzählen Ihnen jetzt alles. Bitte setzen Sie sich.´´ Sie wies auf einen Stuhl und setzte sich mir gegenüber. ,,Okay, mein Name ist Kim Wolkner und das ist mein Arbeitskollege Theodor Silb. Wir arbeiten bei der internationalen Raum-Zeit-Zentrale als Forscher zum Thema Wissenschaft der Vergangenheit. Wir beschäftigen uns damit, dass die Zeit nicht verrückt, sodass alles seinen Lauf nimmt. Und bevor Sie fragen, dieses ,,Ufo´´ nennen wir ,,Zeittransfermaschine 3080´´. Denn das ist dass Jahr indem wir uns befinden, Jahr 3080. Frau Schall, sie befinden sich immer noch auf der Erde, nur 131 Jahre später.´´,,Aber wie ist das möglich? Ich brauche Beweise!´´ unterbrach Marina sie interessiert, aber ungläubig. ,,Reicht Ihnen die Maschine, die sie sahen denn nicht? Außerdem werden wir Ihnen später viel mehr zeigen.´´ ,,Wir glauben, dass die Ufos von Außerirdischen sind´´,erklärte Marina nun nachdenklich, ,,Wieso haben Sie sich uns dann nicht offenbart. Ich bin mir sicher, Sie könnten uns sehr viel unterstützen.´´ Nun nahm Herr Silb wieder das Gespräch auf: ,,Wir konnten uns Ihnen nicht offenbaren, da davon nichts in unserer Geschichte verzeichnet ist.´´ ,,Ich verstehe. Es könnte große Auswirkungen auf die Zukunft bzw. Ihre Gegenwart haben, nicht wahr?´´ ,,Genau! Und das bringt uns auf den Grund, weshalb wir Sie hierher gebracht haben.Sie müssen der Menschheit helfen. Wir beobachten euch und wissen das ihr viele ungelöste Probleme in Wissenschafts- und Krisenbereichen habt. Deshalb möchten wir dir das hier mitgeben.´´ Mit diesen Worten nahm er ein kleines Kästchen heraus und überreichte es Marina. Die betrachtete es interessiert und fragte danach mit schmalen Augen:,,Was ist das? Ich kenne diese Chemikalie in der Box nicht.´´ Frau Wolkner nickte: ,,Das sollten Sie auch nicht. Stellen Sie keine Fragen mehr darüber, wir dürfen Ihnen nur sagen, dass sie beim Erforschen alles Notwendige erfahren werden um viele Probleme zu lösen. Weswegen denken Sie, sieht es bei uns so friedlich aus?´´ Marina spürte Freude, aber auch die Last der Verantwortung in sich. Sie hatte so viel geforscht, ohne ein Ergebnis, dass sie beinahe aufgegeben hätte. Und nun saß sie hier in der Zukunft und hielt in ihren Armen wahrscheinlich die Rettung der Menschheit. Ehrfurchtsvoll und mit einem Schimmern ihres alten Forschergeists in den Augen antwortete sie: ,,Ich verspreche es sicher zu dem Kongress zu nehmen.´´ Denn eines war ihr klar: Mit einer Zeitmaschine würde sie in jedem Fall rechtzeitig ankommen. ,,Okay´´, meinte Herr Silb,"dann sollten wir uns nun auf den Weg zum Flugplatz machen. Wir haben uns extra diese Hütte ausgesucht um Ihnen alles zu erzählen. Diese Mission ist zwar geheim, aber wir wollten trotzdem sichergehen, dass Sie nicht plötzlich einen Journalisten unter Ihrem Fenster treffen, der ganz wild darauf ist einen Menschen aus der Vergangenheit zu filmen. Ich sehe Sie haben schon alle Ihre Sachen bei sich, wir sind auch schon bereit. Wir nehmen den Teleporter.´´ Erstaunt sah Marina ihn an. ,,Ihr benutzt ihn immer noch?´´ ,,Natürlich wurde das Modell schon tausendfach ausgebessert, aber Ihre Erfindung hat sich als sehr nützlich erwiesen.´´ ,erzählte er augenzwinkernd

