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Im Zeitraum vom 09.Oktober bis 14.Oktober 2018 fand auf dem Messegelände Frankfurt die Frankfurter Buchmesse 2018 statt. Am Dienstag war der Zugang nur Journalisten und über das Online-Formular akkreditierten Personen gewährt. Die darauf folgenden drei Tage durften auch noch Fachbesucher das Gelände betreten, doch wie ich es erfuhr, konnte jedermann ein Fachbesucher-Ticket für ab 19€/Tag kaufen. Am Wochenende ermöglichte der Veranstalter auch Privatpersonen den Zutritt.

Die Aussteller samt ihrer Veranstaltungen verteilten sich in mehreren Hallen. Doch, die für die Allgemeinheit interessantesten Aktionen geschahen in den Hallen des Bereichs drei & vier. Vorab erhielt man nach einer Registrierung auf der Webseite der Buchmesse zahlreiche Informationen über Workshops, Vorlesungen oder Autogrammstunden. Dieses Jahr beschäftigten sich viele Unternehmen mit der Frage, warum heutzutage weniger Menschen lesen und wie diese wieder auf unterschiedlichsten Wegen (z.B. über einen Blog, Newsletter oder soziale Medien) beziehungsweise mit der seit Ende Mai in Kraft getretenen DSGVO. Falls dich die Thematik interessiert, wieso immer weniger Menschen Bücher lesen, dann empfehle ich dir meinen Blog-Beitrag!

Ansonsten traf man während eines Rundgangs auf alles, das im Entferntesten mit dem Thema Lesen, aber auch Druck zusammengehört – dazu zählen Kalender oder Gesellschaftsspiele. Ein Unternehmen hatte es sich zum Ziel gesetzt den in der Regel wissenschaftlichen Unterricht anschaulicher zu gestalten. Dazu erstellte es Animationen über bspw. den Aufbau des Herzens mit passenden Rätseln oder Fragen. Doch beim Ausprobieren fand ich heraus, dass der Informatik-Ordner keinen Inhalt bot. Wissenswert ist auch, dass dieses Angebot Geld kostet.

Ein anderer Hersteller produziert Lautsprecher für Kinder. Um Inhalte zu hören, muss das Gerät erstens mit dem Internet verbunden werden, damit zweitens die Geschichten heruntergeladen werden nachdem eine separat erhältliche Figur auf das NFC-Feld gestellt wurde. Es gibt bereits Figuren, wie die Maus mit dem Elefanten/ Janosch/ Prinzessin Lillifee, die abhängig von ihren Einstellungen Geschichten erzählen, Musik spielen oder Wissen vermitteln. Zusätzlich gibt es sogenannte Kreativ-Toonies, die mit der eigenen Stimme besprochen werden können. Das Audiosystem ist mit unterschiedlich farbigen Stoff bezogen. Dadurch werden Stöße oder Stürze weitestgehend verringert. Ein Touchscreen gibt es nicht, stattdessen benutzt man die Öhrchen zum Verändern der Lautstärke oder klopf an die linke/ rechte Seite zum Vor- bzw. Zurückspulen. Auch als MP3-Player kann diese Box genutzt werden, da ein Klinkenanschluss vorhanden ist. Im Gegensatz dazu ist die Verbindung mit einem anderen Gerät per AUX-Kabel oder Bluetooth nicht möglich.
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©2018 Hessentrend/ Leon Ebersmann

In der Woche vom 10. Oktober bis einschließlich 15. Oktober 2017 fand auf dem Gelände der Frankfurter Messe die 68. Frankfurter Buchmesse statt. Am 10. Oktober öffnete der Veranstalter jedoch nur Fachbesuchern, dazu zählen Reporter, Journalisten und akkreditierte Personen (uns), seine Türen.

