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,,Da vorne ist noch etwas frei!”

Es war Valentinstag und nach dem Besuch im Kino beschlossen wir, den Tag mit Kaffee und Kuchen abzurunden. Emma nickte mir zu und Hand in Hand begaben wir uns zu einem freien Platz. Er befand sich relativ weit hinten, sodass man von dort aus einen guten Überblick auf das Cafe hatte. Zumindest, wenn man wie Emma an der Wand saß und nicht wie ich von ihrer liebreizenden Freundin dazu überredet worden war, der Aussicht den Rücken kehren zu müssen. ,,Eines Tages gebe ich nicht nach...”, murmelte ich. Sie drückte mir erneut einen Kuss auf die Wange. ,,Denke ich nicht.”

Ein verspieltes Zwinkern sorgte dafür, dass Pudding meine Knie ersetzte und plötzlich war ich froh, mich schon hingesetzt zu haben. Emma und ich waren schon lange gute Freundinnen gewesen, schon seit ich denken kann. Wir gingen zusammen in den Kindergarten, wurden derselben Grundschulklasse zugeteilt und belegten nun in der Oberstufe fast überall die selben Kurse. Vor zwei Jahren jedoch gestand Emma mir, dass sie mich als mehr als nur eine gute Freundin sah, dass sie sich in mich verliebt hätte. Ich empfand das gleiche für sie und so kam es, dass wir beide ein Paar wurden.

Das Mädchen meiner Träume blätterte nun also nachdenklich in der Kuchen-Karte und einmal mehr fiel mir auf wie hoffnungslos ich mich in sie verliebt hatte. Die Art, wie sie sich ihr blondes Haar hinter das Ohr klemmte, ihre Finger elegant mit einer der Seitenkanten der Karte spielten, während ihre Augen ein Angebot nach dem anderen überflogen, lösten Herzsprünge bei mir aus.

,,Amelie? Bist du noch da?” Ihre süße Stimme holte mich aus meiner Trance und ich schreckte leicht hoch. ,,Alles okay bei dir? Du wirkst abgelenkt.” Ich kratzte mich am Hinterkopf. ,,Ne, alles gut. Weißt du schon, was du willst?” Ungläubig zog sie eine Augenbraue hoch. Was auch immer sie dachte, sie entschied sich es nicht auszusprechen.

Dem Rot ihrer Wangen zu urteilen, hatte sie mein Starren jedoch bemerkt. ,,Das hier fand ich gut’’. Sie drehte die Karte zu mir um, sodass ich lesen konnte, was darauf stand. Es war ein kleiner Schokokuchen mit flüssigem Kern. Ein Valentinstag-Special nur für Paare. Ich nickte. ,,Zu schokoladigem sag’ ich nicht nein.” Sie murmelte etwas davon, wie gut sie mich ja kenne. Was sie genau sagte konnte ich aber nicht verstehen. Mir war generell aufgefallen, dass sie seit dem Film sehr ruhig geworden war, wo sie doch sonst immer so gesprächig veranlagt ist. Ihr nachdenklicher Blick war auf irgendeinen Punkt auf dem Tisch fixiert und in ihren Augen lag etwas, dass mir Sorge bereitete. Benennen konnte ich es aber nicht genau.

,,Hey, schau nicht so betrübt. Sag deiner Freundin was los ist.” Ich piekste sie leicht in die Wange, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen und sie gab mir ein leises Seufzen als Antwort. ,,Es ist der Film…” ,,Hat er dir nicht gefallen? Ich fand ihn nicht schlecht, auch wenn das Outfit des
Hauptcharakters viel zu eng war.” Sie schnaubte belustigt und legte ihre Hand auf meine. ,,Auch wenn du recht hast, das meinte ich nicht.” Sie lehnte sich nach vorne. ,,Hat es dich nicht gestört, dass der eine so früh gestorben ist? Du weißt schon, der mit der Brille.”

Angestrengt dachte ich nach.
,,Meinst du den, der sich als schwul geoutet hat?” Ich überlegte. ,,Naja, er hatte jetzt keine großartige Rolle im Film, da hat mich sein Tod eher mäßig mitgenommen.” ,,Aber genau das meine ich! Der Film hat so viel Werbung gemacht, dass sie ja so fortschrittlich seien und sogar einen schwulen Charakter eingebaut hätten.” Sie schüttelte den Kopf. ,,Stattdessen hatten wir ein laufendes Klischee, dass für die Geschichte völlig unnötig war und nach gefühlten zehn Minuten gestorben ist.” Ihre Stimme triefte vor bitterem Sarkasmus und ihr Ärger stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. Es tat weh sie so zu sehen, doch ich schwieg und ließ sie weiter sprechen.

,,Ist es zu viel verlangt die Sexualität von jemandem, der nicht Hetero ist, einfach mal nicht an die große Glocke zu hängen? Uns so zu behandeln, wie man es mit jedem Heteropaar macht? Wir sind doch auch nur gewöhnliche Menschen…” Ich drückte ihre Hand, vermied aber den Blickkontakt. Ich wusste einfach nicht, was ich dazu sagen sollte.

Zum Glück kam endlich ein Kellner an den Tisch, sodass wir unser Gespräch kurzzeitig pausieren mussten. ,,Was kann ich euch bringen?” Er sah gelangweilt aus, als würde er verzweifelt die Minuten bis zum Feierabend zählen. Emma ließ meine Hand los und bestellte sich einen Kaffee, während ich mich für eine heiße Schokolade entschied. Der Kellner schrieb sich alles mit einer solch monotonen Gestik auf, dass ich bei seinem Anblick selbst das Verlangen hatte zu gähnen. Als wir aber das Valentinstag-Special erwähnten, schüttelte er den Kopf. ,,Tut mir leid, aber das ist nur für Pärchen.”

Emma setzte sich etwas gerader hin. ,,Genau. Deshalb haben wir das auch bestellt.” Man konnte förmlich sehen, wie sich die Zahnräder in seinem Kopf drehten und es dauerte auch nicht lange bis er es endlich verstanden hatte. Er zog die Augenbrauen nach oben und seine Mundwinkel bewegten sich in dieselbe Richtung. ,,Aber natürlich meine Hübschen, ein Valentinstag-Special kommt sofort!” Er zwinkerte uns beiden zu, so wie man es von Typen aus schlechten Romanzen kennt und ich bemerkte wie Emma ihm genervt hinterher schaute. Ich nahm ihre Hand in meine und versuchte sie etwas zu trösten. ,,Ignorier es einfach.”

,,Aber stört es dich nicht?”. Sie entzog mir wieder ihre Hand und legte sie vor sich auf den Tisch. ,,Wäre einer von uns ein Junge gewesen, würde uns sowas nicht passieren. Warum kann man uns nicht behandeln, wie jeden anderen auch?” Zum wiederholten Mal seufzte sie. ,,Manchmal kann ich nicht anders als mir eine Welt vorzustellen, in welcher wir nicht behandelt werden wie irgendwelche Fantasiewesen; In welcher Menschen wie wir einfach das sind: Menschen.” Ich schüttelte den Kopf. ,,Emma, hör bitte auf damit. Freu dich doch lieber über das, was wir haben.”

Ich versuchte sie mit einem Lächeln zu trösten, doch sie ließ nur den Kopf hängen. Dieser Anblick brach mir fast das Herz. ,,Ich weiß. Aber es ist doch erlaubt, darüber zu fantasieren?” Ich schwieg. Wieder wusste ich nicht, was ich dazu sagen sollte. Ich wusste, was sie meinte, das tat ich wirklich. Nicht selten dachte ich genauso. Wieso ist es eine so große Sache, Gefühle für jemanden mit dem gleichen Geschlecht zu hegen? Warum kann ich meiner Familie nicht einfach stolz von meiner Freundin berichten? Wo ist das Problem, uns einmal nicht wie seltene Wesen, wie eine Attraktion zu behandeln?

Auch ich stellte mir nun eine Welt vor, in welcher wir sein dürfen, wer wir sind. In welcher wir nicht als unnatürlich angesehen werden, uns nicht dafür schämen müssen. Eine Welt, in welcher Hass und Scham keine natürliche Hürde im Lauf unseres Lebens darstellt und ich mochte diese Welt. Sie erfüllte mich mit Freude, mit Erleichterung und mit Freiheit und ich wünschte mir sie wäre Realität. Ich wünschte es mir so sehr.

Eine Kellnerin kam an unseren Tisch und stellte unsere Bestellungen unsanft auf dem Tisch ab, sodass etwas von Emmas Kaffee auf die Tischdecke schwappte. Die Kellnerin sah uns nicht an, wünschte uns nicht einen guten Appetit, fragte uns nicht, ob wir nicht noch einen Wunsch hätten, zeigte keine Anzeichen von Reue über die verschütteten Kaffee.

So sehr ich es mir also wünschte, mit Emma in einer solch fantastischen Welt, frei von jeglichen Gewichten der Schuld, des Schams und des Hasses zu leben, es würde immer dabei bleiben: Ein Wunsch. So fantastisch diese Realität wäre, es bleibt dabei.

Sie bleibt fantastisch.

©2019 SchreibKunst-Blog/ Mira Durak (Q2)

So kehren wir doch mal die Zeit ganz weit zurück, zum Anfang. Zu der Zeit wo es noch keinen von uns gab, nur Adam und Eva. Die Geschichte mit dem Apfel sollte jeder kennen, deshalb überspringen wir diese mal. Nun, Adam und Eva sind für die Entstehung der Menschheit verantwortlich, nicht wahr?
Fantastisch, dass aus zwei, acht Milliarden entstehen konnten. Fantastisch sind die Frau und der Mann. Zuerst entsteht aus der befruchteten Eizelle nun ein Wesen, das sich Mensch nennt, dieses Wesen sind wir. Anfangs kriegt man nichts mit, nicht ob man geplant war, ob man Freude erweckt oder Verzweiflung. Wir sind in diesem Zustand das wohl unschuldigste Wesen erdenkbar. Man wird von Haut, Fett, Muskeln umhüllt und gleichzeitig durch eine einzige Schnur, der Nabelschnur bewirtet.

Jetzt wachsen wir, es bilden sich Strukturen, Zellen vermehren sich und wir nehmen so langsam an Gestalt an. Dabei spielen die Gene unserer Eltern eine wichtige Rolle. Wenn wir annehmen, dass Adam und Eva unsere Vorfahren sind, so tragen wir alle irgendwo in unserem Erbgut ihr Gen. Die Gene bestimmen ob Stubsnase oder Rabennase, ob große, runde Augen oder ob wir eine Brille brauchen.

Plötzlich wird es laut, wir beginnen stimmen zu hören und bemerken, dass wir nicht allein sind. Wir nehmen schließlich unser Umfeld wahr. Eine weiche Stimme ertönt, sie lässt uns nicht gehen. sie ist immer da und flüstert manchmal zu uns. Wir gewöhnen uns an sie, nehmen sie wahr und beim erklingen dieser stimme freuen wir uns, wir alle. Wir beginnen zu treten, nicht aus Rache das wir in diese grenzenlos verhasste Welt gesetzt werden, sondern darum, dass wir wollen das wir auch wahrgenommen werden. In der Hoffnung, dass die so honig-süße Stimme sich an unserem Treten so erfreut, wie wir uns, wenn sie redet, murmelt, singt oder sogar flucht. Die meiste zeit schlafen wir, trotzdem schläft unser Umfeld nicht. Wer weiß, vielleicht veranstalten sie eine Baby-shower-party oder kaufen uns Klamotten oder versuchen unser Geschlecht herauszufinden. Irgendwann wird es uns zu eng. Wir haben uns schon so gedreht, dass wir kopfüber in einer lustigen blase liegen. Es kommt sogar dazu, dass diese Blase platzt. Die Flüssigkeit fließt dort lang, wo ich versuche rauszukommen, nur geht es bei mir nicht so einfach.

Wir verursachen Schmerzen. Die uns so verlässliche Stimme beginnt auf einmal zu stöhnen, zu schreien. Um ihren Schmerzen ein Ende zu bereiten, versuchen wir es noch stärker, jedoch weiterhin ohne Erfolg. Wir hören Sirenen, nur zu diesem Zeitpunkt wissen wir nicht was Sirenen sind, aber wir hören sie.

Wir spüren Druck, es wird wärmer, enger. wir sehen Licht, so warmes Licht.

Hände greifen nach uns, wickeln uns ein und wir beginnen zu kreischen. Ihre Stimmen so fremd, uns wird kalt. Plötzlich spüren wir wieder Wärme, von Kopf bis Fuß und siehe da, die verlässliche Stimme erklingt wieder, sodass wir unsere Münder schließen. Unsere Hände legen wir auf ihren Körper und ohne weiteres schlafen wir ein. Dieses Gefühl von Geborgenheit ist fantastisch. Wie dem auch sei beginnen wir unser Umfeld wahrzunehmen. Ein Mann, der immer bei uns ist. Autos, Flugzeuge, andere Kinder, ja sogar uns selbst. Wir beginnen die Welt zu erforschen, tapsen durch die Gegend, greifen nach Gegenständen oder probieren alles Mögliche. Anfangs mussten wir dafür auf unseren Händen und Knien gehen, nun sind wir schon so weit, dass wir auf unseren Füßen gehen können. Die vertrauten Gesichter, die sich anscheinend Papa und Mama nennen, freuen sich umso mehr und richten ein viereckiges ding auf uns, aus dem ein grelles licht hervorgeht. Auf einmal spüren wir etwas in unserem Mund, es schmerzt. Dennoch freuen sich Mama und Papa auch daran, sie nennen es ,,Zähnchen ́ ́, und wieder ein grelles Licht. Und eines Tages kriegen wir dann auch eine Stimme, und bemerken nicht wie kraftvoll diese ist. Ein Wort, ein Wort kann so viel bewirken.

