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Wir liefen einen Hügel hinauf und setzten uns auf eine Bank
Wir waren befreundete Fremde, noch kannten wir uns kaum
Wir saßen da, doch trauten uns nicht die Stille zu brechen
Schwiegen anstatt einander Geschichten zu erzählen

Als Mutter Natur merkte, dass wir Angst hatten
Angst unsere selbst erdachten Wahrheiten zu verschenken
Ließ sie uns teilhaben an ihren eigenen Liedern
Zauberte aus Schweigen wundervolle Melodien

Wir lauschten dem Wind, der die Blätter durchs Land trug
Hörten das Rauschen, als er die Gräser sanft streichelte
Wir wollten mit ihm fliegen, wie er ins Tal sauste
Wollten uns mit den Bäumen in seiner Umarmung wiegen

Wir hörten das fröhliche Plappern der Vögel
Das Zwitschern und Pfeifen, als sie ein Lied anstimmten
Wir nahmen das entfernte Bellen der Hunde wahr
Die ein Solo in einer der Arien erhielten

Weit entfernt klang auch der Menschenlärm
Eine Kreissäge kreischte auf einem Bauernhof
Eine Gruppe Wanderer ging schwatzend vorüber
Ein Traktor quälte sich langsam den Hügel hinauf

Es war ein Moment voller Melodien in der Stille
Von ihm ermutigt, stimmte ich ein Lied an
Das erzählte von den einzelnen Geräuschen um uns herum
Die zu einem Gesamtwerk, einer Oper verschmolzen

Nun lauschtest du meiner eigenen Stimme
Sahst mich an und erzeugtest einen Schauer
Der sich langsam meinen Rücken hinunter
Den langen, beschwerlichen Weg in mein Herz stahl

Wir haben gemeinsam geschwiegen
Wir haben einander Geschichten erzählt
Wir haben zusammen unser Lachen geübt
Und haben diesen traumhaften Ort zusammen verlassen

Wir sind nun keine Fremden mehr, keine fremden Freunde
Wir haben diesen einen Platz entdeckt
An dem wir unser Ich zeigen konnten
An dem wir uns lautlos unsere Wahrheiten offenbarten

©SchreibKunst-Blog/ Nina Dähne (?)

Endlich ging das Leben wieder aufwärts für Joseph Karl Lehmert. Er bereute einige Dinge in seinem Leben, aber ganz besonders eines: Vor sieben Jahren hätte er die Chance gehabt, sein ganzes Leben komplett umzukrempeln und besser zu machen, doch sein blödes 21-jähriges Selbst verbockte alles.

Kurz nach seinem 21. Geburtstag traf er einen netten Kerl in einer Bar. Sie saßen am Tresen, tranken Bier und schauten sich einen Zeittriathlon im Fernsehen an. Die Aufgaben in diesem Jahr waren höchst interessant: Eine Historical-Engineering Herausforderung, bei der man eine stabile Monarchie stürzen sollte, mit nichts anderem als Online-Apps. Danach eine Reise 2000 Jahre in die Zukunft, um zu überprüfen, ob die Bevölkerung dieser Zeitlinie noch existierte oder sich ausgelöscht hatte.

Letztlich musste man noch eine Sonde finden, die die Veranstalter in einer unbekannten Zeitlinie versteckt hatten und diese zurückbringen. Wie erwartet gewann Lorren Marshall den Triathlon, welcher mit seiner Glanzleistung in Historical-Engineering und seiner hochmodernen Zeitmaschine Stunden vor der Konkurrenz fertig war. Der Mann drehte sich zu Joseph und flüsterte: "Hey, Junge willst du mal einen Tipp hören? Beim nächsten Triathlon solltest du gut was auf Tamara Kissing setzen."

Tamara war bisher nicht besonders erfolgreich gewesen und lag auch dieses Mal mehrere Stunden hinter dem Durchschnitt und fast einen ganzen Tag hinter Lorren. Jospeh traute dem Mann nicht und fragte ungläubig: "Wieso, bisher war sie nicht besonders gut, warum sollte sie das nächste Mal besser sein?" Der Mann grinste und meinte: "Ich bin Ingenieur bei General Electrics, und ich kann dir garantieren, dass wir eine sehr spezielle Überraschung für sie haben.

Sie ist ein exzellenter Chrononaut und Navigator und mit der Zeitmaschine, die wir für sie entworfen haben, kann sie bis zu 200 Annos pro Stunde zurücklegen!" Joseph starrte den Mann ungläubig an. Endlich fand er seine Worte wieder und fragte zitternd: "200 Annos pro Stunde? Selbst die modernsten Militärmaschinen schaffen gerade mal um die hundert! Das wäre eine wahnsinnige Steigerung!" Der Mann war im Begriff zu gehen und drehte sich noch einmal um, um zu antworten: "Du hast mein Wort, der nächste Triathlon wird alles bisher Gekannte umstoßen! Und bedenke bloß, all das Geld nicht sofort zu verprassen." Der Mann zwinkerte und verließ die Bar.

Joseph konnte es nicht fassen. Dieser Zustand zog sich immer weiter hin, bis er ein halbes Jahr später vor dem Wettbüro stand. Zweifel plagten ihn: Sollte er diesem Fremden vertrauen, den er seitdem nicht mehr gesehen hatte oder sollte er kein Risiko eingehen und es einfach sein lassen? Er ging in das Wettbüro und stand schon am Schalter, als die Zweifel ihn zu sehr verunsicherten und er sich auf der Stelle umdrehte und ging. Zur Überraschung aller gewann Tamara Kissing eine Woche später den Zeittriathlon von Neapel. Wer hätte denn auch damit rechnen können, dass sie eine vollkommen neuartige Zeitmaschine hatte, mit der sie über 200 Annos pro Stunde zurücklegen konnte? An diesem Abend lag Joseph betrunken im Bett und heulte sich in den Schlaf.

