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AG Pegasus

,,Das ist ja fantastisch!‘‘, rief der alte,weiße Mann aus seinem Sessel heraus. Soeben teilte ein Mitarbeiter seiner Firma ihm mit, dass der millionenschwere Deal mit einer saudischen Erdölgesellschaft stattfinden würde. Dem Mann stand die Gier förmlich in seinem Gesicht -nein, in seinen Augen- geschrieben.

,,Fantastisch..wirklich fantastisch...‘‘, murmelte er zufrieden in seinen Bart.

Doch für welchen Preis? Wer bezahlt wirklich dafür? ,,Das ist ja fantastisch!‘‘, die Frau umarmte ihren Ehemann voller Enthusiasmus. Dieser kam nämlich mit der frohen Botschaft nach Hause, eine Gehaltserhöhung erhalten zu haben. ,,Da haben sich all die Überstunden wohl doch beim Chef bemerkbar gemacht,nicht?‘‘, sie strahlte ihn mit ihren unnatürlich weißen, perfekten Zähnen an.

,,Vielleicht könnten wir dieses Jahr noch ein drittes Mal verreisen. Wieder auf die Boa Boa? Mal schauen‘‘, der Mann stellte sein Weinglas auf den Küchentresen ab. ,,Aber auf Boa Boa waren wir doch schon, ich würde viel lieber nach Capri! Oder nach Doha!‘‘, der Mann zuckte als Antwort nur mit den Achseln. ,,Mir egal, ich will eigentlich nur Zeit mit dir verbringen.‘‘, er drückte einen Kuss auf ihren Mund und schaltete den großen, teuren Fernseher an.

,,Das ist ja fantastisch!‘‘, der Junge hielt breit grinsend seine Zusage für eine der angesehensten Universitäten hoch. Seine Mutter zog ihn in eine enge Umarmung und drückte ihn fest.

,,Ich bin so stolz auf dich!‘‘. Er war glücklich. Nicht nur, weil er seit Langem mal wieder seine Mutter glücklich sehen konnte. Sondern weil er nach monatelanger harter Arbeit, wenig Schlaf und - ach,all die Nächte, die er durchmachen musste! - das ganze Lernen... – all das hatte sich ausgezahlt. Zufrieden zog er sich aus der Umarmung heraus und setzte sich an den kleinen Esstisch, in der genauso kleinen Küche, in der genauso kleinen Wohnung.

Das Essen auf dem Herd ist gerade fertig geworden und während die alleinerziehende Mutter den Tisch deckte, dachte sie nach. Sie war nur bei der Geburt ihres Sohnes noch glücklicher als jetzt. Seit seiner Kindheit machte sie sich um seine Zukunft Sorgen. Sie hatte Angst, dass er vielleicht so enden würde wie die vielen anderen Kinder aus ihrer Nachbarschaft: Drogen, Alkohol und nicht selten auch kriminell. Doch in eine bessere Gegend umzuziehen kam nie in Frage, dazu reichte das Geld einfach nicht. Hat es noch nie. Umso erleichterter war sie als sie von einem seiner Lehrer kontaktiert wurde, der das Potential ihres Kindes erkannte und ein Stipendium organisierte.

,,Hier, Liebling‘‘, sie stellte das Essen vor ihm hin und schon stürzte er sich freudig darauf. Danke Gott.Für alles, dachte sie, während sie ihrem Sohn beim Essen zusah.

,,Das ist ja fantastisch!‘‘, ein junges Mädchen, das am Wegesrand saß, sah zu einem Pärchen hinüber. Die Frau hielt ein Ultraschallbild hoch, während der Mann sie stürmisch umarmte. Da scheint wohl jemand schwanger zu sein, dachte das Mädchen.Wie schön. Der schneidend kalte Wind fuhr durch ihre Kleidung. Sie versuchte wenigstens ihr Gesicht in ihrem zerschlissenen Schal zu schützen und vergrub es darin. Der Himmel über ihr verdunkelte sich langsam mit grauen Wolken.

Bitte kein Regen!, dachte sie. Wo sollte sie denn hin, wenn es so spät Abends zu stürmen anfängt? Ein Zuhause hatte sie nicht. Außer man nennt die Straßen dieser Stadt ihr Zuhause. Aber ist ein Zuhause nicht eher warm, voller Liebe und,naja,Essen? Sie wusste es nicht; fast ihr ganzes Leben verbrachte sie nämlich schon auf der Straße. Solange schon, dass sie nicht einmal wusste, wie es dazu kam. Sie stand auf und machte sich auf die Suche nach einem Schlafplatz, oder zumindest nach einer überdachten Stelle. Frierend und zitternd machte sie sich mit ihren wenigen Habseligkeiten auf den Weg. Doch nach nur ein paar Minuten wurde ihre Befürchtung wahr : es fing an zu regnen. Fluchend stellte sie sich unter den nächstbesten Dachvorsprung. Sie ging in die Hocke und vergrub frustriert ihr dreckiges Gesicht in ihren Armen. Wäre es nicht so kalt, so hätte sie sich eigentlich unter den Regen gestellt um wenigstens ein bisschen Dreck von ihrem Körper abwaschen zu können. Aber sie wollte keine Krankheiten riskieren, das wäre ein Todesurteil für sie.

Das Körper des Mädchens wurde langsam von einem Beben übermannt. Sie fing leise an zu schluchzen, weinte für sich. So wie sonst immer auch. Sie dachte daran in welch einer Situation sie leben muss, wie keiner sich um sie kümmert und wie sie wahrscheinlich auf den Straßen ein armseliges Leben sterben muss. Dabei war sie doch gerade mal 12.

,,Ich will doch nur ein Zuhause...‘‘, schluchzte sie. Das Weinen wurde schlimmer. ,,Hey, ist alles in Ordnung?‘‘, die Stimme ging fast im Geräusch des Regens und ihrem Heulen unter. Doch sie warf trotzdem einen kleinen Blick nach oben. Ein Mann stand vor ihr, neben ihm eine Frau. Sie erkannte beide wieder, es war das Pärchen von vorhin.

In all den Jahren, in denen sie mehrmals auf der Straße weinend zusammenbrach, hat nicht einer gefragt wie es ihr geht. Jetzt konnte sie nicht mehr aufhören zu weinen. ,,Nein.‘‘,schluchzte sie. ,,Nichts ist in Ordnung.‘‘, sie brach zusammen und ließ all ihren Gefühlen freien Lauf. Das Pärchen leistete ihr dabei stille Gesellschaft, bis die Frau diese Stille unterbrach.

,,Brauchst du zufällig eine Familie?‘‘, sie lächelte das kleine Mädchen an. Ihr Lächeln strahlte Güte aus, und Wärme. Fühlt sich so Zuhause an? Dinge, die das Mädchen so vorher noch nicht kennengelernt hatte. Sie nickte als Antwort langsam, in ihrem dreckverschmierten Gesicht blitzte ein Fünkchen Hoffnung auf.

,,Hättest du was dagegen, wenn wir uns ab sofort um dich kümmern?‘‘, sie blickten beide erwartungsvoll auf das Mädchen. Und wieder schüttelte sie ihren Kopf. ,,Nein...‘‘, ihre Stimme zitterte. Und brach abermals in Tränen aus. Diesmal war es aber fast schon so, als würde der Regen ihre Sorgen wegspülen.
Was blieb, war ein warmes Gefühl tief in ihrem kleinen Brustkorb.

Ein kleiner zierlicher Junge läuft durch die Ruinen seiner Nachbarschaft. Sein geschundener Körper kann ihn gerade so tragen; ein Wunder, dass er das letzte Bombardement überlebt hatte.

,,Mama..‘‘, weinte es. ,,Baba... wo seid ihr?‘‘ Ein unkontrollierbares Schluchzen erschütterte seinen winzigen Körper. Die Tränen hinterließen auf seinen von Asche bedeckten Wangen einen nassen Pfad.

Nichts außer sein Schluchzen und Weinen waren zu hören. Eine ungewohnte Stille, die diese Gegend schon seit fast zwei Wochen nicht mehr kannte. Das Kind streifte ziellos durch seine alte aber nun zerstörte Nachbarschaft, bis es sich ermüdet auf einen Mauerstein setzte. Es vergrub sein Gesicht in den dreckigen,zittrigen Händen und weinte. Und weinte, und weinte, und hörte nicht auf zu weinen.

Er war noch sehr jung aber trotzdem wusste er, was es bedeuten kann wenn Krieg herrschte: Tod. Trauer. Alleinsein. Aber er hatte doch immer seine Eltern und großen Geschwister? Wie soll er denn auf sich alleine gestellt leben können? Sein Weinen wurde noch unkontrollierbarer, stärker und schon fast animalisch. Er fing an zu realisieren, dass er jetzt allein war. Für immer.

Allein. Ein so kleines, unschuldiges Kind. Was konnte er denn schon für die Probleme der Erwachsenen? ,,JEBRAIL?‘‘, rief jemand aus der Ferne. Sein Kopf zuckte beim Klang seines eigenen Namens hoch. Er sprang auf und sah sich um. Diesmal fing er vor Freude und Erleichterung an zu weinen, denn er sah seine große Schwester und seine Mutter. Er rannte auf sie zu und war unendlich erleichtert niemanden verloren zu haben. Wo sein Vater und großer Bruder waren, diese Frage verdrängte er.
Und nicht mehr allein sein zu müssen, darüber war er auch froh.
Fantastisch, nicht?

Ist es nicht witzig, was verschiedene Menschen von verschiedenen Herkünften als fantastisch empfinden? Während der Mann mit dem dicken Geldbeutel sich darüber freut, noch mehr Geld machen zu können – weil die Millionen auf seinen Schweizer Konten nicht reichen, nicht ? - , ist eine Mutter froh darüber, ihrem Kind eine anständige Zukunft bieten zu können. Und noch weiter weg,da sterben Kinder und hinterlassen Familien zurück;da sterben Familien und lassen Kinder zurück.

Ist das nicht unheimlich komisch und traurig? Wie wir doch alle wissen, was viele Menschen erleiden müssen, doch trotzdem mit Scheuklappen durch‘s Leben gehen. Wohl wissend, was um uns herum geschieht, aber es ignorieren weil die Realität uns zu sehr Angst macht; weil es uns in unserer Bequemlichkeit beeinträchtigen würde.

