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Diebisch' Elster
hat mir glänzend Glück gestohlen,
welches – zugegebenermaßen –
ich, nicht gänzlich unverhohlen,
gebrütet.

Habe daran getüftelt, es behütet.
Doch es war des Vogels Freiheit geschuldet,
welche undankbar keinen Aufschub duldet.

Oh, unmenschliche Tück'!
Gedrängt gehen wir auf vorgepflasterten Straßen;
und es geht auf wie die Sonn',
ab wie ein reißender Bach.
Gleichwohl geht es nie zurück.

Oh, du diebische Elster,
dreh der Zeit entgegen!
Kannst du mir mein kleines Glück
nicht doch noch wiedergeben?

©2018 SchreibKunst-Blog/ Clara Witt (?)

Mein Name ist Mary Read und morgen schon werde ich enttarnt. Mein Geheimnis wird entdeckt und ich werde ausgestoßen und bestraft. Morgen schon - nicht unbedingt dieses Morgen, sondern ein Morgen: Wenn nicht morgen, dann übermorgen oder überübermorgen. Was machen schon ein paar Tage?

Genauso gut könnte ich weglaufen. Ganz weit weg, irgendwo hin, wo mich niemand kennt. Ich könnte mir ein neues Leben aufbauen und mein altes vergessen. So, wie es mich schon morgen vergessen würde. Ich könnte einen kleinen Laden aufmachen. Nichts Großes, nur gut genug, um über die Runden zu kommen und friedlich zu leben. Ich würde eine gute Partie finden und eine Familie gründen. Es wäre nicht das Leben meiner Träume, aber sicher und angenehm. Aber so etwas war noch nie etwas für mich:

Als mein Halbbruder starb, kleidete mich meine Mutter wie ihn, damit wir weiterhin finanziell von meinen Großeltern unterstützt werden. Ich fühlte mich unwohl. Eine Frau in Männerkleidern? Was würde passieren, wenn die Leute das herausbekommen? Würde ich aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden? Verbannt? Oder Schlimmeres?

Ich beschloss, nicht daran zu denken, sondern mich darum zu kümmern, dass es nie so weit kommen würde. Ich musste mich besser anpassen, weniger auffallen, ähnlicher sein. Sooft ich nur konnte, studierte ich die Männer. Wie sie reden, laufen und essen. Mit der Zeit wurde ich immer besser darin, sie nachzuahmen und schon bald begann ich, mich in Männerkleidern wohler zu fühlen als in denen einer Frau. Ich durfte trinken, fluchen und kämpfen wie es mir beliebte. Ich durfte alles machen, was ich als Frau nie hätte machen dürften. Es fühlte sich an, als ob mir die Welt zu Füßen läge. Ich weiß, dass das nicht stimmt. Für Außenstehende war ich nur ein junger Mann, der gut mit einem Degen umgehen kann, aber für mich war ich König(in) meines eigenen Lebens.

Schon bald wurde mir die Tätigkeit als Laufbursche langweilig. Ich wollte in die Ferne, aufregende Abenteuer erleben und große Kämpfe kämpfen. Die Sorte heroischer Kämpfe, die Generationen später zu Geschichten und irgendwann zu Sagen und Legenden werden. Und als Mann durfte ich all das auch. Also blieb ich im Männerkostüm und meldete mich beim Heer von Flandern. Schnell stieg ich auf, ich wurde für meine Tapferkeit und Degenführung bewundert, doch ich wusste, dass ich auch genauso schnell und tief abstürzen könnte, jederzeit.

Dort traf ich Max, Max Studevend. Wir verliebten uns ineinander und er drängte mich dazu, ihn zu heiraten und aus dem Herr auszusteigen, solange ich es noch konnte. Wir gründeten ein eigenes kleines Gasthaus, das „Die drei Hufeisen“ (De Drie Hoefijzers). Ich trug nach vielen Jahren wieder Röcke und Kleider. Ich wusste nicht mehr, wie sich das Tragen eines Kleides und das Verhalten einer Frau anfühlt, zu lange hatte ich es verdrängt. Eine Zeit lang lebten wir ruhig und sicher und zusammen.

Doch als er dann starb, veränderte sich alles: Der damals so laute und belebte Gasthof, in dem gelacht, gewettet, geflucht und getrunken wurde, war tot, ermordet von der Stille und Taubheit, die mich überall hin verfolgten und denen ich, egal was ich tat und wie sehr ich mir wünschte, sie würden verschwinden, nicht entrinnen konnte. Sie wurden zu ständigen Begleitern meines Lebens: Sie verdarben jedes Essen und vertrieben jede Kundschaft und Freunde.

Ach, wenn er doch da wäre, er könnte mir sagen, ob ich das Schiff betreten soll, oder nicht. Ob ich mich wieder hinauf aufs Meer hinaus wagen soll, oder nicht. Ob ich es nochmal mit dem Glück versuchen soll, oder nicht. Und der Liebe. Aber das ist er nicht. Da bin nur ich. Allein.

Ja, ich war glücklich. Aber nicht wegen des Gasthauses, sondern seinetwegen. Aber er wird nicht wiederkommen, nie wieder. Dafür aber ich, das alte ich, das flucht und kämpft und trinkt und kein Blatt vor den Mund nimmt. Das nichts hören will von Stricken und am Kamin sitzen. Es will nach draußen, in die echte Welt, in die Gefahr, aufs Meer.

„Name?“, fragt der Junge und ruft mich so aus meinen Gedanken, zurück in die Realität. Er wirkt nervös und sehr darauf erpicht, alles richtig zu machen. Er ist viel zu jung, um auf dem Schiff mitzufahren, höchstens 14 oder 15. Als ich nicht sofort antworte, blickt er von seiner Liste auf. Seine Augen sind gerötet von der Seeluft und schwer von Müdigkeit und doch sehe ich da ein schwaches Funkeln. Vorfreude? Hoffnung? Er hofft wohl auch auf einen Neuanfang. Ich muss lächeln. „Milan Read“. Er tritt zur Seite, um mich durchzulassen. Ich zögere.