Doch er war nicht jemand, der einfach aufgab. Noch am nächsten Tag schmiedete er einen Plan. Nachdem er mehrere Jahre Chrononautik an der Akademie für Zeitwissenschaften in München studiert hatte und seine Zeit dort in einer unbeschreiblich kleinen Wohnung verbracht hatte, war es endlich so weit. Er hatte sich ein wahrhaftiges Stück Freiheit geleistet. Er wohnte zwar immer noch in der kleinsten Wohnung der Welt und ernährte sich zu 60 Prozent von osteurasischen Fertignudeln, aber er war mit dem Studium fertig und begann die erste Phase seines Plans: Der Beschaffung einer eigenen Zeitlinie.

Joseph besetzte monatelang den Zentralrechner der Akademie und sah sich bis zum Umfallen viele Zeitlinien an, wertete Daten aus, stellte Berechnungen an und nahm Messungen vor. Aber egal wie viele Zeitlinien er auch beobachtete, er konnte nie diese eine richtige finden. Er suchte nach einer bestimmten Version dieser Welt, die praktisch bis auf das Haar seiner eigenen glich und sich nur in einem für ihn völlig belanglosen Teil unterschied. Er suchte nach einer zweiten Version von sich selbst: gleiches Aussehen, gleiche Denkweise, gleiche Vergangenheit!

Josephs Plan war eigentlich ganz simpel. Alles was er dazu brauchte, war eine haargleiche Version seiner Welt, die Sportergebnisse der letzten Jahre und etwas schauspielerisches Talent. Die letzten beiden Dinge hatte er schon, aber die Zeitlinie schien sich immer vor ihm zu verstecken. Es gab immer ein Problem, die Zeitlinie war in einem zu wichtigen Punkt anders, stand unter Schutz, oder war ganz einfach schon gekauft.

Doch eines Tages fand er sie endlich. Er hätte vor Freude fast geschrien. Sie war perfekt. Genau so wie seine, mit nur einem Unterschied: seine Eltern hatten ihn in dieser Zeitlinie nicht Joseph Karl Lehmert, sondern Joseph Johann Lehmert genannt. Und das Beste: Sie war noch nicht verkauft. Joseph kaufte kurzerhand die Zeitlinie mit dem wenigen Geld, das er hatte und machte sich für seine Reise ins Glück fertig.

Zwei Monate später stand er im Hangar des BAMZ und inspizierte seine Zeitmaschine, die er lieblich 'B.Z.M Felix I' nannte. Was von außen aussah wie sein alter Carice Mk-V war innen komplett umgebaut. Der Motorraum wurde von einer modernen Batterie mit Kompaktgenerator eingenommen, weshalb auch eine leichte Wölbung in der normalerweise glatten Motorhaube zu erkennen war. Das Dach bestand aus anderen Materialien, um einen faradayschen Käfig aus dem Auto zu machen. Das Herzstück war allerdings unter dem Wagen angebracht, ein Lockheed-Martin TDU-38 Zeitantrieb.

Nicht, dass dieser besonders gut wäre, er brachte gerade mal 5 Annos pro Stunde und konnte auch nicht viel mehr als 2 Tonnen bewegen. Um in ein Land vor unserer Zeit zu reisen, war er nicht unbedingt geeignet, aber für Joseph's Zwecke war er vollkommen ausreichend. Joseph nahm die Felix I und machte sich zum Start bereit. Auf der Plattform war es laut und heiß, aber das war nicht der einzige Grund, warum Joseph ins Schwitzen kam. Nach einer halben Ewigkeit knackte endlich das Radio und eine Stimme schnarrte: "Felix I, Sie sind zum Start autorisiert.

Ihre Rückkehrzeit ist der 21.6.12089 Menschlicher Existenzrechnung um 19:42 und 37 Sekunden." Als ob ich je zurückkomme, dachte er sich, als er den Sicherungsmechanismus löste und den Starthebel ganz durchdrückte. Der Generator heulte auf und das ganze Auto begann zu summen und zu vibrieren bis die Außenwelt dunkel wurde, letztendlich komplett verschwand und Joseph in der absoluten Dunkelheit des Nullraums zurückließ.

Nun bereitete er sich auf die Ausführung der zweiten Phase des Plans vor, er verkleidete sich, um dann an dem Abend, an dem er den besten Tipp der Welt ignoriert hatte, einige Dinge zu verbessern. Danach würde er in die Zukunft dieser Zeitlinie reisen und dort sein alternatives Ich ersetzen, welches die Wette eingereicht und einen Riesenhaufen Geld gewonnen hatte. Ein perfekter Plan. Joseph setzte gerade das Maskierungsset ein, das er mitgebracht hatte, damit ihn sein Doppelgänger nicht erkennen konnte, als auch schon ein Signal durch den Wagen tönte und die baldige Ankunft verkündete. Ein leichtes Grinsen legte sich auf Josephs Wangen, die zweite Phase war fast eingeleitet.

Zwei Stunden später stand er vor einer Bar, die ihm nur allzu gut bekannt war, obwohl er sie technisch noch nie zuvor gesehen hatte. Drinnen saß ein junger Mann, den Joseph sonst nur aus dem Spiegel kannte. Nervös betrachtete er seine Uhr, eigentlich sollte der Mann von General Electrics jeden Moment hier, wenn nicht sogar schon längst in der Bar sein. Ganz ruhig, dachte er sich, ich warte noch zehn Minuten, bis dann muss der Kerl ja mal auftauchen. Er tauchte nicht auf. Zehn Minuten später stand Joseph total nervös vor dem Lokal und war von Zweifeln gepackt. Existierte der Mann überhaupt hier?

Gab es vielleicht einen Unterschied zu Josephs originaler Zeitlinie, die er nicht beachtet hatte? Schmerzhaft schlichen die Minuten dahin, mit jeder wurde Joseph banger. Am Ende hatte er den schlimmsten Gedanken überhaupt: Was, wenn meine Anwesenheit hier die Zeitlinie verändert hat? Wenn ich etwas nicht bedacht habe und der Mann nicht kommt, weil ich an der Bar stehe? Vielleicht habe ich mit meinem Wagen aus Versehen eine Verzögerung kreiert, egal wie klein, die ihn davon abhält, herzukommen?!