Der Tag begann mit einer 60-minütigen, aber durchaus informativen Pressekonferenz in einem großen Saal. Damit jede anwesende Person etwas verstehen konnte, erhielt man bei Bedarf Kopfhörer, die das Gesprochene in einer anderen Sprache wiedergaben nachdem es die Person in einem schalldichten Raum übersetzte. Viel konnte ich mir über die letzten vier Monate nicht behalten, bis auf die Tatsache, dass es sich bei 80% der verkauften Büchern um phyische Versionen handelt, das heißt nur 20% sind eBook-Reader-Versionen. Anschließend mussten sich die Redner den Fragen des Publikums stellen, wobei es an manchen Stellen deutlich wurde, dass nicht alle hier anwesenden Personen hauptberuflich Journalisten sind. Zum Beispiel tätigte eine Person eine Aussage statt einer Frage, wobei erst am Ende deutlich wurde, dass es sich um eine Aussage handelt. Dennoch begrüße ich es sehr, dass der Veranstalter jedermann die Chance für einer Berichterstattung gibt, sobald man irgendeine journalistische Tätigkeit nachweisen kann. Dadurch wächst die Menge von Berichten, wodurch sich der einzelne Leser seine eigene Meinung bilden kann. Außerdem stellten zwei Schülerinnen einer Frankfurter weiterführenden Schule eine interessante Frage, die lautete: „Glauben Sie (=Redner), dass das 80:20 Verhältnis in den nächsten Jahren unverändert bleibt oder mehr Bücher in Läden/ als eBook-Version gekauft werden?“ Die Antwort auf die Frage weiß ich leider nicht mehr.

Die Messe in den Hallen 3.x war bis auf ein paar wenige Ausnahmen noch im Aufbau, weshalb wir den Großteil unserer Zeit im Raum des diesjährigen Gastlandes, nämlich Frankreich, verbrachten.

Dort stempelten wir zuerst mit bisher unbenutzten Stempeln das Wort „Google“. Anschließend reisten wir in die Zeit zurück, zu Zeiten, als der Buchdruck die einfachste Methode war seine Schriften zu vervielfältigen. Ein sehr netter Herr erklärte und zeigte uns die zum Druck notwendigen Schritte an einem Ausstellungsstück. Mich überraschte die doch große Präsenz von iPad-Geräten, Beamern, Computern und VR-Brillen. An einem Stand hatte man die Idee Comics weiterhin als physische Version zu verkaufen, aber auch sie als Fotostrecke auf Instagram zugänglich zu machen. Dabei ist die Frage durchaus berechtigt, wie sich das Projekt finanzieren wird, da sich die meisten Menschen vermutlich für die kostenlose Instagram-Fassung entscheiden werden. Eventuell finanziert sich das Projekt durch Werbung, die es auf seiner Seite schaltet.

Wie es um die Finanzierung zweier auf der Buchmesse vorgestellten Apps steht, bereitete mir kein Kopfzerbrechen, da es möglich ist die App oder Teile (=In-AppKäufe) nur gegen Bezahlung anzubieten. Die erste App erzählte ihre Geschichten ohne Animationen (und ohne Text), weil die Geschichte selbst ein überdimensionales Panorama ist – kurzgesagt man streicht von rechts nach links, wodurch einzelne Ausschnitte des Panoramas sichtbar werden. Die Geschichten der zweiten App werden durch ein einfaches Tippen auf das Display fortgesetzt. Zu Beginn der Beispielgeschichte war der komplette Bildschirm dunkel. Dann erschien eine Person in einem Raum, die sich durch jede erneute Berührung des Displays im Haus fortbewegt.

