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Meine Damen und Herren!

Liebe LehrerInnen, liebe PreisträgerInnen und liebe auch irgendwie wichtige JurymitgliederInnen!

Dieser Beitrag, so klein er auch ist, soll euch zwischen den ernsten, interessanten und bestimmt auch sehr schönen anderen Texten nur ein Grinsen (oder vielleicht auch ein kleines Lächeln, je nachdem wie erwachsen und würdevoll ihr seid) auf euer Gesicht zaubern. Wenn der Leser besonders humorvoll ist, ist es vielleicht schon um ihn oder sie oder es (wir wollen ja kein Geschlecht benachteiligen) geschehen.

Die anderen Jurymitglieder denken sich jetzt: „Dieser Schreiberling nimmt sich aber viel heraus“ oder einfach „Nett“, wie gesagt, es ist eine Frage der Einstellung. Die Deutschlehrer unter euch denken sich noch dazu: „Rechtschreibfehler, Punktabzug, schreckliches Kind!“ (nichts gegen euch persönlich, es liegt einfach am Beruf). Aber ALLE, und wirklich ALLE sollten sich jetzt denken: „der Text ist wirklich toll, sogar fantastisch, aber was hat dieser Text mit dem Thema zu tun?“.

Keine Sorge, da komme ich ins Spiel: Ich möchte euch die Geschichte von Fantas Tisch erzählen. Nein, ich meine nicht die Dekoidee beim Depot, sondern das (bald) beliebte Märchen! Noch nie davon gehört? Naja, ist ja auch kein Wunder, das hier ist ja auch die Erstauflage. Aber da ich jetzt professionell Spannung aufgebaut habe (oder den ein oder anderen zu Tode gelangweilt habe - Leichentransport unter 069 65601152) kommt jetzt das Märchen:

Es war einmal, vor langer Zeit, weit, weit weg von der LuO, in einem grausamen Land Namens Darmstädter Hauptbahnhof, auch bekannt als „Terror der Pendler und unschuldigen Schüler“, oder nur „Ihr-Zug-hat-zwanzig-Minuten-Verspätungsland“ eine facettenreiche, fahrige, faire, familiäre, fantasievolle, freie und fleißige Flasche Fanta, mit dem feurigen Namen „Fürstin Fanta“. Fürstin Fanta stand feudal im Getränkeautomaten neben einem großen Laden mit der Aufschrift „Nanu-Nana“. Ihr bester Freund, eine leere Dose Sprite mit dem sprudelndem Namen „Sir Sprite“, hatte es da nicht so gut. Er stand beim Ditsch gegenüber auf der Theke und wurde tagein, tagaus mit kleinen, runden Metallteilchen mit Zahlen drauf beworfen. Fürstin Fanta fand ihn sehr bemitleidenswert. Aber Fürstin Fanta verwendete auch viel Zeit darauf sich selbst zu bemitleiden. Ihr großer Traum war es nämlich, auf dem unerreichbaren Kaffeetisch neben dem Getränkeautomaten zu stehen. Dort würden sie alle Flaschen aus der verfeindeten Sippe der Bio-Limonaden sehen können und sie würden sie brennend beneiden. Meistens war es aber andersrum, denn die Nachfrage nach Bio-Limonade war in letzter Zeit rasant gestiegen. Die Wandelnden die vorbeikamen um sich etwas zu trinken zu holen, schauten immer sehnsüchtig auf sie, entschieden sich aber immer für die Bio-Limonade oder ein Wasser. Warum, wusste Fürstin Fanta nicht.