Wenn ich jetzt das Schiff betrete, gibt es kein zurück. Und wenn dann irgendwie herauskommt, dass ich gar kein Mann, sondern eine verkleidete Frau bin, die sich angemaßt hat, auf der Albatros mitzufahren, … Gott weiß, was dann mit mir geschieht.

Und doch betrete ich das Schiff.

Ich weiß nicht, wieso, vielleicht ist es die Sehnsucht nach dem Abenteuer. Oder dem Meer. Oder schlicht dem, was ich als Frau nie haben könnte. Ich weiß nur, dass ich meine Entscheidung sicher bereuen werde, wenn meine wahre Identität aufgedeckt wird. Aber das, das ist ja erst Morgen.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Carla Trapp (9d)

Wenn Ihr schon hier sitzt, dann hört Euch doch noch diese Story an.
Sie beginnt im Gestern, in der Vergangenheit irgendwann.
Es geht um ein Mädchen, sie war munter und sozial,
hatte Spaß am Leben und hatte echt Potenzial.
Auf jeden Fall was den Sport angeht,
denn das war alles für sie, was zählt.

Doch dann hat das Schicksal ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Echt mies! Es hat sie regelrecht ausgelacht.
Einfach so wurde ihr das Leben... okay zumindest das wofür sie lebt, genommen
und seit diesem Moment hat sie versucht ihrem Leid zu entkommen.
Ihre Träume vom frei und erfolgreich sein, zerplatzten wie Seifenblasen
und zersprangen in klitzekleine Scherben wie die von kaputten Vasen.

Das war ihr alles viel zu viel und sie glaubte sie packt das nicht,
sie war verzweifelt und suchte das Ende vom Tunnel – das mit dem Licht.
Sie konnte es nicht finden, sie wusste nicht weiter
und immer wieder fragte sie sich: „Was ist wenn ich scheiter'?“
Im Gestern zu leben, war echt richtig daneben
und so oft dachte sie daran aufzugeben.

Und ja liebe Leute,
dann stand sie im Heute.
Sie wollte leben, im jetzt und now,
aber ihr Leben meinte nur so: „Mau mau!“
Sie war sich sicher, es spielte nicht mit fairen Karten,
aber ihr blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten.

Mit der Zeit wurde sie ungeduldig und fing an die Nerven zu verlieren.
Sie verstand nicht, warum nur musste ihr all das passieren?
Man versuchte sie aufzubauen, nach vorne blicken hieß es immer.
Trotz all der Versuche wurde vieles noch schlimmer.
Die anderen meinten, das wird schon wieder
und sangen ständig diese morgen-wird-alles-besser-Lieder.

Doch woher wollten sie das denn wissen?
Vielleicht ist Morgen auch nur beschissen.
Ja, das war jetzt nicht die feinste Ausdrucksweise,
aber ich schätze das beschreibt die Situation ansatzweise.
Das weiß ich nicht bloß, weil ich von der Story berichte,
nein, das weiß ich, weil ich das Mädchen bin von der Geschichte.

Und wie gesagt, ich hatte nicht die beste Zeit,
doch mittlerweile habe ich mich vom Schmerz und Leid befreit.
Ich gebe zu, das war alle andere als leicht,
aber hey, ich hab's geschafft, ich hab' das Morgen erreicht.
Und es stimmt, dass das Morgen dich in die richtige Richtung lenkt.
Ja, das Morgen steht auf ein Happy End!

©2018 SchreibKunst-Blog/ Elis Klein Spindola (Q2)

Wann ist das Ende von Heute
Mir wurde gesagt Morgen
Ich frage die Leute
Sie sagen mach dir keine Sorgen

Morgen ist ein Tag
Morgen ist eine Zeit
Morgen ist nicht mehr weit
Morgen ist ein Tag

Morgen ist der nächste Schritt
Morgen ist der nächste Tritt
Alle machen sich Sorgen
Aber genießt heute und nicht Morgen

Morgen ist ein Tag
Morgen ist eine Zeit
Morgen ist nicht mehr weit
Morgen ist ein Tag

Was passiert wohl morgen auf dieser Welt
Hast du ein wenig Geld?
Du bekommst es morgen zurück
Bist du verrückt!

©2018 SchreibKunst-Blog/ Joel Maasho (9b)

„Kind, denk an deine Zukunft“, „Denk an Morgen!“, das bekommen wir in unserem Alter oft zuhören. Wir sollen gute Noten schreiben um einen guten Beruf zu bekommen, wenn wir erwachsen sind. Wir sollen achtsam mit unserem Geld umgehen, damit wir später nicht verschwenderisch sind. Auch sollen wir natürlich auf unsere Gesundheit achten, damit wir später nicht ständig krank sind.

Aber jetzt kommt das Problem. „ Wann ist dieses Morgen?“ Wenn wir achtzehn sind? Nach dem Studium? Erst wenn wir einen festen Job haben? Oder doch erst wen wir Rentner sind?

Als Mutter oder Vater würde man wahrscheinlich sagen, dass „Morgen“ ist, wenn man einen festen Job hat. Wir würden, dann wahrscheinlich antworten, dass man dann sowieso keine Zeit mehr hat. Es ist ein bisschen wie mit dem Kinder kriegen in der heutigen Zeit. Bevor man einen festen Job hat ist es zu früh und wenn man arbeitet hat man keine Zeit mehr für ein Kind.

Ich würde sagen es gibt mehr als ein „Morgen“. Einens mit zwanzig und eines als Rentner.

Mit zwanzig macht mal all die Sachen, die man schon als Kind immer machen wollte. Zum Beispiel eine Weltreise oder wenn man schon immer mal Fallschirmspringen wollte, dann macht man das. Ich würde mich wahrscheinlich neu ausprobieren um zu schauen was mir wirklich Spaß macht, in dem ich eine Europareise mache.

Als Rentner macht man dann alle Sachen die man während der Berufszeit machen wollte. Das Problem dabei ist eigentlich, dass die Gefahr sehr hoch ist das man körperlich nicht mehr fit genug ist. Um dieses Problem zu lösen könnte man Leben als wer jeder Tag der letzte. Oder wer immer noch zeitliche Ziele braucht kann ja immer nur bis zu der nächsten Woche denken.