Zu guter letzt beschäftigten wir uns mit einem analogen digitalen Buch. Hierbei handelt es sich um ein physisches Buch, bloß ohne Inhalt. Dieser wird erst durch einen Beamer auf die Seiten projiziert. Blättert man um, so erscheint auch ein anderer Text oder ein anderes Bild/ Video/ Anmeldeformular (leider nicht ausfüllbar). Wahrscheinlich war dieses Buch einer eine Spielerei, da uns kein anderes mögliche Anwendungsgebiet als das Museum eingefallen ist.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Leon Ebersmann (9D)

„Viele Schulen – Ein Buch“: Die LuO-SchreibKunst-Schülerin Fátima Haji berichtet über ein Literatur- und Geschichts-Projekt rund um das Jugendbuch „Der Pfad. Flucht in die Freiheit“ von Rüdiger Bertram, organisiert von der Lesepunkte-Redaktion des Zentrums für Lehrer*innenbildung der Universität zu Köln. Alle 30 Schüler*innen aus sechs Schulen in NRW, Hessen und Bayern hatten zuvor ein Exemplar des 2017 veröffentlichten Jugendbuchs erhalten und gelesen und trafen sich nun für drei Tage in Köln, um dort miteinander darüber ins Gespräch zu kommen.

Unterstützt wurde dies durch den Stifterverband und die Klaus-Tschira-Stiftung.

Am 08.03.2018 fuhr ich gemeinsam mit vier weiteren Schülern der Jahrgangsstufe 8-11 aus der Lichtenbergschule Darmstadt – begleitet von unserer Lehrerin Frau Sachse - nach Köln zum Projekt „Viele Schulen, ein Buch“ . Mit kurzem Abstecher auf den Kölntriangel mit Panorama-Ausblick auf Köln und einem darauffolgenden Rundgang durch die Stadt ging es zum Zentrum für LehrerInnenbildung (ZfL) der Universität zu Köln.

Bild #1: Bericht: Viele Schulen - ein Buch

Wir lagen relativ gut in der Zeit, sodass wir die hervorragende technische Ausstattung im Konferenzraum nutzten, um unsere Fragen für das Autorengespräch kooperativ vorzubereiten. Nachdem auch die Delegationen der anderen fünf Schulen aus Köln und Bayern eingetrudelt waren, setzten wir uns in einen Kreis und begannen mit Spielen, um uns untereinander besser kennenzulernen. Ebenso sammelten wir in immer wieder neu durchmischten Kleingruppen Fragen, die wir dem Autor gerne stellen wollten. Nach der Kennenlernrunde gab es einen kleinen Imbiss, bei dem man sich noch näher kennenlernen konnte, zumal nun klar war, wem welcher Gastpartner zugeordnet worden war. Es ergaben sich Gespräche zwischen Schülern und Schülern, Lehrern und Lehrern aber auch zwischen Lehrern und Schülern. Mit vollem Magen ging es danach zur Universität zu Köln, wo der Autor Rüdiger Bertram bereits auf uns wartete. Er erzählte uns - gestützt durch gutes Bildmaterial wie auch mit direktem Bezug zum Buch „Mein Weg über die Pyrenäen- Erinnerungen 1940/41“ von Lisa Fittko-, wie es dazu kam, das Jugendbuch „Der Pfad. Eine Flucht in die Freiheit“ zu schreiben und das wichtige Thema von Fluchtrouten speziell über die Pyrenäen in der NS-Zeit aufzugreifen. Aufgrund der Aktualität des Themas stellten sich viele die Frage, ob die Veröffentlichung , ein von der NRW-Filmförderung unterstütztes Projekt, in einem Zusammenhang mit dem erhöhten Fluchtaufkommen der Jahre seit 2015 steht.

Vor Ort war ebenso die ARD-Journalistin Antje Deistler, die das Gespräch moderierte und im Anschluss an die Präsentation und Lesung Fragen stellte. Schnell aber übernahmen die Schüler ihre Rolle und stellten sogar noch deutlich kritischere Fragen. Nachdem Rüdiger Bertram alle Fragen beantwortet hatte, signierte er unsere Bücher und stand für weitere Gespräche zur Verfügung. Unser Mitschüler Gero nutzte sofort die Gelegenheit und lud ihn ein, auch mal nach Darmstadt zu kommen, um an unserer Schule, einer Europaschule, eine Lesung zu diesem spannenden Thema zu gestalten. Spät am Abend endete der erste Tag und es ging zur Gastfamilie, wo sich noch lange Gespräche entwickelten, um mehr voneinander zu erfahren.