Lange Zeit tat sich also nichts zur Sache und Fürstin Fanta wurde von Tag zu Tag flauer und farbloser. Ihr einst so fabrikneues orangenes Etikett löste sich langsam ab und sogar ihr feuriges Temperament, auf das sie so stolz gewesen war, drohte zu erlöschen. Es stand also wirklich schlimm um unsere faszinierende Freundin. Noch nicht mal der sonst so sprudelige Sir Sprite konnte sie trösten, denn sein Inhalt war ausgeschüttet worden.
Doch eines Tages veränderte sich die vertraute Umgebung des Hauptbahnhofs. Die Wandelnden, die sich sonst immer hektisch an ihr vorbeibewegten, wurden weniger und stattdessen kamen viele andere Gestalten, die Fürstin Fanta prompt „Die Blauen“ nannte, denn sie alle waren fast überall mit blauem Zeugs bedeckt. Die Blauen machten sich gegenüber vom Ditsch zu schaffen, wo sie begannen die anderen Automaten zu öffnen und alle Fanta Flaschen herauszunehmen und durch Bio-Limonaden zu ersetzten. Ihr Ziel, auf dem sonnenbeschienenen Tisch zu stehen, rückte in weite Ferne. Die Sippe der Bio-Limonaden hatte gewonnen. Noch während sie die Blauen beobachtete, rief eine Stimme etwas in der Sprache der Wandelnden und alle hörten auf zu arbeiten und versammelten sich in kleinen Grüppchen. Ein solches Grüppchen kam auf sie zu. Hoffnung breitete sich in ihr aus, als einer der Blauen sie freundlich ansah. Aber sie verflog gleich wieder, als Fürstin Fanta merkte, dass er gar nicht sie, sondern die Bio-Limonade mit Lavendel-Wasabi-Thymian Geschmack neben ihr ansah. Der Blaue begann langsam den Automaten zu öffnen und Fürstin Fantas Deckel rutschte ihr ins Etikett. Niemals würde sie auf dem Tisch stehen, niemals von der Sonne beschienen werden. Alles war vorbei. Vorsichtig nahm der Blaue sie heraus. Jetzt würde sie für immer in einer dunklen Kiste liegen. Sehnsüchtig schaute sie ein letztes Mal zum wunderbaren Tisch rüber. Doch plötzlich merkte Fürstin Fanta, dass der Mann sie abstellte. Und zwar auf den Tisch. Fürstin Fanta stand da und war wie vom Etikett gehauen. Was war grad passiert? Offensichtlich hatte der Mann etwas mit ihr vor, sonst hätte er sie nicht auf dem Tisch abgestellt. Der Tisch…. Sie stand auf dem Tisch! Endlich stand sie auf dem wunderbaren, sonnenbeschienenen Tisch! Auf ihrem Traumtisch. Der Blaue räumte die anderen Fanta Flaschen in die Kiste. Als er fertig war, kam er zu ihr rüber, trank sie aus und stellte sie zurück auf den Tisch. Die Ehre, in einem Zug ausgetrunken zu werden, erfreute sie fast noch mehr als dass sie wieder auf dem Tisch stand. Glücklich schaute sie zu Sir Sprite rüber, der ihr sibyllinisch zurücklächelte. Er freute sich für seine Freundin, obwohl er nicht verstehen konnte, was sie an dem Tisch so toll fand. Aber das musste er ja nicht verstehen. Es war schließlich Fantas Tisch.

Das war das Märchen. Hat es euch gefallen? Sehr gut. Mir nämlich auch. Aber ich muss jetzt aufhören zu schreiben, weil ich Hausaufgaben machen muss (ein paar Lehrerpunkte einsammeln). Eine schöne Zeit, und ein schönes Wochenende euch allen! Adieu!

Ein sagenumwobener Schreiberling

©2019 SchreibKunst-Blog/ Paulina Dauth (8b)

Warum muss mich Theo immer zu diesem blöden Zauberer mitnehmen?

Wäre da nicht diese eingebildete Katze, wäre es vielleicht ganz amüsant, aber nein –die Katze Odina muss mich immer aufziehen wegen jeder Kleinigkeit.

Am schlimmsten ist es, wenn sie Theo auslacht, wenn er einen Fehler macht, denn er will Zauberer werden wie Persky. Also, wenn Odina Theo auslacht, werde ich wütend – nein, turbomegaextremwütend und dann renne ich auf Odina zu und will ihr in den Schwanz beißen und sie hat nichts besseres zu tun als Persky zu sagen „Der Köter ärgert mich“ , und er sagt wie immer zu Leo, dass er mir sagen soll, dass ich leise sein soll.