Mein erstes Wort war ,,Mama ́ ́, sie freute sich riesig, Papa auch. Trotzdem konnte ich ein wenig Trauer erkennen. Dieser will ich nie wieder begegnen, weshalb ich ganz schnell gelernt hab ,,Papa ́ ́ zu sagen.

Egal was wir tun, ob wir das Haus verwüsten, Puppen die Haare abschneiden oder daneben pinkeln, sie lächeln jederzeit.

Jetzt höre ich Popmusik, experimentiere mit Klamotten und poste auf Instagram. Versuche herauszufinden wer ich bin, indem ich mich mit anderen vergleiche. Meine Freunde sagen ich sei besonders, aber was macht mich denn besonders?

Wer konnte überhaupt wissen, dass aus dieser einen Eizelle, wir mal werden? Ob wir männlich oder weiblich sind? Ob wir Christen, Juden oder Moslems sind? Schwarz oder weiß, Afrikaner, Europäer, Amerikaner oder Asiaten? Wer konnte wissen, an welchem Ort der Welt wir geboren werden? Wer konnte überhaupt wissen, dass man all das voneinander unterscheidet?

Und weshalb gibt es diese Unterschiede? Weshalb vergisst der Mensch den Prozess der Sozialisation? Weshalb vernachlässigt er das der Prozess bei jedem der gleiche ist und wir alle doch Menschen sind?

Trotzdem gibt es den Begriff ,,unmenschlich ́ ́. Er wird zum Beschreiben der Personen benutzt die Kriege zetteln, solchen die Moscheen, Kirchen, Synagogen bombardieren, solchen die andere wie uns nicht lassen die Welt zu erforschen, solchen die uns und unseren liebsten die Stimme nehmen. Ungeheuer ist der Mensch mit all seinen Fähigkeiten. Diese Welt war nicht für Unterschiede und Hass bestimmt, sondern für Gemeinschaft und Harmonie,
So schreibe ich es für alle nochmal ganz laut: WIR SIND GLEICH! Und das ist fantastisch!

©2019 SchreibKunst-Blog/ Fatma Turgut (E-Phase)

,,Das ist ja fantastisch!‘‘, rief der alte,weiße Mann aus seinem Sessel heraus. Soeben teilte ein Mitarbeiter seiner Firma ihm mit, dass der millionenschwere Deal mit einer saudischen Erdölgesellschaft stattfinden würde. Dem Mann stand die Gier förmlich in seinem Gesicht -nein, in seinen Augen- geschrieben.

,,Fantastisch..wirklich fantastisch...‘‘, murmelte er zufrieden in seinen Bart.

Doch für welchen Preis? Wer bezahlt wirklich dafür? ,,Das ist ja fantastisch!‘‘, die Frau umarmte ihren Ehemann voller Enthusiasmus. Dieser kam nämlich mit der frohen Botschaft nach Hause, eine Gehaltserhöhung erhalten zu haben. ,,Da haben sich all die Überstunden wohl doch beim Chef bemerkbar gemacht,nicht?‘‘, sie strahlte ihn mit ihren unnatürlich weißen, perfekten Zähnen an.

,,Vielleicht könnten wir dieses Jahr noch ein drittes Mal verreisen. Wieder auf die Boa Boa? Mal schauen‘‘, der Mann stellte sein Weinglas auf den Küchentresen ab. ,,Aber auf Boa Boa waren wir doch schon, ich würde viel lieber nach Capri! Oder nach Doha!‘‘, der Mann zuckte als Antwort nur mit den Achseln. ,,Mir egal, ich will eigentlich nur Zeit mit dir verbringen.‘‘, er drückte einen Kuss auf ihren Mund und schaltete den großen, teuren Fernseher an.

,,Das ist ja fantastisch!‘‘, der Junge hielt breit grinsend seine Zusage für eine der angesehensten Universitäten hoch. Seine Mutter zog ihn in eine enge Umarmung und drückte ihn fest.

,,Ich bin so stolz auf dich!‘‘. Er war glücklich. Nicht nur, weil er seit Langem mal wieder seine Mutter glücklich sehen konnte. Sondern weil er nach monatelanger harter Arbeit, wenig Schlaf und - ach,all die Nächte, die er durchmachen musste! - das ganze Lernen... – all das hatte sich ausgezahlt. Zufrieden zog er sich aus der Umarmung heraus und setzte sich an den kleinen Esstisch, in der genauso kleinen Küche, in der genauso kleinen Wohnung.

Das Essen auf dem Herd ist gerade fertig geworden und während die alleinerziehende Mutter den Tisch deckte, dachte sie nach. Sie war nur bei der Geburt ihres Sohnes noch glücklicher als jetzt. Seit seiner Kindheit machte sie sich um seine Zukunft Sorgen. Sie hatte Angst, dass er vielleicht so enden würde wie die vielen anderen Kinder aus ihrer Nachbarschaft: Drogen, Alkohol und nicht selten auch kriminell. Doch in eine bessere Gegend umzuziehen kam nie in Frage, dazu reichte das Geld einfach nicht. Hat es noch nie. Umso erleichterter war sie als sie von einem seiner Lehrer kontaktiert wurde, der das Potential ihres Kindes erkannte und ein Stipendium organisierte.

,,Hier, Liebling‘‘, sie stellte das Essen vor ihm hin und schon stürzte er sich freudig darauf. Danke Gott.Für alles, dachte sie, während sie ihrem Sohn beim Essen zusah.

,,Das ist ja fantastisch!‘‘, ein junges Mädchen, das am Wegesrand saß, sah zu einem Pärchen hinüber. Die Frau hielt ein Ultraschallbild hoch, während der Mann sie stürmisch umarmte. Da scheint wohl jemand schwanger zu sein, dachte das Mädchen.Wie schön. Der schneidend kalte Wind fuhr durch ihre Kleidung. Sie versuchte wenigstens ihr Gesicht in ihrem zerschlissenen Schal zu schützen und vergrub es darin. Der Himmel über ihr verdunkelte sich langsam mit grauen Wolken.

Bitte kein Regen!, dachte sie. Wo sollte sie denn hin, wenn es so spät Abends zu stürmen anfängt? Ein Zuhause hatte sie nicht. Außer man nennt die Straßen dieser Stadt ihr Zuhause. Aber ist ein Zuhause nicht eher warm, voller Liebe und,naja,Essen? Sie wusste es nicht; fast ihr ganzes Leben verbrachte sie nämlich schon auf der Straße. Solange schon, dass sie nicht einmal wusste, wie es dazu kam. Sie stand auf und machte sich auf die Suche nach einem Schlafplatz, oder zumindest nach einer überdachten Stelle. Frierend und zitternd machte sie sich mit ihren wenigen Habseligkeiten auf den Weg. Doch nach nur ein paar Minuten wurde ihre Befürchtung wahr : es fing an zu regnen. Fluchend stellte sie sich unter den nächstbesten Dachvorsprung. Sie ging in die Hocke und vergrub frustriert ihr dreckiges Gesicht in ihren Armen. Wäre es nicht so kalt, so hätte sie sich eigentlich unter den Regen gestellt um wenigstens ein bisschen Dreck von ihrem Körper abwaschen zu können. Aber sie wollte keine Krankheiten riskieren, das wäre ein Todesurteil für sie.

Das Körper des Mädchens wurde langsam von einem Beben übermannt. Sie fing leise an zu schluchzen, weinte für sich. So wie sonst immer auch. Sie dachte daran in welch einer Situation sie leben muss, wie keiner sich um sie kümmert und wie sie wahrscheinlich auf den Straßen ein armseliges Leben sterben muss. Dabei war sie doch gerade mal 12.

,,Ich will doch nur ein Zuhause...‘‘, schluchzte sie. Das Weinen wurde schlimmer. ,,Hey, ist alles in Ordnung?‘‘, die Stimme ging fast im Geräusch des Regens und ihrem Heulen unter. Doch sie warf trotzdem einen kleinen Blick nach oben. Ein Mann stand vor ihr, neben ihm eine Frau. Sie erkannte beide wieder, es war das Pärchen von vorhin.

In all den Jahren, in denen sie mehrmals auf der Straße weinend zusammenbrach, hat nicht einer gefragt wie es ihr geht. Jetzt konnte sie nicht mehr aufhören zu weinen. ,,Nein.‘‘,schluchzte sie. ,,Nichts ist in Ordnung.‘‘, sie brach zusammen und ließ all ihren Gefühlen freien Lauf. Das Pärchen leistete ihr dabei stille Gesellschaft, bis die Frau diese Stille unterbrach.

,,Brauchst du zufällig eine Familie?‘‘, sie lächelte das kleine Mädchen an. Ihr Lächeln strahlte Güte aus, und Wärme. Fühlt sich so Zuhause an? Dinge, die das Mädchen so vorher noch nicht kennengelernt hatte. Sie nickte als Antwort langsam, in ihrem dreckverschmierten Gesicht blitzte ein Fünkchen Hoffnung auf.

,,Hättest du was dagegen, wenn wir uns ab sofort um dich kümmern?‘‘, sie blickten beide erwartungsvoll auf das Mädchen. Und wieder schüttelte sie ihren Kopf. ,,Nein...‘‘, ihre Stimme zitterte. Und brach abermals in Tränen aus. Diesmal war es aber fast schon so, als würde der Regen ihre Sorgen wegspülen.
Was blieb, war ein warmes Gefühl tief in ihrem kleinen Brustkorb.

Ein kleiner zierlicher Junge läuft durch die Ruinen seiner Nachbarschaft. Sein geschundener Körper kann ihn gerade so tragen; ein Wunder, dass er das letzte Bombardement überlebt hatte.

,,Mama..‘‘, weinte es. ,,Baba... wo seid ihr?‘‘ Ein unkontrollierbares Schluchzen erschütterte seinen winzigen Körper. Die Tränen hinterließen auf seinen von Asche bedeckten Wangen einen nassen Pfad.

Nichts außer sein Schluchzen und Weinen waren zu hören. Eine ungewohnte Stille, die diese Gegend schon seit fast zwei Wochen nicht mehr kannte. Das Kind streifte ziellos durch seine alte aber nun zerstörte Nachbarschaft, bis es sich ermüdet auf einen Mauerstein setzte. Es vergrub sein Gesicht in den dreckigen,zittrigen Händen und weinte. Und weinte, und weinte, und hörte nicht auf zu weinen.

Er war noch sehr jung aber trotzdem wusste er, was es bedeuten kann wenn Krieg herrschte: Tod. Trauer. Alleinsein. Aber er hatte doch immer seine Eltern und großen Geschwister? Wie soll er denn auf sich alleine gestellt leben können? Sein Weinen wurde noch unkontrollierbarer, stärker und schon fast animalisch. Er fing an zu realisieren, dass er jetzt allein war. Für immer.

Allein. Ein so kleines, unschuldiges Kind. Was konnte er denn schon für die Probleme der Erwachsenen? ,,JEBRAIL?‘‘, rief jemand aus der Ferne. Sein Kopf zuckte beim Klang seines eigenen Namens hoch. Er sprang auf und sah sich um. Diesmal fing er vor Freude und Erleichterung an zu weinen, denn er sah seine große Schwester und seine Mutter. Er rannte auf sie zu und war unendlich erleichtert niemanden verloren zu haben. Wo sein Vater und großer Bruder waren, diese Frage verdrängte er.
Und nicht mehr allein sein zu müssen, darüber war er auch froh.
Fantastisch, nicht?

Ist es nicht witzig, was verschiedene Menschen von verschiedenen Herkünften als fantastisch empfinden? Während der Mann mit dem dicken Geldbeutel sich darüber freut, noch mehr Geld machen zu können – weil die Millionen auf seinen Schweizer Konten nicht reichen, nicht ? - , ist eine Mutter froh darüber, ihrem Kind eine anständige Zukunft bieten zu können. Und noch weiter weg,da sterben Kinder und hinterlassen Familien zurück;da sterben Familien und lassen Kinder zurück.

Ist das nicht unheimlich komisch und traurig? Wie wir doch alle wissen, was viele Menschen erleiden müssen, doch trotzdem mit Scheuklappen durch‘s Leben gehen. Wohl wissend, was um uns herum geschieht, aber es ignorieren weil die Realität uns zu sehr Angst macht; weil es uns in unserer Bequemlichkeit beeinträchtigen würde.

Ich wünschte, das wäre alles nur fiktiv und ausgedacht, all das unnötige Leid wäre nur ein Hirngespinst. Aber es ist real.
Ich wünschte, wir alle würden endlich von unseren Wunschträumen erwachen. Aber wer will das schon? Ich wünschte, in meinem Kopf würden nur allerlei fantastischen Vorstellungen spuken. Aber das tut es nicht.

©2019 SchreibKunst-Blog/ Sultan Koras (Q4)

Mein letzter Tag auf der Erde wäre an einem Freitag. Am 22. Dezember auf dem kleinen zugefrorenen Bach hinter unserer Wohnsiedlung mit allen meinen Freunden.

Irgendjemand hätte seine Box mitgebracht und wir würden, während im Hintergrund kitschige Weinachtshits spielen, grölend über die dünne Eisschicht schlittern. Im schönen Minnesota. In der beißenden Dezemberkälte, während Wham in unserer empfindlichen Blase des Glücks wiederhallt, Zoé sich die ganze Zeit an mich klammert und somit unbewusst zum glücklichsten Jungen der Welt macht.

