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„Es ist selbstverständlich zu wissen, dass die Welt irgendwann untergehen wird und dennoch ist dieses Wissen unnatürlich. Man wächst von klein auf mit dem Wissen auf, dass man bekommt, wenn man bereit ist, zu geben. Man wächst mit dem Wissen auf, dass man mit der Welt respektvoll umgehen soll, da man hier Gast ist. Ein Gast, der für immer bleibt, aber trotzdem ein Gast. Natürlich ist es normal, dies eines Tages zu hinterfragen und enttäuscht zu sein, wenn man niemanden findet, der die eigenen Fragen beantworten kann, obwohl man noch so sehr nach diesem jemanden sucht.“, das waren die Sätze, die ich in mein Tagebuch schrieb, nachdem mir genau diese Reihe von Ereignissen einen Besuch abgestattet hatte. Man sollte wissen, dass ich nicht die Art von Leuten bin, die täglich alles noch so unwichtige Zeug in ihr Tagebuch schreibt. Ich bin grundsätzlich nicht die Art von Leuten, die man täglich um sich hat. Fangen wir mit meinen Augen an. Sie wirken auf den ersten Blick einfach strahlend blau, doch wenn man genau hinschaute, waren sie nicht blau sondern silbern. Sie sahen aus, wie der Mond in einer dunklen Nacht. Hinten am Rücken hatte hatte ich Flügel, die so schwarz waren, wie die schwärzeste Nacht aller Zeiten. Doch ich vermochte es, diese Geschenke der Natur zu verstecken. Ich tarnte mich, sodass ich in den Menschenmassen nicht auffiel. Ich konnte laufen, ohne dass man mich hörte; ich konnte da sein, ohne dass man mich sah, denn ich war das Ende. Gleichzeitig war ich jedoch auch ein Anfang, wie es bei jedem Ende ist. Wenn jemand ausgelebt hatte, wartete er meist schon auf mich und ich kam, um ihn abzuholen. Die Personen starben, um ein neues Leben zu beginnen. Ich holte nicht nur Menschen ab, sondern auch Tiere, Pflanzen und Gegenstände, denn sie alle verdienten eine zweite Chance. Ein zweites Leben, in dem nicht mehr, als die Erinnerung auf das alte Leben hinwiesen. Man konnte auf diese Weise zwar nicht ewig leben, aber man bekam die Möglichkeit ein neues Leben ganz nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Es ist ungewiss, was nach dem Tod passiert. Einige Philosophen forschen zwar auf diesem Gebiet, aber die Natur weiß zu verhindern, dass sie auf glaubbare Ergebnisse stoßen. Denn Menschen sind allem Neuen und Unbekannten gegenüber misstrauisch. Man soll nicht alles glauben, was man hört, aber man soll auch nicht alles hören, was man glauben will. Deswegen ist es gut, dass nicht alles wissenschaftlich beweisbar ist. Sonst gäbe es keine Wunder. Würde ich meine Geheimnisse jemals Preis geben, wäre die Möglichkeit für mich zu existieren beendet. Das Leben darf erforscht werden, doch das Ende und der Tod sollen geheim bleiben. Die Hälfte aller Menschen, Tiere, Pflanzen und Gegenstände hatten bereits eines ihrer Leben beendet, weshalb sie keine Angst vor dem Ende und dem Tod hatten. Und als das Ende der Welt nahte, da wussten sie, dass das nicht das Ende war. Eine Welt vergeht und eine Neue kommt. Eine Pflanze stirbt und aus ihrem Grab wächst eine Neue. Ein Mensch stirbt und am gleichen Tag wird ein Neuer geboren. Ein Tier verlässt diese Welt in ein Anderes betritt sie. Landet ein Gegenstand auf dem Schrottplatz, wird ein Neuer gefertigt. Nichts stirbt, da selbst nach dem Tod die Seele weiterlebt. Jedes Ende ist ein Anfang und jeder Anfang ist auch ein Ende. Das liegt in der Natur.

©2019 SchreibKunst-Blog/ Ella Ziegert (6a)

Es ist immer wieder derselbe Traum. Derselbe unüberwindbare Fluss. Er endet nirgendwo, er fängt auch nirgendwo an. Er ist breit und schnell. Die Strömung reist alles mit sich, was sich ihr in den Weg stellt. Kleine, flache Steine, dürre Stöcke und dicke, starke Zweige, Alles wird fortgespült, wie verschlungen von der Kraft des Wassers. Ich kann den Fluss nicht überwinden. Ich kann nur auf meiner Seite des Ufers stehen und warten. Warten auf Hilfe. Warten auf Trost. Warten auf Hoffnung. Ich habe Angst einzuschlafen, den Traum wieder zu träumen. Ich wache dann auf, schmiege mein Gesicht in das Kopfkissen und weine. Weil ich eben weinen muss. Einsamer als der einsamste Mensch. Wenn ich meinen Freunden in der Schule von meinem Traum erzähle, sagen sie nur: „Ja, ja“. Weil sie eben „Ja, ja“ sagen, Sie verstehen mich nicht. Sie wollen mich nicht verstehen. Nur das Gute und Glückliche interessiert sie, dem Traurigen kehren sie den Rücken zu, verschließen sich vor der Wahrheit. Lachen, machen ihre Schulaufgaben und spielen. Machen einfach weiter, als wäre nichts passiert. Als würde das, was sie ignorieren, nicht existieren. Der Fluss in meinem Traum: Wie meine Probleme und Ängste. Ich kann mich ihnen nicht stellen. Ich bin zu schwach, viel zu schwach. Ich kann nicht mehr! Ich kann nicht mehr ignorieren. Kann nicht mehr warten. Allein? Nein, allein schaffe ich es nicht.