Aber ich glaube dieses „ Morgen“ muss jeder für sich selbst definieren. Man sollte dies aber auch dies nicht zu spät tun den es kann jeden Moment zu spät sein, indem man sich verletzt oder im schlimmsten Fall sogar stirbt.

©2018 SchreibKunst-Blog/ (Liz) Clara Drewelies (8f)

Ist es nicht faszinierend, wie sie immer dasselbe tun, eine Endlosschleife aus aufwachen und schlafen, jedes Mal auf das Neue, wenn Sonne und Sterne abwechselnd über ihren Köpfen auf sie herabblicken?

Sie scheinen wie ferngesteuert, können nichts dagegen tun, sich nicht wehren, können nur diesem Drang folgen, diesem Trieb, der sie dazu auffordert, nach einer kleinen Weile, einem Bruchteil meiner Existenz, ihre Taten zu beenden und kurz darauf wieder aufzunehmen. Manchmal frage ich mich, ob sie es wissen – nicht, dass sie einen größtenteils festgelegten Ablauf in ihrer kurzen Lebensspanne haben, sondern dass sie es niemals werden ändern können.

Ich sehe sie, alle, diese kleinen Wesen, die in ihrer kleinen Welt davon träumen Großes zu vollbringen, größer als je einer vor ihnen und wie sie die bei dem Versuch ihr Leben und ihren Lebensraum zu erforschen beides zerstören, getrieben vom Wahnsinn des Wissensdurstes.

Manchmal, in letzter Zeit jedoch eher selten, weil es mich traurig macht, schaue ich mir eines der Leben von Anfang bis zum Ende genau an und beobachte Taten, Schritte, Emotionen, um mehr über sie zu erfahren. Ich weiß schon lange, sie sind nicht dumm.

In dieser kurzen Zeit, die ein Einzelner in dieser Welt verbringt, in diesem kleinen Leben, erschaffen, entdecken und lernen sie mehr als ich es jemals könnte oder können werde.

Das ist es aber nicht, was mich davon abschreckt, ein Individuum genauer unter die Lupe zu nehmen.

Grundsätzlich macht es mich stolz, in der Lage zu sein, solch intelligentes Dasein, wenn auch von weitem, beobachten zu können, Das, wovor ich Angst habe … Ach, ich weiß selbst nicht, was genau es ist, aber bei dem Gedanke fühle ich mich irgendwie so allein.

Ich habe gesehen, wie er auf die Welt kam. Von so weit weg stach er mir in das Auge, wie er nach mir griff mit seinen kleinen, zarten Fingern, mich anlächelte, so voller Freude und Leben. Auch als er heranwuchs, hörte er nicht auf damit.

Ich wuste nie, wie er von seinen Freunden genannt wurde, ich verstand ihre Sprache nicht, aber das war auch gar nicht nötig.

Wenn es dunkel wurde, dort, wo er wohnte, und ich vorbeischaute, begrüßte er mich auch wie die Abende zuvor mit demselben Lächeln, wie er es auch bei seiner Geburt getan hatte, und erzählte mir von Dingen, die ich zwar wörtlich nicht verstand, aber die Emotionen, die er dabei ausstrahlte, drangen klar und deutlich zu mir durch.

Er klang meistens traurig.

Als er an jenem Abend seine Hand nach mir ausstreckte und flüsterte „Ab Morgen bin ich bei dir. Dann bist du nicht mehr so allein.“- mit so viel Entschlossenheit, Sehnsucht und Verzweiflung, da verstand ich, und nichts in diesem Universum hat mir meine eigene Hilflosigkeit je so deutlich gemacht.

Dann schlief er ein, in dem Glauben, mit mir in dieser weiten, bunten und doch gleichermaßen kahlen Umgebung außerhalb seines Lebensraumes zusammen sein zu können, indem er nicht mehr aufwachte.

Ich vermisse sein Lächeln.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Alena Endlicher (E2)

Es war ein sonniger Tag in meinem Heimatort Homs. Ich kam aus der Schule nach Hause und freute mich darauf, mit meinen Freunden Fußballspielen zu gehen. Wir hatten uns verabredet und so beeilte ich mich, mit meinen Eltern und Geschwistern zu Mittag zu essen. Mit meinen drei Brüdern und zwei Schwestern sind wir eine ziemlich große Familie, auch für syrische Verhältnisse. Ich bin der jüngste Sohn, meine beiden Schwestern sind aber noch jünger als ich. Beim Essen unterhielten wir uns über das morgige Hochzeitsfest meines ältesten Bruders. Wir planten die Feier und überlegten, wie der Ablauf sein würde. Nach dem Essen schnappte ich meinen Ball und machte mich auf den Weg zum nahe gelegenen Bolzplatz. Plötzlich wurde ich wach. Das konnte nicht echt sein, das war mir klar, es war nur ein Traum. Langsam sortierte ich meine Gedanken und überlegte, wo ich mich befand und was gerade passiert war. Ich war in Deutschland und nicht zu Hause in Syrien. Ich musste eingeschlafen sein.

Seit dem Hochzeitsfest meines Bruders vor vielen Jahren hat sich in meiner Heimat Homs viel verändert. Syrien ist im Krieg, Homs war zum Zeitpunkt meiner Flucht zerstört und wir hatten täglich Angst um unser Leben. An das Morgen dachte keiner. Das Schwierigste an der Flucht aus Syrien war der Abschied von meiner Familie. Aber ich weiß, dass sie nur das Beste für mich wollten. Mit einer Gruppe anderer Flüchtlinge bin ich dann über eine unwegsame und tagelang dauernde Route nach Deutschland gelangt. Das ist jetzt ungefähr ein Jahr her. Die erste Flüchtlingsunterkunft war überfüllt, mein Zimmer war klein und nichts erinnerte mich an unser Haus in Syrien.Alles war fremd und mir völlig unbekannt. Dennoch war ich aber nach all den Wochen der Flucht glücklich, ein Dach über dem Kopf zu haben.