Ich wünschte, das wäre alles nur fiktiv und ausgedacht, all das unnötige Leid wäre nur ein Hirngespinst. Aber es ist real.
Ich wünschte, wir alle würden endlich von unseren Wunschträumen erwachen. Aber wer will das schon? Ich wünschte, in meinem Kopf würden nur allerlei fantastischen Vorstellungen spuken. Aber das tut es nicht.

©2019 SchreibKunst-Blog/ Sultan Koras (Q4)

Januar 2016

Es herrscht eine Eiseskälte, die Kälte durchdringt mich, kriecht mir in die Knochen und lässt mich am ganzen Körper zittern. Meine Nase, Ohren und Gliedmaßen sind taub und trotzdem schleppe ich mich durch die Straßen, welche eher einem reißenden Fluss gleichen. Ich bin auf dem Heimweg von einer Brexit- Veranstaltung, weder habe ich mich bis jetzt politisch engagiert, noch für Politik interessiert. Allerdings ist dieses hochbrisante Thema zu fundamental, um mit Nichtachtung abgetan zu werden. Alles Begann mit unserem Premierminister David Cameron, als er 2013 seine Idee eines Referendums über den Verbleib in der Europäischen Union ins Spiel brachte. Sein Motiv bestand allein darin, seine Gegner und EU- Kritiker in der konservativen Partei ruhigzustellen. Anfänglich nahm das Volk dies in keiner Weise als potenzielle Option war. Doch, die Zeit fließt dahin und das Land spaltet sich immer weiter. Es scheint wie ein Riss in einem monströsen Felsen zu sein, tritt einmal ein Sprung auf, verbreitet dieser sich rasant schnell, wird immer tiefer bis der Fels schließlich in zwei bricht. Die EU- Befürworter stehen den Gegnern mit einer Feindlichkeit gegenüber, die sonst nur zwischen Ultra konservativen Republikanern und extremen Demokraten walten. Dieser Zustand ist untragbar, deswegen gründeten wir an der Universität eine Gruppe, die sich ausdrücklich für die Diskussion zwischen beiden Standpunkten einsetzt. Des Weiteren klären wir unsere Mitbürger über die Europäische Union auf. Bei unseren unzähligen Unterrichtbesuchen, sowie Vorträgen versuchen wir den Menschen nahe zu bringen, was die EU uns für Vorteile bringt. Erschreckend ist das offenkundige Unwissen unserer Mitbürger, weiterführend sogar das Desinteresse.

Dieser Brutale Kampf raubt mir die Kraft, das Lebenselixier wird förmlich aus meinem zerbrechlichen Körper gesaugt, trotzdem wird er für mich andauern, solange bis das Referendum mit einer überwältigenden Mehrheit abgelehnt wurde. Wie kann es auch anders kommen.

23. Juni 2016

Ich sitze mit meinen Mitstreitern in einem winzigen Keller, ein bisschen größer als eine Besenkammer. Von hier aus haben wir die letzten sechs Monate unsere Botschaften gesendet, Vorträge geplant- Tag und Nacht bis wir im Stehen die Augen nicht mehr im Stande waren auf zu halten. Wir drängen uns alle vor einem uralten Röhrenfernsehn, das Bild flackert, der Ton hängt. Die Spannung ist gewaltig, unsere Nerven sind bis aufs äußerste gespannt, selbst eine Nadel hätte man in diesem Moment zu Boden fallen gehört. Alle Augen starren auf den Fernseher, wo die Nachrichten laufen. Gleich ist der Moment, für den jeder in diesem Raum alles gegeben hat da. Die Auswertungsergebnisse der Abstimmung werden veröffentlicht.

Mein Magen krampft sich zusammen, meine Atmung setzt aus, meine Zunge ist staub trocken. Ich blinzle, reibe mir die Augen doch die Zahlen bleiben gleich. Dieses Ergebnis konnte ich mir im Traum nicht erklären. Wie konnten 52% für den Austritt stimmen. All die harte Arbeit, aller Schweiß den ich investiert hatte, all die Auszehrung die ich auf mich genommen hatte- und dann so was!

Zusammengesackt, unfassbar traurig verlasse ich den Keller, unfähig ein Wort hervorzubringen renne ich los. Ich laufe schneller als ich je zuvor, ein erbärmlicher Versuch dem Geschehenen zu entfliehen.

29. März 2019

Das Leben ging weiter… Ist es nicht unfassbar am Tag NACH der Abstimmung informieren sich die meisten erst darüber, was gestern zur Abstimmung kam. Naja- die Fehler die aus dieser Inkompetenz entstanden sind, können nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Heute ist der Stichtag auf den unsere neue Premierministerin Theresa May schon lange hin arbeitet, denn schließlich wurde beschlossen, dass das Vereinigte Königreich am heutigen Tag die EU verlassen wird. Doch ist heute wirklich der schwärzeste Tag der geeinten Geschichte von Europa? Darauf gibt es keine Antwort, obwohl festgehalten werden muss, wir waren unfähig unsere eigene Entscheidung umzusetzen. Vor zwei Jahren leitete May Austrittsverhandlungen mit der EU ein, als Ergebnis präsentierte sie Ende 2018 ein Austrittsabkommen. Dieses wurde glatte dreimal im Parlament abgelehnt. Entscheidendster Punkt für diese Ablehnung stellt die vorgeschlagene Lösung mit Irland da. Die sogenannte „Backstop“- Klausel soll nämlich in jeden Fall eine harte Grenze zwischen Irland und dem Vereinigten Königreich verhindern. Hierauf aber noch näher einzugehen würde tausende Seiten füllen, diese ganze Bürokratie, Diplomatie und das Boulen um die Macht ist allzeit präsent.

Inzwischen vertrete ich die Position, dass endlich etwas passieren muss, diese ständige Nichtwissen ist wie Gift. Eine Lösung mit der wir arbeiten können auch wenn es nicht unsere Meinung reflektiert muss dringend her. Die Ungewissheit über die Zukunft ist fatal für unser Land. Unternehmen entschließen sich ihre Firmensitze in andere Länder zu legen, große Banken verlegen ihre Headquarters zum Beispiel nach Frankfurt. Wenn wir diese Entwicklung nicht stoppen können werden wir eine massive Wirtschaftskrise erleben, allein der Finanzsektor macht bei uns 11,5% der Staatseinnahmen aus. Fallen diese weg stehen wir schlecht da, seien wir mal ehrlich auf Tourismus können wir nicht setzen. Zu genüge haben wir in letzter Zeit symbolisiert, wie wir über Ausländer denken und mit Sonnstrahlendem Himmel und Strand konnten wir noch nie überzeugen…

2035

Wir sind zurück! Sicherlich wisst ihr nicht was ich meine, lasst mich versuchen es euch es zu erklären. 2035 geht mein Kampf zu Ende, heißt das Referendum von 2016 ist Geschichte. Eigentlich ist es nicht ganz so einfach, tatsächlich ist das Vereinigte Königreich 2020 aus der EU geflogen. Diese Formulierung können Sie wörtlich nehmen, ich kann es aber keinem verübeln. Das Drama der Austrittverhandlungen wurde immer schlimmer, Theresa May bettelte immer wieder um einen Aufschub und konnte im Parlament keine Ergebnisse erzielen. Trotzdem klammerte sie sich an ihr Amt wie eine Klette, da hatte sie bereits unzählig gescheiterte Versuche Bestätigung für ihr Austrittsabkommen zu bekommen hinter sich. Nach weiteren unendlichen Telefonaten und Staatsbesuchen, fasste der französische Präsident Emmanuel Macron den Entschluss- die Britten haben alle Chancen verspielt, jetzt muss die EU an sich selbst denken und endlich wieder zu Normalität zurückfinden. Um seine Pläne umzusetzen versammelte Macron allmählich die Mitglieder der Europäischen Union und gewährte den Briten eine letzte Gnadenfrist. Doch wie zuvor brachten die Briten absolut nichts zustande, was dieses mal drastischere Konsequenzen für uns hatte, wir flogen Ende 2020 aus der EU. Die neue Situation fühlte sich an wie in einen eiskalten Pool geworfen worden zu sein. Unternehmen die dem Vereinigten Königreich bis jetzt treu geblieben waren suchten jetzt neue Standpunkte, der Handel mit europäischen Ländern kollabierte anfangs komplett. Allein die Zollkontrollen stifteten ein totales Chaos.

Auswirkungen die wir normalen Bürger zu spüren bekamen, davon gab es einige. Beispielsweise blieben die Regale in Supermärkten oft leer, es war nicht so das wir hungern mussten aber alles was über die Grundversorgung hinaus ging war wie vom Erdboden verschluckt. Am schlimmsten, zumindest für mich war allerdings das alle EU- Bürger welche bei uns gelebt hatten von heute auf morgen keinerlei Aufenthaltsrechtgenehmigung mehr hatten, deswegen sofort Ausreisen mussten. Bewusst wurde mir hierbei, wie wir alle von den allen Ausländern profitiert hatten. Das Straßenbild wurde extrem Monoton, nur britische Männer im Anzug mit Hut und Frauen in eleganten Kleidern mit Handtaschen waren zu sehen. An unser Universität fehlte ca. ein Drittel der Studenten und mit ihnen die Lockerheit und der Spaß.

Jetzt will ich aber aufhören mich zu beklagen und mich freuen, dass wir wieder ein Teil dieser großartigen Gemeinschaft geworden sind. Ganz tief in mir spüre ich, dass wir diese dunkle Periode in unserer Geschichte gebraucht haben, um ein solches Geschenk wieder richtig wertschätzen zu können. Dieser komplette Wahnsinn entpuppt sich schlussendlich doch als fantastisch, da er uns lehrte: Alleine ist man nichts, in einer Gemeinschaft aber jemand.

©2019 SchreibKunst-Blog/ Janne Kühner (Q4)

Mein letzter Tag auf der Erde wäre an einem Freitag. Am 22. Dezember auf dem kleinen zugefrorenen Bach hinter unserer Wohnsiedlung mit allen meinen Freunden.