Mein letzter Tag auf der Erde wäre am 22. Dezember. Zwei Tage vor Weihnachten. Wenn meine Alten beschließen sich mal nicht zu streiten und wir irgendwann stumm ausgemacht hätten nicht darüber zu reden. Wenn wir für diesen kurzen Moment über die immer höher werdenden Rechnungen hinwegsehen und so tun, als wären wir reiche Leute. Wenn meine Schwestern und Großeltern zu Besuch kommen und meine Mutter Plätzchen backt. Wenn, obwohl es noch nicht Weihnachten ist, Weihnachtsfilme laufen und wir uns alle auf dem kleinen Sofa, vor dem Fernseher, versammeln. Wie die Simsons, die für diesen kurzen Augenblick Gemeinsamkeit aus allen Richtungen kommen.

Mein letzter Tag auf dieser Erde. Auf dieser Welt, in dieser Endlichkeit wäre ein wirklich schöner Tag. Leichte vierundzwanzig Stunden. In dieser empfindlichen Blase des Glücks, die die Sekunden langsamer verstreichen lässt und alles besser macht. Bis dahin werde ich durchhalten. Bis zu diesem fantastischen Tag. Danach werde ich aufhören zu

©2019 SchreibKunst-Blog/ Malak Aderounmu (9a)

Der letzte Sieg gegen die Minotauren liegt bereits weit in der Vergangenheit. Aragon, der Anführer des letzten Pegasus Stamms, liegt niedergeschlagen in seinem Nest: Der Krieg um Titania, dem himmlischen Paradies, dauert schon 27 Monde an, doch das Ende des Krieges war nah. Die höchsten Götter im Olymp forderten Aragon und Krask, den Anführer der Minotauren, auf, einen finalen Kampf zwischen den beiden Anführern auszutragen. Ansonsten hätten noch mehr Gebiete zerstört und weitere Unschuldige umkommen können. Der eher schmächtige Pegasus war sich sicher, dass dieser Kampf am morgigen Sonnenuntergang nicht gut für ihn ausgehen werden wird. Krask, auch bekannt als die schwarze Bestie, war von allen Wesen gefürchtet und schien wie ein unbesiegbarer Gegner. Zu Aragons Bedauern gab es nur eine Bedingung: Sollte der Kampf bis nach Mitternacht andauern, würden beide Arten ausgerottet werden.

Als die blutrote Sonne tief am Himmel stand, sahen sich die beiden Rivalen auf einer verlassene Lichtung in die Augen. „Dir ist schon bewusst, dass du keine Chance gegen mich hast, Kleiner", ertönte die tiefe Stimme der Bestie. „Ja aber ich erhoffe mir einen guten und fairen Kampf gegen dich", antwortete Aragon. Als die Sonne vollkommen vom Horizont verschwand, stürmte Krask auf den Pegasus zu. Aragon spreizte seine Flügel, hob ab und wich dem Angriff elegant aus. Sofort ging er in einen Gegenangriff über, doch die Tritte konnten dem mächtigen Minotaurus nichts anhaben. Ein gezielter Schlag auf den rechten Flügel des Pegasus ließ die Knochen des Unterlegen bersten. Das majestätische Tier musste wohl oder übel absteigen und konnte sich nicht mehr in der Luft halten. In einem Moment der Unachtsamkeit packte Krask das verletzte Wesen zwischen den Hörnern und quetschte es zwischen Schädel und dem nächstgelegenem Baum ein. Er blieb jedoch mit dem linken Horn im Baumstamm stecken und war nicht in der Lage, sich zu befreien. Aus tiefster Verzweiflung und brennendem Schmerz trat Aragon seinem Gegner mit voller Kraft gegen den Kopf seines Gegners. Der unbeschreibliche Schmerz ließ Krask zurücktaumeln, dabei riss er das linke Horn aus. Dies entfachte ein Funken Hoffnung in Aragon und er packte daraufhin das riesige Horn und zog es aus dem Baumstamm. Das geflügelte Pferd bohrte der Bestie ihr eigenes Horn tief in ihr Herz, woraufhin ein ohrenbetäubender Schrei ertönte. Rubinrotes Blutdrang aus der tiefen Wunde und färbte den Waldboden tiefrot. Der Kampf war entschieden: Ein Ausruf der Erleichterung ging von Aragon aus. „Glückwunsch, mein Sohn, du hast gesiegt. Aber sieh zum Himmel auf... ", erklang eine göttliche Stimme. Es war kurz nach Mitternacht und die Regeln besagten, dass der Kampf vor Mitternacht hätte enden müssen. Die göttliche Stimme erklang erneut: „Es tut uns Leid; Aragon, aber Regeln sind Regeln." Sowie das letzte Wort gesprochen wurde, lösten sich Pegasi sowie Minotauren langsam auf und eine riesige Wolke grauer Scherben stieg zum Himmel hinauf und wurde vom Himmel verweht. Und so löschten sich Minotauren und Pegasi auf der Erde auf.
Durch solche Machtkämpfe löschten sich auch alle anderen fantastischen Wesen aus. Hätten sie friedlich miteinander zusammengelebt, wäre es nie soweit gekommen und sie würden immer noch existieren. Vielleicht werden sich auch die Menschen in einem Krieg um Land und Ressourcen gegenseitig auslöschen. Aber das steht in den Sternen geschrieben.

©2019 SchreibKunst-Blog/ Felix Müßig (7e), Bolang Xiang (7e), Leo Keller (7e)

Meine Damen und Herren!

Liebe LehrerInnen, liebe PreisträgerInnen und liebe auch irgendwie wichtige JurymitgliederInnen!

Dieser Beitrag, so klein er auch ist, soll euch zwischen den ernsten, interessanten und bestimmt auch sehr schönen anderen Texten nur ein Grinsen (oder vielleicht auch ein kleines Lächeln, je nachdem wie erwachsen und würdevoll ihr seid) auf euer Gesicht zaubern. Wenn der Leser besonders humorvoll ist, ist es vielleicht schon um ihn oder sie oder es (wir wollen ja kein Geschlecht benachteiligen) geschehen.

Die anderen Jurymitglieder denken sich jetzt: „Dieser Schreiberling nimmt sich aber viel heraus“ oder einfach „Nett“, wie gesagt, es ist eine Frage der Einstellung. Die Deutschlehrer unter euch denken sich noch dazu: „Rechtschreibfehler, Punktabzug, schreckliches Kind!“ (nichts gegen euch persönlich, es liegt einfach am Beruf). Aber ALLE, und wirklich ALLE sollten sich jetzt denken: „der Text ist wirklich toll, sogar fantastisch, aber was hat dieser Text mit dem Thema zu tun?“.

Keine Sorge, da komme ich ins Spiel: Ich möchte euch die Geschichte von Fantas Tisch erzählen. Nein, ich meine nicht die Dekoidee beim Depot, sondern das (bald) beliebte Märchen! Noch nie davon gehört? Naja, ist ja auch kein Wunder, das hier ist ja auch die Erstauflage. Aber da ich jetzt professionell Spannung aufgebaut habe (oder den ein oder anderen zu Tode gelangweilt habe - Leichentransport unter 069 65601152) kommt jetzt das Märchen:

Es war einmal, vor langer Zeit, weit, weit weg von der LuO, in einem grausamen Land Namens Darmstädter Hauptbahnhof, auch bekannt als „Terror der Pendler und unschuldigen Schüler“, oder nur „Ihr-Zug-hat-zwanzig-Minuten-Verspätungsland“ eine facettenreiche, fahrige, faire, familiäre, fantasievolle, freie und fleißige Flasche Fanta, mit dem feurigen Namen „Fürstin Fanta“. Fürstin Fanta stand feudal im Getränkeautomaten neben einem großen Laden mit der Aufschrift „Nanu-Nana“. Ihr bester Freund, eine leere Dose Sprite mit dem sprudelndem Namen „Sir Sprite“, hatte es da nicht so gut. Er stand beim Ditsch gegenüber auf der Theke und wurde tagein, tagaus mit kleinen, runden Metallteilchen mit Zahlen drauf beworfen. Fürstin Fanta fand ihn sehr bemitleidenswert. Aber Fürstin Fanta verwendete auch viel Zeit darauf sich selbst zu bemitleiden. Ihr großer Traum war es nämlich, auf dem unerreichbaren Kaffeetisch neben dem Getränkeautomaten zu stehen. Dort würden sie alle Flaschen aus der verfeindeten Sippe der Bio-Limonaden sehen können und sie würden sie brennend beneiden. Meistens war es aber andersrum, denn die Nachfrage nach Bio-Limonade war in letzter Zeit rasant gestiegen. Die Wandelnden die vorbeikamen um sich etwas zu trinken zu holen, schauten immer sehnsüchtig auf sie, entschieden sich aber immer für die Bio-Limonade oder ein Wasser. Warum, wusste Fürstin Fanta nicht.

Lange Zeit tat sich also nichts zur Sache und Fürstin Fanta wurde von Tag zu Tag flauer und farbloser. Ihr einst so fabrikneues orangenes Etikett löste sich langsam ab und sogar ihr feuriges Temperament, auf das sie so stolz gewesen war, drohte zu erlöschen. Es stand also wirklich schlimm um unsere faszinierende Freundin. Noch nicht mal der sonst so sprudelige Sir Sprite konnte sie trösten, denn sein Inhalt war ausgeschüttet worden.
Doch eines Tages veränderte sich die vertraute Umgebung des Hauptbahnhofs. Die Wandelnden, die sich sonst immer hektisch an ihr vorbeibewegten, wurden weniger und stattdessen kamen viele andere Gestalten, die Fürstin Fanta prompt „Die Blauen“ nannte, denn sie alle waren fast überall mit blauem Zeugs bedeckt. Die Blauen machten sich gegenüber vom Ditsch zu schaffen, wo sie begannen die anderen Automaten zu öffnen und alle Fanta Flaschen herauszunehmen und durch Bio-Limonaden zu ersetzten. Ihr Ziel, auf dem sonnenbeschienenen Tisch zu stehen, rückte in weite Ferne. Die Sippe der Bio-Limonaden hatte gewonnen. Noch während sie die Blauen beobachtete, rief eine Stimme etwas in der Sprache der Wandelnden und alle hörten auf zu arbeiten und versammelten sich in kleinen Grüppchen. Ein solches Grüppchen kam auf sie zu. Hoffnung breitete sich in ihr aus, als einer der Blauen sie freundlich ansah. Aber sie verflog gleich wieder, als Fürstin Fanta merkte, dass er gar nicht sie, sondern die Bio-Limonade mit Lavendel-Wasabi-Thymian Geschmack neben ihr ansah. Der Blaue begann langsam den Automaten zu öffnen und Fürstin Fantas Deckel rutschte ihr ins Etikett. Niemals würde sie auf dem Tisch stehen, niemals von der Sonne beschienen werden. Alles war vorbei. Vorsichtig nahm der Blaue sie heraus. Jetzt würde sie für immer in einer dunklen Kiste liegen. Sehnsüchtig schaute sie ein letztes Mal zum wunderbaren Tisch rüber. Doch plötzlich merkte Fürstin Fanta, dass der Mann sie abstellte. Und zwar auf den Tisch. Fürstin Fanta stand da und war wie vom Etikett gehauen. Was war grad passiert? Offensichtlich hatte der Mann etwas mit ihr vor, sonst hätte er sie nicht auf dem Tisch abgestellt. Der Tisch…. Sie stand auf dem Tisch! Endlich stand sie auf dem wunderbaren, sonnenbeschienenen Tisch! Auf ihrem Traumtisch. Der Blaue räumte die anderen Fanta Flaschen in die Kiste. Als er fertig war, kam er zu ihr rüber, trank sie aus und stellte sie zurück auf den Tisch. Die Ehre, in einem Zug ausgetrunken zu werden, erfreute sie fast noch mehr als dass sie wieder auf dem Tisch stand. Glücklich schaute sie zu Sir Sprite rüber, der ihr sibyllinisch zurücklächelte. Er freute sich für seine Freundin, obwohl er nicht verstehen konnte, was sie an dem Tisch so toll fand. Aber das musste er ja nicht verstehen. Es war schließlich Fantas Tisch.

Das war das Märchen. Hat es euch gefallen? Sehr gut. Mir nämlich auch. Aber ich muss jetzt aufhören zu schreiben, weil ich Hausaufgaben machen muss (ein paar Lehrerpunkte einsammeln). Eine schöne Zeit, und ein schönes Wochenende euch allen! Adieu!

Ein sagenumwobener Schreiberling

©2019 SchreibKunst-Blog/ Paulina Dauth (8b)

Es ist immer wieder derselbe Traum. Derselbe unüberwindbare Fluss. Er endet nirgendwo, er fängt auch nirgendwo an. Er ist breit und schnell. Die Strömung reist alles mit sich, was sich ihr in den Weg stellt. Kleine, flache Steine, dürre Stöcke und dicke, starke Zweige, Alles wird fortgespült, wie verschlungen von der Kraft des Wassers. Ich kann den Fluss nicht überwinden. Ich kann nur auf meiner Seite des Ufers stehen und warten. Warten auf Hilfe. Warten auf Trost. Warten auf Hoffnung. Ich habe Angst einzuschlafen, den Traum wieder zu träumen. Ich wache dann auf, schmiege mein Gesicht in das Kopfkissen und weine. Weil ich eben weinen muss. Einsamer als der einsamste Mensch. Wenn ich meinen Freunden in der Schule von meinem Traum erzähle, sagen sie nur: „Ja, ja“. Weil sie eben „Ja, ja“ sagen, Sie verstehen mich nicht. Sie wollen mich nicht verstehen. Nur das Gute und Glückliche interessiert sie, dem Traurigen kehren sie den Rücken zu, verschließen sich vor der Wahrheit. Lachen, machen ihre Schulaufgaben und spielen. Machen einfach weiter, als wäre nichts passiert. Als würde das, was sie ignorieren, nicht existieren. Der Fluss in meinem Traum: Wie meine Probleme und Ängste. Ich kann mich ihnen nicht stellen. Ich bin zu schwach, viel zu schwach. Ich kann nicht mehr! Ich kann nicht mehr ignorieren. Kann nicht mehr warten. Allein? Nein, allein schaffe ich es nicht.