Früh am Morgen ging es dann weiter in die Stadt, wo wir uns im NS-Dokumentationszentrum (EL-DE-Haus) trafen. Dabei stellten wir Bezüge zum Buch her, da dieses ja die Flucht eines Jungen in der Zeit des Zweiten Weltkriegs thematisiert, dessen Vater während der Flucht von der GESTAPO verhaftet wird. Dort erhielten wir, aufgeteilt in zwei große Gruppen, eine Führung durch die Gedenkstätte. Bei dem EL-DE-Haus handelt es sich um ein ehemaliges Büro der GESTAPO, welches ebenso im Keller als ein Hausgefängnis für Zwangsarbeiter genutzt wurde. Nachdem wir einen Eindruck erhalten hatten, wie die NS-Zeit in Köln war sowie hautnah sehen konnten, unter welchen Umständen Zwangsarbeiter in Gefangenschaft gehalten wurden, ging es mit einer praktischen Aufgabe im Lernlabor weiter. In diesem erarbeiteten wir spielerisch die Geschichte des Lebens einer Zwangsarbeiterin und visualisierten sowohl die erfreulichen (vor der Verhaftung) als auch die bedrückenden Facetten ihres Lebens in Form eines Bildes.

Am Nachmittag ging es zurück in das ZfL , um dort zu Mittag zu essen. Danach ordnete sich jeder einem der drei Workshops zu: Schreib-, Illustrations- oder Theaterworkshop. Letzteren besuchte ich, da ich hoffte, mit diesem hinsichtlich meiner Abbiturprüfung in Darstellndem Spiel hilfreiche Eindrücke erhalten zu können.

In dem Workshop probierten wir unterschiedlichste theatralische Aufgabenstellungen aus. Dabei legten wir den Fokus darauf, entscheidende Szenen aus dem Buch einzubinden. Nach sehr erfolgreicher Arbeitsphase beendeten wir den Tag mit einem Abendessen. Danach ging es für manche zurück zur Gastfamilie oder man konnte noch bleiben, um zusammen einen Film zu schauen. Es handelte sich dabei um die Verfilmung des autobiographischen Romans von Joseph Joffo „Ein Sack voll Murmeln“, der die Flucht zweier jüdischer Brüder aus Paris erzählt.

Am nächsten Tag ging es mit gepackten Koffern zurück zum ZfL , wo wir in den Worksshops weiter an unserer Vorführung übten. Nach einer kurzen Probe und weiteren Abklärungen begann schon die Präsentationsrunde, bei der die jeweiligen Gruppen ihre Workshops präsentierten. Der Schreib-Workshop trug seine Texte vor, der Illustrations-Workshop zeigte seine Bilder und mein Theater-Workshop spielte die Szenen vor. Insgesamt waren alle Präsentationen sehr eindrucksvoll. Die Texte, Bilder und Fotos von der Theatergruppe werden am 25.04.2018 bei der Ausstellung zum Buch „Viele Schulen, ein Buch“ im ZfL vorgestellt.

Bild #1: Bericht: Viele Schulen - ein Buch
©Foto: Margit Sachse
Die SchreibKunst-Gruppe der Lichtenbergschule Darmstadt mit dem Autor Rüdiger Bertram vor den Ergebnissen der Workshops im Zentrum für Lehrer*innenbildung der Universität zu Köln