Irgendjemand hätte seine Box mitgebracht und wir würden, während im Hintergrund kitschige Weinachtshits spielen, grölend über die dünne Eisschicht schlittern. Im schönen Minnesota. In der beißenden Dezemberkälte, während Wham in unserer empfindlichen Blase des Glücks wiederhallt, Zoé sich die ganze Zeit an mich klammert und somit unbewusst zum glücklichsten Jungen der Welt macht.

Mein letzter Tag auf der Erde wäre am 22. Dezember. Zwei Tage vor Weihnachten. Wenn meine Alten beschließen sich mal nicht zu streiten und wir irgendwann stumm ausgemacht hätten nicht darüber zu reden. Wenn wir für diesen kurzen Moment über die immer höher werdenden Rechnungen hinwegsehen und so tun, als wären wir reiche Leute. Wenn meine Schwestern und Großeltern zu Besuch kommen und meine Mutter Plätzchen backt. Wenn, obwohl es noch nicht Weihnachten ist, Weihnachtsfilme laufen und wir uns alle auf dem kleinen Sofa, vor dem Fernseher, versammeln. Wie die Simsons, die für diesen kurzen Augenblick Gemeinsamkeit aus allen Richtungen kommen.

Mein letzter Tag auf dieser Erde. Auf dieser Welt, in dieser Endlichkeit wäre ein wirklich schöner Tag. Leichte vierundzwanzig Stunden. In dieser empfindlichen Blase des Glücks, die die Sekunden langsamer verstreichen lässt und alles besser macht. Bis dahin werde ich durchhalten. Bis zu diesem fantastischen Tag. Danach werde ich aufhören zu

©2019 SchreibKunst-Blog/ Malak Aderounmu (9a)

Der letzte Sieg gegen die Minotauren liegt bereits weit in der Vergangenheit. Aragon, der Anführer des letzten Pegasus Stamms, liegt niedergeschlagen in seinem Nest: Der Krieg um Titania, dem himmlischen Paradies, dauert schon 27 Monde an, doch das Ende des Krieges war nah. Die höchsten Götter im Olymp forderten Aragon und Krask, den Anführer der Minotauren, auf, einen finalen Kampf zwischen den beiden Anführern auszutragen. Ansonsten hätten noch mehr Gebiete zerstört und weitere Unschuldige umkommen können. Der eher schmächtige Pegasus war sich sicher, dass dieser Kampf am morgigen Sonnenuntergang nicht gut für ihn ausgehen werden wird. Krask, auch bekannt als die schwarze Bestie, war von allen Wesen gefürchtet und schien wie ein unbesiegbarer Gegner. Zu Aragons Bedauern gab es nur eine Bedingung: Sollte der Kampf bis nach Mitternacht andauern, würden beide Arten ausgerottet werden.

Als die blutrote Sonne tief am Himmel stand, sahen sich die beiden Rivalen auf einer verlassene Lichtung in die Augen. „Dir ist schon bewusst, dass du keine Chance gegen mich hast, Kleiner", ertönte die tiefe Stimme der Bestie. „Ja aber ich erhoffe mir einen guten und fairen Kampf gegen dich", antwortete Aragon. Als die Sonne vollkommen vom Horizont verschwand, stürmte Krask auf den Pegasus zu. Aragon spreizte seine Flügel, hob ab und wich dem Angriff elegant aus. Sofort ging er in einen Gegenangriff über, doch die Tritte konnten dem mächtigen Minotaurus nichts anhaben. Ein gezielter Schlag auf den rechten Flügel des Pegasus ließ die Knochen des Unterlegen bersten. Das majestätische Tier musste wohl oder übel absteigen und konnte sich nicht mehr in der Luft halten. In einem Moment der Unachtsamkeit packte Krask das verletzte Wesen zwischen den Hörnern und quetschte es zwischen Schädel und dem nächstgelegenem Baum ein. Er blieb jedoch mit dem linken Horn im Baumstamm stecken und war nicht in der Lage, sich zu befreien. Aus tiefster Verzweiflung und brennendem Schmerz trat Aragon seinem Gegner mit voller Kraft gegen den Kopf seines Gegners. Der unbeschreibliche Schmerz ließ Krask zurücktaumeln, dabei riss er das linke Horn aus. Dies entfachte ein Funken Hoffnung in Aragon und er packte daraufhin das riesige Horn und zog es aus dem Baumstamm. Das geflügelte Pferd bohrte der Bestie ihr eigenes Horn tief in ihr Herz, woraufhin ein ohrenbetäubender Schrei ertönte. Rubinrotes Blutdrang aus der tiefen Wunde und färbte den Waldboden tiefrot. Der Kampf war entschieden: Ein Ausruf der Erleichterung ging von Aragon aus. „Glückwunsch, mein Sohn, du hast gesiegt. Aber sieh zum Himmel auf... ", erklang eine göttliche Stimme. Es war kurz nach Mitternacht und die Regeln besagten, dass der Kampf vor Mitternacht hätte enden müssen. Die göttliche Stimme erklang erneut: „Es tut uns Leid; Aragon, aber Regeln sind Regeln." Sowie das letzte Wort gesprochen wurde, lösten sich Pegasi sowie Minotauren langsam auf und eine riesige Wolke grauer Scherben stieg zum Himmel hinauf und wurde vom Himmel verweht. Und so löschten sich Minotauren und Pegasi auf der Erde auf.
Durch solche Machtkämpfe löschten sich auch alle anderen fantastischen Wesen aus. Hätten sie friedlich miteinander zusammengelebt, wäre es nie soweit gekommen und sie würden immer noch existieren. Vielleicht werden sich auch die Menschen in einem Krieg um Land und Ressourcen gegenseitig auslöschen. Aber das steht in den Sternen geschrieben.

©2019 SchreibKunst-Blog/ Felix Müßig (7e), Bolang Xiang (7e), Leo Keller (7e)

Meine Damen und Herren!

Liebe LehrerInnen, liebe PreisträgerInnen und liebe auch irgendwie wichtige JurymitgliederInnen!

Dieser Beitrag, so klein er auch ist, soll euch zwischen den ernsten, interessanten und bestimmt auch sehr schönen anderen Texten nur ein Grinsen (oder vielleicht auch ein kleines Lächeln, je nachdem wie erwachsen und würdevoll ihr seid) auf euer Gesicht zaubern. Wenn der Leser besonders humorvoll ist, ist es vielleicht schon um ihn oder sie oder es (wir wollen ja kein Geschlecht benachteiligen) geschehen.

Die anderen Jurymitglieder denken sich jetzt: „Dieser Schreiberling nimmt sich aber viel heraus“ oder einfach „Nett“, wie gesagt, es ist eine Frage der Einstellung. Die Deutschlehrer unter euch denken sich noch dazu: „Rechtschreibfehler, Punktabzug, schreckliches Kind!“ (nichts gegen euch persönlich, es liegt einfach am Beruf). Aber ALLE, und wirklich ALLE sollten sich jetzt denken: „der Text ist wirklich toll, sogar fantastisch, aber was hat dieser Text mit dem Thema zu tun?“.

Keine Sorge, da komme ich ins Spiel: Ich möchte euch die Geschichte von Fantas Tisch erzählen. Nein, ich meine nicht die Dekoidee beim Depot, sondern das (bald) beliebte Märchen! Noch nie davon gehört? Naja, ist ja auch kein Wunder, das hier ist ja auch die Erstauflage. Aber da ich jetzt professionell Spannung aufgebaut habe (oder den ein oder anderen zu Tode gelangweilt habe - Leichentransport unter 069 65601152) kommt jetzt das Märchen:

Es war einmal, vor langer Zeit, weit, weit weg von der LuO, in einem grausamen Land Namens Darmstädter Hauptbahnhof, auch bekannt als „Terror der Pendler und unschuldigen Schüler“, oder nur „Ihr-Zug-hat-zwanzig-Minuten-Verspätungsland“ eine facettenreiche, fahrige, faire, familiäre, fantasievolle, freie und fleißige Flasche Fanta, mit dem feurigen Namen „Fürstin Fanta“. Fürstin Fanta stand feudal im Getränkeautomaten neben einem großen Laden mit der Aufschrift „Nanu-Nana“. Ihr bester Freund, eine leere Dose Sprite mit dem sprudelndem Namen „Sir Sprite“, hatte es da nicht so gut. Er stand beim Ditsch gegenüber auf der Theke und wurde tagein, tagaus mit kleinen, runden Metallteilchen mit Zahlen drauf beworfen. Fürstin Fanta fand ihn sehr bemitleidenswert. Aber Fürstin Fanta verwendete auch viel Zeit darauf sich selbst zu bemitleiden. Ihr großer Traum war es nämlich, auf dem unerreichbaren Kaffeetisch neben dem Getränkeautomaten zu stehen. Dort würden sie alle Flaschen aus der verfeindeten Sippe der Bio-Limonaden sehen können und sie würden sie brennend beneiden. Meistens war es aber andersrum, denn die Nachfrage nach Bio-Limonade war in letzter Zeit rasant gestiegen. Die Wandelnden die vorbeikamen um sich etwas zu trinken zu holen, schauten immer sehnsüchtig auf sie, entschieden sich aber immer für die Bio-Limonade oder ein Wasser. Warum, wusste Fürstin Fanta nicht.