Im Laufe der Flucht habe ich gemerkt, wie sich meine Wünsche und Hoffnungen verändert haben. In Syrien war mein sehnlichster Wunsch, dass der Krieg aufhört. Zu Beginn der Flucht hatte ich noch die Hoffnung, dass meine Eltern und Geschwister nachkommen. Später sah ich ein, dass das unmöglich ist. Ich bangte täglich darum, dass ich überlebe und nach Deutschland in Sicherheit komme. Schließlich blieb mir nur noch die Hoffnung, dass Morgen alles besser werden würde.

Es war kalt in Deutschland, nass und regnerisch, wie es wohl für einen Dezembertag üblich ist. Trotzdem war heute ein sehr schöner und wichtiger Tag für mich. Endlich konnte ich in den lang ersehnten Deutschkurs gehen. Eigentlich hat es ganz gut geklappt. Aber es war ja auch erst der erste Tag. Ich bin gespannt, wie es weitergeht, mache mir aber auch Sorgen, dass ich es nicht schaffe. Jedenfalls muss ich irgendwie Deutsch lernen. Andernfalls werde ich nie hier arbeiten und mich zurechtfinden können. Wären meine Eltern und Geschwister hier, wäre das sicher einfacher. Aber sie sind nicht hier. Ich bin getrennt von ihnen. Seit einem Jahr schon. Jeden Tag frage ich mich, wie es ihnen geht. Und ich wünsche mir, sie bald wiederzusehen. Aber so einfach wird das nicht. Denn ich bin in Deutschland – und sie in Syrien und noch immer ist dort Krieg.

Mit der Flucht habe ich praktisch alles verloren: meine Familie, meine Freunde und mein zu Hause, alles ist weg. Heute habe ich immerhin eine gute Unterkunft und bin sicher vor dem Krieg. Für die Zukunft habe ich noch viele Wünsche und Ziele. Mein größtes Ziel ist es, später hier arbeiten zu können und eine Wohnung zu besitzen. Außerdem möchte ich das Autofahren lernen. Meine größte Hoffnung ist es aber, meine Familie wiederzusehen. Ich hoffe, es geht ihnen gut. Wie gerne wäre ich jetzt in meinem Traum und wir könnten morgen das Hochzeitsfest meines Bruders feiern.

Aber jetzt muss ich es erst einmal hier schaffen. Morgen gehe ich wieder in den Deutschkurs.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Yann Hendrickx (8f)

Sonntag, der 11.08.2018

Liebes Tagebuch,
ich liege gerade auf meinem neuen Bett in meinem neuen Zimmer in unserem neuen Haus in meiner neuen Stadt und denke über den ersten Tag in meiner neuen Schule nach, der schon morgen stattfinden wird. Sehr viele Neuheiten, oder?

So muss sich Harry Potter gefühlt haben, als er überraschend nach Hogwarts kam, einer ganz anderen Welt.

Ich weiß noch genau, wie unsere Mutter mit uns auf der Couch saß, wir GNTM schauten und sie uns sagte, dass wir umziehen werden. Natürlich waren wir total geschockt und haben total verpasst, wie Klaudia mit K rausgeflogen ist.

Na ja, auf jeden Fall sitze ich jetzt hier und betrachte stolz mein Outfit für morgen. Nachdem ich stundenlang alle Kleidungsstücke, die ich jemals besessen habe, anprobierte, kam zum Glück Mia und half mir bei meiner Suche.

Mia ist meine 13 Minuten ältere Zwillingsschwester, weshalb sie sich manchmal total erwachsen aufführt, aber man kann auch viel Spaß mit ihr haben. Genau wie ich hat sie blasse Haut, lange, dunkelbraune Haare und grüne Augen, um die uns ziemlich viele beneiden.

Im Gegensatz zu mir ist sie sportlich, weshalb sie auf so eine besondere Sportschule gehen wird, das GBS, und ich auf die Lichtenbergschule in Darmstadt.

OMG ich bin soooo aufgeregt!!! Morgen ist ein Neubeginn in meinem Leben. Der erste Eindruck zählt, das hat unsere Grundschullehrerin Frau Müller immer gesagt. Irgendwas von dem ganzen Geschwafel bleibt anscheinend hängen.

Montag, der 12.08.2018

Liebes Tagebuch,
gerade sitze ich im Atrium der Schule und genieße die letzten warmen Tage. Ich muss dir so viel erzählen, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Ich hatte mir fest vorgenommen um 6 Uhr aufzustehen, aber ich war so müde…

Naja, dann wurde es doch halb sieben und ich hatte total den Stress, da ich mir auch noch eine Frisur von meiner Mutter machen lassen wollte. Nach einem olympiareifen Sprint zur Bushaltestelle, habe ich den Bus gerade noch so erwischt. Stell dir vor, statt 15 Minuten dauert die Fahrt jetzt fast eine Dreiviertelstunde?! Vor dem Unterricht musste ich noch zu dem Direktor, Herr Hiemenz, um mich anzumelden. Da ich schneller fertig war als erwartet, habe ich schon einmal meinen Klassenraum mit der Nummer 315 aufgesucht, mich an einen Fensterplatz gesetzt und ein Buch gelesen. Für mich ist es unvorstellbar, dass ich mich jemals in dieser Schule zurechtfinden werde. Dann kamen nach und nach meine neuen Mitschüler herein, begrüßten sich nach den langen Ferien enthusiastisch und beäugten mich mit neugierigen und befremdlichen Blicken, aber keiner kam zu mir. Irgendwie machte mich das traurig, weil ich daran denken musste, wie meine Freundinnen mich begrüßt und mir von spannenden Ferien erzählt hätten, aber jetzt sitze ich hier ganz alleine.

Drei Minuten und siebenundzwanzig Sekunden nach Unterrichtsbeginn betrat die Klassenlehrerin der 8d den Klassenraum. Sie heißt Frau Perthes, ist echt nett und lustig, da sie einen interessanten sowie auffallenden Kleidungsstil besitzt und gelegentlich Tänze im Unterricht aufführt. Ich hab viel gelacht, aber es war trotzdem ein komisches Gefühl die „Neue“ zu sein und nach einer Stunde hat sich mein Kopf angefühlt, als würde er vor lauter Matheformeln gleich explodieren.