Um die drei Tage zusammenzufassen und ein Fazit aus dem Projekt zu ziehen, kann ich sagen, dass es im Gesamten sehr gelungen war, da ich in vielen Bereichen an Erfahrung(en) gewinnen konnte. So war es das erste Mal, dass ich die Chance erhielt, mit einem Autor, dessen Buch ich gelesen hatte, ins Gespräch zu kommen und dadurch viele Fragen, die ich mir im Laufe des Buches gestellt hatte, geklärt zu bekommen. Des Weiteren konnte ich durch den Theater-Workshop ein paar Tipps erhalten, die ich hinsichtlich meiner Theaterprüfung im Hinterkopf behalten werde. Und als letztes habe ich neue Freundschaften knüpfen können, auf die ich bei einem Besuch in Köln immer wieder zurückgreifen kann. Außerdem freuen wir uns auf ein Wiedersehen, vielleicht bei einer mit den Lesepunkten organisierten Lesenacht in Köln und auf jeden Fall auf der Frankfurter Buchmesse. Nebenbei konnte ich Köln als Stadt kennenlernen. Ein daher insgesamt tolles, gesellschaftlich relevantes Projekt, bei dem ich immer wieder teilnehmen würde.

©18.04.2018 SchreibKunst-Blog/ Fátima Haji (?)

Im Rahmen unseres PoWi – Themas „Flucht nach Europa“ und der Europawoche interviewten wir, Alicia Wagner, Ariane Schämer, Jana Stoll und Lilian Scharnke einen syrischen Flüchtling. Dabei wollten wir etwas über seine Erfahrungen während der Flucht sowie über sein vorheriges Leben und sein aktuelles Leben in Deutschland erfahren.

Unser Interviewpartner war der 28-jährige Hazem K. aus Syrien. Auf ihn aufmerksam wurden wir durch unsere Lehrerin Frau Sachse, welche uns das Interview nach Absprache mit unserer PoWi-Lehrerin, Frau Gläser ermöglichte. Am 08. Mai 2015 war es dann so weit. Dieser Tag ist der Gedenktag, seit dem 08. Mai 1945, an die Befreiung vom Zweiten Weltkrieg und vom Nationalsozialismus. Hazem K. lebt nun schon seit zweieinhalb Jahren in Deutschland und spricht fließend Deutsch. Zurzeit sucht er nach einer Arbeit oder einer Ausbildung, sein Wunsch ist es, eine Ausbildung zum Industriekaufmann zu absolvieren. Eigentlich studierte er schon in seiner Heimat Wirtschaftswissenschaften, wodurch er auch Englisch spricht, aber hier in Deutschland findet er dazu keine Anstellung. Er muss also von ganz vorne anfangen und so geht es vielen Flüchtlingen, wie er uns erzählt. Ein brennendes Problem ist in Deutschland die Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis: Ohne Aufenthaltserlaubnis bekommt man keine Arbeit, aber einer der Gründe, der besagt, dass man bleiben darf, ist, dass man einen Beruf ausübt. Diese Zwickmühle ist ein großes Problem für viele Flüchtlinge, denn nach ihrer langen Reise wollen sie nicht mehr zurück. Das können sie auch nicht, wie uns Hazem auf unsere Frage hin verrät:

„Würden Sie zurückkehren, wenn in Syrien der Krieg beendet wäre?“

„Nein, da ich die Regierung nicht gutheiße. Sie würden mich bei einer Rückkehr wahrscheinlich auch festnehmen und einsperren.“

Die Regierung war auch der Grund, weshalb Hazem floh. In seinem Land gilt für alle 18-Jährigen die Wehrpflicht. Normalerweise muss man dann zwei Jahre Wehrdienst leisten, durch den Krieg verlängert sich diese jedoch und kann bis zu fünf oder sechs Jahre andauern oder noch länger. Mithilfe seines Studiums konnte Hazem zunächst der Wehrpflicht entgehen, doch nach seinem Bachelor sah er keine Hoffnung mehr, dieser zu entgehen und floh. Er wollte in diesem hoffnungslosen Krieg nicht kämpfen und sah auch für die Zeit nach dem Krieg keine Arbeitsmöglichkeiten.