Der Teleporter befand sich in einem kleinen Raum. Marina bemerkte sofort hier und da kleine Veränderungen. Nach der angenehmen Fahrt schlug sie die Augen auf und befand sich in einer riesigen Halle. Blinzelnd sah sie neben sich ihre Begleiter stehen. Vor ihnen ragte das gleiche Fahrzeug auf, welches sie schon als Ufo betrachtet hatte. Der Mann wollte gerade einsteigen, da sagte Frau Wolkner zu ihm:,,Ich bespreche es jetzt mit ihr, ok?´´ Herr Silb nickte und Marina fragte sich nur, was nun schon wieder Neues passieren würde. Die Frau führte sie wortlos in einen benachbarten Flur, wobei Marina plötzlich wieder den Eindruck bekam,sie müsste sie kennen, und schritt dann mit ihr zu einem Fenster. ,,Ich finde Sie haben es verdient das hier vor Ihrer Abreise zu sehen. Machen Sie sich nicht so viele Sorgen um die Erde, Frau Schall, es wird alles gut.´´ Und als Marina diese Worte hörte und gleichzeitig die Stadt sah, die sich vor ihr erstreckte, wusste sie das die Frau aus der Zukunft Recht hatte.

Am fernen Horizont, der nun schon untergehenden Sonne, sah sie den Wald von der anderen Seite mit dem Bach im roten Licht aufleuchten. Davor erkannte sie die Umrisse einer riesigen Stadt mit den schönsten, kreativsten und modernsten Gebäuden, die sie je gesehen hatte. Staunend sah sie am Himmel riesige Vögel fliegen und erkannte mitten in der Großstadt eine große grüne Fläche in deren Mitte ein geheimnisvoll silbrig-blauer See funkelte. Sie entdeckte keine Fabriken und fragte sich neugierig was die Zukunft wohl für Erfindungen bereithielt.

Eine Stimme riss Marina aus ihrem Tagtraum. Frau Wolkner fuhr mit ernster Stimme fort:,,Es gibt noch etwas Wichtiges was Sie unbedingt auf der Erde beachten müssen. Sie dürfen niemandem von der Zukunft erzählen. Denken Sie sich eine Geschichte aus, wie Sie zu der Chemikalie gekommen sind. Sonst ändert sich der Verlauf der Geschichte. Denken Sie bitte unbedingt daran! Sonst finden wir Sie vielleicht zu einer anderen Uhrzeit oder überhaupt nicht und unser ganzes Gespräch verändert sich!´´ ,,Natürlich, ich werde daran denken´´ ,versprach Marina. Nachdem sie noch einen letzten, sehnsüchtigen Blick in Richtung friedliche Stadt geworfen hatte, ging sie zurück zur Zeittransfermaschine 3080. Dort verabschiedete sie sich von ihren beiden Begleitern, denn die Maschine würde automatisch fliegen. Leise flüsterte die Frau ihr noch freundschaftlich ins Ohr: ,,Sei nicht traurig, dass du diese Welt verlassen musst. Du hast eine viel wichtigere Aufgabe als wir anderen zusammen. Irgendwann werden auch deine Nachfahren in einer Welt aus weniger Katastrophen und Krisen aufwachsen.´´Bei diesen Worten sah sie Marina liebevoll an, als würde dahinter mehr stecken, als die Forscherin wusste. ,,Und denk immer daran, wenn du das hier vermisst: Morgen wird alles wieder besser.´´

Und mit diesen Worten im Kopf stieg Marina Schall in die Maschine und reiste in ihr normales Leben zurück. Sie stieg aus dem Gefährt und sah ihm nach wie es langsam in der Dunkelheit verschwand. Dann sah sie auf die Uhr. Sie musste sich beeilen, wenn sie vor dem Kongress noch etwas Schlaf nachholen wollte. Glücklich und gespannt auf den nächsten Tag, dachte Marina: ,,Frau Wolkner hatte wirklich Recht, morgen wird alles wieder besser.´´

©2018 SchreibKunst-Blog/ Sophia Böcker (7b)