In der dritten und vierten Stunde hatten wir Englisch und wir ich konnte bei Conditional III glänzen, da wir das schon auf unserer alten Schule hatten. Irgendwie vermisse ich mein altes Zuhause, die alte Klasse, das alles.

Mittwoch, der 15.01.2019

Liebes Tagebuch,
Hallo mal wieder. Ja, ich weiß ich habe sehr lange nicht geschrieben, aber das lag einfach daran, dass so viel passiert ist und ich dich in dem ganzen Stress total vergessen habe. Wir hatten Probleme mit unserer Wohnung, da dieser idiotische Vermieter nichts von den undichten Rohren gesagt hat. Außerdem ist unsere Schule auf unerklärliche Weise verschwunden! Vom einen auf den anderen Tag war sie weg. Und der Schulleiter gleich mit. Die ganzen anderen Lehrer bedauerlicherweise nicht. Das hat ein rieeeeesieges Aufsehen erregt und wir kamen sogar in die Zeitung! Ich war vorher noch nie in der Zeitung. Oh nein! Passt zwar gerade nicht, aber mein Ohrstecker ist auf Mias flauschige Decke gefallen und verschwunden. Eigentlich wie unsere Schule. Passt also doch irgendwie. Haha!

Ich hab dir hier den Zeitungsartikel mal abgeheftet.

Vielleicht Morgen - Zeitungsartikel - Seite 1
Vielleicht Morgen - Zeitungsartikel - Seite 2

Donnerstag, der 14.2019

Liebes Tagebuch,
neuerdings werden wir in Containern auf unserem alten Schulgelände unterrichtet. Unser neuer Schuldirektor, Thomas Schmidt, ist echt cool und behält trotz allem die Ruhe, obwohl viele Schüler die Schule gewechselt und gefühlt die Hälfte der Lehrer gekündigt hat. Allerdings haben sie uns zum Abschied zur Beruhigung ihres Gewissen viele von diesen hässlichen Wackelkopf-Stiften geschenkt. Da wir jetzt zwei Wochen unerwartete Ferien hatten, übertreiben die Lehrer jetzt total mit den Hausaufgaben und Arbeiten. Ich glaube, die sind alle übergeschnappt!!!

Auf jeden Fall schreiben wir morgen einen Franz-Test und einen Vokabeltest in Englisch beim guten alten Steiner. Merke: Pollution = Luftverschmutzung!!!

Donnerstag, der 02.07.2019

Liebes Tagebuch,
morgen ist mein letzter Schultag und es kommt mir so vor als ob ich erst gestern diese Schule zum ersten Mal betreten hätte, die übrigens wieder aufgetaucht ist. Morgen werde ich sie sozusagen zum zweiten ersten Mal wieder besuchen. Der zurückgekehrte Schulleiter, der übrigens zum Zeitraum der unerklärlichen Abwesenheit der Schule unter Gedächtnisverlust leidet, hat gestern eine wunderschöne, einstündige!!! Rede über die Tatsache, wie ungewiss das Morgen doch ist, gehalten.

Dabei ist mir eins klargeworden: Wer weiß schon was oder übermorgen geschieht? Vielleicht ist die Schule morgen wieder verschwunden. Wer kann das schon sagen? An meinem ersten Schultag war ich sehr aufgeregt, weil ich noch keine Ahnung davon hatte, was kommen wird. Das weiß man aber nie. Aber wozu aufgeregt sein? Man weiß doch sowieso niemals, was passiert und ich finde, dass man das Leben leben und genießen sollte, so, wie es kommt und nicht über morgen nachdenken muss. Aber diese Gedanken verwirren langsam also ich höre jetzt besser mal auf.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Sophie Schönrock & Lea Wallrabenstein (8d)

Morgen.
Wie oft hat man es schon gesagt,
das Wort nicht hinterfragt?

Bis Morgen.
Ein Zeitpunkt, ein Treffen, ein Termin.
Wir sehen uns morgen.

Morgen,
wenn ein neuer Tag anbricht,
der Himmel in bunten Farben verspricht,
dass dieser Tag gut wird.
Dass „Morgen“ die Zukunft ist,
das Kommende.

Morgen.
Der Anbruch einer neuen Zeit,
die von Sorgen befreit oder
die einen unter Sorgen begräbt.

Morgen.
Die Vorstellung kann einem die Kehle zudrücken,
unerträglich sein, allgegenwärtig.
Oder das Ende des Tunnels schmücken.

Morgen.
Ein Lichtblick, oder die Tür, die vor einem zuschlägt?
Und ist unser „Heute“ nicht ein Blick durchs Schlüsselloch ebendieser Tür?
Ein Blick ins Morgen?
Ein Blick voll Hoffnung oder verschleiert von Sorgen?

Morgen.
Anfang oder Ende?

©2018 SchreibKunst-Blog/ Amelie Bellartz (8a)

Mia betritt schüchtern den Klassenraum. Sie setzt sich auf den einzig freien Stuhl, ganz vorne, direkt vor der Lehrerin. Hinter sich hört sie leises Geflüster, hier und dort ein leises „Streberin“.

Die Lehrerin teilt Arbeitsblätter aus. Kennlernbögen - gleich stürzt sich eine Horde von Mädchen auf sie, und sie stellen Ihr all die Fragen auf dem Arbeitsbogen. Doch die Antwort interessiert niemand - sie selbst kommt nicht zu Wort. Am Ende ist sie die einzige die nichts auf ihrem Blatt stehen hat.

So hat sie sich ihren ersten Schultag nicht vorgestellt.

Wehmütig erinnert sie sich an Zuhause. An ihre beste Freundin, und wie sie zusammen geweint hatten, als ihre Eltern entschlossen hatten nach Deutschland zu gehen - zurück in das Heimatland ihrer Mutter. Ein Land, in dem Mia selbst vor langer Zeit und auch nur ein Jahr gelebt hat, ein fremdes Land. Damals waren sie hiergeblieben, weil ihre Mutter krank wurde, und sie nicht zurückkonnten. Dieses Mal sind sie gekommen, um Arbeit zu finden. Wie sich die Kinder dabei fühlen, war vollkommen egal.

