Wir waren befreundete Fremde, noch kannten wir uns kaum
Wir saßen da, doch trauten uns nicht die Stille zu brechen
Schwiegen anstatt einander Geschichten zu erzählen
Als Mutter Natur merkte, dass wir Angst hatten
Angst unsere selbst erdachten Wahrheiten zu verschenken
Ließ sie uns teilhaben an ihren eigenen Liedern
Zauberte aus Schweigen wundervolle Melodien
Wir lauschten dem Wind, der die Blätter durchs Land trug
Hörten das Rauschen, als er die Gräser sanft streichelte
Wir wollten mit ihm fliegen, wie er ins Tal sauste
Wollten uns mit den Bäumen in seiner Umarmung wiegen
Wir hörten das fröhliche Plappern der Vögel
Das Zwitschern und Pfeifen, als sie ein Lied anstimmten
Wir nahmen das entfernte Bellen der Hunde wahr
Die ein Solo in einer der Arien erhielten
Weit entfernt klang auch der Menschenlärm
Eine Kreissäge kreischte auf einem Bauernhof
Eine Gruppe Wanderer ging schwatzend vorüber
Ein Traktor quälte sich langsam den Hügel hinauf
Es war ein Moment voller Melodien in der Stille
Von ihm ermutigt, stimmte ich ein Lied an
Das erzählte von den einzelnen Geräuschen um uns herum
Die zu einem Gesamtwerk, einer Oper verschmolzen
Nun lauschtest du meiner eigenen Stimme
Sahst mich an und erzeugtest einen Schauer
Der sich langsam meinen Rücken hinunter
Den langen, beschwerlichen Weg in mein Herz stahl
Wir haben gemeinsam geschwiegen
Wir haben einander Geschichten erzählt
Wir haben zusammen unser Lachen geübt
Und haben diesen traumhaften Ort zusammen verlassen
Wir sind nun keine Fremden mehr, keine fremden Freunde
Wir haben diesen einen Platz entdeckt
An dem wir unser Ich zeigen konnten
An dem wir uns lautlos unsere Wahrheiten offenbarten
©SchreibKunst-Blog/ Nina Dähne (?)