Lange Zeit tat sich also nichts zur Sache und Fürstin Fanta wurde von Tag zu Tag flauer und farbloser. Ihr einst so fabrikneues orangenes Etikett löste sich langsam ab und sogar ihr feuriges Temperament, auf das sie so stolz gewesen war, drohte zu erlöschen. Es stand also wirklich schlimm um unsere faszinierende Freundin. Noch nicht mal der sonst so sprudelige Sir Sprite konnte sie trösten, denn sein Inhalt war ausgeschüttet worden.
Doch eines Tages veränderte sich die vertraute Umgebung des Hauptbahnhofs. Die Wandelnden, die sich sonst immer hektisch an ihr vorbeibewegten, wurden weniger und stattdessen kamen viele andere Gestalten, die Fürstin Fanta prompt „Die Blauen“ nannte, denn sie alle waren fast überall mit blauem Zeugs bedeckt. Die Blauen machten sich gegenüber vom Ditsch zu schaffen, wo sie begannen die anderen Automaten zu öffnen und alle Fanta Flaschen herauszunehmen und durch Bio-Limonaden zu ersetzten. Ihr Ziel, auf dem sonnenbeschienenen Tisch zu stehen, rückte in weite Ferne. Die Sippe der Bio-Limonaden hatte gewonnen. Noch während sie die Blauen beobachtete, rief eine Stimme etwas in der Sprache der Wandelnden und alle hörten auf zu arbeiten und versammelten sich in kleinen Grüppchen. Ein solches Grüppchen kam auf sie zu. Hoffnung breitete sich in ihr aus, als einer der Blauen sie freundlich ansah. Aber sie verflog gleich wieder, als Fürstin Fanta merkte, dass er gar nicht sie, sondern die Bio-Limonade mit Lavendel-Wasabi-Thymian Geschmack neben ihr ansah. Der Blaue begann langsam den Automaten zu öffnen und Fürstin Fantas Deckel rutschte ihr ins Etikett. Niemals würde sie auf dem Tisch stehen, niemals von der Sonne beschienen werden. Alles war vorbei. Vorsichtig nahm der Blaue sie heraus. Jetzt würde sie für immer in einer dunklen Kiste liegen. Sehnsüchtig schaute sie ein letztes Mal zum wunderbaren Tisch rüber. Doch plötzlich merkte Fürstin Fanta, dass der Mann sie abstellte. Und zwar auf den Tisch. Fürstin Fanta stand da und war wie vom Etikett gehauen. Was war grad passiert? Offensichtlich hatte der Mann etwas mit ihr vor, sonst hätte er sie nicht auf dem Tisch abgestellt. Der Tisch…. Sie stand auf dem Tisch! Endlich stand sie auf dem wunderbaren, sonnenbeschienenen Tisch! Auf ihrem Traumtisch. Der Blaue räumte die anderen Fanta Flaschen in die Kiste. Als er fertig war, kam er zu ihr rüber, trank sie aus und stellte sie zurück auf den Tisch. Die Ehre, in einem Zug ausgetrunken zu werden, erfreute sie fast noch mehr als dass sie wieder auf dem Tisch stand. Glücklich schaute sie zu Sir Sprite rüber, der ihr sibyllinisch zurücklächelte. Er freute sich für seine Freundin, obwohl er nicht verstehen konnte, was sie an dem Tisch so toll fand. Aber das musste er ja nicht verstehen. Es war schließlich Fantas Tisch.

Das war das Märchen. Hat es euch gefallen? Sehr gut. Mir nämlich auch. Aber ich muss jetzt aufhören zu schreiben, weil ich Hausaufgaben machen muss (ein paar Lehrerpunkte einsammeln). Eine schöne Zeit, und ein schönes Wochenende euch allen! Adieu!

Ein sagenumwobener Schreiberling

©2019 SchreibKunst-Blog/ Paulina Dauth (8b)

„Es ist selbstverständlich zu wissen, dass die Welt irgendwann untergehen wird und dennoch ist dieses Wissen unnatürlich. Man wächst von klein auf mit dem Wissen auf, dass man bekommt, wenn man bereit ist, zu geben. Man wächst mit dem Wissen auf, dass man mit der Welt respektvoll umgehen soll, da man hier Gast ist. Ein Gast, der für immer bleibt, aber trotzdem ein Gast. Natürlich ist es normal, dies eines Tages zu hinterfragen und enttäuscht zu sein, wenn man niemanden findet, der die eigenen Fragen beantworten kann, obwohl man noch so sehr nach diesem jemanden sucht.“, das waren die Sätze, die ich in mein Tagebuch schrieb, nachdem mir genau diese Reihe von Ereignissen einen Besuch abgestattet hatte. Man sollte wissen, dass ich nicht die Art von Leuten bin, die täglich alles noch so unwichtige Zeug in ihr Tagebuch schreibt. Ich bin grundsätzlich nicht die Art von Leuten, die man täglich um sich hat. Fangen wir mit meinen Augen an. Sie wirken auf den ersten Blick einfach strahlend blau, doch wenn man genau hinschaute, waren sie nicht blau sondern silbern. Sie sahen aus, wie der Mond in einer dunklen Nacht. Hinten am Rücken hatte hatte ich Flügel, die so schwarz waren, wie die schwärzeste Nacht aller Zeiten. Doch ich vermochte es, diese Geschenke der Natur zu verstecken. Ich tarnte mich, sodass ich in den Menschenmassen nicht auffiel. Ich konnte laufen, ohne dass man mich hörte; ich konnte da sein, ohne dass man mich sah, denn ich war das Ende. Gleichzeitig war ich jedoch auch ein Anfang, wie es bei jedem Ende ist. Wenn jemand ausgelebt hatte, wartete er meist schon auf mich und ich kam, um ihn abzuholen. Die Personen starben, um ein neues Leben zu beginnen. Ich holte nicht nur Menschen ab, sondern auch Tiere, Pflanzen und Gegenstände, denn sie alle verdienten eine zweite Chance. Ein zweites Leben, in dem nicht mehr, als die Erinnerung auf das alte Leben hinwiesen. Man konnte auf diese Weise zwar nicht ewig leben, aber man bekam die Möglichkeit ein neues Leben ganz nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Es ist ungewiss, was nach dem Tod passiert. Einige Philosophen forschen zwar auf diesem Gebiet, aber die Natur weiß zu verhindern, dass sie auf glaubbare Ergebnisse stoßen. Denn Menschen sind allem Neuen und Unbekannten gegenüber misstrauisch. Man soll nicht alles glauben, was man hört, aber man soll auch nicht alles hören, was man glauben will. Deswegen ist es gut, dass nicht alles wissenschaftlich beweisbar ist. Sonst gäbe es keine Wunder. Würde ich meine Geheimnisse jemals Preis geben, wäre die Möglichkeit für mich zu existieren beendet. Das Leben darf erforscht werden, doch das Ende und der Tod sollen geheim bleiben. Die Hälfte aller Menschen, Tiere, Pflanzen und Gegenstände hatten bereits eines ihrer Leben beendet, weshalb sie keine Angst vor dem Ende und dem Tod hatten. Und als das Ende der Welt nahte, da wussten sie, dass das nicht das Ende war. Eine Welt vergeht und eine Neue kommt. Eine Pflanze stirbt und aus ihrem Grab wächst eine Neue. Ein Mensch stirbt und am gleichen Tag wird ein Neuer geboren. Ein Tier verlässt diese Welt in ein Anderes betritt sie. Landet ein Gegenstand auf dem Schrottplatz, wird ein Neuer gefertigt. Nichts stirbt, da selbst nach dem Tod die Seele weiterlebt. Jedes Ende ist ein Anfang und jeder Anfang ist auch ein Ende. Das liegt in der Natur.

©2019 SchreibKunst-Blog/ Ella Ziegert (6a)

Im Zeitraum vom 09.Oktober bis 14.Oktober 2018 fand auf dem Messegelände Frankfurt die Frankfurter Buchmesse 2018 statt. Am Dienstag war der Zugang nur Journalisten und über das Online-Formular akkreditierten Personen gewährt. Die darauf folgenden drei Tage durften auch noch Fachbesucher das Gelände betreten, doch wie ich es erfuhr, konnte jedermann ein Fachbesucher-Ticket für ab 19€/Tag kaufen. Am Wochenende ermöglichte der Veranstalter auch Privatpersonen den Zutritt.

Die Aussteller samt ihrer Veranstaltungen verteilten sich in mehreren Hallen. Doch, die für die Allgemeinheit interessantesten Aktionen geschahen in den Hallen des Bereichs drei & vier. Vorab erhielt man nach einer Registrierung auf der Webseite der Buchmesse zahlreiche Informationen über Workshops, Vorlesungen oder Autogrammstunden. Dieses Jahr beschäftigten sich viele Unternehmen mit der Frage, warum heutzutage weniger Menschen lesen und wie diese wieder auf unterschiedlichsten Wegen (z.B. über einen Blog, Newsletter oder soziale Medien) beziehungsweise mit der seit Ende Mai in Kraft getretenen DSGVO. Falls dich die Thematik interessiert, wieso immer weniger Menschen Bücher lesen, dann empfehle ich dir meinen Blog-Beitrag!

Ansonsten traf man während eines Rundgangs auf alles, das im Entferntesten mit dem Thema Lesen, aber auch Druck zusammengehört – dazu zählen Kalender oder Gesellschaftsspiele. Ein Unternehmen hatte es sich zum Ziel gesetzt den in der Regel wissenschaftlichen Unterricht anschaulicher zu gestalten. Dazu erstellte es Animationen über bspw. den Aufbau des Herzens mit passenden Rätseln oder Fragen. Doch beim Ausprobieren fand ich heraus, dass der Informatik-Ordner keinen Inhalt bot. Wissenswert ist auch, dass dieses Angebot Geld kostet.