Traurig geht Mia in die Pause. Ein paar Jungs aus ihrer Klasse kommt auf sie zu, und als sie schüchtern „Guten Tag“ sagt, rufen die Jungen: „Guten Tag! Sie hat Guten Tag gesagt!“ „Morsche heißt das, vielleicht auch Moin!“. „Guten Tag! Die redet ja wie Astrid Lindgren!“ „Hey, Mädchen, kannste etwa kein Deutsch?“ „Ohh, jetzt ist sie beleidigt“ die Jungs gehen lachend weiter.

„Sind mir doch egal“, murmelt Mia leise, „und was haben sie gesagt? Morsche? Ernsthaft?“ ärgerlich geht sie weiter. Bald merkt sie, dass sie ganz allein auf dem Schulhof ist.

Mia wundert sich, wo alle Kinder sind ...weiterlesen "Morsche, Moin, Hä?"

Wir schreiben das Jahr 2049.In den letzten zehn Jahren wurde die Erde von Katastrophen heimgesucht und es gibt immer mehr Menschen, die wegen Krieg, Dürren, Fluten und dergleichen in schrecklicher Not sind. Morgen wird eine wichtige wissenschaftliche Konferenz zur Lösung dieser Probleme in Berlin stattfinden, die große Auswirkungen auf die Entwicklung der Menschheit haben könnte. Aus jedem Land werden die genialsten Wissenschaftler erscheinen. Ihr Ziel wird es sein durch Zusammenarbeit neue Ideen und Forschungserkenntnisse zur Bekämpfung der Krisen zu sammeln. Mit dabei ist auch eine sehr junge Forscherin, Dr. Marina Schall.

Marina Schall ist eine sehr engagierte Wissenschaftlerin und ist daher eine der Personen die Deutschland bei der Konferenz repräsentieren darf. Sie zeigte schon in ihrer Jugend großes Interesse an komplizierten Erfindungen aller Art und fiel immer durch großen Ideenreichtum auf. Sie wurde sehr erfolgreich. Vor einigen Jahren war ihr der Durchbruch gelungen, als sie mit ein paar anderen Wissenschaftlern aus anderen Ländern einen Teleporter erfand. Er wird nun an katastrophengefährdeten Orten eingesetzt um Menschen bei Gefahr in Sicherheit zu bringen.

An dem Tag vor der Konferenz reiste Marina nach Berlin. Sie war müde von ihren Forschungen, die sie teilweise tagelang wach gehalten hatten. Enttäuscht musste sie am Ende jedoch registrieren, dass all dies nichts nützte. Es war als fehlte der Wissenschaft ein kleiner Teil ohne den sie nicht vorankommen konnte. Es frustrierte sie über alle Maßen.

Es war tiefe Nacht, ungefähr zwei Uhr, als sie durch einen einsamen Park zu ihrem Hotel gehen wollte, als etwas Seltsames passierte. Langsam sah sie ein blendendes, grelles Licht die Wolken am Himmel erleuchten. Alle ihre Instinkte rieten ihr wegzulaufen, sich zu verstecken oder Hilfe zu holen. Doch ihr neugieriger Forschergeist übernahm die Führung, sodass sie unsicher zitternd stehen blieb. Das Licht wurde größer und nun erkannte sie eine runde Form. Daraufhin sah sie schnell blinkende gelbe und rote Lämpchen an den Seiten des jetzt riesenhaften Luftgefährtes blinken. Erstaunt erkannte sie was sie da beobachtete. Bei früheren Expeditionen hatten sie schon genug finden können um sich ein klares Bild davon zumachen. Jedoch übertraf das echte Transportmittel alle ihre Vorstellungen. Denn dieses wundersame Gefährt schien ein Ufo zu sein!

Plötzlich erschauderte sie und fühlte kurz darauf eine tiefe Schwärze in sich aufsteigen. Sie ließ ihre Tasche fallen, schwankte und fiel um. Das Letzte was sie spürte waren Hände, die sie in Richtung des Ufos trugen. Dann tauchte sie in eine tiefe Dunkelheit ein.

Marina schlug die Augen auf. Sie fühlte sich sehr wohl, gähnte und fragte sich verwundert, was mit ihr geschehen war.Plötzlich stürmten alle Ereignisse des Abends auf sie ein. Ruckartig setzte sie sich auf und sah sich um. Sie lag auf einem beigefarbenen Sofa in einem karg eingerichteten Raum, in der nur noch eine kleine Kommode und ein Tisch mit Stühlen waren. Sie stand auf und ging auf eine niedrige Tür zu, hinter der sich ein kleines, bequem eingerichtetes Badezimmer befand. Als Nächstes kam sie an ein großes Fenster, das durch hellgrüne Vorhänge verborgen war. Sie riss ihn zur Seite und blickte verblüfft auf die Landschaft, die sich ihr bot: Eine grüne Wiese erstreckte sich vor ihr und nur vereinzelt waren merkwürdig geformte silberne Häuser zu sehen. Dahinter bemerkte sie einen Wald mit Baumarten, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Außerdem glaubte sie den Blick auf einen Bach erhaschen zu können. Geschockt fragte sie sich, wo sie wohl sei und warum man sie entführt hatte. War sie auf einem anderen Planeten? Wer waren die Entführer? Wollten sie ihr Böses? ,,Nein!´´ ,beruhigte sie sich, ,,wenn sie mir irgendetwas hätten antun wollen, dann hätten sie das gleich gemacht und nicht am nächsten Tag.´´ Als sie sich umdrehte, wurde sie jedoch wieder erschreckt. Vor ihr lag plötzlich ein üppiges Frühstück auf dem Tisch. Sie war sich ganz sicher, niemanden gehört oder gesehen zu haben. Wie war so etwas möglich? Verwirrt inspizierte sie das Mahl. Sie kannte die Speisen. Nur einige dreieckige bunte Früchte hatte sie noch nie gesehen. Marina spürte einen stechenden Hunger, sie hatte seit dem letzten Morgen nichts mehr gegessen. Also entschloss sie sich das Frühstück anzurühren.