Morgen ist meine Zukunft. Übermorgen wird sie meine Vergangenheit sein. In Tokio ist meine Gegenwart zeitlich gesehen schon Vergangenheit, also Tokio meine Zukunft. New York dagegen ist meine Vergangenheit und wir seine Zukunft. Sollte man sich mehr um seine Zukunft oder seine Vergangenheit kümmern? Tokio oder New York? Die meisten Leute würden glaube ich Tokio sagen aber meine Vergangenheit ist doch auch wichtig oder? Ich finde die Zukunft wichtiger aber die Gegenwart ist für mich am Wichtigsten. Das heißt also Berlin, Paris, Barcelona und Rom. Und trotzdem ist meine Gegenwart in Hessen. Eigentlich seltsam.

Morgen ist nicht nur der nächste Tag, für mich ist Morgen das Symbol der Zukunft. Morgen kann spannend, geheimnisvoll, lustig oder traurig sein. Man weiß es nicht bis Morgen gestern war. Das heißt wiederum, dass es nur Vorgestern Morgen war. Niemals anders. Es ist immer so.

©2018 SchreibKunst-Blog/ (Jette) Linda Drewelies (6e)

Morgen:
Morgen. Jeder Tag beginnt mit einem neuen Morgen. Und immer ist es irgendwo Morgen. Die Sonne geht auf, die Vögel erwachen zum Leben und in den Städten erwachen die Menschen. Auch in der Zukunft wird es einen Morgen geben. Einen Morgen im Morgen. Doch wann fängt dieses Morgen an? Nächste Woche, nächstes Jahr, in wenigen Stunden? Gibt es ein bestimmtes Ereignis, dass dieses Morgen markiert? Jeder stellt sich irgendwann die Frage ob er dieses Morgen noch erlebt.

Maylas Morgen:
Für mich steht mein „Morgen“ fest. Es ist vor zwei Jahren eingetreten. Vorher kannte ich nur ein Leben im Krieg. Seit ich denken konnte gab es nichts Anderes. Mitten in der Nacht aufstehen und sich im Keller verstecken, einstürzende Gebäude, Schreie von sterbenden Menschen, lauter Kampfeslärm, das Klagen von Angehörigen und bei jeder Nachricht diese Angst, die Angst, dass es für jemanden aus meiner Familie zu spät war. Meine Mutter und ich wohnten in den Trümmern unseres Hauses. Ich war nachts plötzlich von einem lauten Knall geweckt worden und meine Mutter und ich überlebten nur, weil wir unsere Wohnung eine Woche zuvor in den Keller verlegt hatten. Wie viele unserer Nachbarn umgekommen waren wusste ich nicht. Ich wollte es auch gar nicht wissen. Wer die Bomben geworfen hatte wusste ich auch nicht, ich hatte den Überblick verloren, wer hier überhaupt gegen wen kämpfte.

Jeder Morgen startete für mich gleich. Ich lief zu unserem Briefkasten, den wir notdürftig aus Brettern gezimmert hatten und jedes Mal erwartete ich den Brief, der mich und meine Mutter über den Tod meines Vatersinformieren würde. Dieser Briefkasten wurde für mich zu einem wichtigen Bestandteil meines Lebens und jeden Morgen zu einer neuen Probe. Schließlich erfuhren wir nicht durch einen Brief, sondern durch unsere Nachbarn von seinem Tod. Für mich war es, als würde eine Welt einbrechen. Mein Vater, den ich über alles geliebt hatte, sollte einfach weg sein? Nicht mehr wiederkommen? Doch Zeit zum Trauern fanden wir nicht, da meine Mutter sich zwei Wochen vorher dazu entschlossen hatte, einen Schlepper für uns zu bezahlen. Unsere ganzen Haushaltsgegenstände gingen als Bezahlungsmittel an den Mann, der uns den Platz auf dem Schiff verschaffte. Den Mann selbst traf ich erst, als unser Schiff in See stach. Er war groß. Seine Augen saßen klein und glänzend in seinem fetten Gesicht. Sein Bauch quoll unter dem schmutzigen, weißen T-Shirt hervor und beim Lächeln zeigten sich gelbe Zähne hinter den schmalen Lippen. Er war unrasiert und stank nach Rauch. Normalerweise hätte ich ihm niemals vertraut, aber unter diesen Umständen war er unsere einzige Hoffnung. Grinsend nahm er meiner Mutter den Schlüssel zu unserer Wohnung ab, die bis jetzt unser einziger Schutz gewesen war und führte uns den Steg entlang zu dem morschen Boot.