Ein anderer Hersteller produziert Lautsprecher für Kinder. Um Inhalte zu hören, muss das Gerät erstens mit dem Internet verbunden werden, damit zweitens die Geschichten heruntergeladen werden nachdem eine separat erhältliche Figur auf das NFC-Feld gestellt wurde. Es gibt bereits Figuren, wie die Maus mit dem Elefanten/ Janosch/ Prinzessin Lillifee, die abhängig von ihren Einstellungen Geschichten erzählen, Musik spielen oder Wissen vermitteln. Zusätzlich gibt es sogenannte Kreativ-Toonies, die mit der eigenen Stimme besprochen werden können. Das Audiosystem ist mit unterschiedlich farbigen Stoff bezogen. Dadurch werden Stöße oder Stürze weitestgehend verringert. Ein Touchscreen gibt es nicht, stattdessen benutzt man die Öhrchen zum Verändern der Lautstärke oder klopf an die linke/ rechte Seite zum Vor- bzw. Zurückspulen. Auch als MP3-Player kann diese Box genutzt werden, da ein Klinkenanschluss vorhanden ist. Im Gegensatz dazu ist die Verbindung mit einem anderen Gerät per AUX-Kabel oder Bluetooth nicht möglich.
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©2018 Hessentrend/ Leon Ebersmann

Es ist immer wieder derselbe Traum. Derselbe unüberwindbare Fluss. Er endet nirgendwo, er fängt auch nirgendwo an. Er ist breit und schnell. Die Strömung reist alles mit sich, was sich ihr in den Weg stellt. Kleine, flache Steine, dürre Stöcke und dicke, starke Zweige, Alles wird fortgespült, wie verschlungen von der Kraft des Wassers. Ich kann den Fluss nicht überwinden. Ich kann nur auf meiner Seite des Ufers stehen und warten. Warten auf Hilfe. Warten auf Trost. Warten auf Hoffnung. Ich habe Angst einzuschlafen, den Traum wieder zu träumen. Ich wache dann auf, schmiege mein Gesicht in das Kopfkissen und weine. Weil ich eben weinen muss. Einsamer als der einsamste Mensch. Wenn ich meinen Freunden in der Schule von meinem Traum erzähle, sagen sie nur: „Ja, ja“. Weil sie eben „Ja, ja“ sagen, Sie verstehen mich nicht. Sie wollen mich nicht verstehen. Nur das Gute und Glückliche interessiert sie, dem Traurigen kehren sie den Rücken zu, verschließen sich vor der Wahrheit. Lachen, machen ihre Schulaufgaben und spielen. Machen einfach weiter, als wäre nichts passiert. Als würde das, was sie ignorieren, nicht existieren. Der Fluss in meinem Traum: Wie meine Probleme und Ängste. Ich kann mich ihnen nicht stellen. Ich bin zu schwach, viel zu schwach. Ich kann nicht mehr! Ich kann nicht mehr ignorieren. Kann nicht mehr warten. Allein? Nein, allein schaffe ich es nicht.

Doch ich bin nicht allein! Sie ist da, immer. Ich habe so oft vergessen, wie dankbar ich ihr dafür bin. Sie baut mir die Brücke, hilft mir bei schwierigen Entscheidungen und lehrt mich, auf mein Herz zu hören. Ich kann auf die andere Seite des Ufers. Neues kennenlernen und meinen Sorgen die Zunge rausstrecken. Sie tröstet mich, wenn ich traurig bin. Ist augenblicklich da, wenn es mir nicht so gut geht. Bringt mich zum Lachen, wenn ich weine. Sie geht mit mir durch dick und dünn. Ist witzig, verrückt auf ihre eigene Art und Weise und hat ihre eigene Moral. Sie ist meine Brücke und -ja, das weiß ich jetzt- deshalb ist sie meine beste Freundin.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Kristien Paschold (6c)

Es machte kurz „Baff“ und schon stand ich auf einem Bürgersteig.

Um mich herum war alles in dem Licht einer Straßenlaterne gehüllt. Suchend blickte ich mich um. Keine einzige Menschenseele war weit und breit zu sehen. In der Ferne hörte ich Motorenlärm näher kommen. Die Straße wurde nun von Autoscheinwerfern zusätzlich erhellt. Schnell versteckte ich mich hinter einem Auto. Ein dunkelgrüner Volkswagen hielt vor einem großen Backsteinhaus mit weißen Sprossenfenstern, mehreren Giebeln und Erkern. Das Haus war, wie alle Häuser hier, mit hohen Hecken und Mauern umgeben. Aus dem Auto stieg ein gutgebauter Mann, Marke Basketballspieler. Er hatte honigfarbende Haare, die im Licht der Straßenlaternen glänzten. Er trug einen Frack, versehen mit einem Orden. Überrascht schnappte ich nach Luft. Keinen Meter von mir entfernt stand Henry Harper und so, wie es aussah, wollte er Liv gerade für einen bevorstehenden Ball abholen. Henry schlug die Fahrertür zu und ging hastig auf die Haustür zu. Erst jetzt sah ich sein Gesicht.

Beinahe wäre mir ein entsetzter Schrei herausgerutscht. Sein Gesicht hätte ich mir nie im Leben so vorgestellt. In dem Buch hat er graue Augen, ein markantes Gesicht, einen hellen Teint und ein makelloses Gesicht. Hier, in der Wirklichkeit, hatten seine Augen die Farbe grüngrau, sein Gesicht war leicht gebräunt und auf gar keinen Fall markant! Auch der Rest seines Gesichtes war anders. Unterhalb der rechten Schläfe hatte Henry eine 2 cm lange Narbe, die bis unters Auge führte. Seine Lippen waren schmale, dünne Striche und kein bisschen voll.

Nachdem er geklingelt hatte, erklang ein gedämpftes „Ding Dong“ und keine fünf Sekunden später wurde die Tür geöffnet. Ich hörte eine männliche Stimme, die irgendetwas zu der in der Tür stehenden Person sagte. Leider verstand ich nicht, was sie sagte. Das Einzige, was ich dann hörte, war das darauf folgende, mädchenhafte Kichern. Von meinem Versteck aus sah ich leider nicht, wer dort kicherte, aber ich vermutete, dass es Liv war. Vorsichtig schlich ich mich näher an das Haus heran.

Was ich sah, ließ mich leise aufkeuchen. Liv, die wunderschöne Liv, hatte ein langgezogenes Muttermal an ihrer Wange, was aussah wie ein großer Dreckfleck und um ihren Mund herum sah ich Spuren von Blut. Ihre so wunderschön beschriebenen Haare waren fettig und hatten einen undefinierbaren Blondton, der so gar nichts mit dem strahlend weißblonden Haar zu tun hatte, der im Buch beschrieben wurde. Ich sah wortwörtlich der nackten Wahrheit ins Gesicht. Frustriert und enttäuscht ließ ich mich an der Autotür nach unten rutschen, auf den kalten Asphaltboden.

Ich habe dieses Experiment gewagt, weil ich mehr über die Personen herausfinden wollte, die ich glaubte so gut in Büchern kennen zu lernen. Mir ein besseres Bild von all dem machen wollte. Gerade mit Liv hatte ich mich so verbunden gefühlt und ich konnte mich in vielen Bereich mit ihr identifizieren.

Jetzt wünschte ich mir nur, ich hätte es nie getan. In Verzweiflung stieß ich einen kleinen Schrei aus und schloss die Augen. Als ich sie fünf Sekunden später öffnete, spürte ich nicht mehr den kalten, harten Boden unter mir. Nun saß ich auf einem Kissen, in den Händen das Buch. Ich war umgeben von Holzwänden, die ein Rechteck bildeten. Ich war wieder zurück! Ich saß im Schrank, in den mich der Meister geschickt hatte. Irgendwie hatte er es geschafft, ohne sichtbare Lichtquelle im Schrank Licht zu schaffen. Dann blickte ich das Buch an, das auf meinen Oberschenkeln lag. Es hatte irgendwie an Glanz verloren. Wie bei einem blitzblanken Fenster, auf das sich allmählich Staub legt. Seufzend stand ich auf und klopfe mir die Beine ab. Mit dem Buch in der Hand verließ ich den Schrank.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Malou D. Meyer (8?)

In der Woche vom 10. Oktober bis einschließlich 15. Oktober 2017 fand auf dem Gelände der Frankfurter Messe die 68. Frankfurter Buchmesse statt. Am 10. Oktober öffnete der Veranstalter jedoch nur Fachbesuchern, dazu zählen Reporter, Journalisten und akkreditierte Personen (uns), seine Türen.

Der Tag begann mit einer 60-minütigen, aber durchaus informativen Pressekonferenz in einem großen Saal. Damit jede anwesende Person etwas verstehen konnte, erhielt man bei Bedarf Kopfhörer, die das Gesprochene in einer anderen Sprache wiedergaben nachdem es die Person in einem schalldichten Raum übersetzte. Viel konnte ich mir über die letzten vier Monate nicht behalten, bis auf die Tatsache, dass es sich bei 80% der verkauften Büchern um phyische Versionen handelt, das heißt nur 20% sind eBook-Reader-Versionen. Anschließend mussten sich die Redner den Fragen des Publikums stellen, wobei es an manchen Stellen deutlich wurde, dass nicht alle hier anwesenden Personen hauptberuflich Journalisten sind. Zum Beispiel tätigte eine Person eine Aussage statt einer Frage, wobei erst am Ende deutlich wurde, dass es sich um eine Aussage handelt. Dennoch begrüße ich es sehr, dass der Veranstalter jedermann die Chance für einer Berichterstattung gibt, sobald man irgendeine journalistische Tätigkeit nachweisen kann. Dadurch wächst die Menge von Berichten, wodurch sich der einzelne Leser seine eigene Meinung bilden kann. Außerdem stellten zwei Schülerinnen einer Frankfurter weiterführenden Schule eine interessante Frage, die lautete: „Glauben Sie (=Redner), dass das 80:20 Verhältnis in den nächsten Jahren unverändert bleibt oder mehr Bücher in Läden/ als eBook-Version gekauft werden?“ Die Antwort auf die Frage weiß ich leider nicht mehr.

Die Messe in den Hallen 3.x war bis auf ein paar wenige Ausnahmen noch im Aufbau, weshalb wir den Großteil unserer Zeit im Raum des diesjährigen Gastlandes, nämlich Frankreich, verbrachten.

Dort stempelten wir zuerst mit bisher unbenutzten Stempeln das Wort „Google“. Anschließend reisten wir in die Zeit zurück, zu Zeiten, als der Buchdruck die einfachste Methode war seine Schriften zu vervielfältigen. Ein sehr netter Herr erklärte und zeigte uns die zum Druck notwendigen Schritte an einem Ausstellungsstück. Mich überraschte die doch große Präsenz von iPad-Geräten, Beamern, Computern und VR-Brillen. An einem Stand hatte man die Idee Comics weiterhin als physische Version zu verkaufen, aber auch sie als Fotostrecke auf Instagram zugänglich zu machen. Dabei ist die Frage durchaus berechtigt, wie sich das Projekt finanzieren wird, da sich die meisten Menschen vermutlich für die kostenlose Instagram-Fassung entscheiden werden. Eventuell finanziert sich das Projekt durch Werbung, die es auf seiner Seite schaltet.