Nachdem sie den schlimmsten Hunger beseitigt hatte, ging sie vorsichtig auf die letzte Tür, die sie noch nicht inspiziert hatte, zu. Diese Tür musste theoretisch hinausführen. Mit der Erwartung, dass sie geschlossen sein würde, drückte sie beherzt auf die Klinke. Zu ihrer Überraschung öffnete sich die Tür lautlos. Gespannt und ein bisschen ängstlich lugte sie durch einen schmalen Spalt heraus auf ein geräumiges Zimmer, das wie eine Stube eingerichtet war. Auf einer Couch saßen eine Frau, deren Aussehen ihr irgendwie bekannt vorkam, und ein Mann und unterhielten sich. Über was, konnte Marina allerdings nicht verstehen, denn sobald sie sie gesehen hatte, verstummten die beiden und sahen auf als hätten sie ihre Blicke gespürt.

Für einen Moment war Marina unsicher, was sie tun sollte. Doch dann fühlte sie heiße Wellen der Wut durch sie hindurch strömen. Diese Empfindung gab ihr allen Mut den sie brauchte. Sich mühsam kontrollierend trat sie auf die beiden Personen zu, die gerade Luft holten um etwas zu sagen, doch Marina fing sofort an, mit vor Wut unterdrückter Stimme, zu sprechen: ,,Ich möchte sofort wissen, was hier los ist. Wie kommen Sie dazu, mich zu entführen? Was wollen Sie von mir?´´ Mit schriller Stimme, in die sich leise Verzweiflung schlich, ergänzte sie: ,,Ich verlange, dass Sie mich wieder freilassen und mir erklären, was das hier soll!´´ Die Frau trat einen Schritt auf sie zu und machte eine beruhigende Geste, doch Marina wich zurück. Was erwarteten diese Leute? Dass sie mit ihnen an den Tisch gehen und Kaffee trinken würde? Schaudernd dachte sie an das Gefährt, dass vermeintlich ein Ufo gewesen war. Wenn dem so war, hatte sie es hier vielleicht mit Außerirdischen zu tun. Nun sprach der Mann zu ihr: ,,Bitte, lassen Sie es uns erklären. Wir bedauern die unbequemen und erschreckenden Umstände mit denen Sie hierher gebracht wurden. Wenn Sie uns aber zuhören würden, könnten wir Ihnen für alles unsere Gründe erklären, Dr. Schall. Lassen Sie mich Ihnen bitte zuerst ein paar Fragen stellen. Sie sind doch zu diese Konferenz gegen Krisen in Berlin eingeladen worden, oder? Und -´´ ,,Wie kommen Sie dazu mir Fragen zu stellen? Und ja, ich war zu der Konferenz eingeladen, bis Sie dafür sorgten, dass ich sie verpasste! So, jetzt bin ich dran. Woher kennen Sie meinen Namen? Wo bin ich hier? Wer sind Sie? Warum haben Sie mich hierher gebracht und wann lassen Sie mich endlich gehen? Was wollen Sie von mir? Wieso habe ich ein Ufo gesehen? Sind wir auf einem anderen Planeten? Ist Ihnen -´´ ,,Warten Sie´´ ,mischte sich nun die Frau in unser Gespräch ein, ,,wir erzählen Ihnen jetzt alles. Bitte setzen Sie sich.´´ Sie wies auf einen Stuhl und setzte sich mir gegenüber. ,,Okay, mein Name ist Kim Wolkner und das ist mein Arbeitskollege Theodor Silb. Wir arbeiten bei der internationalen Raum-Zeit-Zentrale als Forscher zum Thema Wissenschaft der Vergangenheit. Wir beschäftigen uns damit, dass die Zeit nicht verrückt, sodass alles seinen Lauf nimmt. Und bevor Sie fragen, dieses ,,Ufo´´ nennen wir ,,Zeittransfermaschine 3080´´. Denn das ist dass Jahr indem wir uns befinden, Jahr 3080. Frau Schall, sie befinden sich immer noch auf der Erde, nur 131 Jahre später.´´,,Aber wie ist das möglich? Ich brauche Beweise!´´ unterbrach Marina sie interessiert, aber ungläubig. ,,Reicht Ihnen die Maschine, die sie sahen denn nicht? Außerdem werden wir Ihnen später viel mehr zeigen.´´ ,,Wir glauben, dass die Ufos von Außerirdischen sind´´,erklärte Marina nun nachdenklich, ,,Wieso haben Sie sich uns dann nicht offenbart. Ich bin mir sicher, Sie könnten uns sehr viel unterstützen.´´ Nun nahm Herr Silb wieder das Gespräch auf: ,,Wir konnten uns Ihnen nicht offenbaren, da davon nichts in unserer Geschichte verzeichnet ist.´´ ,,Ich verstehe. Es könnte große Auswirkungen auf die Zukunft bzw. Ihre Gegenwart haben, nicht wahr?´´ ,,Genau! Und das bringt uns auf den Grund, weshalb wir Sie hierher gebracht haben.Sie müssen der Menschheit helfen. Wir beobachten euch und wissen das ihr viele ungelöste Probleme in Wissenschafts- und Krisenbereichen habt. Deshalb möchten wir dir das hier mitgeben.´´ Mit diesen Worten nahm er ein kleines Kästchen heraus und überreichte es Marina. Die betrachtete es interessiert und fragte danach mit schmalen Augen:,,Was ist das? Ich kenne diese Chemikalie in der Box nicht.´´ Frau Wolkner nickte: ,,Das sollten Sie auch nicht. Stellen Sie keine Fragen mehr darüber, wir dürfen Ihnen nur sagen, dass sie beim Erforschen alles Notwendige erfahren werden um viele Probleme zu lösen. Weswegen denken Sie, sieht es bei uns so friedlich aus?´´ Marina spürte Freude, aber auch die Last der Verantwortung in sich. Sie hatte so viel geforscht, ohne ein Ergebnis, dass sie beinahe aufgegeben hätte. Und nun saß sie hier in der Zukunft und hielt in ihren Armen wahrscheinlich die Rettung der Menschheit. Ehrfurchtsvoll und mit einem Schimmern ihres alten Forschergeists in den Augen antwortete sie: ,,Ich verspreche es sicher zu dem Kongress zu nehmen.´´ Denn eines war ihr klar: Mit einer Zeitmaschine würde sie in jedem Fall rechtzeitig ankommen. ,,Okay´´, meinte Herr Silb,"dann sollten wir uns nun auf den Weg zum Flugplatz machen. Wir haben uns extra diese Hütte ausgesucht um Ihnen alles zu erzählen. Diese Mission ist zwar geheim, aber wir wollten trotzdem sichergehen, dass Sie nicht plötzlich einen Journalisten unter Ihrem Fenster treffen, der ganz wild darauf ist einen Menschen aus der Vergangenheit zu filmen. Ich sehe Sie haben schon alle Ihre Sachen bei sich, wir sind auch schon bereit. Wir nehmen den Teleporter.´´ Erstaunt sah Marina ihn an. ,,Ihr benutzt ihn immer noch?´´ ,,Natürlich wurde das Modell schon tausendfach ausgebessert, aber Ihre Erfindung hat sich als sehr nützlich erwiesen.´´ ,erzählte er augenzwinkernd