Von der Seite des Boots bröckelte die Farbe ab. Der Name war schon nicht mehr zu erkennen. Er hatte sich aufgelöst. Und mit ihm meine Hoffnung. Wir würden ertrinken, wir würden es nicht schaffen. Ich blieb mitten auf dem Steg stehen, aber meine Mutter zog mich weiter. Das Boot schwankte unter unseren Schritten, Bohlen knirschten, knarrten und knackten. Wir setzten uns neben die anderen Leute auf die Bank und der Mann reichte mir eine Schwimmweste. „Ich mag dich kleines Mädchen“, lispelte er. „Du sollst sicher sein.“ Dann stieg er vom Boot und stieß uns vom Steg ab. Langsam trieben wir aufs Meer hinaus. Einer der Männer, die auf dem Boot waren, startete den Motor und das Boot tuckerte los. Es mühte sich ab mit der Last der Menschen.

Hinter uns wurde das Land kleiner, bis es ganz verschwand. Mitten auf dem Meer brach die Nacht herein. Ich rollte mich auf dem Boot zusammen, doch schlafen konnte ich nicht. Mehrere Tage trieben wir auf dem Meer hin, da unser Motor bereits in der ersten Nacht schlappgemacht hatte. Meine Kehle war trocken und ausgedorrt, die Sonne brannte auf uns nieder. Und dann passierte es. Das Boot sank. Ganz langsam bahnte sich das Wasser seinen Weg durch den Boden, quoll durch die Ritzen in das Boot. Bald waren meine Socken durchnässt. Panisch klammerte ich mich an meine Mutter. Wir waren geliefert! Werder sie noch ich konnte schwimmen.

Was danach passierte weiß ich nicht mehr. Das Nächste, an das ich mich erinnere, sind die Rettungsringe des Schiffs, das mich rettete. Sie hatten mich aus dem Wasser gefischt. Die einzige Überlebende von allen. Meine Mutter, die Kinder alle waren sie weg. Doch das realisierte ich erst einige Stunden später. Die Tränen überfluteten mich. Bis heute träume ich noch von der Überfahrt. Nach zwei Tagen auf dem Rettungsschiff ging ich endlich wieder an Land, hatte festen Boden unter den Füßen.

Ich wurde bald nach Deutschland geschickt. Flog mit einem Flugzeug. Ich hatte das geschafft von dem wir immer geträumt hatten. Ich hatte wieder eine Chance auf ein Leben. Und obwohl ich alleine war, obwohl der Verlust schmerzte, obwohl ich alles verloren hatte, war ich erleichtert. Ich fühlte mich sicher, ich war alleine, ich hatte alles verloren und ich waer erleichtert. Ich war total verwirrt. Jetzt –heute- zwei Jahre nach dieser Flucht, zwei Jahre nach dem Neuanfang bekam ich den Brief. Ich bin endlich anerkannt. Nicht mehr illegal. Ich werde hier meinen Schulabschluss machen dürfen. Ich werde studieren können, einen Beruf erlernen. Ich bin in Sicherheit. Ich habe es geschafft. Endlich ist der Blick auf „Morgen“ nicht mehr versperrt. Der Nebel hat sich gelöst und gibt mir den Weg frei in meine Zukunft, meine sichere Zukunft. Und das Gestern wird für immer in meinem Herzen sein.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Anna Pauline Gutzeit (8a)

D´Arumo hatte es satt. Er hatte es alles satt.