Doch ich bin nicht allein! Sie ist da, immer. Ich habe so oft vergessen, wie dankbar ich ihr dafür bin. Sie baut mir die Brücke, hilft mir bei schwierigen Entscheidungen und lehrt mich, auf mein Herz zu hören. Ich kann auf die andere Seite des Ufers. Neues kennenlernen und meinen Sorgen die Zunge rausstrecken. Sie tröstet mich, wenn ich traurig bin. Ist augenblicklich da, wenn es mir nicht so gut geht. Bringt mich zum Lachen, wenn ich weine. Sie geht mit mir durch dick und dünn. Ist witzig, verrückt auf ihre eigene Art und Weise und hat ihre eigene Moral. Sie ist meine Brücke und -ja, das weiß ich jetzt- deshalb ist sie meine beste Freundin.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Kristien Paschold (6c)

Morgen ist meine Zukunft. Übermorgen wird sie meine Vergangenheit sein. In Tokio ist meine Gegenwart zeitlich gesehen schon Vergangenheit, also Tokio meine Zukunft. New York dagegen ist meine Vergangenheit und wir seine Zukunft. Sollte man sich mehr um seine Zukunft oder seine Vergangenheit kümmern? Tokio oder New York? Die meisten Leute würden glaube ich Tokio sagen aber meine Vergangenheit ist doch auch wichtig oder? Ich finde die Zukunft wichtiger aber die Gegenwart ist für mich am Wichtigsten. Das heißt also Berlin, Paris, Barcelona und Rom. Und trotzdem ist meine Gegenwart in Hessen. Eigentlich seltsam.

Morgen ist nicht nur der nächste Tag, für mich ist Morgen das Symbol der Zukunft. Morgen kann spannend, geheimnisvoll, lustig oder traurig sein. Man weiß es nicht bis Morgen gestern war. Das heißt wiederum, dass es nur Vorgestern Morgen war. Niemals anders. Es ist immer so.

©2018 SchreibKunst-Blog/ (Jette) Linda Drewelies (6e)

"Marie, kommst du jetzt?", fragte meine Mutter mich genervt. Ich stand gerade vor meinem Spiegel und kämmte mir die Haare. Wir waren spät dran, aber das ist bei uns normal. Nur mein Vater ist immer schnell fertig. Wir fahren zu meiner Tante Larissa, die Erfinderin ist. Sie ist echt verrückt und ihre Erfindungen sind wirklich komisch. Doch ich mag sie sehr. Sie hat heute Geburtstag. Ich habe meine beste Freundin Leonie gefragt, ob sie
mitkommt. Sie hat geantwortet: "Ich muss leider mit meiner Familie in den Zoo." Dabei hat sie gestöhnt und die Augen verdreht.

Als wir bei meiner Tante ankamen, sangen wir eines dieser ätzenden Geburtstagslieder. Weil ich ziemlich Durst hatte und die Sonne knallte, wollte ich mir ein Getränk holen. Ich ging in Larissas Haus und guckte mich um. Überall standen Erfindungen von ihr. Manche waren riesengroß und manche waren so klein, dass man sie fast nicht sehen konnte. Auf dem Boden waren lauter Kabel. Auf einmal sah ich ein großes Etwas vor mir. Es war ungefähr so groß wie ich, und es kam grelles Licht raus. Ich fragte mich, was es kann. Doch ich ging vorbei und holte mir mein Lieblingsgetränk, Multivitaminsaft. Ich dachte gerade an meine kleine Schwester, die ganz bald kommen würde. Meine Mutter ist schwanger. Wir haben beschlossen, dass sie Emma heißen wird.

Auf einmal riss mich etwas aus dem Gedanken. Ich stolperte über ein dickes Kabel und flog direkt auf die Erfindung zu, die ich mir zuvor noch so genau angeguckt habe. In diesem Moment passierten so viele Dinge, dass ich es gar nicht beschreiben kann. Es war so wie in einer Zeitlupe. Mein Glas fiel mir aus der Hand und der Multivitaminsaft kippte auf die Erfindung. Gleich darauf folgte ein greller Blitz aus der Maschine, der mich so arg blendete, als ob 100 Scheinwerfer auf mich gerichtet wären. Als nächstes zersplitterte das Glas auf dem Boden. Dann fiel ich in das grelle Licht der Erfindung rein. Im nächsten Moment knallte ich auf den Boden auf. Es klang so, wie wenn man mit der flachen Hand auf einen Gymnastikball schlägt. Ich lag auf dem Boden mit geschlossenen Augen und rührte mich nicht. Ich spürte den Schmerz in meinem ganzen Körper. Ich spürte das Blut, das mir aus dem Finger tropfte, weil ich mich an einer Scherbe geschnitten hatte. Doch ich wurde von einem Babyschreien gestört.

Ich machte die Augen auf und erschrak mich so dermaßen, dass ich einen kleinen Schrei ausstieß.

...weiterlesen "Die Zeit und ich"