Joseph riss sich am Riemen und traf eine Entscheidung. Wenn der General Electrics Mann nicht kam, musste Joseph eben selbst seinen Doppelgänger dazu bringen, die Wette einzureichen.

Er beruhigte sich selbst, konzentrierte sich und betrat dann vollkommen gelassen die Bar.

Joseph ging zum Tresen, wo sein Doppelgänger entspannt ein Bier trank und den Zeittriathlon von Kapstadt im Fernsehen beobachtete. Joseph trat an den Tresen und fragte: "Junger Mann, ist hier noch ein Platz frei?" Sein junges Spiegelbild drehte sich um und nickte: "Ja klar, setzen sie sich." Joseph atmete durch und bestellte sich ebenfalls ein Bier. "Ah, der Zeittriathlon von Kapstadt," brummte er, "wer, denkst du, wird gewinnen? Ich tippe ja auf Marshall, der hat bisher auch nicht enttäuscht." Der junge Joseph seufzte und antwortete: "Ja, wahrscheinlich, zu schade auch, ich würde gerne mal etwas von den Neuzugängen sehen. Wenigstens ein bisschen Abwechslung dann und wann wäre doch mal nett. Aber wir sehen die Ergebnisse ja in drei Minuten."

Sie tranken beide einen Schluck Bier, bevor Joseph sich mit gelangweiltem Ton beschwerte: "Der kann sich halt all die gute Ausrüstung leisten mit seiner Kohle." Er unterschlug zwar, dass Lorren Marshall ein genialer Historical-Engineer war, aber er hatte sein junges Ich zu einem Gespräch motiviert. Die beiden diskutierten freundlich den Rest des Abends, bis Joseph beschloss, dass es Zeit zu gehen war, um die Zeitlinie nicht zu lange mit seiner Existenz zu verändern.

Er drehte sich zum jungen Joseph um und flüsterte: "Hey Junge, willst du mal einen Tipp hören? Beim nächsten Triathlon solltest du gut was auf Tamara Kissing setzen." Der junge Joseph reagierte ungläubig: "Wieso, bisher war sie nicht besonders gut, warum sollte sie das nächste Mal besser sein?" Joseph grinste und log: Ich bin Ingenieur bei General Electrics, und ich kann dir garantieren, dass wir eine sehr spezielle Überraschung für sie haben. Sie ist ein exzellenter Chrononaut und Navigator und mit der Zeitmaschine, die wir für sie entworfen haben, kann sie bis zu 200 Annos pro Stunde zurücklegen!"

Der junge Joseph saß ungläubig da, während Joseph sich zum Gehen aufmachte. Sein junges Ich fragte ihn noch einmal ungläubig und Joseph antwortete: "Du hast mein Wort, der nächste Triathlon wird alles bisher Gekannte umwerfen!" Er wollte schon gehen, als er eben schnell noch eine fixe Idee hatte. Er musste sicherstellen, dass das Geld auch noch da war, wenn er wieder kommen würde. Darum warf er schnell noch ein: " Und bedenke bloß all das Geld nicht sofort zu verprassen." Er zwinkerte und ging. Sein Plan war fast fertig. Jetzt musste er nur noch in die Zukunft dieser Zeitlinie und er wäre für immer glücklich und zufrieden.

Endlich ging das Leben wieder aufwärts für Joseph Johann Lehmert. Er bereute einige Dinge in seinem Leben, aber ganz besonders eines: Vor sieben Jahren hätte er die Chance gehabt, sein ganzes Leben komplett umzukrempeln und besser zu machen, doch sein blödes einundzwanzigjähriges Selbst verbockte alles. Hätte er doch nur damals auf den Kerl von General Electrics gehört. Aber jetzt hatte er einen Plan, er würde zu dem Abend zurückkehren und einige Dinge richtigstellen. Er hatte eine Zeitlinie gekauft, die genau so war, wie seine. Nur dass seine Eltern ihn dort Joseph Karl Lehmert genannt hatten.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Julius Emmeluth (Q4)

Diebisch' Elster
hat mir glänzend Glück gestohlen,
welches – zugegebenermaßen –
ich, nicht gänzlich unverhohlen,
gebrütet.

Habe daran getüftelt, es behütet.
Doch es war des Vogels Freiheit geschuldet,
welche undankbar keinen Aufschub duldet.

Oh, unmenschliche Tück'!
Gedrängt gehen wir auf vorgepflasterten Straßen;
und es geht auf wie die Sonn',
ab wie ein reißender Bach.
Gleichwohl geht es nie zurück.

Oh, du diebische Elster,
dreh der Zeit entgegen!
Kannst du mir mein kleines Glück
nicht doch noch wiedergeben?

©2018 SchreibKunst-Blog/ Clara Witt (?)

Mein Name ist Mary Read und morgen schon werde ich enttarnt. Mein Geheimnis wird entdeckt und ich werde ausgestoßen und bestraft. Morgen schon - nicht unbedingt dieses Morgen, sondern ein Morgen: Wenn nicht morgen, dann übermorgen oder überübermorgen. Was machen schon ein paar Tage?

Genauso gut könnte ich weglaufen. Ganz weit weg, irgendwo hin, wo mich niemand kennt. Ich könnte mir ein neues Leben aufbauen und mein altes vergessen. So, wie es mich schon morgen vergessen würde. Ich könnte einen kleinen Laden aufmachen. Nichts Großes, nur gut genug, um über die Runden zu kommen und friedlich zu leben. Ich würde eine gute Partie finden und eine Familie gründen. Es wäre nicht das Leben meiner Träume, aber sicher und angenehm. Aber so etwas war noch nie etwas für mich:

Als mein Halbbruder starb, kleidete mich meine Mutter wie ihn, damit wir weiterhin finanziell von meinen Großeltern unterstützt werden. Ich fühlte mich unwohl. Eine Frau in Männerkleidern? Was würde passieren, wenn die Leute das herausbekommen? Würde ich aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden? Verbannt? Oder Schlimmeres?