Wie es um die Finanzierung zweier auf der Buchmesse vorgestellten Apps steht, bereitete mir kein Kopfzerbrechen, da es möglich ist die App oder Teile (=In-AppKäufe) nur gegen Bezahlung anzubieten. Die erste App erzählte ihre Geschichten ohne Animationen (und ohne Text), weil die Geschichte selbst ein überdimensionales Panorama ist – kurzgesagt man streicht von rechts nach links, wodurch einzelne Ausschnitte des Panoramas sichtbar werden. Die Geschichten der zweiten App werden durch ein einfaches Tippen auf das Display fortgesetzt. Zu Beginn der Beispielgeschichte war der komplette Bildschirm dunkel. Dann erschien eine Person in einem Raum, die sich durch jede erneute Berührung des Displays im Haus fortbewegt.

Zu guter letzt beschäftigten wir uns mit einem analogen digitalen Buch. Hierbei handelt es sich um ein physisches Buch, bloß ohne Inhalt. Dieser wird erst durch einen Beamer auf die Seiten projiziert. Blättert man um, so erscheint auch ein anderer Text oder ein anderes Bild/ Video/ Anmeldeformular (leider nicht ausfüllbar). Wahrscheinlich war dieses Buch einer eine Spielerei, da uns kein anderes mögliche Anwendungsgebiet als das Museum eingefallen ist.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Leon Ebersmann (9D)

Stenozeichen
Spiegelscherben
Enterben
Türenknallen
Fäusteballen
Auf-Fallen
_________________________________________
Mein Gott wohnt hier nicht
Die Enge der Bücher
Der Druck des Staubs
Die dunklen Katakomben.
Sind sein Gefängnis. Gekettet ans Kreuz.

Ich nenne ihn Pan, denn man kann ihn überall finden.
Ich nenne ihn Pan, denn ich brauche einen Namen.

Das Leuchten der Blumen,
Der Duft des Frühlings,
Die offenen Asphaltwüsten
Sind die Tempel, die von seiner Größe künden.
_________________________________________

O, wie sehr fürchte ich ein Lichtstrahl zu sein
O, wie sehr fürchte ich ein Lichtstrahl zu sein.
Mit der Zeit zu reisen. Den Schmerz der Sehnsucht nicht zu kennen.
Im Glück & Leid im Hier & Dort zugleich zu schimmern,
Und doch nicht wissen was ich misse.

Vielleicht bin ich Licht; weiß nicht was ich misse und fühle das Missen umso mehr.

Und vielleicht vergehe ich, wenn ich etwas berühre.
Wirklich berühre.
Und es bleibt nur Schatten.
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Dasein
Da-Sein, Hier-Sein;
- das heißt Dort-Sein,
Fort-Sein;
nicht DA-Sein
_________________________________________
Ich bekomme Zustände,
wegen der Zustände.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Nicolai Koch (Q4)

Entwurf:

Ich liebe dich und wende mich ab,
wenn du dich entblätterst.
Ich will dich nicht sehen.

Ich liebe dich und rede nur
über Belangloses, wenn wir uns sehen.
Ich will nicht wissen, was du denkst.

Ich liebe dich und scheue mich,
dich zu berühren.
Ich will dich nicht fühlen.

Lass mich weiter baden im fernen Traum von unserem Glück.
Denn in Wirklichkeit liebe ich dich nicht.
Denn in Wirklichkeit liebst du mich nicht.

Und tätest du es, es wäre doch nicht so schön, wie der einsame Schmerz, der mein kleines flatterhaftes Herz erdrückt.

Schmetterlingsherz.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Nicolai Koch (Q4)

Angst. Sie nagt.
Zuerst an den Ideen,
dann am Vorangehen,
schließlich im Stehen.

Deine Haut wird dir selbst zum Fraß vorgeworfen; und,
weil du schon immer fleißig warst,
verschwindet

Stück um Stück,
immer mehr:
nicht nur von dir, nein,
nagend ist der Gedanke, der
alles um dich herum
ineinander fließen lässt.

Das Letzte, was dir bleibt
ist die Grenze zwischen dir
und der Welt,
doch immer mehr
und immer wieder,
wird sie von dir bloßgestellt.

Angst. Sie nagt, sie beißt.

Stück um Stück,
Biss um Biss,
lässt sie dich nicht mehr los und wird
ein treuer Begleiter.

Es tut so weh
zu sehen, dass alles anders ist:
Als in meinen Vorstellungen
die Maschine geölt war
und jetzt nur noch quietscht.

Wie ein Vogel, der verlernt hat
zu fliegen;
Und ich?
Ich kann es einfach nicht.

Und ich warte, warte und
warte, bis die Grenze endlich bricht.

Halten gibt es für mich nicht,
glaube ich.

Laufend wie ein Aquarell,
läuft die Zeit plötzlich ziemlich schnell.

Angst. Sie nagt, sie beißt, sie kratzt.

An der Oberfläche,
geht immer tiefer,
bis zum Kern.
Man will jeden Makel entfern.

Man grübelt,
ich zweifle:
Ob ich's noch kann?
Weiß ich nicht mehr.
Woher?

Die Hoffnung nur nehmen.
Wenn es so einfach wär',
dabei wünschte ich so sehr,

weg zu sein
An einem Ort, den niemand kennt.
Der nur mir gehört,
mir Sicherheit beschwört.
An die See, die mir Glück anschwemmt
und wo mir der Sand die Füße verbrennt.

Ich wünschte,
ich könnte mich einfach so entscheiden,
denn ich würde so gern bleiben,
wie ich war.

Angst. Sie nagt, sie beißt, sie kratzt, sie gräbt.

Löcher,
tief und tiefer, schwarz und schwärzer.
Ich werde blind vor Ahnungslosigkeit.

Keine Ahnung.
Wer da vor mir im Spiegel steht.
Keine Ahnung.
Was ich tu' wenn mein Schiff bald untergeht.
Keine Ahnung.
Wo die nächste Hoffnung wartet,
während meine Lunge so unglaublich sinnlos atmet.

©SchreibKunst-Blog/ Clara Sophie Maximiliane Witt (?)

Blutrot versinkt die Sonne
und die Nacht wird älter.
Als nun endlich der letzte Mensch
das Licht ausbläst,
wird es immer kälter.

Der Wind fegt durch die Gassen
und bringt Dunkelheit herein.
Auch die Kühnsten
gehen nun, von Angst getrieben, Heim.

Mit der Dunkelheit des Windes,
zieht auch die Angst übers Land.
Jede Menschenseele wird von ihr erkannt.

Man kann hören, ganz leise,
wie sie ihre Opfer fasst
Jeder will,
von ihr erfüllt,
fliehen.

Der Mond erscheint hinter den Wolken,
ein schauriges Licht erfüllt die Wege.
Doch dieses Licht ist ihr Nahrung.

Der letzte Schrei ertönt,
schallt durch den Wald.
Wer noch nicht zu Hause,
rennt jetzt mit großer Eile.

Die schwarze Hand,
Dunkelheit und Angst
erfasst das Kind um die Taille rum.
Doch dann fällt es tief;
und lernt zu fliegen.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Clara Sophie Maximiliane Witt (?)

„Viele Schulen – Ein Buch“: Die LuO-SchreibKunst-Schülerin Fátima Haji berichtet über ein Literatur- und Geschichts-Projekt rund um das Jugendbuch „Der Pfad. Flucht in die Freiheit“ von Rüdiger Bertram, organisiert von der Lesepunkte-Redaktion des Zentrums für Lehrer*innenbildung der Universität zu Köln. Alle 30 Schüler*innen aus sechs Schulen in NRW, Hessen und Bayern hatten zuvor ein Exemplar des 2017 veröffentlichten Jugendbuchs erhalten und gelesen und trafen sich nun für drei Tage in Köln, um dort miteinander darüber ins Gespräch zu kommen.

Unterstützt wurde dies durch den Stifterverband und die Klaus-Tschira-Stiftung.

Am 08.03.2018 fuhr ich gemeinsam mit vier weiteren Schülern der Jahrgangsstufe 8-11 aus der Lichtenbergschule Darmstadt – begleitet von unserer Lehrerin Frau Sachse - nach Köln zum Projekt „Viele Schulen, ein Buch“ . Mit kurzem Abstecher auf den Kölntriangel mit Panorama-Ausblick auf Köln und einem darauffolgenden Rundgang durch die Stadt ging es zum Zentrum für LehrerInnenbildung (ZfL) der Universität zu Köln.

Bild #1: Bericht: Viele Schulen - ein Buch

Wir lagen relativ gut in der Zeit, sodass wir die hervorragende technische Ausstattung im Konferenzraum nutzten, um unsere Fragen für das Autorengespräch kooperativ vorzubereiten. Nachdem auch die Delegationen der anderen fünf Schulen aus Köln und Bayern eingetrudelt waren, setzten wir uns in einen Kreis und begannen mit Spielen, um uns untereinander besser kennenzulernen. Ebenso sammelten wir in immer wieder neu durchmischten Kleingruppen Fragen, die wir dem Autor gerne stellen wollten. Nach der Kennenlernrunde gab es einen kleinen Imbiss, bei dem man sich noch näher kennenlernen konnte, zumal nun klar war, wem welcher Gastpartner zugeordnet worden war. Es ergaben sich Gespräche zwischen Schülern und Schülern, Lehrern und Lehrern aber auch zwischen Lehrern und Schülern. Mit vollem Magen ging es danach zur Universität zu Köln, wo der Autor Rüdiger Bertram bereits auf uns wartete. Er erzählte uns - gestützt durch gutes Bildmaterial wie auch mit direktem Bezug zum Buch „Mein Weg über die Pyrenäen- Erinnerungen 1940/41“ von Lisa Fittko-, wie es dazu kam, das Jugendbuch „Der Pfad. Eine Flucht in die Freiheit“ zu schreiben und das wichtige Thema von Fluchtrouten speziell über die Pyrenäen in der NS-Zeit aufzugreifen. Aufgrund der Aktualität des Themas stellten sich viele die Frage, ob die Veröffentlichung , ein von der NRW-Filmförderung unterstütztes Projekt, in einem Zusammenhang mit dem erhöhten Fluchtaufkommen der Jahre seit 2015 steht.