Der Teleporter befand sich in einem kleinen Raum. Marina bemerkte sofort hier und da kleine Veränderungen. Nach der angenehmen Fahrt schlug sie die Augen auf und befand sich in einer riesigen Halle. Blinzelnd sah sie neben sich ihre Begleiter stehen. Vor ihnen ragte das gleiche Fahrzeug auf, welches sie schon als Ufo betrachtet hatte. Der Mann wollte gerade einsteigen, da sagte Frau Wolkner zu ihm:,,Ich bespreche es jetzt mit ihr, ok?´´ Herr Silb nickte und Marina fragte sich nur, was nun schon wieder Neues passieren würde. Die Frau führte sie wortlos in einen benachbarten Flur, wobei Marina plötzlich wieder den Eindruck bekam,sie müsste sie kennen, und schritt dann mit ihr zu einem Fenster. ,,Ich finde Sie haben es verdient das hier vor Ihrer Abreise zu sehen. Machen Sie sich nicht so viele Sorgen um die Erde, Frau Schall, es wird alles gut.´´ Und als Marina diese Worte hörte und gleichzeitig die Stadt sah, die sich vor ihr erstreckte, wusste sie das die Frau aus der Zukunft Recht hatte.

Am fernen Horizont, der nun schon untergehenden Sonne, sah sie den Wald von der anderen Seite mit dem Bach im roten Licht aufleuchten. Davor erkannte sie die Umrisse einer riesigen Stadt mit den schönsten, kreativsten und modernsten Gebäuden, die sie je gesehen hatte. Staunend sah sie am Himmel riesige Vögel fliegen und erkannte mitten in der Großstadt eine große grüne Fläche in deren Mitte ein geheimnisvoll silbrig-blauer See funkelte. Sie entdeckte keine Fabriken und fragte sich neugierig was die Zukunft wohl für Erfindungen bereithielt.

Eine Stimme riss Marina aus ihrem Tagtraum. Frau Wolkner fuhr mit ernster Stimme fort:,,Es gibt noch etwas Wichtiges was Sie unbedingt auf der Erde beachten müssen. Sie dürfen niemandem von der Zukunft erzählen. Denken Sie sich eine Geschichte aus, wie Sie zu der Chemikalie gekommen sind. Sonst ändert sich der Verlauf der Geschichte. Denken Sie bitte unbedingt daran! Sonst finden wir Sie vielleicht zu einer anderen Uhrzeit oder überhaupt nicht und unser ganzes Gespräch verändert sich!´´ ,,Natürlich, ich werde daran denken´´ ,versprach Marina. Nachdem sie noch einen letzten, sehnsüchtigen Blick in Richtung friedliche Stadt geworfen hatte, ging sie zurück zur Zeittransfermaschine 3080. Dort verabschiedete sie sich von ihren beiden Begleitern, denn die Maschine würde automatisch fliegen. Leise flüsterte die Frau ihr noch freundschaftlich ins Ohr: ,,Sei nicht traurig, dass du diese Welt verlassen musst. Du hast eine viel wichtigere Aufgabe als wir anderen zusammen. Irgendwann werden auch deine Nachfahren in einer Welt aus weniger Katastrophen und Krisen aufwachsen.´´Bei diesen Worten sah sie Marina liebevoll an, als würde dahinter mehr stecken, als die Forscherin wusste. ,,Und denk immer daran, wenn du das hier vermisst: Morgen wird alles wieder besser.´´

Und mit diesen Worten im Kopf stieg Marina Schall in die Maschine und reiste in ihr normales Leben zurück. Sie stieg aus dem Gefährt und sah ihm nach wie es langsam in der Dunkelheit verschwand. Dann sah sie auf die Uhr. Sie musste sich beeilen, wenn sie vor dem Kongress noch etwas Schlaf nachholen wollte. Glücklich und gespannt auf den nächsten Tag, dachte Marina: ,,Frau Wolkner hatte wirklich Recht, morgen wird alles wieder besser.´´

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Morgen ist meine Zukunft. Übermorgen wird sie meine Vergangenheit sein. In Tokio ist meine Gegenwart zeitlich gesehen schon Vergangenheit, also Tokio meine Zukunft. New York dagegen ist meine Vergangenheit und wir seine Zukunft. Sollte man sich mehr um seine Zukunft oder seine Vergangenheit kümmern? Tokio oder New York? Die meisten Leute würden glaube ich Tokio sagen aber meine Vergangenheit ist doch auch wichtig oder? Ich finde die Zukunft wichtiger aber die Gegenwart ist für mich am Wichtigsten. Das heißt also Berlin, Paris, Barcelona und Rom. Und trotzdem ist meine Gegenwart in Hessen. Eigentlich seltsam.

Morgen ist nicht nur der nächste Tag, für mich ist Morgen das Symbol der Zukunft. Morgen kann spannend, geheimnisvoll, lustig oder traurig sein. Man weiß es nicht bis Morgen gestern war. Das heißt wiederum, dass es nur Vorgestern Morgen war. Niemals anders. Es ist immer so.

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