Ich beschloss, nicht daran zu denken, sondern mich darum zu kümmern, dass es nie so weit kommen würde. Ich musste mich besser anpassen, weniger auffallen, ähnlicher sein. Sooft ich nur konnte, studierte ich die Männer. Wie sie reden, laufen und essen. Mit der Zeit wurde ich immer besser darin, sie nachzuahmen und schon bald begann ich, mich in Männerkleidern wohler zu fühlen als in denen einer Frau. Ich durfte trinken, fluchen und kämpfen wie es mir beliebte. Ich durfte alles machen, was ich als Frau nie hätte machen dürften. Es fühlte sich an, als ob mir die Welt zu Füßen läge. Ich weiß, dass das nicht stimmt. Für Außenstehende war ich nur ein junger Mann, der gut mit einem Degen umgehen kann, aber für mich war ich König(in) meines eigenen Lebens.

Schon bald wurde mir die Tätigkeit als Laufbursche langweilig. Ich wollte in die Ferne, aufregende Abenteuer erleben und große Kämpfe kämpfen. Die Sorte heroischer Kämpfe, die Generationen später zu Geschichten und irgendwann zu Sagen und Legenden werden. Und als Mann durfte ich all das auch. Also blieb ich im Männerkostüm und meldete mich beim Heer von Flandern. Schnell stieg ich auf, ich wurde für meine Tapferkeit und Degenführung bewundert, doch ich wusste, dass ich auch genauso schnell und tief abstürzen könnte, jederzeit.

Dort traf ich Max, Max Studevend. Wir verliebten uns ineinander und er drängte mich dazu, ihn zu heiraten und aus dem Herr auszusteigen, solange ich es noch konnte. Wir gründeten ein eigenes kleines Gasthaus, das „Die drei Hufeisen“ (De Drie Hoefijzers). Ich trug nach vielen Jahren wieder Röcke und Kleider. Ich wusste nicht mehr, wie sich das Tragen eines Kleides und das Verhalten einer Frau anfühlt, zu lange hatte ich es verdrängt. Eine Zeit lang lebten wir ruhig und sicher und zusammen.

Doch als er dann starb, veränderte sich alles: Der damals so laute und belebte Gasthof, in dem gelacht, gewettet, geflucht und getrunken wurde, war tot, ermordet von der Stille und Taubheit, die mich überall hin verfolgten und denen ich, egal was ich tat und wie sehr ich mir wünschte, sie würden verschwinden, nicht entrinnen konnte. Sie wurden zu ständigen Begleitern meines Lebens: Sie verdarben jedes Essen und vertrieben jede Kundschaft und Freunde.

Ach, wenn er doch da wäre, er könnte mir sagen, ob ich das Schiff betreten soll, oder nicht. Ob ich mich wieder hinauf aufs Meer hinaus wagen soll, oder nicht. Ob ich es nochmal mit dem Glück versuchen soll, oder nicht. Und der Liebe. Aber das ist er nicht. Da bin nur ich. Allein.

Ja, ich war glücklich. Aber nicht wegen des Gasthauses, sondern seinetwegen. Aber er wird nicht wiederkommen, nie wieder. Dafür aber ich, das alte ich, das flucht und kämpft und trinkt und kein Blatt vor den Mund nimmt. Das nichts hören will von Stricken und am Kamin sitzen. Es will nach draußen, in die echte Welt, in die Gefahr, aufs Meer.

„Name?“, fragt der Junge und ruft mich so aus meinen Gedanken, zurück in die Realität. Er wirkt nervös und sehr darauf erpicht, alles richtig zu machen. Er ist viel zu jung, um auf dem Schiff mitzufahren, höchstens 14 oder 15. Als ich nicht sofort antworte, blickt er von seiner Liste auf. Seine Augen sind gerötet von der Seeluft und schwer von Müdigkeit und doch sehe ich da ein schwaches Funkeln. Vorfreude? Hoffnung? Er hofft wohl auch auf einen Neuanfang. Ich muss lächeln. „Milan Read“. Er tritt zur Seite, um mich durchzulassen. Ich zögere.

Wenn ich jetzt das Schiff betrete, gibt es kein zurück. Und wenn dann irgendwie herauskommt, dass ich gar kein Mann, sondern eine verkleidete Frau bin, die sich angemaßt hat, auf der Albatros mitzufahren, … Gott weiß, was dann mit mir geschieht.

Und doch betrete ich das Schiff.

Ich weiß nicht, wieso, vielleicht ist es die Sehnsucht nach dem Abenteuer. Oder dem Meer. Oder schlicht dem, was ich als Frau nie haben könnte. Ich weiß nur, dass ich meine Entscheidung sicher bereuen werde, wenn meine wahre Identität aufgedeckt wird. Aber das, das ist ja erst Morgen.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Carla Trapp (9d)

Wenn Ihr schon hier sitzt, dann hört Euch doch noch diese Story an.
Sie beginnt im Gestern, in der Vergangenheit irgendwann.
Es geht um ein Mädchen, sie war munter und sozial,
hatte Spaß am Leben und hatte echt Potenzial.
Auf jeden Fall was den Sport angeht,
denn das war alles für sie, was zählt.

Doch dann hat das Schicksal ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Echt mies! Es hat sie regelrecht ausgelacht.
Einfach so wurde ihr das Leben... okay zumindest das wofür sie lebt, genommen
und seit diesem Moment hat sie versucht ihrem Leid zu entkommen.
Ihre Träume vom frei und erfolgreich sein, zerplatzten wie Seifenblasen
und zersprangen in klitzekleine Scherben wie die von kaputten Vasen.