Doch ich bin nicht allein! Sie ist da, immer. Ich habe so oft vergessen, wie dankbar ich ihr dafür bin. Sie baut mir die Brücke, hilft mir bei schwierigen Entscheidungen und lehrt mich, auf mein Herz zu hören. Ich kann auf die andere Seite des Ufers. Neues kennenlernen und meinen Sorgen die Zunge rausstrecken. Sie tröstet mich, wenn ich traurig bin. Ist augenblicklich da, wenn es mir nicht so gut geht. Bringt mich zum Lachen, wenn ich weine. Sie geht mit mir durch dick und dünn. Ist witzig, verrückt auf ihre eigene Art und Weise und hat ihre eigene Moral. Sie ist meine Brücke und -ja, das weiß ich jetzt- deshalb ist sie meine beste Freundin.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Kristien Paschold (6c)

Es machte kurz „Baff“ und schon stand ich auf einem Bürgersteig.

Um mich herum war alles in dem Licht einer Straßenlaterne gehüllt. Suchend blickte ich mich um. Keine einzige Menschenseele war weit und breit zu sehen. In der Ferne hörte ich Motorenlärm näher kommen. Die Straße wurde nun von Autoscheinwerfern zusätzlich erhellt. Schnell versteckte ich mich hinter einem Auto. Ein dunkelgrüner Volkswagen hielt vor einem großen Backsteinhaus mit weißen Sprossenfenstern, mehreren Giebeln und Erkern. Das Haus war, wie alle Häuser hier, mit hohen Hecken und Mauern umgeben. Aus dem Auto stieg ein gutgebauter Mann, Marke Basketballspieler. Er hatte honigfarbende Haare, die im Licht der Straßenlaternen glänzten. Er trug einen Frack, versehen mit einem Orden. Überrascht schnappte ich nach Luft. Keinen Meter von mir entfernt stand Henry Harper und so, wie es aussah, wollte er Liv gerade für einen bevorstehenden Ball abholen. Henry schlug die Fahrertür zu und ging hastig auf die Haustür zu. Erst jetzt sah ich sein Gesicht.

Beinahe wäre mir ein entsetzter Schrei herausgerutscht. Sein Gesicht hätte ich mir nie im Leben so vorgestellt. In dem Buch hat er graue Augen, ein markantes Gesicht, einen hellen Teint und ein makelloses Gesicht. Hier, in der Wirklichkeit, hatten seine Augen die Farbe grüngrau, sein Gesicht war leicht gebräunt und auf gar keinen Fall markant! Auch der Rest seines Gesichtes war anders. Unterhalb der rechten Schläfe hatte Henry eine 2 cm lange Narbe, die bis unters Auge führte. Seine Lippen waren schmale, dünne Striche und kein bisschen voll.

Nachdem er geklingelt hatte, erklang ein gedämpftes „Ding Dong“ und keine fünf Sekunden später wurde die Tür geöffnet. Ich hörte eine männliche Stimme, die irgendetwas zu der in der Tür stehenden Person sagte. Leider verstand ich nicht, was sie sagte. Das Einzige, was ich dann hörte, war das darauf folgende, mädchenhafte Kichern. Von meinem Versteck aus sah ich leider nicht, wer dort kicherte, aber ich vermutete, dass es Liv war. Vorsichtig schlich ich mich näher an das Haus heran.

Was ich sah, ließ mich leise aufkeuchen. Liv, die wunderschöne Liv, hatte ein langgezogenes Muttermal an ihrer Wange, was aussah wie ein großer Dreckfleck und um ihren Mund herum sah ich Spuren von Blut. Ihre so wunderschön beschriebenen Haare waren fettig und hatten einen undefinierbaren Blondton, der so gar nichts mit dem strahlend weißblonden Haar zu tun hatte, der im Buch beschrieben wurde. Ich sah wortwörtlich der nackten Wahrheit ins Gesicht. Frustriert und enttäuscht ließ ich mich an der Autotür nach unten rutschen, auf den kalten Asphaltboden.

Ich habe dieses Experiment gewagt, weil ich mehr über die Personen herausfinden wollte, die ich glaubte so gut in Büchern kennen zu lernen. Mir ein besseres Bild von all dem machen wollte. Gerade mit Liv hatte ich mich so verbunden gefühlt und ich konnte mich in vielen Bereich mit ihr identifizieren.

Jetzt wünschte ich mir nur, ich hätte es nie getan. In Verzweiflung stieß ich einen kleinen Schrei aus und schloss die Augen. Als ich sie fünf Sekunden später öffnete, spürte ich nicht mehr den kalten, harten Boden unter mir. Nun saß ich auf einem Kissen, in den Händen das Buch. Ich war umgeben von Holzwänden, die ein Rechteck bildeten. Ich war wieder zurück! Ich saß im Schrank, in den mich der Meister geschickt hatte. Irgendwie hatte er es geschafft, ohne sichtbare Lichtquelle im Schrank Licht zu schaffen. Dann blickte ich das Buch an, das auf meinen Oberschenkeln lag. Es hatte irgendwie an Glanz verloren. Wie bei einem blitzblanken Fenster, auf das sich allmählich Staub legt. Seufzend stand ich auf und klopfe mir die Beine ab. Mit dem Buch in der Hand verließ ich den Schrank.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Malou D. Meyer (8?)

Da sitzt er und starrt dich an. Nur dich die ganze Zeit. Er
mit seiner schwarzen Lockenpracht. Er mit seinen stechend
blauen Augen. Er mit seinem edlen Gewand.

Alle schmachten ihn an. Alle außer du. Alle beneiden dich.
Doch du fühlst dich unwohl, unter seinem starren Blick.
Viele würden liebend gerne mit dir tauschen. Doch sie wissen
nicht was geschehen ist. Was er getan hat. Was er zerstört
hat. Du hast es ihnen so oft erzählt. Doch keiner hört dir
zu. Denn sie achten nur auf die makellose Schale. Nicht
auf den verdorbenen Kern.

©2018 SchreibKunst-Blog/ (Liz) Clara Drewelies (8f)

Da ist sie! Keiner kennt sie. Niemand weiß woher sie kommt.
Doch sie rennt. Rennt weg. Stets einen Blick nach hinten
gerichtet. Zu ihrem Verfolger, der nie da zu seien scheint.
Wie sie rennt so, so ohne Ziel. Nie verweilt sie an einem
Ort. Sie ist nie da und auch nie fort.

Der eine ist besorgt um sie. Der andere hält sie für verrückt.

Das wallende Kleid, das wallende Haar. Die Beine und Arme
doch etwas unproportional. Das kommt vom Rennen, sagen die
Leute, vom Rennen. Wie lang rennt sie schon? Wie lang wird
sie noch rennen? Wissen tut das keiner. Wissen tut das
nur sie.

©2018 SchreibKunst-Blog/ (Liz) Clara Drewelies (8f)

Mein Name ist Mary Read und morgen schon werde ich enttarnt. Mein Geheimnis wird entdeckt und ich werde ausgestoßen und bestraft. Morgen schon - nicht unbedingt dieses Morgen, sondern ein Morgen: Wenn nicht morgen, dann übermorgen oder überübermorgen. Was machen schon ein paar Tage?

Genauso gut könnte ich weglaufen. Ganz weit weg, irgendwo hin, wo mich niemand kennt. Ich könnte mir ein neues Leben aufbauen und mein altes vergessen. So, wie es mich schon morgen vergessen würde. Ich könnte einen kleinen Laden aufmachen. Nichts Großes, nur gut genug, um über die Runden zu kommen und friedlich zu leben. Ich würde eine gute Partie finden und eine Familie gründen. Es wäre nicht das Leben meiner Träume, aber sicher und angenehm. Aber so etwas war noch nie etwas für mich:

Als mein Halbbruder starb, kleidete mich meine Mutter wie ihn, damit wir weiterhin finanziell von meinen Großeltern unterstützt werden. Ich fühlte mich unwohl. Eine Frau in Männerkleidern? Was würde passieren, wenn die Leute das herausbekommen? Würde ich aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden? Verbannt? Oder Schlimmeres?

Ich beschloss, nicht daran zu denken, sondern mich darum zu kümmern, dass es nie so weit kommen würde. Ich musste mich besser anpassen, weniger auffallen, ähnlicher sein. Sooft ich nur konnte, studierte ich die Männer. Wie sie reden, laufen und essen. Mit der Zeit wurde ich immer besser darin, sie nachzuahmen und schon bald begann ich, mich in Männerkleidern wohler zu fühlen als in denen einer Frau. Ich durfte trinken, fluchen und kämpfen wie es mir beliebte. Ich durfte alles machen, was ich als Frau nie hätte machen dürften. Es fühlte sich an, als ob mir die Welt zu Füßen läge. Ich weiß, dass das nicht stimmt. Für Außenstehende war ich nur ein junger Mann, der gut mit einem Degen umgehen kann, aber für mich war ich König(in) meines eigenen Lebens.

Schon bald wurde mir die Tätigkeit als Laufbursche langweilig. Ich wollte in die Ferne, aufregende Abenteuer erleben und große Kämpfe kämpfen. Die Sorte heroischer Kämpfe, die Generationen später zu Geschichten und irgendwann zu Sagen und Legenden werden. Und als Mann durfte ich all das auch. Also blieb ich im Männerkostüm und meldete mich beim Heer von Flandern. Schnell stieg ich auf, ich wurde für meine Tapferkeit und Degenführung bewundert, doch ich wusste, dass ich auch genauso schnell und tief abstürzen könnte, jederzeit.

Dort traf ich Max, Max Studevend. Wir verliebten uns ineinander und er drängte mich dazu, ihn zu heiraten und aus dem Herr auszusteigen, solange ich es noch konnte. Wir gründeten ein eigenes kleines Gasthaus, das „Die drei Hufeisen“ (De Drie Hoefijzers). Ich trug nach vielen Jahren wieder Röcke und Kleider. Ich wusste nicht mehr, wie sich das Tragen eines Kleides und das Verhalten einer Frau anfühlt, zu lange hatte ich es verdrängt. Eine Zeit lang lebten wir ruhig und sicher und zusammen.

Doch als er dann starb, veränderte sich alles: Der damals so laute und belebte Gasthof, in dem gelacht, gewettet, geflucht und getrunken wurde, war tot, ermordet von der Stille und Taubheit, die mich überall hin verfolgten und denen ich, egal was ich tat und wie sehr ich mir wünschte, sie würden verschwinden, nicht entrinnen konnte. Sie wurden zu ständigen Begleitern meines Lebens: Sie verdarben jedes Essen und vertrieben jede Kundschaft und Freunde.

Ach, wenn er doch da wäre, er könnte mir sagen, ob ich das Schiff betreten soll, oder nicht. Ob ich mich wieder hinauf aufs Meer hinaus wagen soll, oder nicht. Ob ich es nochmal mit dem Glück versuchen soll, oder nicht. Und der Liebe. Aber das ist er nicht. Da bin nur ich. Allein.

Ja, ich war glücklich. Aber nicht wegen des Gasthauses, sondern seinetwegen. Aber er wird nicht wiederkommen, nie wieder. Dafür aber ich, das alte ich, das flucht und kämpft und trinkt und kein Blatt vor den Mund nimmt. Das nichts hören will von Stricken und am Kamin sitzen. Es will nach draußen, in die echte Welt, in die Gefahr, aufs Meer.

„Name?“, fragt der Junge und ruft mich so aus meinen Gedanken, zurück in die Realität. Er wirkt nervös und sehr darauf erpicht, alles richtig zu machen. Er ist viel zu jung, um auf dem Schiff mitzufahren, höchstens 14 oder 15. Als ich nicht sofort antworte, blickt er von seiner Liste auf. Seine Augen sind gerötet von der Seeluft und schwer von Müdigkeit und doch sehe ich da ein schwaches Funkeln. Vorfreude? Hoffnung? Er hofft wohl auch auf einen Neuanfang. Ich muss lächeln. „Milan Read“. Er tritt zur Seite, um mich durchzulassen. Ich zögere.

Wenn ich jetzt das Schiff betrete, gibt es kein zurück. Und wenn dann irgendwie herauskommt, dass ich gar kein Mann, sondern eine verkleidete Frau bin, die sich angemaßt hat, auf der Albatros mitzufahren, … Gott weiß, was dann mit mir geschieht.

Und doch betrete ich das Schiff.