Mann, wenn ich nur diese Goudageplauderkekse finden würde, die Persky Odina gegeben hat, damit sie mit ihm spricht. Wenn ich sie auch essen würde, könnte ich erzählen, was Odina Theo antut. Na gut, das war genug Vorgeschichte. Oh halt, ich habe vergessen zu sagen, wie ich heiße: Ich heiße Mat. Also, jetzt kann es losgehen:

An einem dieser Tage hatte ich keine Lust mehr auf Odina und bin in einen Schrank geklettert. Der Schrank war reich verziert und von innen war er mit weichem Samt bezogen. Wie ich später erfahren würde war dies nicht irgendein Schrank, sondern ein Zauberschrank. Das Problem war, dass Odina wusste, wie der Schrank funktioniert. Ich wusste es nicht.

Auf alle Fälle war ich plötzlich weg.

Was mich außerdem wunderte war, dass ich plötzlich ein Bordercollie war.

Ich lag auf dem Boden, um über den Schock hinwegzukommen, als plötzlich ein Mädchen kam und „Flanke“ rief. Ich schaute mich um, um zu schauen, wo Flanke ist – vielleicht ein netter Hund, der mir alles erklärt? Aber zu meinem Entsetzen schaute sie mich nun an und sagte wieder: „Flanke, komm endlich, Bewegung tut gut!“

Also richtete ich mich mühsam auf und trottete dem Mädchen hinterher. Als wir am Esszimmer vorbeikamen, sagte eine Frau zu dem Mädchen: „Gute Idee, Mia, geh´ mit Flanke spazieren und schau´ dich ein bisschen um in Potthaven.“ Also, ich fasse noch mal zusammen (für die, die den Text nur überflogen haben und mein Schicksal dann doch interessant finden):

1. Ich wurde wegen dieser blöden Katze durch einen Zauberschrank irgendwo hingebracht.

2. Ich stecke in einem Bordercollliekörper fest und werde mit dem Namen Flanke gerufen.

3. Diese Mia scheint auch nicht freiwillig hier zu sein, was bedeutet, dass ich eine Seelenverwandte habe.

Wir gingen nun zu einem kleinen Strand. Plötzlich setzte sich Mia in den Sand und fing an zu erzählen. „ Ach Flanke, wie gerne würde ich jetzt mit meinen Freundinnen einkaufen gehen oder im Kino sitzen. Aber nein, Opa ist verschwunden und wir müssen unbedingt in diesem Kaff Oma unterstützen.“ Auf einmal fing sie an zu schluchzen. Tröstend legte ich meinen Kopf auf ihre Beine. Sie dankte mir leise.

So saßen wir eine Weile einfach nur da und schwiegen. Sie ging ihren Gedanken nach und ich meinen. Meine Gedanken widmete ich Theo. Würde ich je wieder zurückkommen? Oder werde ich für immer hier feststecken? Ich wusste es nicht.

Mit einem Ruck stand Mia auf und sagte: „ Flanke, wir müssen zurück, es ist schon spät!" Auf dem Weg zurück trafen wir auf einen Jungen mit einem Hund.

Der fremde Hund und ich spielten ausgelassen miteinander. Wie sich später herausstellte, hieß der Junge Peter. Als wir ankamen, saßen Mias Oma und Mias Mutter im Gastraum des Pubs und bliesen Trübsal.

Am nächsten Tag passierte etwas Aufregendes. Also, Mia ging wieder mit mir an den Strand und wir spielten Stöckchen. Als sie den Stock etwas weiter warf, roch ich plötzlich Krebse! Ich musste sofort dorthin! Als ich losrannte, versuchte Mia verzweifelt, nach mir zu greifen, aber nichts konnte mich stoppen. Mein guter Geruchssinn führte mich auf ein Boot. Da ich von den Krebskörben nicht abzubringen war, blieb Mia nichts Anderes übrig, als mir nachzusteigen.