Er hatte es satt, seit hunderten von Jahren sein Leben in den Schatten der Welt fristen zu müssen. Er hatte es satt, einmal im Monat einen Unschuldigen leerzutrinken, nur um am Leben bleiben zu können, nur weil der Rausch ihn dazu zwang. Er hatte es satt, nicht unentwegt die Kontrolle über sich zu haben. Er hatte genug von diesem Leben. Und er wünschte sich nichts sehnlicher als die Erlösung von diesem ewigen Leid.

Der Morgen nahte.

Gegen die Dämmerung, die sich bereits als schmaler Streifen am Horizont zeigte, hoben sich die Silhouetten der Häuser des abgelegenen Dorfes unscharf ab. Trotz des Zwielichts konnte D´Arumo dank seiner geschärften Augen die Umgebung genauestens wahrnehmen: Die wenigen Häuser, die den Platz, in dessen Mitte er sich befand, umringten; die Äcker und Stallungen, die sich dahinter auf dem weitläufigen Brachland erhoben; die zu dieser späten Stunde wie leergefegte Straße, die vor ihm begann und geradewegs in Richtung Sonnenaufgang führte.

Auch erkannte er im Augenwinkel die schemenhaften Gestalten einiger Bewohner dieses kleinen Dorfes. Eine Handvoll Menschen, die wohl besonders früh aufgestanden waren, um ihren Aufgaben – das Bestellen der Felder und die Versorgung des Viehs – nachzugehen, sowie auch ein paar Vampire, die sich in den Schatten der Häuser verbargen. D´Arumo wusste von ihrer Anwesenheit, weil er die Angst der Menschen riechen konnte, die diese in der Gegenwart von Vampiren immer überkam, weil die nicht wissen konnten, wann wieder der Zeitpunkt gekommen war, an dem das gewöhnliche Essen den Hunger der Vampire nicht mehr zu stillen vermochte und sie das Blut eines Menschen brauchten, um am Leben zu bleiben.

Am Ende waren die Menschen doch stets nur Essen, deren Zeit auf der Welt unbestimmt kurz war, während das Leben eines Vampirs niemals selbst endete, jedoch vielen Menschen das ihre kostete.

D´Arumo spürte die Blicke seiner Bekannten auf sich ruhen, die er hätte Freunde nennen müssen nach all der Zeit, die er mit ihnen verbracht hatte. Seine wirklichen Freunde hatte er zurücklassen müssen – schon vor hunderten von Jahren.

Zeit heilte nicht jede Wunde.

Er erinnerte sich gut an die Frau, die er geliebt hatte. Er hatte alles an ihr geliebt – ihre Augen, ihr Lächeln, ihre Stimme. Doch auch sie hatte er zurücklassen müssen, wegen dieses verdammten Fluchs, der sein Leben für immer verändert hatte.

Nachdem man ihn ohne seine Einwilligung zum Vampir gemacht hatte, hatte man ihn fortgebracht und unter Beobachtung gestellt. Man hatte ihn mit anderen zusammengebracht, die sein Schicksal teilten, sie aufs Land ausgesiedelt und weiter überwacht. Irgendwann, nach etlichen Jahren, waren ihre Beobachter verschwunden. Einfach so. Spurlos. Ohne sie darüber aufzuklären, was mit diesem Experiment auf sich gehabt hatte. Als seien sie plötzlich wertlos geworden. Vielleicht aber war auch einfach so viel Zeit vergangen, dass die, die an der Studie interessiert gewesen waren, ihre Zuständigkeit verloren hatten. Seitdem suchten D´Arumo und seine Gefährten in den abgelegenen Gegenden des Landes Orte, an denen es sich bequem leben ließ.

Doch ihr Glück hatten sie dabei nie gefunden.

Wenn D´Arumo an seine frühe Liebe zurückdachte, wurde er sich seiner gequälten Existenz umso bewusster. Seit er ein Vampir geworden war, spürte er kaum mehr etwas – keinen Schmerz, keinen Zorn, keine Liebe, kein Glück. Selbst seine Erinnerungen an das Leben davor hatten den Großteil der mit ihnen verbundenen Gefühle eingebüßt, sodass sie nun wie unter einer dicken Schicht Sand begraben schienen. Dennoch war seine menschliche Seite nicht völlig tot – und diese ertrug sein freudloses Dasein nicht länger.