Ich weiß nicht, wieso, vielleicht ist es die Sehnsucht nach dem Abenteuer. Oder dem Meer. Oder schlicht dem, was ich als Frau nie haben könnte. Ich weiß nur, dass ich meine Entscheidung sicher bereuen werde, wenn meine wahre Identität aufgedeckt wird. Aber das, das ist ja erst Morgen.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Carla Trapp (9d)

10 Monde später...

Sina hatte sich dem Clan angeschlossen. Frieden war eingekehrt. Alle ihre Wunden waren verheilt, sie hatte ihre Schülerausbildung hinter sich und hieß, zu Ehren ihres braunen Fells und ihrer Bereitschaft für den Clan-Anführer das eigene Leben zu riskieren, Kastanienherz. Der Clan war wohlgenährt, es gab viele Schüler und die Kinderstube war überfüllt. Sie, Fuchssprung und ihre drei fünf Monde alten Jungen Nussjunges, Eicheljunges und die einzige Kätzin Flammenjunges saßen in der Mitte des Felsenkessels und unterhielten sich. Das Fell der Kätzchen war braun-rot-getigert, eine Mischung von Mutter und Vater. Alle drei rannten abenteuerlustig über die Lichtung und spielten die wildesten Spiele. Sina war stolz auf ihre Kleinen, die in einem Mond zu Schülern ernannt werden sollten. Sie bat die Kinderstuben-Königin Rußherz auf ihre Jungen aufzupassen und ging mit Fuchssprung in die Nähe des Sees in der Mitte aller Territorien.

Es war Blattfrische und kleine Knospen ragten aus der Erde. Ausgelassen tollte das heute von den Pflichten befreite junge Paar herum. Sie sprachen bis in die Nacht hinein und schauten dann auf das Gewässer. Mit ineinander verschlungenen Schwänzen saßen Sina und Fuchssprung nun am in der Nacht glitzernden See und sahen vielen Blattwechseln voll Frieden entgegen.

Ende

Anfang verpasst?:

Kapitel Eins: Kapitel Eins
Kapitel Zwei: Kapitel Zwei
Kapitel Drei: Kapitel Drei
Kapitel Vier: Kapitel Vier
Kapitel Fünf: Kapitel Fünf

©2018 SchreibKunst-Blog/ Sophia Böcker (7b)

Stur humpelte Sina Fuchssprung hinterher. Er würde ihr ganz bestimmt nicht sagen, was sie zu tun hatte. Plötzlich stolperte sie. Mäusedreck! Dieses verfluchte Bein! ,dachte sie, mit dem bin ich morgen noch hier! Sie folgte Fuchssprungs Geruchsspur sehr lange bis in das Lager hinein. Erschrocken blieb sie stehen. Vor ihr war ein großes Kampfgetümmel. Katzen wälzten sich im Gras und einige Körper lagen regungslos am Boden. Sie schnappte nach Luft. Eine große Dächsin kam auf sie zu. Im Vorbeigehen sprach sie sie dann noch an: "Du Großes wirst vollbringen. Du Feuer vor verbrennen retten. Ich Freund Name ist Mitternacht. Ich helfen." Dann verschwand sie im Kampf. Sina starrte der Dächsin fassungslos hinterher. Sie hatte noch nie einen Dachs getroffen, geschweige denn einen sprechenden. Noch länger hatte sie nicht Zeit, sich darüber zu wundern, denn ein rot-weiß-gefleckter Kater sprang sie an. "Na, Donner-Clan-Katze," knurrte er hämisch, "bist du schon müde oder warum wehrst du dich nicht?" Wütend fauchend versuchte Sina ihn abzuwehren, aber der Kater war viel stärker als sie.

Voller Angst rannte sie in den Wald, doch der Kater verfolgte sie. Der Schmerz in ihrem Bein war vergessen, trotzdem war der Abtrünnige schneller als sie. Angestrengt dachte das Hauskätzchen nach: Er ist viel schneller als ich. Vielleicht kann ich ein paar Kurven schaffen und dann irgendwo Schutz suchen. Sina nahm all ihre Kraft zusammen und rannte noch ein bisschen geschwinder. Sie schlug vor einem Brombeerbusch eine scharfe Kurve und verspürte ein warmes Gefühl der Befriedigung, als sie den Kater hinter ihr schmerzerfüllt aufheulen hörte, weil er in den Busch hineingerast war. Da sah sie ein Loch in einem Stamm voller Pilze und schlüpfte hinein. Die Pilze werden meinen Geruch überdecken ,dachte sie und lauschte auf ein Lebenszeichen des Katers. Bald schon hörte sie Pfotengetrappel und plötzlich eine tiefe Stimme, die rief: "Ich weiß, dass du hier irgendwo bist. Dein Geruch hört hier auf. Du kannst dich nicht ewig verstecken!"

Sina wagte kaum zu atmen, als sie neben ihrem Baum das Geraschel von Blättern hörte, denn der finstere Kater suchte in einem Busch nach ihr. Plötzlich sah sie sein Gesicht. "Hier bist du! ", fauchte er und wollte Sina herausziehen. Die Kätzin versuchte, vor Angst jaulend, ihn abzuwehren, doch geschwächt vom Rennen erreichte sie nur ein bis zwei Treffer. Der Feind wollte sich gerade auf sie stürzen, als plötzlich Fuchssprung aus dem Farn herausgeschossen kam. Er warf sich auf den Gegner und zerkratzte ihm die Flanke. Dann stieß er ihm die Pfoten unter dem Körper weg und bearbeitete seinen weichen Bauch mit den Krallen. Zum Abschluss fauchte er ihm etwas ins Ohr und biss ihm anschließend rein. Wie ein Junges nach seiner Mutter maunzend stolperte der besiegte Kater nun in den Wald. Sina sah Fuchssprung beeindruckt an: Er hat so gut gekämpft, obwohl er schon verletzt war und er hat für mich sein Leben riskiert. Da stöhnte der Kater auf. Sina eilte an seine Seite. "Bist du verletzt? Soll ich dich stützen?" ,fragte sie besorgt.

Fuchssprung sah sie mit einem Blick voller Liebe und Zärtlichkeit an und schnurrte eine unverständliche Antwort.

Die Kätzin sah das einfach als ein ,Ja" und die beiden humpelten schweigend durch den Wald. Sina schossen tausende Gedanken durch den Kopf. Empfindet er etwa etwas für mich? Warum hat er mich so angeguckt? Mag er mich? Eigentlich finde ich ihn auch richtig toll. Im Grunde genommen ist er der tollste, tapferste und stärkste Kater, der mir je begegnet ist. Ich sollte mich beruhigen. Er hat auch einige nicht so schöne Seiten, da wäre zum Beispiel seine Unfreundlichkeit. Außerdem lebt er im Clan und ich lebe im Zweibeinerort. Andererseits ist er auch nicht so unfreundlich. Nur am Anfang ist er so und jetzt kennen wir uns besser, also muss ich mir deswegen keine Sorgen machen und es lag auch an dem.Krieg, dass er gleich so nervös war. Und die Sache mit dem Clan-Leben... das finde ich eigentlich ganz abenteuerlich.

Ich könnte mir vorstellen, eine Clan-Katze zu werden. Mit Fuchssprung an der Seite zu jagen, das wäre so schön ...

Im Donner-Clan-Lager wurden Sinas Tagträume je unterbrochen. Kampfschreie hallten von den Wänden des Felsenkessels wieder. Wurde hier denn immer noch gekämpft? Sie spürte, wie der Kater neben ihr sich anspannte, doch kein Angreifer kam. In der Mitte des Lagers rangen Feuerstern und ein großer Tigerkater miteinander. "Tigerstern!" Fuchssprung erstarrte vor Schreck. "Er ist der Anführer der Finsternis." Feuerstern sprang auf Tigerstern zu, der, für einen Moment abgelenkt, nicht rechtzeitig abwehren konnte. Kurz darauf sank der getigerte Kater tot zu Boden. Zitternd beobachtete Sina, wie der Abtrünnige sich langsam auflöste. Fuchssprung erklärte: "Tigerstern ist aus dem Wald der Finsternis. Das bedeutet, er war schon tot. Wenn eine tote Katze noch einmal getötet wird, verschwindet sie für immer." Plötzlich sah die Kätzin eine Bewegung im Himmel. Sie hatte früher, im Zweibeinerbau, schon oft genug einen Blitz einschlagen sehen.

Sie wusste, wie die Luft vorher roch und dass der Blitz immer an einer Stelle das Allerhöchste angriff und dass er weiterleitete.

Nun roch es blitzartig und die höchste Stelle hier war die Buche neben Feuerstern.

Wenn der Blitz einschlagen würde, würde der Kater auch getroffen werden. Schnell raste sie zu ihm. Im Augenwinkel sah sie ein grelles Licht, dann schleuderte sie Feuerstern und sich selbst vom Baum. Sie hörte gerade noch Fuchssprungs Aufschrei und danach wurde alles schwarz.

Weiterlesen:

Kapitel Eins: Kapitel Eins
Kapitel Zwei: Kapitel Zwei
Kapitel Drei: Kapitel Drei
Kapitel Vier: Kapitel Vier
Kapitel Sechs: Kapitel Sechs

©2018 SchreibKunst-Blog/ Sophia Böcker (7b)

Sina schaute ihn wütend an. Sie wusste, sie hatte einen Fehler gemacht, aber vor diesem Mäusehirn würde sie das ganz bestimmt nicht zugeben. "Du arrogante Fellkugel!" ,knurrte sie, "Am Anfang des Spaziergangs dachte ich, du wärst vielleicht doch nicht so dumm wie du aussiehst. Wenn du mich so unglaublich magst wie du gerade gezeigt hast, warum hast du mir dann überhaupt geholfen? Ich finde den Weg zu meinem Pelzbau auf jeden Fall alleine." Immer noch knurrend ging sie den Donnerweg entlang, der zu ihrem Haus führte. Hinter sich hörte sie Fuchssprung murmeln: "Die Dankbarkeit in Person."

Angestrengt dachte sie nach. Hmmm ... zuerst muss ich geradeaus, dann an der zweiten Kreuzung in die linke Gasse, dann durch den rechten Torbogen mit dem Vogel drauf und schon habe ich es geschafft. Doch an der zweiten Kreuzung war keine Gasse. Habe ich eine Kreuzung übersehen? Aus unerklärlichen Gründen waren Sinas vertraute Gassen verschwunden. Als sie Anstalten machte umzukehren, miaute Fuchssprung hinter ihr: "Findet das Hauskätzchen den Weg nicht mehr?" Sina fauchte: "Hilf mir lieber! Wenn ich den Pfad nicht finde, werde ich mich dem Clan anschließen!"

Insgeheim fand die Kätzin das Clan-Leben gar nicht so schlecht, aber Fuchssprungs Reaktion darauf war Entsetzen. Sofort fing er an in der Luft zu schnuppern. "Äh, ich kann keinen Geruch von dir entdecken. "Mal ehrlich" ,schnurrte Sina belustigt, "findest du mich so schrecklich, dass du sogar anfängst in dem Hundeschmutz nach meinem Bau zu schnüffeln? " Mit vor Ekel gesträubtem Fell fuhr der braun-getigerte Kater von einem großen braunen Etwas zurück und zuckte verärgert mit den Schnurrhaaren. Obwohl er vorher wegen seines Lebens im Wald nicht wusste, was das Braune war, antwortete er für seinen Stolz: "Ein wahrer Krieger scheut sich vor nichts, aber" ,schnurrte er spöttisch, "du kannst mir, deinem Krieger und Fährtenleser, gerne den Geruch aus dem Pelz waschen! " Sina wollte schon zu einer spitzigen Bemerkung ausholen, als sie das fröhliche Glitzern in Fuchssprungs Augen sah. Der kann also doch ganz lustig sein, dachte sie.

"Träum weiter! Los, wir müssen gehen!",knurrte sie und stupste ihn freundschaftlich an. Dabei belastete sie ihre verwundete Pfote und sog vor Schmerz die Luft ein. Erschrocken fragte Fuchssprung: "Soll ich dich stützen?" "Nein, geht schon'<.antwortete sie mit zusammengebissenen Zähnen. Sie wollte aufstehen, doch sofort knickte ihre Pfote unter ihr ein. Fuchssprung beäugte die Wunde: "Sieht nicht gut aus. Es kann sich entzünden. Damit musst du zu Häherfeder. Er ist unsere Heiler- Katze. Wir können morgen nach deinem zu Hause suchen." Mühsam kämpfte Sina sich auf die Pfoten und stützte sich schwer auf Fuchssprung. Als sie in die Nähe des Lagers gerieten, hörten sie plötzlich Kampfschreie. "Die Krieger der Finsternis! Sie greifen an!" ,jaulte der Kater an Sinas Seite mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen und mit den Worten: "Du bleibst hier!", raste er dem Kampf entgegen. Weiterlesen:

Kapitel Eins: Kapitel Eins
Kapitel Zwei: Kapitel Zwei
Kapitel Vier: Kapitel Vier
Kapitel Fünf: Kapitel Fünf
Kapitel Sechs: Kapitel Sechs

©2018 SchreibKunst-Blog/ Sophia Böcker (7b)

Fuchssprung rannte los. Hoffentlich passiert meiner Familie nichts. Sorgen um Eiswolke, seine Schwester, und seine Eltern schossen ihm durch den Kopf. Er raste durch den völlig zerstörten Dornentunnel und taumelte erst einmal vor dem Anblick, den der Felsenkessel ihm bot: Überall wanden sich Katzen im Kampf, das Gras war blutbefleckt, die Baue zerstört und ein paar regungslose Körper waren auf dem Boden. Voll Grauen sah er seine Mutter Rauchfell regungslos neben der Kinderstube liegen. Er wollte zu ihr rennen, doch Brombeerkralle, der zweite Anführer, humpelte zu ihm und flüsterte: "Sie ist tot. Ich habe dich der Patrouille zur Hilfe für den Fluss-Clan zugeteilt. Kämpfe für sie, Fuchssprung. Damit sie nicht um sonst gestorben ist!"