An Bord entdeckte sie etwas Funkelndes. Das Funkeln kam aus einer Kiste. Neugierig schaute sie hinein und fand ein Tagebuch. Naja, da ich nicht lesen kann, bin ich rüber zu Mia gelaufen in der Hoffnung sie liest mir vor. Leider war sie so vertieft, dass sie mich nicht bemerkte. Schade, eigentlich.

Die nächsten Tage fasse ich nur kurz zusammen, weil ich ja keinen Roman erzählen will.

Mia schrieb an DeeDee, die Tagebuchbesitzerin, dass es ihr leid tut, dass sie etwas vom Tagebuch gelesen hat und dass sie denkt, sie könnten gute Freunde werden. Auf jeden Fall wollten sie sich treffen. Am Tag des Treffens gab es dort wo DeeDee wohnte ein Unwetter, so dass DeeDees Vater sie nicht mitnehmen wollte. Bei uns war das Wetter aber tipp topp. Am Strand traf Mia Peter, sie erzählte ihm alles und er schlug vor, DeeDee abzuholen, worauf sie mit dem Boot ein Stück hinausfuhren. Doch Mias Mutter pfiff sie zurück. Peter versprach Mia, das Boot zurückzufahren.

Am Tag darauf saß eine fremde Familie am Tisch bei Mia. Einem Mädchen in Mias Alter rollte eine Träne die Wange herunter, denn ihr Bruder war verschwunden.

Die Familie wollte einen Zettel mit dem Foto des Jungen im Fenster aufhängen. Mia wollte das übernehmen. Als sie das Foto sah, wurde sie kreidebleich, denn auf dem Foto war niemand Geringeres als Peter.

Er musste rausgefahren sein, trotz seines Versprechens. Ich wollte Mia unbedingt helfen, doch dann wurde mir plötzlich ganz übel und dann wurde mir auch noch schwarz vor Augen.

Ich streckte mich. Mein Körper fühlte sich wie eingerostet an. Plötzlich wurde mir auf einmal wieder klar, was geschehen war. Ich machte mir große Sorgen um Leo. Er hatte mich bestimmt schrecklich vermisst. Mit einem Satz sprang ich aus dem Schrank und schaute mich panisch um. Doch sofort fiel mir auf, dass alles genauso wie vorher war und ich anscheinend nur durch den Raum, aber keineswegs durch die Zeit gereist bin. Schlagartig wurde mir klar, wie sehr ich Theo vermisst habe. Ich sprang auf ihn zu und schlabberte sein ganzes Gesicht ab.

Ich war und bin heute immer noch der glücklichste Hund der ganzen Welt.

©2018 SchreibKunst-Blog/ (Liz) Clara Drewelies (8f)