D´Arumo holte tief Luft und rüttelte kräftig an dem Seil, mit dem er seinen Brustkorb am Mast in der Mitte des Dorfplatzes gefesselt hatte. Es gab keinen Millimeter nach. Nun versuchte er mit aller Kraft, seine Arme aus den Schlingen zu ziehen. Es gelang ihm nicht.

Der Ausdruck von Genugtuung schlich sich in sein Gesicht. Er saß hier fest. Es hatte zwar monatelange Übung gebraucht, bis er rausgefunden hatte, wie er sich selbst bewegungsunfähig machen konnte, aber es hatte sich gelohnt. Aus eigener Kraft würde er sich nicht befreien können.

Und das war gut so.

Denn D´Arumo wusste, dass, sobald es unmissverständlich klarwerden würde, dass er sterben würde, sein Körper sich dagegen wehren und sich zu retten versuchen würde. Diesen verdammten Überlebenswillen hatte er über all die Jahre voller Selbstmordgedanken niemals ablegen können.

Er hätte nicht den Mut gehabt, eine präparierte Pistole abzudrücken. Er hätte nicht den Mut gehabt, sich einen Holzpflock ins eigene Herz zu rammen. Und er hätte es auch nicht über sich gebracht, einen anderen dazu zu überreden, es an seiner statt zu tun. Darum war das seine einzige Möglichkeit, sein Leben zu beenden: Gefesselt und ohne Möglichkeit auf Entkommen.

Jeder Vampir war sich selbst am wichtigsten und keiner traute sich, bei dem unmittelbar bevorstehenden Sonnenaufgang zu versuchen, die Stricke zu lösen und sich anschließend noch rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. D´Arumo war das nur recht. Er wollte nicht gerettet werden. Er hatte viele Fehler in seinem Leben gemacht und unzähligen Menschen Leid gebracht. Er war froh, wenn das endlich vorbei war.

Höchstens noch eine Minute, bis die Morgensonne das Dorf erhellen würde.

Schritte eilten auf D´Arumo zu. Er drehte den Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch kam, da hatte ihn der Junge bereits umarmt. Malik, der Junge, um den er sich in letzter Zeit mehr oder weniger gekümmert hatte, vergrub seinen Kopf in D´Arumos Bauch und begann zu schluchzen.

„Was tust du hier?“, fragte D´Arumo verständnislos. „Los, verschwinde, bring dich in Sicherheit! Oder willst du hier und jetzt sterben?“

Der Junge hob sein Gesicht und sah den älteren an. In seinen Augen funkelten Leid und Schmerz, als er klagte: „Ich hätte schon lange tot sein sollen. Ich hätte mit meiner Familie sterben sollen!“

D´Arumo konnte ihm nicht widersprechen. Denn er hatte ja recht. Unsterblichkeit war unnatürlich – es war ein Fluch! Ewiges Leben war nicht wünschenswert – nicht bei dem, was es kostete.

Aber D´Arumo musste sich darüber keine Sorgen mehr machen. Seines würde ohnehin jeden Moment vergangen sein. Und das war gut so.

Er schloss die Augen und lächelte den ersten morgendlichen Sonnenstrahlen entgegen.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Larissa Birkel (Q4)

"Marie, kommst du jetzt?", fragte meine Mutter mich genervt. Ich stand gerade vor meinem Spiegel und kämmte mir die Haare. Wir waren spät dran, aber das ist bei uns normal. Nur mein Vater ist immer schnell fertig. Wir fahren zu meiner Tante Larissa, die Erfinderin ist. Sie ist echt verrückt und ihre Erfindungen sind wirklich komisch. Doch ich mag sie sehr. Sie hat heute Geburtstag. Ich habe meine beste Freundin Leonie gefragt, ob sie
mitkommt. Sie hat geantwortet: "Ich muss leider mit meiner Familie in den Zoo." Dabei hat sie gestöhnt und die Augen verdreht.