Vor Ort war ebenso die ARD-Journalistin Antje Deistler, die das Gespräch moderierte und im Anschluss an die Präsentation und Lesung Fragen stellte. Schnell aber übernahmen die Schüler ihre Rolle und stellten sogar noch deutlich kritischere Fragen. Nachdem Rüdiger Bertram alle Fragen beantwortet hatte, signierte er unsere Bücher und stand für weitere Gespräche zur Verfügung. Unser Mitschüler Gero nutzte sofort die Gelegenheit und lud ihn ein, auch mal nach Darmstadt zu kommen, um an unserer Schule, einer Europaschule, eine Lesung zu diesem spannenden Thema zu gestalten. Spät am Abend endete der erste Tag und es ging zur Gastfamilie, wo sich noch lange Gespräche entwickelten, um mehr voneinander zu erfahren.

Früh am Morgen ging es dann weiter in die Stadt, wo wir uns im NS-Dokumentationszentrum (EL-DE-Haus) trafen. Dabei stellten wir Bezüge zum Buch her, da dieses ja die Flucht eines Jungen in der Zeit des Zweiten Weltkriegs thematisiert, dessen Vater während der Flucht von der GESTAPO verhaftet wird. Dort erhielten wir, aufgeteilt in zwei große Gruppen, eine Führung durch die Gedenkstätte. Bei dem EL-DE-Haus handelt es sich um ein ehemaliges Büro der GESTAPO, welches ebenso im Keller als ein Hausgefängnis für Zwangsarbeiter genutzt wurde. Nachdem wir einen Eindruck erhalten hatten, wie die NS-Zeit in Köln war sowie hautnah sehen konnten, unter welchen Umständen Zwangsarbeiter in Gefangenschaft gehalten wurden, ging es mit einer praktischen Aufgabe im Lernlabor weiter. In diesem erarbeiteten wir spielerisch die Geschichte des Lebens einer Zwangsarbeiterin und visualisierten sowohl die erfreulichen (vor der Verhaftung) als auch die bedrückenden Facetten ihres Lebens in Form eines Bildes.

Am Nachmittag ging es zurück in das ZfL , um dort zu Mittag zu essen. Danach ordnete sich jeder einem der drei Workshops zu: Schreib-, Illustrations- oder Theaterworkshop. Letzteren besuchte ich, da ich hoffte, mit diesem hinsichtlich meiner Abbiturprüfung in Darstellndem Spiel hilfreiche Eindrücke erhalten zu können.

In dem Workshop probierten wir unterschiedlichste theatralische Aufgabenstellungen aus. Dabei legten wir den Fokus darauf, entscheidende Szenen aus dem Buch einzubinden. Nach sehr erfolgreicher Arbeitsphase beendeten wir den Tag mit einem Abendessen. Danach ging es für manche zurück zur Gastfamilie oder man konnte noch bleiben, um zusammen einen Film zu schauen. Es handelte sich dabei um die Verfilmung des autobiographischen Romans von Joseph Joffo „Ein Sack voll Murmeln“, der die Flucht zweier jüdischer Brüder aus Paris erzählt.

Am nächsten Tag ging es mit gepackten Koffern zurück zum ZfL , wo wir in den Worksshops weiter an unserer Vorführung übten. Nach einer kurzen Probe und weiteren Abklärungen begann schon die Präsentationsrunde, bei der die jeweiligen Gruppen ihre Workshops präsentierten. Der Schreib-Workshop trug seine Texte vor, der Illustrations-Workshop zeigte seine Bilder und mein Theater-Workshop spielte die Szenen vor. Insgesamt waren alle Präsentationen sehr eindrucksvoll. Die Texte, Bilder und Fotos von der Theatergruppe werden am 25.04.2018 bei der Ausstellung zum Buch „Viele Schulen, ein Buch“ im ZfL vorgestellt.

Bild #1: Bericht: Viele Schulen - ein Buch
©Foto: Margit Sachse
Die SchreibKunst-Gruppe der Lichtenbergschule Darmstadt mit dem Autor Rüdiger Bertram vor den Ergebnissen der Workshops im Zentrum für Lehrer*innenbildung der Universität zu Köln

Um die drei Tage zusammenzufassen und ein Fazit aus dem Projekt zu ziehen, kann ich sagen, dass es im Gesamten sehr gelungen war, da ich in vielen Bereichen an Erfahrung(en) gewinnen konnte. So war es das erste Mal, dass ich die Chance erhielt, mit einem Autor, dessen Buch ich gelesen hatte, ins Gespräch zu kommen und dadurch viele Fragen, die ich mir im Laufe des Buches gestellt hatte, geklärt zu bekommen. Des Weiteren konnte ich durch den Theater-Workshop ein paar Tipps erhalten, die ich hinsichtlich meiner Theaterprüfung im Hinterkopf behalten werde. Und als letztes habe ich neue Freundschaften knüpfen können, auf die ich bei einem Besuch in Köln immer wieder zurückgreifen kann. Außerdem freuen wir uns auf ein Wiedersehen, vielleicht bei einer mit den Lesepunkten organisierten Lesenacht in Köln und auf jeden Fall auf der Frankfurter Buchmesse. Nebenbei konnte ich Köln als Stadt kennenlernen. Ein daher insgesamt tolles, gesellschaftlich relevantes Projekt, bei dem ich immer wieder teilnehmen würde.

©18.04.2018 SchreibKunst-Blog/ Fátima Haji (?)

Ein Gedicht des SchreibKünstlers Nils Schäfer (9. Klasse der Lichtenbergschule Darmstadt), das im Rahmen des Köln Projekts „Viele Schulen – ein Buch“ der Lesepunkte-Redaktion und in Auseinandersetzung mit Rüdiger Bertrams Jugendbuch „Der Pfad. Flucht in die Freiheit“ am 8.-10. März 2018 in der Schreibwerkstatt mit Stefanie Boor (Zentrum für Lehrer*innenbildung der Universität zu Köln) entstanden ist:

Wenig Steuern zahlen
Unabhängige Wahlen
Du bist kein Staatsproblem
Dein Leben angenehm

Die Freiheit unterbunden
Die Angst dreht ihre Runden
Ich leb´ ganz verschlossen
Werd´ mental beschossen

Du trägst den Judenstern
Das sieht Vater Staat nicht gern
Dein Leben ist nichts wert
Deine Würde verletzt
Deine Familie entehrt
Deine „Rasse“ versetzt

Ich lebe einen Alptraum
Wünsche mir Freiraum
Die Hoffnung auf Frieden
ging sich verabschieden,
stattdessen muss ich losziehen
um vor euch noch zu fliehen

©2018 SchreibKunst-Blog/ Nils Schäfer

Ein Gedicht der SchreibKünstlerin Paulina Dauth (7b der Lichtenbergschule Darmstadt), das im Rahmen des Köln Projekts „Viele Schulen – ein Buch“ der Lesepunkte-Redaktion und in Auseinandersetzung mit Rüdiger Bertrams Jugendbuch „Der Pfad. Flucht in die Freiheit“ am 8.-10. März 2018 in der Schreibwerkstatt mit Stefanie Boor (Zentrum für Lehrer*innenbildung der Universität zu Köln) entstanden ist:

WIESO?
REICH VOR ARM → WAFFEN VOR SCHUTZ
GROß VOR KLEIN → BÜRGER VOR FLÜCHTLING
WEIß VOR SCHWARZ → GEFÄNGNIS VOR GERECHTIGKEIT
ALT VOR JUNG → KRIEG VOR FRIEDEN
WIESO?

Paulinas Reflexion für die Ausstellung im Zentrum für Lehrer*innenbildung der Universität zu Köln über ihre Gedanken zum Buch:

„Als ich mich mit der Thematik des Buches auseinandergesetzt habe, stellte ich mir die Fragen: Wieso? Wieso mussten so viele Menschen fliehen? Was haben sie falsch gemacht? Hat die Welt überhaupt darüber nachgedacht, was passiert ist? Diese Gedanken habe ich in einem Gedicht aufgegriffen.“

©2018 SchreibKunst-Blog/ Paulina Dauth (7b)

Im Rahmen unseres PoWi – Themas „Flucht nach Europa“ und der Europawoche interviewten wir, Alicia Wagner, Ariane Schämer, Jana Stoll und Lilian Scharnke einen syrischen Flüchtling. Dabei wollten wir etwas über seine Erfahrungen während der Flucht sowie über sein vorheriges Leben und sein aktuelles Leben in Deutschland erfahren.

Unser Interviewpartner war der 28-jährige Hazem K. aus Syrien. Auf ihn aufmerksam wurden wir durch unsere Lehrerin Frau Sachse, welche uns das Interview nach Absprache mit unserer PoWi-Lehrerin, Frau Gläser ermöglichte. Am 08. Mai 2015 war es dann so weit. Dieser Tag ist der Gedenktag, seit dem 08. Mai 1945, an die Befreiung vom Zweiten Weltkrieg und vom Nationalsozialismus. Hazem K. lebt nun schon seit zweieinhalb Jahren in Deutschland und spricht fließend Deutsch. Zurzeit sucht er nach einer Arbeit oder einer Ausbildung, sein Wunsch ist es, eine Ausbildung zum Industriekaufmann zu absolvieren. Eigentlich studierte er schon in seiner Heimat Wirtschaftswissenschaften, wodurch er auch Englisch spricht, aber hier in Deutschland findet er dazu keine Anstellung. Er muss also von ganz vorne anfangen und so geht es vielen Flüchtlingen, wie er uns erzählt. Ein brennendes Problem ist in Deutschland die Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis: Ohne Aufenthaltserlaubnis bekommt man keine Arbeit, aber einer der Gründe, der besagt, dass man bleiben darf, ist, dass man einen Beruf ausübt. Diese Zwickmühle ist ein großes Problem für viele Flüchtlinge, denn nach ihrer langen Reise wollen sie nicht mehr zurück. Das können sie auch nicht, wie uns Hazem auf unsere Frage hin verrät:

„Würden Sie zurückkehren, wenn in Syrien der Krieg beendet wäre?“

„Nein, da ich die Regierung nicht gutheiße. Sie würden mich bei einer Rückkehr wahrscheinlich auch festnehmen und einsperren.“

Die Regierung war auch der Grund, weshalb Hazem floh. In seinem Land gilt für alle 18-Jährigen die Wehrpflicht. Normalerweise muss man dann zwei Jahre Wehrdienst leisten, durch den Krieg verlängert sich diese jedoch und kann bis zu fünf oder sechs Jahre andauern oder noch länger. Mithilfe seines Studiums konnte Hazem zunächst der Wehrpflicht entgehen, doch nach seinem Bachelor sah er keine Hoffnung mehr, dieser zu entgehen und floh. Er wollte in diesem hoffnungslosen Krieg nicht kämpfen und sah auch für die Zeit nach dem Krieg keine Arbeitsmöglichkeiten.