Das war ihr alles viel zu viel und sie glaubte sie packt das nicht,
sie war verzweifelt und suchte das Ende vom Tunnel – das mit dem Licht.
Sie konnte es nicht finden, sie wusste nicht weiter
und immer wieder fragte sie sich: „Was ist wenn ich scheiter'?“
Im Gestern zu leben, war echt richtig daneben
und so oft dachte sie daran aufzugeben.

Und ja liebe Leute,
dann stand sie im Heute.
Sie wollte leben, im jetzt und now,
aber ihr Leben meinte nur so: „Mau mau!“
Sie war sich sicher, es spielte nicht mit fairen Karten,
aber ihr blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten.

Mit der Zeit wurde sie ungeduldig und fing an die Nerven zu verlieren.
Sie verstand nicht, warum nur musste ihr all das passieren?
Man versuchte sie aufzubauen, nach vorne blicken hieß es immer.
Trotz all der Versuche wurde vieles noch schlimmer.
Die anderen meinten, das wird schon wieder
und sangen ständig diese morgen-wird-alles-besser-Lieder.

Doch woher wollten sie das denn wissen?
Vielleicht ist Morgen auch nur beschissen.
Ja, das war jetzt nicht die feinste Ausdrucksweise,
aber ich schätze das beschreibt die Situation ansatzweise.
Das weiß ich nicht bloß, weil ich von der Story berichte,
nein, das weiß ich, weil ich das Mädchen bin von der Geschichte.

Und wie gesagt, ich hatte nicht die beste Zeit,
doch mittlerweile habe ich mich vom Schmerz und Leid befreit.
Ich gebe zu, das war alle andere als leicht,
aber hey, ich hab's geschafft, ich hab' das Morgen erreicht.
Und es stimmt, dass das Morgen dich in die richtige Richtung lenkt.
Ja, das Morgen steht auf ein Happy End!

©2018 SchreibKunst-Blog/ Elis Klein Spindola (Q2)

Wann ist das Ende von Heute
Mir wurde gesagt Morgen
Ich frage die Leute
Sie sagen mach dir keine Sorgen

Morgen ist ein Tag
Morgen ist eine Zeit
Morgen ist nicht mehr weit
Morgen ist ein Tag

Morgen ist der nächste Schritt
Morgen ist der nächste Tritt
Alle machen sich Sorgen
Aber genießt heute und nicht Morgen

Morgen ist ein Tag
Morgen ist eine Zeit
Morgen ist nicht mehr weit
Morgen ist ein Tag

Was passiert wohl morgen auf dieser Welt
Hast du ein wenig Geld?
Du bekommst es morgen zurück
Bist du verrückt!

©2018 SchreibKunst-Blog/ Joel Maasho (9b)

„Kind, denk an deine Zukunft“, „Denk an Morgen!“, das bekommen wir in unserem Alter oft zuhören. Wir sollen gute Noten schreiben um einen guten Beruf zu bekommen, wenn wir erwachsen sind. Wir sollen achtsam mit unserem Geld umgehen, damit wir später nicht verschwenderisch sind. Auch sollen wir natürlich auf unsere Gesundheit achten, damit wir später nicht ständig krank sind.

Aber jetzt kommt das Problem. „ Wann ist dieses Morgen?“ Wenn wir achtzehn sind? Nach dem Studium? Erst wenn wir einen festen Job haben? Oder doch erst wen wir Rentner sind?

Als Mutter oder Vater würde man wahrscheinlich sagen, dass „Morgen“ ist, wenn man einen festen Job hat. Wir würden, dann wahrscheinlich antworten, dass man dann sowieso keine Zeit mehr hat. Es ist ein bisschen wie mit dem Kinder kriegen in der heutigen Zeit. Bevor man einen festen Job hat ist es zu früh und wenn man arbeitet hat man keine Zeit mehr für ein Kind.

Ich würde sagen es gibt mehr als ein „Morgen“. Einens mit zwanzig und eines als Rentner.

Mit zwanzig macht mal all die Sachen, die man schon als Kind immer machen wollte. Zum Beispiel eine Weltreise oder wenn man schon immer mal Fallschirmspringen wollte, dann macht man das. Ich würde mich wahrscheinlich neu ausprobieren um zu schauen was mir wirklich Spaß macht, in dem ich eine Europareise mache.

Als Rentner macht man dann alle Sachen die man während der Berufszeit machen wollte. Das Problem dabei ist eigentlich, dass die Gefahr sehr hoch ist das man körperlich nicht mehr fit genug ist. Um dieses Problem zu lösen könnte man Leben als wer jeder Tag der letzte. Oder wer immer noch zeitliche Ziele braucht kann ja immer nur bis zu der nächsten Woche denken.

Aber ich glaube dieses „ Morgen“ muss jeder für sich selbst definieren. Man sollte dies aber auch dies nicht zu spät tun den es kann jeden Moment zu spät sein, indem man sich verletzt oder im schlimmsten Fall sogar stirbt.

©2018 SchreibKunst-Blog/ (Liz) Clara Drewelies (8f)

Ist es nicht faszinierend, wie sie immer dasselbe tun, eine Endlosschleife aus aufwachen und schlafen, jedes Mal auf das Neue, wenn Sonne und Sterne abwechselnd über ihren Köpfen auf sie herabblicken?

Sie scheinen wie ferngesteuert, können nichts dagegen tun, sich nicht wehren, können nur diesem Drang folgen, diesem Trieb, der sie dazu auffordert, nach einer kleinen Weile, einem Bruchteil meiner Existenz, ihre Taten zu beenden und kurz darauf wieder aufzunehmen. Manchmal frage ich mich, ob sie es wissen – nicht, dass sie einen größtenteils festgelegten Ablauf in ihrer kurzen Lebensspanne haben, sondern dass sie es niemals werden ändern können.

Ich sehe sie, alle, diese kleinen Wesen, die in ihrer kleinen Welt davon träumen Großes zu vollbringen, größer als je einer vor ihnen und wie sie die bei dem Versuch ihr Leben und ihren Lebensraum zu erforschen beides zerstören, getrieben vom Wahnsinn des Wissensdurstes.