Als wir bei meiner Tante ankamen, sangen wir eines dieser ätzenden Geburtstagslieder. Weil ich ziemlich Durst hatte und die Sonne knallte, wollte ich mir ein Getränk holen. Ich ging in Larissas Haus und guckte mich um. Überall standen Erfindungen von ihr. Manche waren riesengroß und manche waren so klein, dass man sie fast nicht sehen konnte. Auf dem Boden waren lauter Kabel. Auf einmal sah ich ein großes Etwas vor mir. Es war ungefähr so groß wie ich, und es kam grelles Licht raus. Ich fragte mich, was es kann. Doch ich ging vorbei und holte mir mein Lieblingsgetränk, Multivitaminsaft. Ich dachte gerade an meine kleine Schwester, die ganz bald kommen würde. Meine Mutter ist schwanger. Wir haben beschlossen, dass sie Emma heißen wird.

Auf einmal riss mich etwas aus dem Gedanken. Ich stolperte über ein dickes Kabel und flog direkt auf die Erfindung zu, die ich mir zuvor noch so genau angeguckt habe. In diesem Moment passierten so viele Dinge, dass ich es gar nicht beschreiben kann. Es war so wie in einer Zeitlupe. Mein Glas fiel mir aus der Hand und der Multivitaminsaft kippte auf die Erfindung. Gleich darauf folgte ein greller Blitz aus der Maschine, der mich so arg blendete, als ob 100 Scheinwerfer auf mich gerichtet wären. Als nächstes zersplitterte das Glas auf dem Boden. Dann fiel ich in das grelle Licht der Erfindung rein. Im nächsten Moment knallte ich auf den Boden auf. Es klang so, wie wenn man mit der flachen Hand auf einen Gymnastikball schlägt. Ich lag auf dem Boden mit geschlossenen Augen und rührte mich nicht. Ich spürte den Schmerz in meinem ganzen Körper. Ich spürte das Blut, das mir aus dem Finger tropfte, weil ich mich an einer Scherbe geschnitten hatte. Doch ich wurde von einem Babyschreien gestört.

Ich machte die Augen auf und erschrak mich so dermaßen, dass ich einen kleinen Schrei ausstieß.

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Geister der Vergangenheit,
kommt fesselt uns, schreit.
Umschlingt uns,
Fesselt uns durch eure Kunst.
Schließt eure Fängen,
Nehmt uns gefangen, in endlosen Gängen.
Kommt und lasst uns vergessen was MORGEN ist,
Umgarnt uns, mit bitter-süßer, klebriger List.
Was MORGEN ist zählt nicht, wir sehen nicht,
Wie Vergangenheit mit Zukunft ficht.
Wir leben im Heute und Jetzt,
Aber haben uns mit dem MORGEN verschätzt.
Immer denken wir mit Schauern,
An vergangenes Grauen.
Was passiert MORGEN?
All die aufgeschobenen Sorgen,
Angst des Jetzt, Schatten des Vergangenen
Zwist der unerbittlich rangenden
Mächte,
Im Dunkeln der Nächte.
Auf unsere Kosten,
Lassen das MORGEN verrosten.
Denn wir denken nicht,
Mit Weitsicht.
An und mit der Zukunft,
Sondern nur mit Vernunft.
Zukunft, das MORGEN,
Hier sind unsre Sorgen.
Wie soll es MORGEN weiter gehn?
Werden wir etwas tun gegen das Geschehn?
Werden wir aufstehn, kämpfen uns stellen?
Bestehen gegen Wellen
Aus der Furcht vor unseren Träumen,
Verwoben zu endlosen Räumen.
Ja MORGEN lass uns aufstehn,
Nicht länger mit dem Wind gehen.
Ja MORGEN stellen wir uns,
Einem uraltem Wunsch,
Einem sog gleich,
Von Träumen reich.
Wird er uns helfen zu finden,
Worum wir uns schon lange winden.
Unseren Träumen,
Den Wunschblasenschäumen,
Dieser Sog ist MORGEN,
Ist unsre Zukunft, MORGEN,
Ist das an, das wir denken sollten, MORGEN;
Ist das was zählt, MORGEN!

©2018 SchreibKunst-Blog/ Leonie Brandmeier (8d)