Ich blickte in das blaue Auge des großen Persky, das durch den Türspalt lugte. Ein schmaler Lichtstrahl kam durch die Öffnung ins Innere sonst war alles dunkel. Fest klammerte ich mich an mein Buch. Persky grinste breit wobei die Falten um seine Augen spielten: "Bereit?", fragte er. Nein!, wollte ich schreien. Ich wollte hinausrennen in Sicherheit, doch ich nickte und kämpfte gegen meine immer größer werdende Panik an. Mit einem Knarren schloss der Zauberer die Tür. Ich atmete tief durch, doch es half nichts. Was, wenn ich mitten in einem Kampf landen würde? Es wirbelten noch so viele andere Fragen durch meinen Kopf, doch ich hatte nicht viel Zeit zum Nachdenken. Entfernt hörte ich das dreimalige Klopfen. Es hallte in meinen Ohren nach wie ein Echo. Ich spielte noch mit dem Gedanken aus dem Schrank zu klettern, doch da wurde ich schon in einem Strudel aus Licht verschluckt. Ich strampelte ängstlich bis ich bemerkte, dass ich schwebte. Ich schwebte! Es fühlte sich komisch an, aber dennoch war es nach all dem Stress der letzten Tage ein befreiendes Gefühl. Ich war frei und flog mit dem hellen Schein. Als ich ihn streifte stoben die bunten Lichtpartikel auseinander. Plötzlich wurde mir klar, dass ich teil des Lichtes war. Nicht ich bewegte mich im Licht, sondern das Licht bewegte sich um mich. Langsam veränderte es sich und kitzelte meine Nase. Ich lachte und drehte mich. So ausgelassen hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Weit entfernt sah ich etwas. Zuerst konnte ich es nicht genau erkennen, doch dann schimmerte mir ein grünes Licht entgegen. Einerseits war ich traurig, als mir klar wurde, dass meine Reise schon zu Ende war, aber da war noch ein anderes neues Gefühl. Die Aufregung, die mir unter der Haut kribbelte. Das musste der Wald sein. Der Ort zu dem ich schon, seit ich denken konnte, wollte. Schnell, so schnell wie Lichtgeschwindigkeit rast ich darauf zu. Einige Sekunden später krachte ich in Gestrüpp und verlor den Halt. Meine Aufregung verwandelte sich in Entsetzen, als ich feststellte, dass ich stürzte. Ich blinzelte, versuchte verzweifelt, mich irgendwo festzuhalten. Kräftige Zähne packten mich und hievten mich hoch. Panisch strampelte ich mit den Beinen, bis ich festen Halt hatte. Ich bohrte die Krallen in die Rinde des Baumstammes und drehte mich um. An den Baumstamm geklammert blickte ich zu meiner Retterin auf. Ich sah in die erleichterten blauen Augen einer schmalen graugetigerten Kätzin. Überrascht merkte ich, dass ich sie sofort erkannte. Ich wusste wer sie war und es kam mir so vor, als würde ich sie schon lange kennen. An Dinge, die im Buch nicht geschrieben standen und Ereignisse, von denen nie die Rede war, erinnerte ich mich. "Danke Rußpfote!", hauchte ich instinktiv. "Pass nächstes Mal einfach besser auf", sagte Rußpfote sanft. Ihre Augen blitzten und sie fügte schnippisch hinzu, "Nochmal kann ich dein Gewicht nicht halten!" Ich wusste was nun passieren würde, ich hatte diese Stelle hundertmal gelesen. Gleich würde Rußpfote auf den nächsten Ast unter uns springen. Sie spannte die Muskeln sprungbereit an. Stopp!, wollte ich rufen, aber mein Mund gehorchte mir nicht. Ich konnte nur wie versteinert dastehen. Ehe ich es verhindern konnte sprang die Kätzin geschmeidig durch die Luft. Es war genauso, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Ich konnte ihren Sprung wie in Zeitlupe sehen, sah ihre zusammen gekniffenen Augen und ihre gespannte Haltung, den gestreckten Schwanz und die ausgestreckten Pfoten. Ihre Vorderpfoten kamen auf, der Ast schwankte kurz unter ihrem Gewicht. Ich wollte die Augen zukneifen und sie nie wieder aufmachen, doch sogar dazu war ich nicht in der Lage. Ich hörte ein Knacken als der Ast brach und sah, wie sie mit einem angstvollen Aufschrei in die Tiefe stürzte. Ihre Augen huschten zu meinen. Sie schienen mich anzuflehen ihr zu helfen, aber wenn ich sie hielt würde die ganze Geschichte durcheinander geraten. "Verzeih mir", wisperte ich. Ein Schmerz so groß, dass ich dachte ich müsste von ihm erdrückt werden durchschoss mich, als ich den dumpfen Aufprall und das Knacken ihres Knochens, gefolgt von einem verzweifelten Schrei von Farnpelz hörte. Ich war schuld, dass Rußpfote gestürzt war. Ich muss weg! Nur dieser Gedanke erfüllte meinen Kopf und machte sich breit, bis ich an nichts anderes mehr dachte. Ich zitterte, ich wollte schreien, ich wollte einfach nur noch fort und ich wollte ... ich wollte Rußpfote nicht ansehen müssen. Ihr verdrehtes Bein könnte ich nicht sehen, ihre Klagelaute könnte ich nicht hören und zuzusehen wie es sie quälte würde ich nicht aushalten können. "Bitte!", krächzte ich mit tonloser Stimme. Kraftlos probierte ich es noch einmal, schloss diesmal dabei die Augen. "Bitte lasst mich an einen glücklicheren Ort."