Manchmal, in letzter Zeit jedoch eher selten, weil es mich traurig macht, schaue ich mir eines der Leben von Anfang bis zum Ende genau an und beobachte Taten, Schritte, Emotionen, um mehr über sie zu erfahren. Ich weiß schon lange, sie sind nicht dumm.

In dieser kurzen Zeit, die ein Einzelner in dieser Welt verbringt, in diesem kleinen Leben, erschaffen, entdecken und lernen sie mehr als ich es jemals könnte oder können werde.

Das ist es aber nicht, was mich davon abschreckt, ein Individuum genauer unter die Lupe zu nehmen.

Grundsätzlich macht es mich stolz, in der Lage zu sein, solch intelligentes Dasein, wenn auch von weitem, beobachten zu können, Das, wovor ich Angst habe … Ach, ich weiß selbst nicht, was genau es ist, aber bei dem Gedanke fühle ich mich irgendwie so allein.

Ich habe gesehen, wie er auf die Welt kam. Von so weit weg stach er mir in das Auge, wie er nach mir griff mit seinen kleinen, zarten Fingern, mich anlächelte, so voller Freude und Leben. Auch als er heranwuchs, hörte er nicht auf damit.

Ich wuste nie, wie er von seinen Freunden genannt wurde, ich verstand ihre Sprache nicht, aber das war auch gar nicht nötig.

Wenn es dunkel wurde, dort, wo er wohnte, und ich vorbeischaute, begrüßte er mich auch wie die Abende zuvor mit demselben Lächeln, wie er es auch bei seiner Geburt getan hatte, und erzählte mir von Dingen, die ich zwar wörtlich nicht verstand, aber die Emotionen, die er dabei ausstrahlte, drangen klar und deutlich zu mir durch.

Er klang meistens traurig.

Als er an jenem Abend seine Hand nach mir ausstreckte und flüsterte „Ab Morgen bin ich bei dir. Dann bist du nicht mehr so allein.“- mit so viel Entschlossenheit, Sehnsucht und Verzweiflung, da verstand ich, und nichts in diesem Universum hat mir meine eigene Hilflosigkeit je so deutlich gemacht.

Dann schlief er ein, in dem Glauben, mit mir in dieser weiten, bunten und doch gleichermaßen kahlen Umgebung außerhalb seines Lebensraumes zusammen sein zu können, indem er nicht mehr aufwachte.

Ich vermisse sein Lächeln.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Alena Endlicher (E2)

Es war ein sonniger Tag in meinem Heimatort Homs. Ich kam aus der Schule nach Hause und freute mich darauf, mit meinen Freunden Fußballspielen zu gehen. Wir hatten uns verabredet und so beeilte ich mich, mit meinen Eltern und Geschwistern zu Mittag zu essen. Mit meinen drei Brüdern und zwei Schwestern sind wir eine ziemlich große Familie, auch für syrische Verhältnisse. Ich bin der jüngste Sohn, meine beiden Schwestern sind aber noch jünger als ich. Beim Essen unterhielten wir uns über das morgige Hochzeitsfest meines ältesten Bruders. Wir planten die Feier und überlegten, wie der Ablauf sein würde. Nach dem Essen schnappte ich meinen Ball und machte mich auf den Weg zum nahe gelegenen Bolzplatz. Plötzlich wurde ich wach. Das konnte nicht echt sein, das war mir klar, es war nur ein Traum. Langsam sortierte ich meine Gedanken und überlegte, wo ich mich befand und was gerade passiert war. Ich war in Deutschland und nicht zu Hause in Syrien. Ich musste eingeschlafen sein.

Seit dem Hochzeitsfest meines Bruders vor vielen Jahren hat sich in meiner Heimat Homs viel verändert. Syrien ist im Krieg, Homs war zum Zeitpunkt meiner Flucht zerstört und wir hatten täglich Angst um unser Leben. An das Morgen dachte keiner. Das Schwierigste an der Flucht aus Syrien war der Abschied von meiner Familie. Aber ich weiß, dass sie nur das Beste für mich wollten. Mit einer Gruppe anderer Flüchtlinge bin ich dann über eine unwegsame und tagelang dauernde Route nach Deutschland gelangt. Das ist jetzt ungefähr ein Jahr her. Die erste Flüchtlingsunterkunft war überfüllt, mein Zimmer war klein und nichts erinnerte mich an unser Haus in Syrien.Alles war fremd und mir völlig unbekannt. Dennoch war ich aber nach all den Wochen der Flucht glücklich, ein Dach über dem Kopf zu haben.

Im Laufe der Flucht habe ich gemerkt, wie sich meine Wünsche und Hoffnungen verändert haben. In Syrien war mein sehnlichster Wunsch, dass der Krieg aufhört. Zu Beginn der Flucht hatte ich noch die Hoffnung, dass meine Eltern und Geschwister nachkommen. Später sah ich ein, dass das unmöglich ist. Ich bangte täglich darum, dass ich überlebe und nach Deutschland in Sicherheit komme. Schließlich blieb mir nur noch die Hoffnung, dass Morgen alles besser werden würde.

Es war kalt in Deutschland, nass und regnerisch, wie es wohl für einen Dezembertag üblich ist. Trotzdem war heute ein sehr schöner und wichtiger Tag für mich. Endlich konnte ich in den lang ersehnten Deutschkurs gehen. Eigentlich hat es ganz gut geklappt. Aber es war ja auch erst der erste Tag. Ich bin gespannt, wie es weitergeht, mache mir aber auch Sorgen, dass ich es nicht schaffe. Jedenfalls muss ich irgendwie Deutsch lernen. Andernfalls werde ich nie hier arbeiten und mich zurechtfinden können. Wären meine Eltern und Geschwister hier, wäre das sicher einfacher. Aber sie sind nicht hier. Ich bin getrennt von ihnen. Seit einem Jahr schon. Jeden Tag frage ich mich, wie es ihnen geht. Und ich wünsche mir, sie bald wiederzusehen. Aber so einfach wird das nicht. Denn ich bin in Deutschland – und sie in Syrien und noch immer ist dort Krieg.