Tieftraurig, aber entschlossen, schoss Fuchssprung durch den Ausgang in Richtung Fluss-Clan-Territorium, um seine Mutter zu rächen. Etwas später hatte er das Lager erreicht und sprang sofort auf den Rücken eines braun-schwarzen Katers. Der Kater kämpfte gerade gegen seine Clan-Gefährten Rosenblatt und Unkenfuß, die auf ihn einprügelten, und jaulte wütend auf. Fuchssprung biss ihn am Ohr und wollte ihm die Krallen über die Flanke ziehen, als er plötzlich weggezogen wurde.

Eine heisere Stimme flüsterte ihm zu: "Drei gegen einen. Ist das nicht ein bisschen unfair? Mal sehen ob .du auch alleine kämpfen kannst! " "Als hättet ihr irgendein Ehrengefühl ! ", knurrte Fuchssprung und versuchte sich aufzurappeln. Doch Krallen hielten ihn fest und jemand wollte ihm die Zähne ins Genick graben. Plötzlich ließ der Druck nach und er erblickte seine Clan-Genossen, die den Kater, der ihn festhielt, mächtig mit ihren Klauen attackierten. Fuchssprung blickte sich um. Er sah Nebelstern, die Anführerin des Fluss-Clans, die zu seinem Entsetzen gegen Höhlenflug, ihren Clan-Gefährten, kämpfte. Der Kater hatte die Kätzin fest gepackt und wollte seine Zähne ihn ihre Kehle schlagen. Einen Kriegsschrei jaulend sprang Fuchssprung auf Höhlenflug und zerrte ihn von Nebelstern weg. "Verräter!" ,fauchte die Kätzin, "Du bist verbannt!" ,und jagte den Kater weg. Weiter hinten im Lager versuchte ein Krieger gegen zwei Katzen der Finsternis zu bestehen, wobei er immer wieder im blutbefleckten Gras ausrutschte. Fuchssprung sprang den einen an und verpasste ihm eine Kopfnuss, sodass sein Gegner überrascht umgeworfen wurde. "Das ist:für Rauchfell!", jaulte er. Der Donner-Clan-Kater zerkratzte dem Finsteren die Flanke und der Abtrünnige rannte kreischend aus dem Lager hinaus.

Er verjagte mit seinen Clan-Gefährten noch ein paar Katzen, dann war es plötzlich still auf der Lichtung. Fuchssprung sah sich um. Es war keine feindliche Katze mehr da. Nebelstern trat vor: "Danke für eure Hilfe. Ich denke, nun ist es Zeit, dass ihr zu eurem Clan zurückkehrt. " Die Donner-Clan-Katzen nickten und gingen aus dem Lager hinaus. Fuchssprung war müde, aber trotzdem hatte er es eilig. Er machte sich Sorgen um Sina, denn so wie er sie kannte, hatte sie seinen Befehl missachtet. Fuchssprung hatte angefangen, sie zu mögen. Sie munterte ihn auf und er hatte ein schönes Gefühl wenn er an sie dachte. "Verliebe ich mich gerade?", fragte sich Fuchssprung. "Na und?" ,tadelte er sich selbst, "Sie ist ein Hauskätzchen! Aber wenn das nicht so wäre? Dann vielleicht ..." Plötzlich hörte er ein Jaulen. War das nicht eben Sina gewesen?

Ohne auf die verwunderten Blicke seiner Gefährten zu achten, raste er in Richtung der Schreie los.

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Kapitel Eins: Kapitel Eins
Kapitel Zwei: Kapitel Zwei
Kapitel Drei: Kapitel Drei
Kapitel Fünf: Kapitel Fünf
Kapitel Sechs: Kapitel Sechs

©2018 SchreibKunst-Blog/ Sophia Böcker (7b)

Fuchssprung hatte es gründlich satt. Diese nussfarbene Kätzin brachte ihn zur Weißglut! Mühsam ein Fauchen unterdrückend antwortete er:" Du bist im Donner-Clan-Lager. Das habe ich dir doch schon gesagt." "Wie heißt du denn?" fragte Feuerstern in einem deutlich freundlicheren Ton. "Sina" ,miaute das Hauskätzchen, "Ich habe eine Idee. Wenn ihr mich jetzt zum Zweibeinerort zurückbringt ,vergessen wir die ganze Sache." "Du und vergessen?" ,diesmal konnte Fuchssprung das Fauchen nicht unterdrücken. "sag mal hast du Distelwolle im Hirn? Du bist in unser Territorium eingedrungen; wegen dir konnten wir die Patrouille nicht zu Ende laufen, du möchtest einen sofortigen Geleit nach Hause und du meinst du könntest uns verzeihen! Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ziemlich dreist bist?" "Fuchssprung, beruhige dich!" miaute Feuerstern verwundert und an Sina gewandt fügte er hinzu: "Ich würde dich gerne nach Hause begleiten, aber wir stecken mitten in einem Krieg und ich kann keine Katze entbehren."

Entrüstet fragte die braune Kätzin: "Wie bitte? Warum habt ihr mich dann bitteschön hierher geschleppt?" Fuchssprung sah, dass sein Anführer langsam auch die Geduld verlor und zu einer scharfen Antwort ansetzte. "Warte, Feuerstern!" Er wollte die freche Kätzin so schnell wie möglich loswerden. "Ich kann sie begleiten. Ich habe das Training schon hinter mir und bin sonst für keine Patrouille eingeteilt." Sein Anführer flüsterte ihm zu: "Danke, mach das bitte!" ,doch Sina knurrte: "Ich will aber nicht mit dem da gehen. Der würde mich doch eher an einen Fuchs verfüttern, als mich auf dem Weg nach Hause zu beschützen!" "Komm mit oder bleib hier" ,seufzte Fuchssprung müde. Nach vielem Zögern und Misstrauen konnte der Kater die nervtötende Kätzin endlich zum Gehen überreden.

Sie verließen das Lager. Feuerstern jaulte ihnen noch zu: "Passt auf euch aufl Nehmt euch in acht vor den Kriegern der Finsternis!" Dann waren sie allein. Fuchssprung wurde es langsam leid angeboten zu haben das Hauskätzchen zu begleiten. Bei jedem Pfotenschritt prüfte er sorgsam die Gerüche und passte sich an Sinas Geschwindigkeit an. Am liebsten wäre er durch den Wald getobt, aber wegen dem Wald der Finsternis waren das nun bloß Träume. Plötzlich fragte die Kätzin: " Wer seid ihr eigentlich genau? Gibt es mehrere von euch und was ist das für ein Krieg?"

Widerwillig erklärte ihr Fuchssprung, dass es vier Clans gäbe. Sie lebten alle rund um den See in ihren Territorien. Manchmal gab es Grenzstreitigkeiten, doch oft halfen sie sich gegenseitig. Stolz erzählte er vom Gesetz der Krieger und als er von dem Sternen-Clan und dem Wald der Finsternis berichtete, bekam sie große Augen. Er listete gerade die Namen aller anderen Clans auf, als Sina misstrauisch schnupperte: "Ich rieche Fuchs!" "Oh, stimmt. Wir sollten den anderen Weg nehmen!" miaute er, sein Fell heiß vor Scham, weil er vergessen hatte die Luft zu prüfen. "Du bist mir vielleicht ein Krieger" ,schnurrte sie belustigt, "zu Hause habe ich noch nie einen Fuchs gesehen, nur gerochen.

Gegen den gewinnen wir doch locker! Außerdem möchte ich einmal einen sehen. Ich nehme den Weg!" "Nein! Warte!", jaulte Fuchssprung und raste ihr hinterher. Plötzlich schrie Sina auf. Der Fuchs war zwar noch jung, aber stark und hatte sie fest in seinen Klauen. " Sina! Halte durch! Ich komme! ", mit einem Kriegsschrei sprang der Kater auf den Rücken des Feindes und fügte ihm eine klaffende Wunde zu. Fuchssprung kletterte geschwind weg, doch der Fuchs verpasste ihm einen langen Kratzer an der Flanke. Wenn nur Löwenglut hier wäre, der hätte den Welpen mit einem einzigen Pfotenschlag verjagt, dachte er. "Rückzug!", jaulte der Kater.

Augenblicklich ließen beide Katzen von dem Raubtier ab und sprinteten Richtung Zweibeinerort. Dort angekommen blickten sie sich um, aber der Fuchs war ihnen nicht gefolgt. Fuchssprung fauchte Sina an. Was hast du dir dabei gedacht? Einfach so loszurennen! Du Mäusehirn! Wegen dir muss ein Krieger mehr geheilt werden und der Clan wird geschwächt und so wie du aussiehst", er warf einen Blick auf ihr verletztes Bein, "muss ich dich bis zu deinem stinkigen Zweibeinerbau bringen!"

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Kapitel Vier: Kapitel Vier
Kapitel Fünf: Kapitel Fünf
Kapitel Sechs: Kapitel Sechs

©2018 SchreibKunst-Blog/ Sophia Böcker (7b)

Kätzin Sina ging spazieren, denn es war sonnig, warm und die Straße war menschenleer. Übermütig sprang sie auf Steine, Äste und in Pfützen. Allmählich wurde es kühl und es folgte ein starker Regenguss. Sina entschied nach Hause zu gehen. Plötzlich erleuchtete ein Blitz den Himmel. Der Asphalt wurde schlammig und sie rutschte immer wieder aus. Der Weg nach Hause war noch weit. Deshalb schlüpfte sie schnell durch eine offene Tür in ein kleines, ziemlich schäbig wirkendes Haus hinein. Meine Hausleute werden sich schon keine Sorgen machen. Außerdem ist es hier ganz heimelig. Ich glaube, ich bleibe erst mal, dachte sie. Der Raum, in dem sie nun stand, hätte nicht chaotischer sein können: Zeitschriften und dicke Wälzer lagen überall verstreut auf dem Boden, ein mottenzerfressenes Sofa an der linken- und ein kleiner, gelb gestrichener Schrank an der rechten Seite waren die einzigen Möbelstücke und gegenüber hing ein schönes Bild neben einer rot-schwarz gestreiften Tür. Im Schrank sah Sina eine Decke heraushängen und so kuschelte sie sich ein. Sie hörte gerade noch zwei Männerstimmen, die sich zuriefen: "Oh Boris! Hier ist eine Katze! Jetzt können wir endlich das Experiment machen!" "Ja, Persky! Das wird der Durchbruch! Wie wär`s mit Warrior Cats, Staffel 4, Band 6?" - und dann schlummerte sie ein.

Stechender Schmerz auf ihrer Schnauze weckte sie. Sina traute ihren Augen kaum. Vor ihr standen drei vorn Kampf gezeichnete, große Katzen, es waren zwei Kätzinnen und ein Kater. Hinter den dreien konnte sie einen Wald erkennen. Wie geht denn das? ,fragte sie sich, Ich war doch eben noch im Schrank! Hmmm ... Wahrscheinlich bin ich vorhin im Park eingeschlafen und habe den Weg nach Hause nur geträumt. Der Schmerz fühlt sich zu echt an um ein Traum zu sein. Wieder ein Schlag. Plötzlich trat der Kater vor und knurrte: "Du befindest dich auf den Jagdgründen des Donner-Clans. Wer bist du? Eine von Tigersterns Spitzeln? Sag' s lieber gleich, du Mäusedreck! " Die sandfarbene Kätzin beschwichtigte: "Beruhige dich Fuchssprung.

Sie ist erst sieben bis neun Monde alt, für mich sieht sie eher wie ein verirrtes Hauskätzchen aus und außerdem " -ihr Miauen klang belustigt- "wäre sie eine miserable Spionin, wenn sie auf den Stammwegen des Clans einschläft. Was denkst du, Eichhornschweif?" Eine feuerrote Kätzin ergriff das Wort: "Vielleicht ist das eine Falle. Bringen wir sie ins Lager. Eine Katze sollte hinter der Patrouille nach einem Hinterhalt Ausschau halten. "Bist du verrückt!" ,antwortete Fuchssprung barsch, "Sie könnte eine Spionin sein! Stimmt' s Sandsturm?" "Zeige etwas mehr Respekt vor Eichhornschweif! " ,miaute die Kätzin Sandsturm mit dem sandfarbenem Fell, "Sie hat Recht! Bringen wir sie ins Lager! Fuchssprung, du läufst hinten!" Sina mischte sich nun ein: "Stopp! Würde mich mal hier jemand mitreden lassen? Ich bin hier nur eingeschlafen und will euch nichts Böses!! " Doch außer einem feindseligen Anfunkeln von Fuchssprung bekam sie keine Antwort. Die fremden Katzen umkreisten Sina und rannten los. Das Hauskätzchen kam kaum mit, aber es wollte seine Schwäche nicht zeigen.

Währenddessen hatte Fuchssprung sie überholt und hielt plötzlich an. Sina rannte in ihn hinein und der Kater fuhr fast aus dem Pelz. "Bleib bloß weg von mir!" ,knurrte er, bevor er die Patrouille mit den Worten, "Wir müssen sie nicht ins Lager schleppen, das würde nur Panik hervorrufen. Ich hole Feuerstern! ",verließ. Na klar ,dachte Sina, und Igel können fliegen! Der will mich nur los sein. Das beruht auf Gegenseitigkeit du dämliche Fellkugel! Sie sah wie Fuchssprung geschwind durch einen kleinen, dornigen Tunnel kroch und mit einem flammenfarbenen Kater wieder herauskam.