Enttäuscht schnaufte ich auf. Es hatte nicht funktioniert. Ich öffnete die Augen wieder. "He Mauspfote, zapple nicht so wie ein Fisch an Land! Es gibt andere, die noch schlafen wollen!" "Tut ...tut mir leid", murmelte ich verwirrt und rappelte mich auf. Ich lag im Schülerbau inmitten der irgendwie vertrauten Körper meiner Baugefährten. Aber wie konnte das sein? Der große Persky hatte nie erwähnt, dass man seine Buchreisen kontrollieren kann. "Mauspfote?", hörte ich eine Stimme. Spinnenbein, dachte ich, verwundert über die Tatsache, dass ich die Stimme meines Mentors erkannte, obwohl ich sie noch nie vorher gehört hatte.

"Haselpfote", vernahm ich nun eine andere Stimme. Borkenpelz. Ich blickte in das Nest zu meiner Linken. Die schlanke Gestalt meiner Schwester regte sich nicht. Plötzlich wurde mein Herz leicht, als ich auf sie hinabblickte. Stolz und Zuneigung durchströmten mich. Fühlt es sich so an, eine kleine Schwester zu haben? Wieder erklangen die Stimmen und Ich stupste sie sacht mit der Schnauze in die Seite. ,,Aufstehen", flüsterte ich ihr ins Ohr. Ein Schnurren stieg in meiner Kehle auf, als sie knurrend nach meiner Schnauze schlug und maulte. "Gerade wollte ich diese schöne fette Maus fangen. Musstest du mich unbedingt jetzt wecken?" "Ja, musste ich du verschlafene FelIkugel", entgegnete ich und wich einer weiteren wirbelnden Pfote aus. "Das wirst du mir büßen", miaute Haselpfote und rappelte sich mit kleinen Moosfetzen im Pelz auf. Schnell huschte ich durch die übrigen Nester zum Ausgang. Hinter mir spürte ich den warmen Atem meiner Wurfgefährtin. Ich zwängte mich durch das Dickicht hinaus in die kühle Morgenluft.

Helles Licht blendete mich und der Wind streifte mein Fell. Bevor ich richtig mitbekam was passierte, spürte ich ein schweres Gewicht auf mir. Ich rollte mich zur Seite und sah Haselpfotes beiges Fell und ihre grünen Augen. Alles wirbelte um mich herum. Licht sammelte sich um mich. Ein Strom zog mich mit, doch ich wehrte mich, versuchte dagegen anzukommen. Ich wollte noch nicht zurück, gerade jetzt, wo ich dabei war, den Alltag einer DonnerClan-Katze zu erleben. Doch trotz meiner Gegenwehr klammerte sich etwas an meinen Schwanz, zerrte unbarmherzig an meinem Fell und riss mir die Pfoten unter dem Körper weg. Ich wollte schon aufgeben und mich dem Licht beugen, da bemerkte ich, dass das Licht nachließ und Dunkelheit umgab meinen Körper. Sie kroch meinen Nacken hinauf und sträubte mein Fell. Für einen Moment spürte ich nichts außer meiner Erschöpfung und dem erdrückenden Gefühl, das auf meiner Brust lag. Langsam sah ich wieder klarer und hörte den entsetzten Aufschrei, als Haselpfote mit einem Ruck von mir heruntergerissen wurde und sich eine andere Gestalt über mich beugte, eine getupfte weiche Kätzin, die stark nach süßen Kräutern roch.