Mit der Flucht habe ich praktisch alles verloren: meine Familie, meine Freunde und mein zu Hause, alles ist weg. Heute habe ich immerhin eine gute Unterkunft und bin sicher vor dem Krieg. Für die Zukunft habe ich noch viele Wünsche und Ziele. Mein größtes Ziel ist es, später hier arbeiten zu können und eine Wohnung zu besitzen. Außerdem möchte ich das Autofahren lernen. Meine größte Hoffnung ist es aber, meine Familie wiederzusehen. Ich hoffe, es geht ihnen gut. Wie gerne wäre ich jetzt in meinem Traum und wir könnten morgen das Hochzeitsfest meines Bruders feiern.

Aber jetzt muss ich es erst einmal hier schaffen. Morgen gehe ich wieder in den Deutschkurs.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Yann Hendrickx (8f)

Sonntag, der 11.08.2018

Liebes Tagebuch,
ich liege gerade auf meinem neuen Bett in meinem neuen Zimmer in unserem neuen Haus in meiner neuen Stadt und denke über den ersten Tag in meiner neuen Schule nach, der schon morgen stattfinden wird. Sehr viele Neuheiten, oder?

So muss sich Harry Potter gefühlt haben, als er überraschend nach Hogwarts kam, einer ganz anderen Welt.

Ich weiß noch genau, wie unsere Mutter mit uns auf der Couch saß, wir GNTM schauten und sie uns sagte, dass wir umziehen werden. Natürlich waren wir total geschockt und haben total verpasst, wie Klaudia mit K rausgeflogen ist.

Na ja, auf jeden Fall sitze ich jetzt hier und betrachte stolz mein Outfit für morgen. Nachdem ich stundenlang alle Kleidungsstücke, die ich jemals besessen habe, anprobierte, kam zum Glück Mia und half mir bei meiner Suche.

Mia ist meine 13 Minuten ältere Zwillingsschwester, weshalb sie sich manchmal total erwachsen aufführt, aber man kann auch viel Spaß mit ihr haben. Genau wie ich hat sie blasse Haut, lange, dunkelbraune Haare und grüne Augen, um die uns ziemlich viele beneiden.

Im Gegensatz zu mir ist sie sportlich, weshalb sie auf so eine besondere Sportschule gehen wird, das GBS, und ich auf die Lichtenbergschule in Darmstadt.

OMG ich bin soooo aufgeregt!!! Morgen ist ein Neubeginn in meinem Leben. Der erste Eindruck zählt, das hat unsere Grundschullehrerin Frau Müller immer gesagt. Irgendwas von dem ganzen Geschwafel bleibt anscheinend hängen.

Montag, der 12.08.2018

Liebes Tagebuch,
gerade sitze ich im Atrium der Schule und genieße die letzten warmen Tage. Ich muss dir so viel erzählen, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Ich hatte mir fest vorgenommen um 6 Uhr aufzustehen, aber ich war so müde…

Naja, dann wurde es doch halb sieben und ich hatte total den Stress, da ich mir auch noch eine Frisur von meiner Mutter machen lassen wollte. Nach einem olympiareifen Sprint zur Bushaltestelle, habe ich den Bus gerade noch so erwischt. Stell dir vor, statt 15 Minuten dauert die Fahrt jetzt fast eine Dreiviertelstunde?! Vor dem Unterricht musste ich noch zu dem Direktor, Herr Hiemenz, um mich anzumelden. Da ich schneller fertig war als erwartet, habe ich schon einmal meinen Klassenraum mit der Nummer 315 aufgesucht, mich an einen Fensterplatz gesetzt und ein Buch gelesen. Für mich ist es unvorstellbar, dass ich mich jemals in dieser Schule zurechtfinden werde. Dann kamen nach und nach meine neuen Mitschüler herein, begrüßten sich nach den langen Ferien enthusiastisch und beäugten mich mit neugierigen und befremdlichen Blicken, aber keiner kam zu mir. Irgendwie machte mich das traurig, weil ich daran denken musste, wie meine Freundinnen mich begrüßt und mir von spannenden Ferien erzählt hätten, aber jetzt sitze ich hier ganz alleine.

Drei Minuten und siebenundzwanzig Sekunden nach Unterrichtsbeginn betrat die Klassenlehrerin der 8d den Klassenraum. Sie heißt Frau Perthes, ist echt nett und lustig, da sie einen interessanten sowie auffallenden Kleidungsstil besitzt und gelegentlich Tänze im Unterricht aufführt. Ich hab viel gelacht, aber es war trotzdem ein komisches Gefühl die „Neue“ zu sein und nach einer Stunde hat sich mein Kopf angefühlt, als würde er vor lauter Matheformeln gleich explodieren.

In der dritten und vierten Stunde hatten wir Englisch und wir ich konnte bei Conditional III glänzen, da wir das schon auf unserer alten Schule hatten. Irgendwie vermisse ich mein altes Zuhause, die alte Klasse, das alles.

Mittwoch, der 15.01.2019

Liebes Tagebuch,
Hallo mal wieder. Ja, ich weiß ich habe sehr lange nicht geschrieben, aber das lag einfach daran, dass so viel passiert ist und ich dich in dem ganzen Stress total vergessen habe. Wir hatten Probleme mit unserer Wohnung, da dieser idiotische Vermieter nichts von den undichten Rohren gesagt hat. Außerdem ist unsere Schule auf unerklärliche Weise verschwunden! Vom einen auf den anderen Tag war sie weg. Und der Schulleiter gleich mit. Die ganzen anderen Lehrer bedauerlicherweise nicht. Das hat ein rieeeeesieges Aufsehen erregt und wir kamen sogar in die Zeitung! Ich war vorher noch nie in der Zeitung. Oh nein! Passt zwar gerade nicht, aber mein Ohrstecker ist auf Mias flauschige Decke gefallen und verschwunden. Eigentlich wie unsere Schule. Passt also doch irgendwie. Haha!