Irgendetwas an der Erscheinung der Katze kam Sina vertrauenswürdig vor. Ein reundlicher, aber auch vorsichtiger Ausdruck lag in seinen Augen und er war irgendwie anders als die anderen Waldkatzen. Der Kater sprach: "Ich bin der Anführer dieses Clans und heiße Feuerstern. Meine Krieger haben dich auf unserem Territorium schlafend gefunden. Was hast du dazu zu sagen?"

Sina, die allmählich zu der Feststellung gekommen war, dass es am besten wäre, sich als kleines verirrtes Hauskätzchen auszugeben, sagte mit leicht zitternder Stimme: "Ich bin keine Gefahr für euch, denn ich habe mich verirrt. Ich lebe eigentlich bei meinen Hausleuten. Wer seid ihr und wo bin ich hier?"

Weiterlesen:

Kapitel Zwei: Kapitel Zwei
Kapitel Drei: Kapitel Drei
Kapitel Vier: Kapitel Vier
Kapitel Fünf: Kapitel Fünf
Kapitel Sechs: Kapitel Sechs

©2018 SchreibKunst-Blog/ Sophia Böcker (7b)

Seit ich aus Perskeys Zauberschrank gekommen bin, suche ich Prosper und Bo, Scipio, Viktor, Wespe, Mosca und Riccio. Es ist wahr: Venedig hat zu viele Gassen und Gänge. Ich könnte ja für Jahre suchen!!! Zum Glück bin ich auf die Idee gekommen, jemanden nach Viktors Adresse zu fragen. Jetzt heißt es ab in seine Richtung! Aber wenn Viktor schon gefangen ist, wäre es doch blöd, wenn ich nur eine leere Wohnung finden würde. Also umdrehen und zu meinem vorherigen Standort zurückgehen. Perskey hat ja das Buch in den Schrank mit reingeworfen, also hab ich einen Wegweiser.

Mal sehen -hmm- ah, hier, Seite 120: Fondamenta Bollani 233. Also! Doch etwas Nüzliches in diesem Buch! Genauso wie im Buch gibt es einen Kiosk in der Nähe, hinter dem ich mich gut verstecken kann, um zu warten bis Scipio rein- oder rauskommt.

Ahh! Endlich, da ist Scipio! Ich laufe zu ihm hin, und frage ihn, ob er kurz Zeit hat.

Wie erwartet lehnt er ab, aber in der langen Zeit hinter dem Kiosk hab´ ich mir schon eine Drohung ausgedacht: "Wenn du nicht mit mir sprichst, gehe ich zum Sternenversteck und sage allen, wer du wirklich bist.

Das sitzt. Scipio wird kreidebleich und starrt mich entgeistert an. Ich lächele nett und frage: "Jetzt willst du wissen, woher ich dich und deine Freunde kenne, stimmt´s?"

Er nickt, fasst sich und fragt mich erstaunt ( im Buch ist er zwar nie so erstaunt wie jetzt, aber ich find ihn so erstaunt eher wie einen Menschen und nicht wie irgendeine blöde Comicfigur): "Wer bist du überhaupt?" "Gestatten: Joey Habermann-Kant. Eigentlich heiße ich Johanna, aber niemand nennt mich so."

"Du weißt wahrscheinlich, wie ich heiße, aber: Scipio Massimo, Sohn von Dottore Massimo dem dritten. Und woher weißt du jetzt so viel über mich?"

Ich gebe ihm das Buch, das plötzlich wunderbarerweise auch auf Italienisch ist, und sage: "Wenn du das hier liest, weißt du es. Es wird schon spät und ich gehe in das Hotel, wo ich ein Zimmer gebucht hab. Morgen treffen wir uns wieder hier, dann können wir reden."

Heute komme ich ganz früh zum Kiosk.

Scipio wartet schon auf mich, und ich sehe schon von Weitem, wie aufgeregt er ist. "Wir trauen dem Conte nie!", ruft er mir entgegen, "und ich werde nie erwachsen!" Ich komme ihm schon näher. "Hier ist dein Buch. Ich muss sofort zum Sternenversteck! Du kommst natürlich auch mit."

Im Sternenversteck erzählt Scipio erst einmal, wer er wirklich ist. Zum Glück ist niemand so ärgerlich, dass Scipio gehauen wird. Ich schlage vor, dass wir alle zu Viktor gehen, der im Badezimmer gefesselt ist, und ihm sagen, dass er nach Hause gehen kann, unter der Bedingung, dass er es schafft, Esther Hartlieb aus Venedig zu vertreiben. Sobald wir das geschafft haben, gehen wir zu Ida Spavento, genau so wie im Buch. Die andren stimmen mir zu, nachdem ich sie überzeugt hab, dass Viktor genau das tut, was er tun soll.

Ich glaube, ich mache Bücher reparieren zu meinem Beruf.

Also, wenn ich keine Schule hab.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Paulina Dauth (7b)

Ich blickte in das blaue Auge des großen Persky, das durch den Türspalt lugte. Ein schmaler Lichtstrahl kam durch die Öffnung ins Innere sonst war alles dunkel. Fest klammerte ich mich an mein Buch. Persky grinste breit wobei die Falten um seine Augen spielten: "Bereit?", fragte er. Nein!, wollte ich schreien. Ich wollte hinausrennen in Sicherheit, doch ich nickte und kämpfte gegen meine immer größer werdende Panik an. Mit einem Knarren schloss der Zauberer die Tür. Ich atmete tief durch, doch es half nichts. Was, wenn ich mitten in einem Kampf landen würde? Es wirbelten noch so viele andere Fragen durch meinen Kopf, doch ich hatte nicht viel Zeit zum Nachdenken. Entfernt hörte ich das dreimalige Klopfen. Es hallte in meinen Ohren nach wie ein Echo. Ich spielte noch mit dem Gedanken aus dem Schrank zu klettern, doch da wurde ich schon in einem Strudel aus Licht verschluckt. Ich strampelte ängstlich bis ich bemerkte, dass ich schwebte. Ich schwebte! Es fühlte sich komisch an, aber dennoch war es nach all dem Stress der letzten Tage ein befreiendes Gefühl. Ich war frei und flog mit dem hellen Schein. Als ich ihn streifte stoben die bunten Lichtpartikel auseinander. Plötzlich wurde mir klar, dass ich teil des Lichtes war. Nicht ich bewegte mich im Licht, sondern das Licht bewegte sich um mich. Langsam veränderte es sich und kitzelte meine Nase. Ich lachte und drehte mich. So ausgelassen hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Weit entfernt sah ich etwas. Zuerst konnte ich es nicht genau erkennen, doch dann schimmerte mir ein grünes Licht entgegen. Einerseits war ich traurig, als mir klar wurde, dass meine Reise schon zu Ende war, aber da war noch ein anderes neues Gefühl. Die Aufregung, die mir unter der Haut kribbelte. Das musste der Wald sein. Der Ort zu dem ich schon, seit ich denken konnte, wollte. Schnell, so schnell wie Lichtgeschwindigkeit rast ich darauf zu. Einige Sekunden später krachte ich in Gestrüpp und verlor den Halt. Meine Aufregung verwandelte sich in Entsetzen, als ich feststellte, dass ich stürzte. Ich blinzelte, versuchte verzweifelt, mich irgendwo festzuhalten. Kräftige Zähne packten mich und hievten mich hoch. Panisch strampelte ich mit den Beinen, bis ich festen Halt hatte. Ich bohrte die Krallen in die Rinde des Baumstammes und drehte mich um. An den Baumstamm geklammert blickte ich zu meiner Retterin auf. Ich sah in die erleichterten blauen Augen einer schmalen graugetigerten Kätzin. Überrascht merkte ich, dass ich sie sofort erkannte. Ich wusste wer sie war und es kam mir so vor, als würde ich sie schon lange kennen. An Dinge, die im Buch nicht geschrieben standen und Ereignisse, von denen nie die Rede war, erinnerte ich mich. "Danke Rußpfote!", hauchte ich instinktiv. "Pass nächstes Mal einfach besser auf", sagte Rußpfote sanft. Ihre Augen blitzten und sie fügte schnippisch hinzu, "Nochmal kann ich dein Gewicht nicht halten!" Ich wusste was nun passieren würde, ich hatte diese Stelle hundertmal gelesen. Gleich würde Rußpfote auf den nächsten Ast unter uns springen. Sie spannte die Muskeln sprungbereit an. Stopp!, wollte ich rufen, aber mein Mund gehorchte mir nicht. Ich konnte nur wie versteinert dastehen. Ehe ich es verhindern konnte sprang die Kätzin geschmeidig durch die Luft. Es war genauso, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Ich konnte ihren Sprung wie in Zeitlupe sehen, sah ihre zusammen gekniffenen Augen und ihre gespannte Haltung, den gestreckten Schwanz und die ausgestreckten Pfoten. Ihre Vorderpfoten kamen auf, der Ast schwankte kurz unter ihrem Gewicht. Ich wollte die Augen zukneifen und sie nie wieder aufmachen, doch sogar dazu war ich nicht in der Lage. Ich hörte ein Knacken als der Ast brach und sah, wie sie mit einem angstvollen Aufschrei in die Tiefe stürzte. Ihre Augen huschten zu meinen. Sie schienen mich anzuflehen ihr zu helfen, aber wenn ich sie hielt würde die ganze Geschichte durcheinander geraten. "Verzeih mir", wisperte ich. Ein Schmerz so groß, dass ich dachte ich müsste von ihm erdrückt werden durchschoss mich, als ich den dumpfen Aufprall und das Knacken ihres Knochens, gefolgt von einem verzweifelten Schrei von Farnpelz hörte. Ich war schuld, dass Rußpfote gestürzt war. Ich muss weg! Nur dieser Gedanke erfüllte meinen Kopf und machte sich breit, bis ich an nichts anderes mehr dachte. Ich zitterte, ich wollte schreien, ich wollte einfach nur noch fort und ich wollte ... ich wollte Rußpfote nicht ansehen müssen. Ihr verdrehtes Bein könnte ich nicht sehen, ihre Klagelaute könnte ich nicht hören und zuzusehen wie es sie quälte würde ich nicht aushalten können. "Bitte!", krächzte ich mit tonloser Stimme. Kraftlos probierte ich es noch einmal, schloss diesmal dabei die Augen. "Bitte lasst mich an einen glücklicheren Ort."

Enttäuscht schnaufte ich auf. Es hatte nicht funktioniert. Ich öffnete die Augen wieder. "He Mauspfote, zapple nicht so wie ein Fisch an Land! Es gibt andere, die noch schlafen wollen!" "Tut ...tut mir leid", murmelte ich verwirrt und rappelte mich auf. Ich lag im Schülerbau inmitten der irgendwie vertrauten Körper meiner Baugefährten. Aber wie konnte das sein? Der große Persky hatte nie erwähnt, dass man seine Buchreisen kontrollieren kann. "Mauspfote?", hörte ich eine Stimme. Spinnenbein, dachte ich, verwundert über die Tatsache, dass ich die Stimme meines Mentors erkannte, obwohl ich sie noch nie vorher gehört hatte.

"Haselpfote", vernahm ich nun eine andere Stimme. Borkenpelz. Ich blickte in das Nest zu meiner Linken. Die schlanke Gestalt meiner Schwester regte sich nicht. Plötzlich wurde mein Herz leicht, als ich auf sie hinabblickte. Stolz und Zuneigung durchströmten mich. Fühlt es sich so an, eine kleine Schwester zu haben? Wieder erklangen die Stimmen und Ich stupste sie sacht mit der Schnauze in die Seite. ,,Aufstehen", flüsterte ich ihr ins Ohr. Ein Schnurren stieg in meiner Kehle auf, als sie knurrend nach meiner Schnauze schlug und maulte. "Gerade wollte ich diese schöne fette Maus fangen. Musstest du mich unbedingt jetzt wecken?" "Ja, musste ich du verschlafene FelIkugel", entgegnete ich und wich einer weiteren wirbelnden Pfote aus. "Das wirst du mir büßen", miaute Haselpfote und rappelte sich mit kleinen Moosfetzen im Pelz auf. Schnell huschte ich durch die übrigen Nester zum Ausgang. Hinter mir spürte ich den warmen Atem meiner Wurfgefährtin. Ich zwängte mich durch das Dickicht hinaus in die kühle Morgenluft.

Helles Licht blendete mich und der Wind streifte mein Fell. Bevor ich richtig mitbekam was passierte, spürte ich ein schweres Gewicht auf mir. Ich rollte mich zur Seite und sah Haselpfotes beiges Fell und ihre grünen Augen. Alles wirbelte um mich herum. Licht sammelte sich um mich. Ein Strom zog mich mit, doch ich wehrte mich, versuchte dagegen anzukommen. Ich wollte noch nicht zurück, gerade jetzt, wo ich dabei war, den Alltag einer DonnerClan-Katze zu erleben. Doch trotz meiner Gegenwehr klammerte sich etwas an meinen Schwanz, zerrte unbarmherzig an meinem Fell und riss mir die Pfoten unter dem Körper weg. Ich wollte schon aufgeben und mich dem Licht beugen, da bemerkte ich, dass das Licht nachließ und Dunkelheit umgab meinen Körper. Sie kroch meinen Nacken hinauf und sträubte mein Fell. Für einen Moment spürte ich nichts außer meiner Erschöpfung und dem erdrückenden Gefühl, das auf meiner Brust lag. Langsam sah ich wieder klarer und hörte den entsetzten Aufschrei, als Haselpfote mit einem Ruck von mir heruntergerissen wurde und sich eine andere Gestalt über mich beugte, eine getupfte weiche Kätzin, die stark nach süßen Kräutern roch.