Im April 2015 verließ er seine Heimatstadt Daraa mit einem Freund. Sie brauchten insgesamt fünf Tage um Syrien zu verlassen, mithilfe eines Busses, der 500€ kostete, durchquerten sie die Wüste über Aleppo nach Idleb. Von dort aus liefen sie zusammen 15 Kilometer zur Türkei. Diese Fußmärsche mussten sie jedes Mal vor den Grenzen absolvieren, um einer Kontrolle zu entgehen. Dafür folgten sie den Straßen und Schienen. Nun ging es weiter nach Antakya und dann nach Istanbul. Dort verblieben sie zunächst, bis sie von einem „guten“ Weg hörten. Dieser soll über Izmir führen, wo an einem angrenzenden Wald ein Fluchtpunkt ist. Der Weg über das Meer nach Europa erschien einfach im Gegensatz zu seinen bisherigen Erfahrungen, weshalb die beiden mit einem Schlauchboot und 40 anderen Flüchtenden nach Europa übersetzten, wieder entstanden Kosten von 1.300€. Hazem sprach von seiner schwersten Zeit. Er benutzt oft die Wörter „Wahnsinn“, „Chaos“ und „schrecklich“, um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Er hatte Angst, es nicht nach Europa zu schaffen. Ein besonders guter Schwimmer sei er ebenfalls nicht, sodass es ihn große Überwindung kostete, das Schlauchboot zu betreten.

Auf der Überfahrt zu einer kleinen griechischen Insel plagte ihn die Ungewissheit und Angst, doch als er dann die Lichter der Stadt in der Dunkelheit sah, bekam er Hoffnung. In Mitylini wurden sie von der Polizei erwartet, diese half ihnen und zeigte ihnen den Weg. Hazem und sein Freund ließen sich zum ersten Mal registrieren und zelteten am Strand für die nächsten drei Tage. Sie hatten Europa erreicht und die Bedingungen wurden von da an besser.

Dann, nach drei Tagen, bekamen sie die Erlaubnis Griechenland zu durchqueren. In diesem Fall war das eine Ausnahme, denn die anderen Länder hatten sich bereit erklärt, ebenfalls Flüchtlinge aufzunehmen und somit die Grenzländer zu entlasten. Mit Zügen durchquerten sie schließlich auch Serbien und Ungarn. Während Hazem sich in Serbien ebenfalls registrierte, blieb er in Ungarn illegal. Er wollte zu dem Zeitpunkt weiter nach Schweden oder Frankreich, wo er Verwandte hat. Die Grenzen in Ungarn waren jedoch gesperrt, sodass er dort festsaß. Am 01. September 2015 öffneten sich dann die Grenzen und Hazem reiste weiter nach Deutschland. Eine Journalistin informierte ihn, dass Deutschland sich gut um die Flüchtlinge kümmert. Von dort an war es einfach, die Zugfahrt war angenehm und umsonst. Ein großer Faktor, denn bis Griechenland hatte Hazem bereits für sich alleine ungefähr 2000€ ausgegeben. Er erzählte, dass sie ausgenutzt wurden und alle Fahrer versuchten Profit zu schlagen.

In München kam er in einem Zug voller Flüchtlinge an und wurde herzlich empfangen. Viele hatten sich versammelt und begrüßten die Flüchtlinge. Man schenkte ihnen Essen und Kleidung. Hazem bekam zum ersten Mal nach Monaten wieder einen Hoffnungsschimmer. Seit seiner Flucht aus Syrien war ein halbes Jahr vergangen. Auf unsere Frage hin, wie die Menschen in Deutschland auf ihn reagieren und ihn behandeln, sagte er uns, dass er sich wohl fühle und die Menschen nett seien.