Als ich ihre Stimme hörte, war ich mir sicher. Das war Blattsee, Eichhornschweifs Schwester, Feuersterns Tochter, Löwenpfotes, Häherpfotes und Distelpfotes Mutter, die Heilerin des DonnerClans. Behutsam schnüffelte sie an meinem Pelz und tastete meine bebende Flanke ab. " Na, da ist wohl einer noch nicht ganz wach!", miaute sie und ich hätte schwören können, das in ihrem Mauzen die Spur eines Schnurrens lag. " Keine Sorge, das wird schon wieder. Du hast nur eine leichte Prellung an der Schulter und bist auf den Kopf gefallen." "Tut mir echt leid.", Haselpfote drängte sich neben Blattsee, " Tut es sehr weh?" " Nein, ist halb so wild", ich rappelte mich vorsichtig auf die Vorderpfoten." Ja, wahrscheinlich ist nichts, aber ... ", die Heilerin hielt kurz inne und blickte nachdenklich. Was überlegte sie noch? Mit mir war schon alles in Ordnung, ich wollte unbedingt jagen, bevor dieser komische Lichtstrudel wieder kam und mich mitreißen wollte, weg aus dem Territorien der Clans. "Aber du solltest bei mir im Lager bleiben, damit ich dich behandeln kann, falls du Kopfschmerzen bekommst oder dir schwindelig wird. In so einem Zustand kannst du unmöglich zu deiner Jagdprüfung losziehen." Bei diesen Sätzen spürte ich fast, wie sich ein Riesenkloß in meinem Hals bildete, aus zweierlei Gründen. Ich musste raus gehen und den Wald kennenlernen, oder sollte ich hier bis zu meiner Heimkehr im Lager festsitzen. Aber Jagdprüfung? Wie um alles in der Welt sollte ich die für Mauspfote bestehen?"

Egal ich schaff das schon, ich hab die Prüfung ja bereits bestanden", zu spät merkte ich das ich das laut ausgesprochen hatte. Blattsee sah mir eindringlich in die Augen. "Alles in Ordnung?", fragte sie." Klar, alles in Ordnung!", schnell rappelte ich mich auf. Leider zu schnell. Ich taumelte und wäre fast wieder hingefallen, doch ich hielt mich aufrecht und streckte meinen Schwanz, um mich aus zu balancieren. " Ich schaff die Prüfung schon. Um mich müsst ihr euch keine Sorgen machen.", sagte ich und versuchte dabei mich gesund und kräftig anzuhören. Blattsee musterte mich zwar skeptisch, zeigte aber mit einem Zucken ihres Schwanzes ihr Einverständnis.

Daraufhin entfernte sie sich in Richtung Kinderstube. Erleichtert drehte ich mich um. Ohne ein Wort drehte Spinnenbein sich um und lief aus dem Dornentunnel, gefolgt von Borkenpelz und Brombeerkralle. Mich wunderte es, das Spinnenbein führte und nicht etwa der zweite Anführer oder der ältere Krieger. Da die beiden aber redeten und sich nicht darum kümmerten, folgte ich ihnen einfach. Seite an Seite mit Haselpfote und Beerenpfote. Die Jagdprüfung verging wie ein Traum. Stolz tappte ich mit einem Eichhörnchen, und zwei Spitzmäusen im Maul hinter meinem Bruder durch den Dornenwall, der das Lager schützend umschloss. Beerenpfote hatte einen Hasen erwischt und eine Wühlmaus, während meine Schwester mit einer Elster und ebenfalls einer Wühlmaus folgte. Als ich meine Beute neben die der anderen auf den Frischbeutehaufen legte, kam Minka mit eilendem Schritt auf uns zugestürmt. "Mauspfote", zeterte sie, "Lass dich putzen. Du siehst ja aus als wärst du durch einen Dornenbusch gerannt. Möchtest du bei deiner Kriegerzeremonie aussehen wie ein ungepflegter Streuner?" Ich spürte wie sie um mich strich und ihre raue Zunge über mein Ohr fuhr. Auf einmal empfand ich tiefe Zuneigung zu der Kätzin, die ja irgendwie meine Mutter war. Trotzdem zuckte ich schnurrend zurück, "Ich bin kein Junges mehr, ich kann mich also gut allein putzen." "Genau, das sollte man eigentlich meinen, man sieht es nur nicht.", erwiderte Minka schroff, ließ aber von mir ab. Stattdessen strich sie um Beerenpfote und Haselpfote. Feuriger Stolz glühte in ihren Augen, als sie uns drei anblickte. Haselpfote hüpfte vor Aufregung von einem Bein auf das andere, während mein Bruder mit hochgerecktem Kinn und glänzendem Fell, er sah schon wie ein Krieger aus. Sofort stellte ich mich etwas gerader.

