Hallo, ich bin Adnil Seilewerd der Grashalm. Gerade ist Winter. Über mir liegt eine dicke Schneeschicht. Sehr kalt. Aber bald ist Frühling, da werde ich wieder zurück geschnitten. Leider. „Adnil mein kleiner Schnuckelschatz, was machst du denn schon wieder?“ kommt es gedämpft von Tante Ladin-Inald. Mit Absicht antworte ich Tante Ladin-Inald nicht. Immer nervt sie mich damit. Sie ist ein besonders dicker Stroh…Äh ich meine Grashalm. Stapf, Stapf. Och nee, wieder meint ein Mensch er müsste geradewegs über uns drüber laufen. täglich sehe ich zu, wie einige meiner Sorte einfach umgeknickt werden. Aber manchmal tut mir das gar nicht leid. Zum Beispiel bei Tante Ladin-Inald dem dicksten Grashalm auf Erden, würde es mir überhaupt nicht leidtun. Alle um mich rum sind meine Verwandten. Ich habe 300 439 Tanten und 298 385 Onkels. Dazu kommen noch 598 827 Geschwister und 83.698.581 Cousinen und Cousins. Wie ich sagte, sehr viele Verwandte.
Endlich ist der Schnee geschmolzen und ich wiege mich im Wind. Da gibt es bloß eine Sache, die nicht ganz so toll ist. Ich höre Tante Ladin-Inald nicht mehr gedämpft sondern leider klar und deutlich. „ Adnil mein kleiner Schnuckelschatz, du musst dich sachte wiegen!“ Ist nicht zu überhören. Ich wünschte ich könnte meine Ohren zuhalten. „Geht aber leider nicht!“ Da muss man die olle Tante eben selbst übertönen. „hast du was gesagt Schnuckelschatz?“ fragt mich Tante Ladin-Inald. Grrr. Komisch der Wind ist heute aber stark. Brrr, brr . Neeein! das riesen Monster namens RASENMÄHER! Ritsch, schon bin ich einen Kopf kürzer. Wir schneiden den Menschen doch auch nicht die Köpfe ab. Aber Menschen macht das ja auch noch Spaß!
Es ist sehr heiß und der Rasensprenger läuft in Dauerschleife. DA wird man nass, obwohl man gar nicht schwitzt. Denn Gras kann gar nicht schwitzen. Die Kinder hüpfen die ganze Zeit über uns drüber. Der Boden wird ganz matschig und man muss aufpassen, dass man nicht mit gepflückt wird. Die Kinder lieben es Gänseblümchenkränze zu machen und sie dann auf den Kopf zu setzen. Sie quietschen wenn sie Wasser abkriegen, obwohl sie den Rasensprenger nur dafür aufgestellt haben um darunter rum zu hüpfen. Ich verstehe sie einfach nicht. Tante Ladin-Inald findet es ganz fabelhaft dass die Kinder so viel Spaß haben.
Jetzt ist Herbst und ich gefriere in der Nacht. Tagsüber ist es auch kalt. Über mir ragt ein großer Apfelbaumund jeden Moment könnte ein Apfel runter fallen. Um mich herum weht ein kühler Wind. Die Familie sitzt im Haus vor ihrem Ofen und die Mutter liest den Kindern eine Geschichte. Es sieht gemütlich aus. Oh, oh über mir wackelt gefährlich ein Apfel. Er fällt, und als ob er mich angepeilt hätte fliegt er genau auf mich drauf. „ Aaaauuu!“ brülle ich aus vollem Hals. Zum Glück kommt gerade die Familie in dicken Jacken aus dem Haus und sammelt alle Äpfel ein. Ich bin erleichtert als ich mich wieder im Wind wiegen kann. Naja, eigentlich ist der Wind schon zum Sturm geworden. Aber das ist eben der Herbst. Und bald werden auch wieder die ersten Schneeflocken fallen.