Von München aus war er aber nochmals viel herumgekommen, zuerst nach Dortmund, dann nach Grevenbroich und zu allerletzt nach Jüchen. Das war die Zeit in den Turnhallen. Hazem sprach von engen Verhältnissen und Unzufriedenheit. Man trennte ihn und seinen Freund. Er wurde nach Gießen geschickt und sein Freund nach Bielefeld. Eigentlich wollten die beiden nach Wuppertal, da sie dort ebenfalls Verwandte haben.

In Gießen lebte er dann in Flüchtlingslagern und absolvierte Deutschkurse. Es sei eine schwierige Sprache, aber durch seine Englisch-Kenntnisse sei es ihm leichter gefallen, erzählt er uns. „Auf meiner Reise konnte ich schon ein wenig Deutsch lernen und habe mir die Grundkenntnisse selbst beigebracht“, fügte er noch hinzu.

Heute lebt er in Roßdorf, dort hat er eine eigene Wohnung. Den Kontakt zu seinem Freund hält Hazem aufrecht: „Die Reise hat uns noch mehr zusammengeschweißt. Wir haben uns gegenseitig geholfen. Als ich in Ungarn nicht mehr laufen konnte, weil ich von den vielen Märschen Knieprobleme hatte, ist er bei mir geblieben und hat sich um mich gekümmert.“ Auch zu seiner Familie in Syrien hat er Kontakt. Sie blieben damals dort, weil seine Eltern zu alt sind und seine Geschwister noch studieren. Sein großer Bruder befindet sich zurzeit jedoch auch auf der Flucht und an der türkischen Grenze.

Rückblickend schaut Hazem wie folgt auf seine Flucht: „Ich habe meine Ziele erreicht, ich wollte überleben und mich vor dem Krieg retten. Ich fühle mich hier wohl, ich mag die Kultur. Auch in meiner Heimat gab es viele verschiedene Religionen, das stellt für mich kein Hindernis dar. Auf meiner Flucht haben die Menschen mich nicht schlecht behandelt, sondern die Natur!“

Wir als Gruppe freuen uns, dass Organisationen Flüchtlingen helfen und ihnen im Krankheitsfall Medikamente geben. Außerdem finden wir es gut, dass Deutschland Flüchtlinge aufnimmt und die Polizisten den Flüchtlingen den Weg zeigen. Zum Nachdenken hingegen brachte uns folgende Aussagen:

„Die Unternehmen glauben nicht an uns und unsere Qualifikationen. Ich muss von vorne anfangen, trotz meines Bachelors“

„Ich habe das Gefühl, ich wurde gekauft. Ich hatte keine andere Wahl als nach Deutschland zu gehen. Ungarn wollte uns nicht, wie ich später herausfand.“

Durch Hazem konnten wir uns einen besseren Überblick über das Leben der Flüchtlinge machen und auch über die Lage in Syrien. Seit der arabischen Revolution 2011 gab es schon fast eine halbe Million Tote und 15 Millionen Flüchtlinge, ob vor Angst, Aussichts- oder Hoffnungslosigkeit. Es gibt viele Gründe nach Europa zu fliehen. Hazem berichtete von einer ständigen Gefahr: Vorlesungen werden abgesagt, Lehrmittel sind zerstört und niemand schafft mehr die Abschlussprüfung. Ein normales Leben in Syrien sei unmöglich und obwohl Hazem weit weg ist von dem Geschehen, ist die Angst groß. Auch um seine Familie macht er sich Sorgen.

Wir danken Hazem für seine Offenheit und seine Ehrlichkeit. Er hat uns noch einmal einen anderen Blickwinkel auf das Geschehen vermittelt, durch ihn können wir nun die Seite der Flüchtlinge besser verstehen - es ist nun alles viel näher. Wir möchten auch mit diesem Bericht die Ängste und Voreingenommenheit der Mitmenschen nehmen und zeigen das die Flüchtlinge auch nur Menschen sind, die hier in Deutschland auf ein besseres Leben hoffen. Sie verdienen unsere Hilfe und unsere Freundlichkeit.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Lilian Scharnke (9?)