Ich hab dir hier den Zeitungsartikel mal abgeheftet.

Vielleicht Morgen - Zeitungsartikel - Seite 1
Vielleicht Morgen - Zeitungsartikel - Seite 2

Donnerstag, der 14.2019

Liebes Tagebuch,
neuerdings werden wir in Containern auf unserem alten Schulgelände unterrichtet. Unser neuer Schuldirektor, Thomas Schmidt, ist echt cool und behält trotz allem die Ruhe, obwohl viele Schüler die Schule gewechselt und gefühlt die Hälfte der Lehrer gekündigt hat. Allerdings haben sie uns zum Abschied zur Beruhigung ihres Gewissen viele von diesen hässlichen Wackelkopf-Stiften geschenkt. Da wir jetzt zwei Wochen unerwartete Ferien hatten, übertreiben die Lehrer jetzt total mit den Hausaufgaben und Arbeiten. Ich glaube, die sind alle übergeschnappt!!!

Auf jeden Fall schreiben wir morgen einen Franz-Test und einen Vokabeltest in Englisch beim guten alten Steiner. Merke: Pollution = Luftverschmutzung!!!

Donnerstag, der 02.07.2019

Liebes Tagebuch,
morgen ist mein letzter Schultag und es kommt mir so vor als ob ich erst gestern diese Schule zum ersten Mal betreten hätte, die übrigens wieder aufgetaucht ist. Morgen werde ich sie sozusagen zum zweiten ersten Mal wieder besuchen. Der zurückgekehrte Schulleiter, der übrigens zum Zeitraum der unerklärlichen Abwesenheit der Schule unter Gedächtnisverlust leidet, hat gestern eine wunderschöne, einstündige!!! Rede über die Tatsache, wie ungewiss das Morgen doch ist, gehalten.

Dabei ist mir eins klargeworden: Wer weiß schon was oder übermorgen geschieht? Vielleicht ist die Schule morgen wieder verschwunden. Wer kann das schon sagen? An meinem ersten Schultag war ich sehr aufgeregt, weil ich noch keine Ahnung davon hatte, was kommen wird. Das weiß man aber nie. Aber wozu aufgeregt sein? Man weiß doch sowieso niemals, was passiert und ich finde, dass man das Leben leben und genießen sollte, so, wie es kommt und nicht über morgen nachdenken muss. Aber diese Gedanken verwirren langsam also ich höre jetzt besser mal auf.

©2018 SchreibKunst-Blog/ Sophie Schönrock & Lea Wallrabenstein (8d)

Morgen.
Wie oft hat man es schon gesagt,
das Wort nicht hinterfragt?

Bis Morgen.
Ein Zeitpunkt, ein Treffen, ein Termin.
Wir sehen uns morgen.

Morgen,
wenn ein neuer Tag anbricht,
der Himmel in bunten Farben verspricht,
dass dieser Tag gut wird.
Dass „Morgen“ die Zukunft ist,
das Kommende.

Morgen.
Der Anbruch einer neuen Zeit,
die von Sorgen befreit oder
die einen unter Sorgen begräbt.

Morgen.
Die Vorstellung kann einem die Kehle zudrücken,
unerträglich sein, allgegenwärtig.
Oder das Ende des Tunnels schmücken.

Morgen.
Ein Lichtblick, oder die Tür, die vor einem zuschlägt?
Und ist unser „Heute“ nicht ein Blick durchs Schlüsselloch ebendieser Tür?
Ein Blick ins Morgen?
Ein Blick voll Hoffnung oder verschleiert von Sorgen?

Morgen.
Anfang oder Ende?

©2018 SchreibKunst-Blog/ Amelie Bellartz (8a)

Mia betritt schüchtern den Klassenraum. Sie setzt sich auf den einzig freien Stuhl, ganz vorne, direkt vor der Lehrerin. Hinter sich hört sie leises Geflüster, hier und dort ein leises „Streberin“.

Die Lehrerin teilt Arbeitsblätter aus. Kennlernbögen - gleich stürzt sich eine Horde von Mädchen auf sie, und sie stellen Ihr all die Fragen auf dem Arbeitsbogen. Doch die Antwort interessiert niemand - sie selbst kommt nicht zu Wort. Am Ende ist sie die einzige die nichts auf ihrem Blatt stehen hat.

So hat sie sich ihren ersten Schultag nicht vorgestellt.

Wehmütig erinnert sie sich an Zuhause. An ihre beste Freundin, und wie sie zusammen geweint hatten, als ihre Eltern entschlossen hatten nach Deutschland zu gehen - zurück in das Heimatland ihrer Mutter. Ein Land, in dem Mia selbst vor langer Zeit und auch nur ein Jahr gelebt hat, ein fremdes Land. Damals waren sie hiergeblieben, weil ihre Mutter krank wurde, und sie nicht zurückkonnten. Dieses Mal sind sie gekommen, um Arbeit zu finden. Wie sich die Kinder dabei fühlen, war vollkommen egal.

Traurig geht Mia in die Pause. Ein paar Jungs aus ihrer Klasse kommt auf sie zu, und als sie schüchtern „Guten Tag“ sagt, rufen die Jungen: „Guten Tag! Sie hat Guten Tag gesagt!“ „Morsche heißt das, vielleicht auch Moin!“. „Guten Tag! Die redet ja wie Astrid Lindgren!“ „Hey, Mädchen, kannste etwa kein Deutsch?“ „Ohh, jetzt ist sie beleidigt“ die Jungs gehen lachend weiter.

„Sind mir doch egal“, murmelt Mia leise, „und was haben sie gesagt? Morsche? Ernsthaft?“ ärgerlich geht sie weiter. Bald merkt sie, dass sie ganz allein auf dem Schulhof ist.

Mia wundert sich, wo alle Kinder sind ...weiterlesen "Morsche, Moin, Hä?"