Als ich ihre Stimme hörte, war ich mir sicher. Das war Blattsee, Eichhornschweifs Schwester, Feuersterns Tochter, Löwenpfotes, Häherpfotes und Distelpfotes Mutter, die Heilerin des DonnerClans. Behutsam schnüffelte sie an meinem Pelz und tastete meine bebende Flanke ab. " Na, da ist wohl einer noch nicht ganz wach!", miaute sie und ich hätte schwören können, das in ihrem Mauzen die Spur eines Schnurrens lag. " Keine Sorge, das wird schon wieder. Du hast nur eine leichte Prellung an der Schulter und bist auf den Kopf gefallen." "Tut mir echt leid.", Haselpfote drängte sich neben Blattsee, " Tut es sehr weh?" " Nein, ist halb so wild", ich rappelte mich vorsichtig auf die Vorderpfoten." Ja, wahrscheinlich ist nichts, aber ... ", die Heilerin hielt kurz inne und blickte nachdenklich. Was überlegte sie noch? Mit mir war schon alles in Ordnung, ich wollte unbedingt jagen, bevor dieser komische Lichtstrudel wieder kam und mich mitreißen wollte, weg aus dem Territorien der Clans. "Aber du solltest bei mir im Lager bleiben, damit ich dich behandeln kann, falls du Kopfschmerzen bekommst oder dir schwindelig wird. In so einem Zustand kannst du unmöglich zu deiner Jagdprüfung losziehen." Bei diesen Sätzen spürte ich fast, wie sich ein Riesenkloß in meinem Hals bildete, aus zweierlei Gründen. Ich musste raus gehen und den Wald kennenlernen, oder sollte ich hier bis zu meiner Heimkehr im Lager festsitzen. Aber Jagdprüfung? Wie um alles in der Welt sollte ich die für Mauspfote bestehen?"

Egal ich schaff das schon, ich hab die Prüfung ja bereits bestanden", zu spät merkte ich das ich das laut ausgesprochen hatte. Blattsee sah mir eindringlich in die Augen. "Alles in Ordnung?", fragte sie." Klar, alles in Ordnung!", schnell rappelte ich mich auf. Leider zu schnell. Ich taumelte und wäre fast wieder hingefallen, doch ich hielt mich aufrecht und streckte meinen Schwanz, um mich aus zu balancieren. " Ich schaff die Prüfung schon. Um mich müsst ihr euch keine Sorgen machen.", sagte ich und versuchte dabei mich gesund und kräftig anzuhören. Blattsee musterte mich zwar skeptisch, zeigte aber mit einem Zucken ihres Schwanzes ihr Einverständnis.

Daraufhin entfernte sie sich in Richtung Kinderstube. Erleichtert drehte ich mich um. Ohne ein Wort drehte Spinnenbein sich um und lief aus dem Dornentunnel, gefolgt von Borkenpelz und Brombeerkralle. Mich wunderte es, das Spinnenbein führte und nicht etwa der zweite Anführer oder der ältere Krieger. Da die beiden aber redeten und sich nicht darum kümmerten, folgte ich ihnen einfach. Seite an Seite mit Haselpfote und Beerenpfote. Die Jagdprüfung verging wie ein Traum. Stolz tappte ich mit einem Eichhörnchen, und zwei Spitzmäusen im Maul hinter meinem Bruder durch den Dornenwall, der das Lager schützend umschloss. Beerenpfote hatte einen Hasen erwischt und eine Wühlmaus, während meine Schwester mit einer Elster und ebenfalls einer Wühlmaus folgte. Als ich meine Beute neben die der anderen auf den Frischbeutehaufen legte, kam Minka mit eilendem Schritt auf uns zugestürmt. "Mauspfote", zeterte sie, "Lass dich putzen. Du siehst ja aus als wärst du durch einen Dornenbusch gerannt. Möchtest du bei deiner Kriegerzeremonie aussehen wie ein ungepflegter Streuner?" Ich spürte wie sie um mich strich und ihre raue Zunge über mein Ohr fuhr. Auf einmal empfand ich tiefe Zuneigung zu der Kätzin, die ja irgendwie meine Mutter war. Trotzdem zuckte ich schnurrend zurück, "Ich bin kein Junges mehr, ich kann mich also gut allein putzen." "Genau, das sollte man eigentlich meinen, man sieht es nur nicht.", erwiderte Minka schroff, ließ aber von mir ab. Stattdessen strich sie um Beerenpfote und Haselpfote. Feuriger Stolz glühte in ihren Augen, als sie uns drei anblickte. Haselpfote hüpfte vor Aufregung von einem Bein auf das andere, während mein Bruder mit hochgerecktem Kinn und glänzendem Fell, er sah schon wie ein Krieger aus. Sofort stellte ich mich etwas gerader.

Mich überkam das komische Gefühl, mit ihnen Mithalten zu müssen. Als wir Feuersterns beruhigende Stimme hörten, tappte ich automatisch neben meine Geschwister. Vorsichtig stieß Minka uns nach vorne. "Ihr werdet die besten Krieger des Clans sein.", flüsterte sie noch und strich mit der Zunge abermals über Haselpfotes Ohr. Haselpfote duckte sich daraufhin fauchend weg. Ein Schnurren stieg mir in der Kehle auf, als wir durch den Gang liefen, der unser Clan für uns gebildet hatte. Mein Clan! Ich schwor mir ihn zu schützen. Als wir in der Mitte der Lichtung standen, spürte ich alle Blicke auf meinem Pelz.

Ich schluckte schwer und blickte zu Feuerstern auf, der vom Hochstein auf uns hinunterblickte. Elegant sprang er von ihm und landete sacht auf dem Boden."Mauspfote, tritt vor!" Er suchte mit den Augen auf der Lichtung umher. "Spinnenbein, bist du überzeugt, dass dein Schüler Mauspfote dazu bereit ist ein Krieger zu werden?" Spinnenbein legte den Kopf schief. "Ja, das ist er", antwortete er ohne zu zögern. "Ich, Feuerstern, Anführer des DonnerClans, rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie auf diesen Schüler hinabzublicken.

Er hat hart trainiert um euer edles Gesetz befolgen zu können, und ich empfehle ihn euch als Krieger." Der Anführer hielt kurz inne und blickte mich an. Dann sprach er weiter: "Mauspfote, versprichst du, dass Gesetz der Krieger einzuhalten und den Clan zu beschützen und verteidigen, selbst wenn es dein Leben kostet?" "Ja, ich verspreche es." Ich wusste nicht, warum es mir so leicht über die Lippen kam, aber nun hatte ich es einfach gesagt. Ich hörte weiter gespannt zu. Feuerstern kam einen Schritt auf mich zu.

"Dann gebe ich dir, mit der Kraft des SternenClans, deinen Kriegernamen. Mauspfote von diesem Augenblick an wirst du Mausbart heißen. Der SternenClan ehrt deine Treue und dein Jagdgeschick und wir heißen dich als vollwertigen Krieger im DonnerClan willkommen." Ich trat einen Schritt vor und spürte die leichte Berührung seiner Schnauze auf meinem Kopf. Ehrerbietig leckte ich ihm die Schulter. "Mausbart, Mausbart, Mausbart!", hörte ich meine Clangefährten rufen.

Doch es klang weit entfernt. Das bekannte Kribbeln setzte ein, als ein Lichtstrom um mich wuchs, aber diesmal hatte ich keine Angst und wehrte mich auch nicht, sondern ließ mich mitnehmen. Mit einem lauten Knall landete ich in dem stinkenden Schrank. Ich stieß mir den Kopf an, überwand den Schmerz aber sofort. Um mich herum war nur Dunkelheit. Ich kniete mich auf den harten Holzboden und tastete die Wand nach der Tür ab.

Erinnerungen strömten auf mich ein. Die Zeit bei den Clans würde ich nie vergessen. Ich hatte die Trauer und die Freude gespürt, die uns alle verband und ich vermisste es jetzt schon, durch den Wald zu sausen, mit meinen Freunden zu jagen und neben Haselpfote aufzuwachen. Ich schwor mir, das ich eines Tages zurückkommen würde, wie lange ich darauf warten musste, wusste ich zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht, aber das ist eine andere Geschichte.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Lea Wallrabenstein (8d)

Hier bin ich also, in Hamburg, der Stadt von Lola Veloso. Ich kann es kaum glauben, dass ich nun hier bin. Eben war ich noch in einem Zauberschrank von dem großen Persky, einem sonderbaren Künstler, der von sich selber behauptete, einen in irgend ein Buch zu zaubern. Eigentlich habe ich mich noch nie richtig für Zauberei interessiert und geglaubt habe ich daran eigentlich auch nie. Ich wollte ihm nur beweisen, dass er sowieso nicht zaubern konnte. Naja, da hatte ich mich wohl getäuscht. Auf jeden Fall bin ich nun, wohlgemerkt für 20 Mäuse, in einem meiner Lieblingsbücher gelandet.

Ich frage mich, wo ich hier überhaupt bin. Dass ich hier in Hamburg bin, ist ja wohl klar, denn schließlich wohnt die Hauptperson, Lola Veloso, mit ihrer Familie hier. Ich glaube, ich schaue mich am besten einfach mal um. Vielleicht treffe ich ja zufällig Flo, Lola oder sogar Tante Lisbeth. Das wäre ja mal richtig cool... Inzwischen ist es schon 15:36 Uhr. Das habe ich an einer Kirchturmuhr gesehen. Normalerweise müsste Lola schon Zuhause sein ... Wo wohnt sie gleich nochmal? Ach ja ... In der Bismarckstraße 44. Aber wo ist das denn hier? Am besten frage ich mal jemanden, der sich hier auskennt. "Entschuldigung ... Könnten sie mir bitte sagen, wo die Bismarckstrake 44 ist?" Das ist jetzt schon mein vierter Anlauf. Es will mir einfach keiner so recht zuhören Alle sind nur mit sich selbst beschäftigt. " Warum suchst du denn die Bismarckstraße 44? Das ist ja ein Zufall! Genau da wohne ich. Kann ich dir irgendwie helfen?" Ein nettes Mädchen mit blonden, lockigen Haaren kommt auf mich zu. "Du bist Lola, oder? Ich kenne dich schon seit der 3. Klasse ... Ich weiß alles über dich ... Dein Vater ist Brasilianer, du nennst ihn immer Papai. Deine Mutter ist Krankenschwester, sie erzählt dir oft verrückte Geschichten. Wenn du nicht schlafen kannst, denkst du, du wärst jemand anderes ... du warst schon Jacky Jones, ein berühmter Popstar, Lo.Ve., eine wilde Reporterin und gerade müsstest du Cocada Delicada, eine berühmte Sterneköchin sein. Ich bin übrigens Emma. Und wer du bist, weiß ich ja bereits.", sprudelt es einfach aus mir heraus. " Kennen wir uns?", fragt Lola nun ein bisschen verblüfft zurück.

"Und woher weißt du das alles über mich?

Ich kann mich nicht daran erinnern, dich schon mal gesehen zu haben ... ." "Keine Sorge, wir kennen uns auch nicht. Ich kenne dich aus deinen Büchern. Die Geschichten, die du erlebst, sind super spannend und total witzig!", versuche ich zu erklären. "Es gibt Bücher von mir? Was werde ich in der Zukunft machen? Was werde ich später als Beruf machen?" "Wie wäre es, wenn ich dir in der Perle des Südens alles erkläre? Ich meine, auf einen Drink. .. Leider habe ich kein Geld dabei ... Könntest du mich vielleicht einladen?" "Na klar. Komm, Iass uns gehen." Das lasse ich mir nicht zweimal sagen! Schnell hake ich mich bei Lola ein und wir gehen in das Restaurant. Inzwischen ist es schon 18:44 Uhr. Ich werde Lolas Familie vorgestellt und ich muss Lola alles, was für sie interessant sein könnte, erzählen. Vor lauter Reden bin ich schon ganz heiser. Ich wüsste nicht, wann ich das letzte Mal so viele Fragen beantworten musste, und trotzdem hat Lola noch eine letzte Frage: "Du hast mir jetzt zwar schon viel über dich und deine Welt erzählt, Emma ... Aber eine Frage habe ich nun immer noch: Wann musst du wieder nach Hause?" Das ist eine wirklich gute Frage. " Das kann ich dir leider nicht sagen, Lola. Ich denke, noch an diesem Abend ... Doch bevor ich gehe habe ich noch eine Bitte an dich." Ich hole einen Flyer von der Theke und lege ihn vor meine neue Freundin. "Krieg ich bitte noch eine Unterschrift?" "Na klar, Emma!" Schnell schreibt Lola ein paar Worte auf das Papier und drückt es mir in die Hand. " Mach's gut, Emma!" " Auf Wiedersehen, Lola." Noch eine letzte Umarmung und schon bin ich weg. Einfach verschwunden!

Wieder Zuhause angekommen, betrachte ich den Flyer genauer. Ich hatte ihn mir vorhin vor lauter Aufregung gar nicht angeschaut. Darauf stand in schönster Lolaschrift:

"Für eine tolle Freundin in einer anderen Dimension. Deine Freundin Lola!"

An dieses Abenteuer werde ich mich immer zurück erinnern! Und an den verrückten Persky natürlich auch!

©2018 SchreibKunst-Blog/ Phoebe Baumgarten (5)