Im April 2015 verließ er seine Heimatstadt Daraa mit einem Freund. Sie brauchten insgesamt fünf Tage um Syrien zu verlassen, mithilfe eines Busses, der 500€ kostete, durchquerten sie die Wüste über Aleppo nach Idleb. Von dort aus liefen sie zusammen 15 Kilometer zur Türkei. Diese Fußmärsche mussten sie jedes Mal vor den Grenzen absolvieren, um einer Kontrolle zu entgehen. Dafür folgten sie den Straßen und Schienen. Nun ging es weiter nach Antakya und dann nach Istanbul. Dort verblieben sie zunächst, bis sie von einem „guten“ Weg hörten. Dieser soll über Izmir führen, wo an einem angrenzenden Wald ein Fluchtpunkt ist. Der Weg über das Meer nach Europa erschien einfach im Gegensatz zu seinen bisherigen Erfahrungen, weshalb die beiden mit einem Schlauchboot und 40 anderen Flüchtenden nach Europa übersetzten, wieder entstanden Kosten von 1.300€. Hazem sprach von seiner schwersten Zeit. Er benutzt oft die Wörter „Wahnsinn“, „Chaos“ und „schrecklich“, um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Er hatte Angst, es nicht nach Europa zu schaffen. Ein besonders guter Schwimmer sei er ebenfalls nicht, sodass es ihn große Überwindung kostete, das Schlauchboot zu betreten.

Auf der Überfahrt zu einer kleinen griechischen Insel plagte ihn die Ungewissheit und Angst, doch als er dann die Lichter der Stadt in der Dunkelheit sah, bekam er Hoffnung. In Mitylini wurden sie von der Polizei erwartet, diese half ihnen und zeigte ihnen den Weg. Hazem und sein Freund ließen sich zum ersten Mal registrieren und zelteten am Strand für die nächsten drei Tage. Sie hatten Europa erreicht und die Bedingungen wurden von da an besser.

Dann, nach drei Tagen, bekamen sie die Erlaubnis Griechenland zu durchqueren. In diesem Fall war das eine Ausnahme, denn die anderen Länder hatten sich bereit erklärt, ebenfalls Flüchtlinge aufzunehmen und somit die Grenzländer zu entlasten. Mit Zügen durchquerten sie schließlich auch Serbien und Ungarn. Während Hazem sich in Serbien ebenfalls registrierte, blieb er in Ungarn illegal. Er wollte zu dem Zeitpunkt weiter nach Schweden oder Frankreich, wo er Verwandte hat. Die Grenzen in Ungarn waren jedoch gesperrt, sodass er dort festsaß. Am 01. September 2015 öffneten sich dann die Grenzen und Hazem reiste weiter nach Deutschland. Eine Journalistin informierte ihn, dass Deutschland sich gut um die Flüchtlinge kümmert. Von dort an war es einfach, die Zugfahrt war angenehm und umsonst. Ein großer Faktor, denn bis Griechenland hatte Hazem bereits für sich alleine ungefähr 2000€ ausgegeben. Er erzählte, dass sie ausgenutzt wurden und alle Fahrer versuchten Profit zu schlagen.

In München kam er in einem Zug voller Flüchtlinge an und wurde herzlich empfangen. Viele hatten sich versammelt und begrüßten die Flüchtlinge. Man schenkte ihnen Essen und Kleidung. Hazem bekam zum ersten Mal nach Monaten wieder einen Hoffnungsschimmer. Seit seiner Flucht aus Syrien war ein halbes Jahr vergangen. Auf unsere Frage hin, wie die Menschen in Deutschland auf ihn reagieren und ihn behandeln, sagte er uns, dass er sich wohl fühle und die Menschen nett seien.

Von München aus war er aber nochmals viel herumgekommen, zuerst nach Dortmund, dann nach Grevenbroich und zu allerletzt nach Jüchen. Das war die Zeit in den Turnhallen. Hazem sprach von engen Verhältnissen und Unzufriedenheit. Man trennte ihn und seinen Freund. Er wurde nach Gießen geschickt und sein Freund nach Bielefeld. Eigentlich wollten die beiden nach Wuppertal, da sie dort ebenfalls Verwandte haben.

In Gießen lebte er dann in Flüchtlingslagern und absolvierte Deutschkurse. Es sei eine schwierige Sprache, aber durch seine Englisch-Kenntnisse sei es ihm leichter gefallen, erzählt er uns. „Auf meiner Reise konnte ich schon ein wenig Deutsch lernen und habe mir die Grundkenntnisse selbst beigebracht“, fügte er noch hinzu.

Heute lebt er in Roßdorf, dort hat er eine eigene Wohnung. Den Kontakt zu seinem Freund hält Hazem aufrecht: „Die Reise hat uns noch mehr zusammengeschweißt. Wir haben uns gegenseitig geholfen. Als ich in Ungarn nicht mehr laufen konnte, weil ich von den vielen Märschen Knieprobleme hatte, ist er bei mir geblieben und hat sich um mich gekümmert.“ Auch zu seiner Familie in Syrien hat er Kontakt. Sie blieben damals dort, weil seine Eltern zu alt sind und seine Geschwister noch studieren. Sein großer Bruder befindet sich zurzeit jedoch auch auf der Flucht und an der türkischen Grenze.

Rückblickend schaut Hazem wie folgt auf seine Flucht: „Ich habe meine Ziele erreicht, ich wollte überleben und mich vor dem Krieg retten. Ich fühle mich hier wohl, ich mag die Kultur. Auch in meiner Heimat gab es viele verschiedene Religionen, das stellt für mich kein Hindernis dar. Auf meiner Flucht haben die Menschen mich nicht schlecht behandelt, sondern die Natur!“

Wir als Gruppe freuen uns, dass Organisationen Flüchtlingen helfen und ihnen im Krankheitsfall Medikamente geben. Außerdem finden wir es gut, dass Deutschland Flüchtlinge aufnimmt und die Polizisten den Flüchtlingen den Weg zeigen. Zum Nachdenken hingegen brachte uns folgende Aussagen:

„Die Unternehmen glauben nicht an uns und unsere Qualifikationen. Ich muss von vorne anfangen, trotz meines Bachelors“

„Ich habe das Gefühl, ich wurde gekauft. Ich hatte keine andere Wahl als nach Deutschland zu gehen. Ungarn wollte uns nicht, wie ich später herausfand.“

Durch Hazem konnten wir uns einen besseren Überblick über das Leben der Flüchtlinge machen und auch über die Lage in Syrien. Seit der arabischen Revolution 2011 gab es schon fast eine halbe Million Tote und 15 Millionen Flüchtlinge, ob vor Angst, Aussichts- oder Hoffnungslosigkeit. Es gibt viele Gründe nach Europa zu fliehen. Hazem berichtete von einer ständigen Gefahr: Vorlesungen werden abgesagt, Lehrmittel sind zerstört und niemand schafft mehr die Abschlussprüfung. Ein normales Leben in Syrien sei unmöglich und obwohl Hazem weit weg ist von dem Geschehen, ist die Angst groß. Auch um seine Familie macht er sich Sorgen.

Wir danken Hazem für seine Offenheit und seine Ehrlichkeit. Er hat uns noch einmal einen anderen Blickwinkel auf das Geschehen vermittelt, durch ihn können wir nun die Seite der Flüchtlinge besser verstehen - es ist nun alles viel näher. Wir möchten auch mit diesem Bericht die Ängste und Voreingenommenheit der Mitmenschen nehmen und zeigen das die Flüchtlinge auch nur Menschen sind, die hier in Deutschland auf ein besseres Leben hoffen. Sie verdienen unsere Hilfe und unsere Freundlichkeit.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Lilian Scharnke (9?)

Eigentlich lese ich gerne Fantasy-Bücher, aber diese Geschichte gefällt mir, weil sie echt ist und in der heutigen Realität spielt.

Am Anfang wird deutlich, wie viel Angst Djadi aufgrund seiner Fluchterfahrungen hat und dass ihn diese Ängste (z. B. vor dem Ertrinken) immer wieder überfallen.

Vor allem auf der Bootsfahrt zur Insel hatte er grauenhafte Angst.

Besonders eindrucksvoll ist die Szene, als Djadi von den Erwachsenen seiner WG in den Urlaub an der Ostsee mitgenommen wird. Dort geht der ehemalige Lehrer Wladi im Meer schwimmen und Djadi wird ohnmächtig, weil es ihn in Panik versetzt, dass Wladi, zu dem er mittlerweile das größte Vertrauen aufgebaut hat, ertrinken könnte.

Einige Zeit später stirbt Wladi nach einem langen Krankenhausaufenthalt, weil seine Lunge krankheitsbedingt mit Wasser gefüllt ist.

Nach seiner Beerdigung ist Djadi sehr nachdenklich und er beschließt, auf Wladis Grab zwei Steine mit der Beschriftung „M“ und „P“ niederzulegen. Das steht für „Mama“ und „Papa“. Damit erinnert er an seine Eltern, die auf der Flucht im Mittelmehr ertrunken sind.

Meine achtjährige Schwester Halima wollte das Buch sofort lesen, als ich es mit nach Hause brachte, weil in ihrer Klasse auch drei Flüchtlingskinder sind, mit denen sie schon einige Male über ihre Fluchterfahrungen gesprochen hatte.

Nachdem sie Peter Härtlings Buch gelesen hatte, berichtete meine Schwester mir, dass Djadis Geschichte genau den Erzählungen der syrischen Kinder in ihrer Klasse gleichen. Offensichtlich hat Peter Härtling sehr genau recherchiert und sich gut in die Gefühle und Ängste von geflüchteten Kindern hineinversetzt.

Buch: Djadi, Flüchtlingsjunge

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