Mich überkam das komische Gefühl, mit ihnen Mithalten zu müssen. Als wir Feuersterns beruhigende Stimme hörten, tappte ich automatisch neben meine Geschwister. Vorsichtig stieß Minka uns nach vorne. "Ihr werdet die besten Krieger des Clans sein.", flüsterte sie noch und strich mit der Zunge abermals über Haselpfotes Ohr. Haselpfote duckte sich daraufhin fauchend weg. Ein Schnurren stieg mir in der Kehle auf, als wir durch den Gang liefen, der unser Clan für uns gebildet hatte. Mein Clan! Ich schwor mir ihn zu schützen. Als wir in der Mitte der Lichtung standen, spürte ich alle Blicke auf meinem Pelz.

Ich schluckte schwer und blickte zu Feuerstern auf, der vom Hochstein auf uns hinunterblickte. Elegant sprang er von ihm und landete sacht auf dem Boden."Mauspfote, tritt vor!" Er suchte mit den Augen auf der Lichtung umher. "Spinnenbein, bist du überzeugt, dass dein Schüler Mauspfote dazu bereit ist ein Krieger zu werden?" Spinnenbein legte den Kopf schief. "Ja, das ist er", antwortete er ohne zu zögern. "Ich, Feuerstern, Anführer des DonnerClans, rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie auf diesen Schüler hinabzublicken.

Er hat hart trainiert um euer edles Gesetz befolgen zu können, und ich empfehle ihn euch als Krieger." Der Anführer hielt kurz inne und blickte mich an. Dann sprach er weiter: "Mauspfote, versprichst du, dass Gesetz der Krieger einzuhalten und den Clan zu beschützen und verteidigen, selbst wenn es dein Leben kostet?" "Ja, ich verspreche es." Ich wusste nicht, warum es mir so leicht über die Lippen kam, aber nun hatte ich es einfach gesagt. Ich hörte weiter gespannt zu. Feuerstern kam einen Schritt auf mich zu.

"Dann gebe ich dir, mit der Kraft des SternenClans, deinen Kriegernamen. Mauspfote von diesem Augenblick an wirst du Mausbart heißen. Der SternenClan ehrt deine Treue und dein Jagdgeschick und wir heißen dich als vollwertigen Krieger im DonnerClan willkommen." Ich trat einen Schritt vor und spürte die leichte Berührung seiner Schnauze auf meinem Kopf. Ehrerbietig leckte ich ihm die Schulter. "Mausbart, Mausbart, Mausbart!", hörte ich meine Clangefährten rufen.

Doch es klang weit entfernt. Das bekannte Kribbeln setzte ein, als ein Lichtstrom um mich wuchs, aber diesmal hatte ich keine Angst und wehrte mich auch nicht, sondern ließ mich mitnehmen. Mit einem lauten Knall landete ich in dem stinkenden Schrank. Ich stieß mir den Kopf an, überwand den Schmerz aber sofort. Um mich herum war nur Dunkelheit. Ich kniete mich auf den harten Holzboden und tastete die Wand nach der Tür ab.

Erinnerungen strömten auf mich ein. Die Zeit bei den Clans würde ich nie vergessen. Ich hatte die Trauer und die Freude gespürt, die uns alle verband und ich vermisste es jetzt schon, durch den Wald zu sausen, mit meinen Freunden zu jagen und neben Haselpfote aufzuwachen. Ich schwor mir, das ich eines Tages zurückkommen würde, wie lange ich darauf warten musste, wusste ich zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht, aber das ist eine andere Geschichte.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Lea Wallrabenstein (8d)